Vielen Dank für die netten Worte von euch. Es freut mich zu lesen, dass dir mein Tagebuch auf deinem Weg hilft. Oft denke ich im Nachhinein, was hast du da eigentlich geschrieben ?
Dann muss ich mich wieder zusammenreißen um wieder etwas zu schreiben, da ich bedingt durch einströmende Emotionen manchmal über Tage den Faden verliere. Dann kommen Gefühle hoch wie Frust, Wut, Scham und ein wirrer Mix aus unterdrückten oder verdrängten Emotionen.
Ich hoffe dein Aufenthalt in der Klinik wird für dich super positiv und hilft dir auf deinem Weg. Bitte halte auch da alle auf dem laufenden, auch ich habe ja bereits mehrfach darüber nachgedacht und ich würde mich freuen an deinen Erfahrungen teilhaben zu können.
Es hilft mir ungemein einfach jeden Tag mehr über die Hintergründe zu erfahren die in meinen jetzigen Zustand geführt haben. Ich lerne jeden Tag ein kleines bisschen mehr, teilweise gehe ich dann aber auch wieder zwei Schritte zurück.
Mir wird immer bewusster, dass die Zeit ein wichtiger Faktor ist und man nicht einfach so von heute auf morgen wieder gesund ist.
Auch zu akzeptieren, dass man krank ist fällt mir immer noch schwer. Daraus resultieren dann regelmäßige Überlassungen, neue Panikattacken oder depressive Episoden. Gerne auch neue somatische Beschwerden die dann kommen und gehen.
Mit meinem Arzt rede ich darüber gar nicht mehr, da er auch immer sehr kurz angebunden ist und mir dabei auch nicht wirklich helfen kann. Bei schlimmen Fällen, wie nach einer starken Panikattacke hatte ich zum Beispiel mal das Gefühl ( VORSICHT TRIGGER) als ob mir mein Herz quasi die Rippen gebrochen hat. Anders kann ich es nicht erklären. In solchen Fällen bietet mein Hausarzt mir dann ein EKG an.
Mehr kann er aus meiner Sicht nicht tun. Dieses lehne ich dann ab, da ich mir bewusst bin, dass alles nur in meinem Kopf passiert bzw. es das Resultat aus dem hohen Pulsschlag ist.
TRIGGER ENDE
Ablenkung ist dann für mich ein wichtiges Instrument.
Dann wiederum muss ich schauen, dass ich mich nicht in der Ablenkung verliere und mich total Verausgabe, dass ist dann wiederum mehr als kontraproduktiv.
Gestern z.B. ist mir genau das wieder passiert.
Ich habe mein Handy in die Abschirmhülle gepackt, da ich keine Anrufe mehr vom Arbeitsamt, meiner Mutter usw. im Moment ertrage ohne das es mich tiefer runter zieht.
Dann ging es mir überraschend gut und ich habe mit meiner Frau einen Kratzbaum für eine Freundin bzw. ihrem Kater zu Weihnachten gebaut.
Da die Werkstatt dann ja schon mal warm ist kann man ja gleich noch dies und das und jenes machen, zwischendurch redet man permanent über geschäftliche Aktivitäten, wie man eigentlich unsere Verdienste über 165,00 Euro beim Arbeitsamt melden muss (echt keine Ahnung ), was man in Zukunft machen kann, ob wir ohne Impfung überhaupt in Zukunft noch arbeiten dürfen, woher wir das Material bekommen und welche Maschine die beste dafür wäre usw. usw. Dann hatten wir noch überlegt ob man nicht irgendwie einen Verein oder ähnliches gründet anstatt immer nur zu meckern und sich das ganze Elend überall weiter anzuschauen. Immer tiefer immer emotionaler.
Bumms überlastet und zuviel.
Ich hat schlau angefangen. Handy weggepackt, Gedanklich frei gemacht und eine leichte Aktivität begonnen. Dann bin ich wieder wie schon soooo oft komplett über das Ziel hinaus geschossen.
Wenigstens kann ich diese Dinge aber heute in den Zusammenhang bringen und wundere mich nicht mehr einfach nur wie das passieren konnte. Irgendwann schaffe ich es .
Es sind wohl die Zukunfsängste, Existenzängste usw. die mich jedes Mal soweit treiben. Im Grunde habe ich doch alle Zeit der Welt, warum versuche ich dann alles an einem Tag zu regeln.
Vermutlich jetzt gerade wieder, da der Druck sich durch den MDK und das Arbeitsamt erhöht hat. Ich habe keine Angst mehr vor dem MDK bzw. MD. Ich habe Angst vor mir. Ich habe Angst dabei quasi zu versagen und als nicht krank angesehen zu werden, als Simulant. Das wiederum könnte mich in so einer Situation dazu bringen, dass ich mich ziemlich unbeliebt mache bei der untersuchenden Person. So oder so eine angespannte Situation die wirklich niemand braucht.
Ich habe das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben, krank geworden zu sein obwohl man es nicht darf. Wie ein Schuldgefühl. Im Kopf gehe ich diese Dinge immer wieder durch. Hausarzt, Psychiater, Psychologe usw.
Alle haben mir gesagt, suchen sie sich eine Klinik oder beginnen sie eine Psychotherapie. Ich habe mich aus verschiedenen persönlichen Gründen für eine Therapie entschieden und es hilft mir auch. Es sind kleine persönliche Erfolge für mich und jemand nimmt sich dann meine Akte und entscheidet, dass der Typ gesund ist.
Man hat es ja irgendwo gelesen, ich tendiere gerade bei solchen Dingen zu wirklichen Kurzschlüssen die für mich in der Situation total logisch erscheinen. In dieser hier hätte ich mir am Liebsten Arbeit stinkt auf die Stirn tätowiert und wäre direkt ins Arbeitsamt gegangen.
Nicht gut.
Ich lasse heute dann wieder alles in Ruhe angehen und akzeptiere mit diesem leichten zittern am ganzen Körper das ich es nun mal langsam angehen muss und es z.Z. keinen anderen Weg gibt.
Und natürlich hast du Recht ClaraFall. Deshalb auch wieder diese Zeilen dazu.
Habt einen entspannten Tag und Danke fürs lesen.
26.11.2020 12:17 •
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