Zitat von Dys: Da würde ich mich tatsächlich fragen, ist das meine Gruppe, der ich mich zugehörig fühlen und als Teil derer sehen möchte?
Diese Frage stelle ich mir jetzt schon ungelogen fast 5 Jahre und hat eine ziemlich lange Antwort.
Meinen Hauptfreundeskreis kenne ich seit dem Kindergarten und wegen meiner psychischen Probleme habe ich sie immer als eine Art Familienersatz betrachtet. Allerdings haben sich unsere Verhältnisse mit dem Schulabschluss komplett verändert. Wir haben uns bis zur Pandemie einfach gar nicht mehr gesehen, ich hatte nur mit zwei Einzelpersonen überhaupt noch irgendwie Kontakt.
Durch Homeoffice Co haben wir dann zumindest wieder angefangen zu schreiben und zu telefonieren, wodurch wir uns auch jetzt danach wieder regelmäßiger sehen, aber die Treffen sind für mich meist unangenehm, weil man richtig stark merkt wie sehr wir uns auseinander gelebt haben.
Entweder haben wir keine Gesprächsthemen, weil jeder eben ein komplett anderes Leben hat, oder sie möchten über die gemeinsame Schulzeit reden, was ich nachvollziehen kann aber als extrem triggernd empfinde, weil ich damals starke Depressionen hatte und gemobbt wurde. Außerdem gibt es ständig peinliches Schweigen oder andere komische Situationen und ich habe wieder Symptome einer Sozialphobie, obwohl ich die total gut behandelt hatte.
Wir sind einfach komplett andere Menschen und das was ich an ihnen früher geliebt habe sehe ich nicht mehr so richtig. Ist auch naheliegend, man selbst ist ja irgendwie das Ergebnis von den 5 Leuten mit denen man am meisten Zeit verbringt und die Menschen, die ich einmal geliebt habe, sind jetzt 90% ihrer Zeit mit anderen Menschen zusammen, mit denen mich gar nichts verbindet. Aber es tut so weh, sie verloren zu haben und ich will so gern den Kontakt beibehalten, weil wir uns ja vielleicht irgendwann wieder so verstehen wie zu Schulzeiten.
Meine Therapeutin sagte dazu, es muss ja kein totaler Kontaktabbruch sein, ich kann den Kontakt einfach soweit reduzieren, dass es für mich noch angenehm ist, aber von sagen wir 10 Treffen fühle ich mich nach 9 dann hinterher depressiv und die beiden Einzelpersonen mit denen ich auch außerhalb der Gruppe noch Kontakt dazu habe sind dann immer beleidigt oder fühlen sich angegriffen, wenn ich mit der großen Gruppe nichts mehr zu tun haben will.
Zitat von Pilsum: Zur Zeit habe ich keinen Partner. Jemand, der zu mir passt ist mir noch nicht über den Weg gelaufen.
Ob Du mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen hast, geht niemanden etwas an.
Danach kommen eben immer Nachfragen. Was ich versucht habe um einen zu finden, auf welchen Datingapps ich bin, ob man mich verkuppeln soll usw. Ich sage dann, ich bin derzeit nicht auf der Suche und dann kommt die ganze Zeit Warum? Jeder will doch einen Partner oder ich muss mir eben was ausdenken warum ich keine Datingapps habe oder so. Das Thema wird einfach nicht in Ruhe gelassen.
Zitat von Pilsum: Wie aber sollen andere Menschen Deine
Meinung teilen, wenn Du Deine Meinung aus Angst gar nicht so richtig aussprichst und verteiidigst?
Das hat sich eher so entwickelt, weil ich gelernt habe, dass ich meine Meinung lieber nicht sagen sollte. Früher war ich sehr offen und ehrlich, aber das hat entweder zu Konflikten geführt oder dass ich einfach nur belächelt und nicht ernst genommen wurde. Gut, das waren auch keine Menschen mit denen ich Zeit verbringen wollte. Aber solche Charaktere kommen mir ständig unter und ich habe immer wieder das Gefühl, mir was ausdenken zu müssen, weil ich sonst gar keine Freunde mehr habe.
Zitat von Pilsum: Ist das wirlich so? oder empfindest Du das nur so.
Kommt etwas auf das Thema an. Aber es gab durchaus Fälle wo ich das Gefühl hatte, meine Meinung zählt weniger weil ich zum Beispiel noch nicht so viel Erfahrung habe in dem Bereich. Das ist gerade bei Beziehungen oft der Fall, dann kommt eben so ein Unsinn von wegen ich kann das Singledasein gar nicht mögen, weil ich das Gegenteil ja nicht kenne.
Zitat von Pilsum: Und dann wirst Du lieber lustlos und depressiv.
Werde ich irgendwie sowieso, egal wie ich mein Leben lebe...
Zitat von Alexandra2: Der erste Schritt kann äußerst schwierig sein, nämlich sich einzugestehen, dass man anderen nicht gefallen muss.
Ich wünschte nur, ich würde überhaupt jemandem gefallen. Aber jeder hat was an mir zu bemängeln.