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Als kranker Mensch kaum Anerkennung in der Gesellschaft

Asche87
Habe in früher Kindheit die Krankheit Epilepsie bekommen und wegen dieser Krankheit habe ich kaum Anerkennung in der Gesellschaft gefunden.

Im erwachsenen Leben spielt diese Krankheit kaum noch (wenn überhaupt) eine Rolle, bin aber von diesen ganzen Lebensjahre so traumatisiert, dass ich nach meiner Ausbildung, in einem Berufsbildungswerk, nie in den Arbeitsmarkt / den Berufsalltag gefunden habe und endgültig auch erwerbsunfähig bin.

Aus eigener Erfahrung hat man es also, als kranker Mensch, doch sehr schwer Anerkennung und Akzeptanz, in der gesunden Gesellschaft, zu finden. Was dann wieder eine große psychische Last sein kann.

Deshalb meine Frage: Wie damit Leben?

Was sind so euere Erfahrungen und wie geht ihr damit um?

03.06.2022 11:25 • x 3 #1


Jedi
@Asche87

Zitat von Asche87:
Aus eigener Erfahrung hat man es also, als kranker Mensch, doch sehr schwer Anerkennung und Akzeptanz, in der gesunden Gesellschaft, zu finden.

Ja, sicher erleben viele Menschen mit einer Erkrankung oder Behinderung, eine geringe Akzeptanz u.
Anerkennung.
Dafür gibt es siche viele Gründe - einmal unsere Leistungsgesellschaft, die un sugeriert, dass ein gutes Leben,
Wohlstand, nur durch vorher erbrachte Leistung zu haben ist.
Aber gibt es auch Menschen, die durch kranke u. behinderte Menschen, selbst Ängste entwickeln, dass es ihnen
möglicherweise auch mal so passieren könnte u. da ist wegschauen u. verdrängen für sie ein probartes Mittel.
Manchen Menschen fehlt auch völlig die Empathie u. Mitgefühl u. möchten am liebsten Krankheit u.
Behinderung, als nicht Anwesend betrachten.
Du wirst sicher wissen, dass man Früher Behinderte einfach irgendwo weggeschlossen hat, aus Scham vor
Nachbarn u. den anderen Leuten. Auch dies kann eine mögliche Ursache dafür sein, dass Kranke u. Behinderte,
wein an Anerkennung u. Akzeptanz erfahren.
Sicher gibt es noch mehr Gründe, die Menschen in sich tragen u. was ich jetzt dazu geschrieben habe,
sind so meine persönlichen Vermutungen !

Sicher ist es aber auch so, dass nicht alle Kranke u. Behinderte solch negativen Erfahrungen machen !
---
Zitat von Asche87:
Deshalb meine Frage: Wie damit Leben?

Ich denke, dass es wichtig für uns selbst sein kann, erstmal unsere Erkrankung selbst Annehmen zu können u.
zu Akzeptieren.
Das wir uns unabhängiger davon machen, wie andere Menschen so darüber denken u. sich dazu verhalten !
Da gibt es hier, in diesem Forum sicher sehr unterschiedliche Erfahrungen, die hier manche Foris in ihrem Leben
machen u. gemacht haben.

-

03.06.2022 13:54 • x 4 #2


A


Hallo Asche87,

Als kranker Mensch kaum Anerkennung in der Gesellschaft

x 3#3


Uerdinger
Hallo @Asche87 , Du hast vollkommen Recht, der kranke Mensch findet in dieser Leistungsgesellschaft keine Anerkennung, Das gilt nicht nur für Behinderte und chronisch. Kranke, sondern auch für normal erkrankte. Diese Feststellung durfte ich diese Woche wieder ausgiebig machen.
Ein Lehrer, an Lebensmittelvergiftung erkrankt, fuhr trotzdem zum Unterricht ( der Schüler wegen), ein krankgeschriebener Nachbar geht zahlreichen Tätigkeiten nach, die nicht unbedingt der Heilung dienen. Und ich war auch ein paar Tage erkrankt und das wurde ignoriert, indem ich gezwungen wurde, noch was, was unbedingt noch erledigt werden musste, zu tuen.......
Depressionen werden in meiner mir bewussten Umgebung nicht anerkannt.
Burnout schon eher, bei den mir bekannten gestressten Lehrern!
Aber wie vorbeugen, wie damit umgehen? Ich weiss es auch nicht.......

03.06.2022 14:38 • x 2 #3


Ziva
Hallo ihr alle,

ich würde das Ganze fast noch weiter ausbauen wollen, denn man muss nicht krank sein, um in der Gesellschaft nicht akzeptiert zu werden. Es reicht schon aus, wenn man z.B. anders ausschaut. Etwas hat, was andere nicht haben. Oder wenn einem etwas fehlt, was andere haben.

Ich laufe seit ich denken kann mit einem Muttermal am Hals durch die Welt. Groß und wirklich sichtbar wurde es erst, als ich ca. 10 Jahre alt war. Somit lebe ich damit nun seit 30 Jahren. Mal ganz abgesehen davon, dass ich es hab mir nie wegmachen lassen (früher ging das nie, weil es nach innen zu verstrickt ist) habe ich damit so einiges erlebt. Und leider viel mehr unschönes, als alles andere.

Die Gesellschaft hat mir gezeigt und immer wieder aufs Neue eingetrichtert, dass ich anders bin. Die Menschen haben mich das spüren lassen. Sie haben mich abgelehnt, verachtet, fanden mich eklig, haben mich ausgelacht, haben über mich getuschelt... Jahrelang bin ich nur mit einem Halstuch oder mit einem Schal vor die Tür gegangen. Ich habe nie Halsketten getragen. Nie einen Pulli oder ein T-Shirt mit einem weiteren Ausschnitt angezogen.

Als ich Fotos für Bewerbungen brauchte, hatte der Fotograf meinen Kopf für das Foto so gerichtet, dass der Fleck von meinem Kinn verdeckt wurde. Seiner Aussage nach, sei das etwas, was man auf den ersten Blick lieber nicht sehen sollte.

Erst seit 6 Jahren etwa traue ich mich, ohne Schal durchs Leben zu gehen. Klar, ich hab auch schlechte Phasen, wo das eben nicht geht. Es gibt auch heutzutage noch Menschen, die mich angewidert anstarren und mir damit all meinen Mut rauben.

Ich glaube - ob Krankheit oder anderes Aussehen - damit in der Gesellschaft umgehen und überleben können wir nur, wenn wir selbst dahinterstehen und gut auf uns aufpassen.

03.06.2022 15:00 • x 4 #4


Asche87
Hallo liebe @Ziva,
erstmal mein Beileid an dich!

Kann dich sehr gut verstehen.
Ich war auch, z. B. in der Schule, nicht nur wegen der Epilepsie eine Außenseiterin sondern auch weil ich keine Marken-Klamotten anhatte (finanziell unmöglich gewesen) bzw. nicht geschminkt war.

Vom Aussehen und dem gesundheitlichen Zustand wird, zu unrecht, zu viel Abhängig gemacht.
Jeder Mensch hat Talente und ist was wert. Zum Beispiel wenn man in Behindertenwerkstätte schaut was selbst diese Menschen noch drauf haben.

Würden wir uns alle gegenseitig mehr wertschätzen und respektvoller miteinander umgehen könnte das Leben, für uns alle, angenehmer sein.

Jedenfalls wünsche ich dir alles erdenklich Gute!

03.06.2022 15:35 • x 2 #5


Ziva
Zitat von Asche87:
eine Außenseiterin sondern auch weil ich keine Marken-Klamotten anhatte (finanziell unmöglich gewesen) bzw. nicht geschminkt war.


Zitat von Asche87:
Jeder Mensch hat Talente und ist was wert.


Zitat von Asche87:
Würden wir uns alle gegenseitig mehr wertschätzen und respektvoller miteinander umgehen könnte das Leben, für uns alle, angenehmer sein.


Liebe Asche, ich danke dir, aber Beileid oder Mitleid wollte ich damit nicht hervorrufen. Das brauche ich auch gar nicht. Ich kann damit nun recht gut umgehen. Und auch wenn ich durch den Fleck nicht die Hübscheste bin, so habe ich Werte und ich bin oke so wie ich bin. Meistens jedenfalls.

Mit allem anderen gebe ich dir Recht.
Es ist schon traurig, dass es immer irgendwo einen Spalt zwischen den Menschen geben muss.

Ich wünsche dir auch alles Gute.

03.06.2022 15:45 • x 4 #6

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