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Angst, nicht wieder in die Spur zu kommen

F
Hallo TomdeLong, sorry für die späte Antwort. Im Augenblick kann ich mich kaum aufraffen, nach der Arbeit noch etwas zu tun. Mir fehlte die letzten Tage die Energie zum schreiben. Bei mir ist das ähnlich wie bei dir. Einerseits verlässt man sich bei allem was Wissens und Lösungen betrifft auf mich, aber wenn es um Beförderungen geht, werden unsere schwafelnden Freunde und Familie Kandidaten auf Gedeih und Verderb hochgezogen, egal wie groß das Vakuum in ihrem Kopf auch ist. Aber noch braucht man mich und das bringt mich zumindest gegenüber den Menschen die ich aktuell koordiniere, in eine Gute Position.

Das ewige Diskutieren macht mich trotzdem krank. Ich bin oft der Buhmann, weil ich mir kein A für ein U vormachen lasse. Dafür haben sie mich einfach zu lange drangsaliert und auch wenn böser Wolf nicht unbedingt der Spitzname ist, den ich haben möchte, ist mir das lieber als wenn jemand denkt, mich nicht ernst nehmen zu müssen. Das unser Arbeitsklima darunter leidet, versteht sich von selbst.
Zitat:
Leider bin ich nicht der Schlagfertigste, sondern erstmal emotional überladen...
Erst ne Weile später funktioniert mein Verstand wieder...

Manchmal, wenn jemand mich zu sehr reizt, werde ich fies. Das passt eigentlich überhaupt nicht zu mir. Früher mochte ich meine Kollegen. Ein gutes Verhältnis war mir immer wichtig, doch in dieser Abteilung gibt es mittlerweile kein normales Verhalten mehr. Jeder sieht nur noch auf sich. Schuld... um Himmels Willen... Fehler kann man doch nicht zugeben. Auf jemanden schieben immer. Nur zugeben, auf keinen Fall. Da komm´ dann ich ins Spiele und mache zur Not auch Fingerpointing, weil mir dieses um den heißen Brei reden auf den Keks geht. Bloß nichts direkt ansprechen, hat noch nie etwas gebracht.

Ich weiß noch nicht genau was wird. Die in Aussicht gestellte Stelle muss erst noch ausgeschrieben werden und auch dann muss ich mich immer noch als Bewerber durchsetzen. Also kämpfe ich mich erst einmal weiter durch, versuche aber keinen mehr an mich heran zu lassen, weil Kollegen einen sowieso nur enttäuschen.

13.03.2023 19:56 • #31


TomdeLone
Hallo @Feindbild
Ich weiß nicht, warum hier in meinem Avatar 'Wissender' steht, bin erst seit kurzem dabei.
Ich weiß auch nicht, was ich dir raten kann, denn ich war in meinem Berufsleben meist als Berater oder Spezialist bes. in der IT unterwegs und nicht als Vorgesetzter oder Chef.
Allerdings sich rechtzeitig einen anderen Job zu suchen, so wie du es vorhast, halte ich für sehr vernünftig...
, denn so wie es für mich aussieht, greift dich dein jetziger Job zu sehr an und wird wohl schlimmer werden...?
In Torschlusspanik würde ich aber auch nicht verfallen, sondern den neuen Job mit Geschick und Bedacht auswählen, damit man nicht vom Regen in die Traufe gerät.

Ich hoffe, es gelingt dir und drücke die Daumen.

LG

13.03.2023 20:46 • x 1 #32


A


Hallo Feindbild,

Angst, nicht wieder in die Spur zu kommen

x 3#3


TomdeLone
Achso, was Positives von mir noch, meine vorrangigen schlimmen Schmerzen lassen schon den 2. Tag ohne IBU und ALK langsam nach, sodass ich mich wieder mehr um mein Wohlergehen kümmern kann und den Kopf freier bekomme.
Habe mir gutes Essen heute gemacht und das Nötigste in der der Wohnung getan und vor allem vversuche ich neue Kraft zu tanken für den nächsten große Schritt.
Unter Schmerzen war das für mich nicht möglich.

Ich hoffe, konnte trotzdem irgendwie helfen...

13.03.2023 21:15 • x 1 #33


F
Zitat von TomdeLong:
Hallo @Feindbild Ich weiß nicht, warum hier in meinem Avatar 'Wissender' steht, bin erst seit kurzem dabei. Ich weiß auch nicht, was ich dir raten kann, denn ich war in meinem Berufsleben meist als Berater oder Spezialist bes. in der IT unterwegs und nicht als Vorgesetzter oder Chef. Allerdings sich rechtzeitig ...

Kein Wunder, dass wir ähnliche Erlebnisse haben. Wir kommen aus der selben Branche. Ich arbeite viel mit Freelancern, die im Gegensatz zu den internen Entwicklern aufgrund der zwangsläufigen Abrufthematik meist einfacher zu händeln sind. Paradox, denn in der Regel sind sie fachlich besser. Mein Sargnagel sind aber eher unfaire Quoten Themen wie beispielsweise Frauen in Führung, für die man der Quote zuliebe untragbare Mädchen befördert, die dann noch denken sie könnten dich einerseits ausnutzen und dich gleichzeitig für dumm verkaufen.

In den letzten Jahrzehnten habe ich mich beruflich oft neu erfunden. Nach 3 Abschüssen wollte ich meine Laufbahn langsam aber sicher endschleunigen. Ich werde bald 50 und da hatten wir ganz andere Ziele was unsere freie Zeit angeht. Jetzt werde ich wohl wieder etwas Neues lernen und wieder ist es eine Steigerung, was von Jahr zu Jahr schwerer wird. Ich trenne mich mit einem weinenden Auge, weil ich die Abteilung in den letzten 6 Jahren sehr stark geprägt und mit strukturiert habe. Klar kann ich bleiben, nur dann schmeiße ich eine sehr gute Chance weg und das möchte ich nach alldem, was für mich schon in die Wege geleitet ist, nicht tun.

Als ich den Thread damals begann, ging es mir richtig schlecht. Ich war überreizt und kämpfte mit fiesen Angriffen, die letzten Endes in der Versetzung meiner damaligen Chefin mündeten. Dass ich im Gegensatz zu ihr noch da bin, sagt schon einiges über meinen Stellenwert in der Abteilung aus. Inzwischen bin ich stabiler; lange nicht in meiner Bestform, aber ich fühle mich mit nun einem Jahr Abstand zu ihr wesentlich besser. Der Hass ist geblieben, nur merkt man das nicht mehr. Wir unterhalten uns sogar manchmal, was von ihr ausgeht. Schon komisch... der, der ihr beruflich am Meisten geschadet hat, ist der einzige, mit dem sie immer wieder sprechen möchte. Irgendwie tut sie mir leid. Das hätte ich vor einem Jahr noch nicht gesagt...

Ich danke dir für deine Antworten. Es hilft immer, wenn jemand zuhört und eine Meinung hat. Ich brauche oft auch einen anderen Blickwinkel, wenn ich mich in etwas verrenne.

14.03.2023 20:07 • x 1 #34


TomdeLone
Ich wollte damals mit 50 in der IT nochmal richtig Durchstarten.
Hatte trotz frischer Abschlüsse nicht mehr geklappt...
Nehme an, wegen Alter und Lücken im Lebenslauf (lange krank).

Damals fing es auch verschärft an, dass meine Eltern ( 2011, 2017 verstorben) ihren Alltag nicht mehr bewältigen konnten und pflegebedürftig wurden...

Wenn ich heute über die ganzen Burnouts und anderen Krankheiten in der IT erfahre, bin ich andererseits auch ganz froh drum.

Mit den finanziellen Konsequenzen muss ich halt leben...

15.03.2023 10:50 • #35


F
Zitat von TomdeLong:
Ich wollte damals mit 50 in der IT nochmal richtig Durchstarten. Hatte trotz frischer Abschlüsse nicht mehr geklappt... Nehme an, wegen Alter und Lücken im Lebenslauf (lange krank). Damals fing es auch verschärft an, dass meine Eltern ( 2011, 2017 verstorben) ihren Alltag nicht mehr bewältigen konnten und ...

Ich würde mich nicht noch einmal für eine IT Laufbahn entscheiden. Unser Personalrat hat das einmal sehr treffend Formuliert in dem er ganz offiziell auf der Bühne sagte: Im Systemhaus gibt es kein Niveau. Das war zwar hart, sprach aber sehr vielen aus dem Herzen. Wer Lust hat jeden Tag Kleinkriege um Befugnisse, Ressourcen und PT´s zu führen, findet IT Jobs sicher toll. Ich möchte inzwischen aber etwas anderes. Schon irgendwie komisch. Wie ich noch als Techniker für weit weniger Geld Schicht gearbeitet habe, war ich viel glücklicher als jetzt.

15.03.2023 17:52 • #36


TomdeLone
Ich glaube nicht, dass es in anderen Jobs soviel anders ist. Jeder kämpft unterschwellig um seine Existenz, gerade in heutigen Zeiten...
Die einen strampeln, und andere machen es mit unfairen Mitteln, so meine Erfahrungen auch in anderen Branchen.
Wenn's um den Lebensunterhalt geht es halt zu, wie in der Wildnis!
Scheixx auf gute Erziehung und Moral, es geht ums Geld!

Dieses Gebaren hat damals zusätzlich meine Depressionen und Ängste massiv verschlimmert, weil ich gar nicht so ein Raubtier bin, sondern eher der Feingeist, Künstlertyp.
Daher habe ich immer versucht, als Spezialist und Berater, Consultant (u.a. Solaris-SUNRay, Citrix Thin Client Netzwerke) alleine zu arbeiten, um möglichst wenig Kontakt mit Kollegen zu haben. Diese Qualifikation habe ich dann auch gezielt ausgebaut, damit mir niemand dazwischen funkt..
Aber, das ist nur meine Sicht auf die Dinge und soll nicht allgemeingültig missverstanden werden.
Es gibt viel resilientere Menschen als ich und bemerken das vielleicht nicht einmal, oder es macht ihnen nichts aus?

Wie auch immer, ich bin seit einigen Jahren sowas, wie ein Frührentner und bin zumindest diese Crux für mich los...

16.03.2023 01:27 • x 1 #37


TomdeLone
P.S.: Mit Kunden und auch Vorgesetzten kam ich aber überwiegend gut zurecht, und die mit mir!

16.03.2023 01:42 • #38


F
Zitat von TomdeLong:
Ich glaube nicht, dass es in anderen Jobs soviel anders ist. Jeder kämpft unterschwellig um seine Existenz, gerade in heutigen Zeiten... Die einen strampeln, und andere machen es mit unfairen Mitteln, so meine Erfahrungen auch in anderen Branchen. Wenn's um den Lebensunterhalt geht es halt zu, wie in der Wildnis! ...

Wir alle mussten uns auf unsere Positionen kämpfen. Davon nehme ich mich auch nicht aus und ja, mich mögen bestimmt auch nicht alle, weil jede wahrgenommene Chance auch Missgunst bei anderen hervorruft, die sich nicht durchsetzen konnten. Meine jetzige Abteilung war früher toll. Ein wertschätzendes miteinander, in dem man selbst große Probleme professionell löste, war normal. Ich sage immer: Niveau ist keine Creme. Egal in welcher Gehaltsgruppe du bist, der Umgang miteinander muss passen. Deshalb bin ich so lange geblieben. Immerhin 6 Jahre, nur passt der Umgang leider nicht mehr.

Die schöne neue Arbeitswelt mit sinnfreien Agilitätsvorgaben, absurden Besetzungsverfahren und nicht zu vergessen völlig unbedarften Menschen, die für Führungsaufgaben Freunde und Familie einstellen, sorgen regelmäßig nicht nur bei mir für Frust. Die neue Struktur bei uns beruht auf Seilschaften - so nannten das unsere ostdeutschen Kollegen früher. Da wird einer der Gruppe Führungskraft und holt seine Leute nach. Ein kleines Beispiel aus meiner jetzigen Abteilung. Wir haben einen Kollegen als obersten Chef bekommen, der gleich mal einen neuen Bereichsleiter eingestellt hat. Beide sind vor der Grenzöffnung im Osten in dem selben Ort aufgewachsen. Die kannten eine Kollegin ohne IT-Bezug, die, wie sollte es auch anders sein, ebenfalls aus diesem Ort kommt. Das kling wie ein komischer Zufall. Bedenkt man jedoch, dass die Frau ohne IT-Bezug dann plötzlich eine IT-Ingenieurstelle in unserer Abteilung bekam, ist das schon extrem. Sie kannte nun wieder einen Kollegen aus ihrer Heimat, den sie trotz der Aussage es gäbe keine 100 Prozent Homeoffice stellen, zu uns auf ihrer Stellenhöhe ohne Anwesenheitspflicht rein brachte. Das sind nur Auszüge aus meiner Abteilung, in der zusätzlich noch die Behinderten- und Frauenquote wichtiger ist, als Qualifikation, weil man die bei anderen ja einfach abfragen kann. Ist aber im ganzen Systemhaus so...

Manchmal denke ich mir wie schade es ist, was diese permanenten Umstrukturierungen anrichten. Wir werden jetzt bereits 3 Jahre neu strukturiert - immer wenn ein neuer Chef kommt. Ob Systemhaus oder im Geschäftsbereich - wir müssen immer etwas einführen, das in dessen Lebenslauf gut aussieht. Unser neuer Leitsatz ist (kein Scherz) Chaos Engineering - also alles bewährte einreißen und mit Menschen ohne Fachbezug wieder aufbauen; hoffend, es wäre danach besser, um nach viel Geld und PT festzustellen, dass der alte Prozess sinniger war. Trotz dieser Einsicht darf oft nicht zurückgegangen werden, weil sonst eine schon auf dem Papier unsinnige Vorgabe nicht eingehalten wird, was man dann wieder erklären müsste.

Aber gut, so spielt einem das Leben eben immer wieder seltsame Scherze, auf die ich eines Tages vielleicht lächelnd zurücksehe. Heute aber ärgert es mich einfach nur.

18.03.2023 10:55 • #39


TomdeLone
Wie kann so eine Firma dauerhaft überleben?
Die müsste doch längst pleite sein, oder und einige juristische Schwierigkeiten mit Kunden haben?

Wie auch immer, ich hoffe, dein Vorhaben klappt...

18.03.2023 11:34 • #40


F
Zitat von TomdeLong:
Wie kann so eine Firma dauerhaft überleben? Die müsste doch längst pleite sein, oder und einige juristische Schwierigkeiten mit Kunden haben? Wie auch immer, ich hoffe, dein Vorhaben klappt...

Ich kam auch aus der freien Wirtschaft, bevor ich mich abwerben ließ. Da ginge so etwas nicht. Jetzt bin ich in einer staatlichen Einrichtung und da ticken die Uhren einfach anders. Schwierig, wenn jede noch so unsinnige Quote sofort umgesetzt werden muss, weil du als Behörde nichts dagegen machen kannst. Nur wie das bei uns gemacht wird, ist alles andere als in Ordnung. Aber was tun, wenn die verschworene Blase immer größer wird...

19.03.2023 09:32 • #41


TomdeLone
Da gibt es noch ein Leitbild der alten Stoiker.
Aber, ob das auf Dauer eine Lösung ist...?

20.03.2023 21:41 • #42


A


Hallo Feindbild,

x 4#13


F
Zitat von TomdeLong:
Da gibt es noch ein Leitbild der alten Stoiker. Aber, ob das auf Dauer eine Lösung ist...?

Ganz sicher keine Lösung, aber mehr als den Zustand möglichst gelassen zu ertragen, bleibt mir gerade nicht. Klappt der Wechsel, verlasse ich das Systemhaus. Mitte des Jahres kommt schnell... man weiß nie, was kommt. Wenigstens habe ich die Aussicht, den Zustand bald hinter mir zu lassen.

21.03.2023 16:24 • #43

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