Feindbild
Ich weiß noch nicht, ob ich am richtigen Platz bin. In meinem alten Forum fühlte ich mich sicher. Nur leider gibt es das Forum schon eine ganze Weile nicht mehr und jetzt suche ich etwas vergleichbares; einen Platz, an den ich kommen kann wenn mich das Gefühl beherrscht, dass alles was ich erreicht habe auseinander bricht. Ich bin 47, habe Familie, einen guten Job und kämpfe trotzdem schon mein halbes Leben gegen starke Ängste an. Alles im Griff haben auszustrahlen ist für mich essentiell, also merkt auch meistens keiner, wie es in mir aussieht. Ich habe eine manisch depressive Schwester, die immer wieder geschlossen stationär behandelt wird. Bei ihrem ersten Suizidversuch war ich mit 15 noch sehr jung. Im Jahr darauf verunglückte mein Bruder, was mir damals dann den Rest gab. Ab da hatte ich immer das Gefühl, dass ich für meine Eltern nichts gut genug machen konnte. Das ist bis heute so - nur, dass ich jetzt meine eigene Familie habe, die sich auf mich verlässt.
Im Moment verkrieche ich mich immer mehr. Der unsoziale Umgang in meiner Arbeit macht mich krank. Ich fühle mich in die Enge getrieben, kann aber nichts dagegen tun, weil die Vorgesetzte die mich erst belogen und benutzt hat um als neue Führungskraft fest eingestellt zu werden, die mir versprochene Beförderung jetzt einer neuen Mitarbeiterin gegeben hat, die ich seit Januar auch noch sehr intensiv eigentlich für eine andere Stelle einarbeite. Meine Chefin hat Migrationshintergrund, was sie bei jeder Art von Kritik als Grund für die Beschwerde anführt. Entweder man greift sie an, weil sie eine Frau ist, oder sie behauptet, derjenige wäre ein Rassist. Im öffentlichen Dienst lässt sich das leider momentan als Allzweckwaffe benutzen, also traut sich ihr Vorgesetzter nicht, etwas gegen sie zu unternehmen und bei der Stellenvergabe, muss aufgrund der zu erfüllenden Frauenquote die Kollegin auch einem gleichwertigen männlichen Bewerber vorgezogen werden - ist sie zwar nicht, aber das beurteilt ja meine Chefin und die ist ihre beste Freundin. Selbst unstrittige Themen werden abgewiegelt, indem sie sagt es lag an der Sprachbarriere. Sie spricht sehr monoton und versteht Betonungen nur bedingt. Also argumentiert sie mit Sätzen wie das habe ich zwar gesagt, aber ganz anders gemeint, oder das hast du im falschen Kontext verstanden, wenn du ihr anhand von Beispielen in einem offenen Gespräch begegnest. Das frustriert mich und es gibt wohl keinen anderen Weg für mich, als die Abteilung zu wechseln.
Mit der Enttäuschung den Job nicht bekommen zu haben kann ich leben, sowas passiert. Nur die menschliche Seite verletzt mich sehr, weil sie am Anfang so getan hat, als würde sie aufgrund ihrer Herkunft und ihres Geschlechts gemobbt. Nachdem ich natürlich nicht mit einem freudigen klar, geb meinem Job ruhig deiner Freundin reagiert habe, wollte sie mich als aufbrausend und emotional darstellen. Corona kam da super gelegen, da wir so gut wie nie im Büro sind. Da kann man schon Gerüchte streuen, die schwer auszuräumen sind und natürlich sind auch keine Zeugen dabei, wenn man sich zum Beispiel am Telefon bei einer weit über den 40 Stunden liegenden Arbeitswoche anhört, dass man seine Überstunden einfach abfeiert und dann ja gar nicht zur Verfügung stehen würde. Aber mein Beruf ist nur ein Teil des Problems. Ich verliere die Kontrolle und das macht mir Angst.
Jetzt habe ich aber viel geschrieben. Eigentlich wollte ich nur Hallo sagen