Guten Morgen,
juju, meine Geschichte ist nicht so wichtig, ich steuere lieber bei, was ich aus meinen Erfahrungen für allgemein nützlich halte.
Zuerst, was ich in meinem ersten Beitrag vergessen hatte: Angst vor Abhängigkeit ist wirklich geboten. Ich habe eine Nachbarin, die das Ausschleichen versucht. Sie ist schon sechs Monate dabei und wird nicht fertig mit den Symptomen. Lest mal im net, was über Tavor beim NetDoktor steht und jedem muss klar sein, dass die erste Tablette, die hilft, zur psychischen und die weiteren zur physischen Abhängigkeit führen müssen. Warum soll man nicht misstrauisch werden, wenn man unter den Nebenwirkungen das findet, was die Tablette heilen soll.
In der nicht mehr neuen Diskussion über ganzheitliche oder traditionelle (westliche) Medizin sehe ich die Argumente der ersten als überzeugender an. Wenn Depression anzeigt, dass im Leben etwas falsch gelaufen ist, halte ich es für logisch, das Leben zu ändern, wenn man es erkennt. Es kommt auf den eigenen Anteil an der Heilung an. Andere haben das besser formuliert, als ich es kann, aber den Weg halte ich für den besseren, der eher hilft und nicht in Sackgassen von Tablette-Nebenwirkung-Tablette dagegen-.usw führt.
Dabei ist es durchaus nicht Doktrin, keine Medikamente zu nehmen, aber nur im Notfall und nicht solche, die an den Rezeptoren der klassischen Psychopharmaka ansetzen. Das hat mir mein Akupunkteur auf Reisen empfohlen - richtig ist die Beobachtung, dass sowas in der Tasche schon hilft, dann kann es auch bis zum Bröseln drinnen bleiben. Ich suche mal den Namen der Tropfen raus.
Was hat mir geholfen (chronologische Reihenfolge):
- offener Umgang mit der Krankheit
- Offenheit für alle Therapieansätze
- Schlafhygiene und Entspannungsübung/Atem aushalten
- Akupunktur
- Handarbeit (mit Holz oder im Garten)
- Achtsamkeitsübungen
- Verhaltenstherapie
Erleichternd war meine feste soziale Einbindung. Partnerin, Kinder, Enkel, Geschwister, Freunde, auch Leidensgenossen und nicht so enge Bekannte und Gespräche mit allen von Ihnen haben besonders vor Beginn der Therapie geholfen und auch Hinweise gegeben, worüber ich nachdenken sollte. Ebenfalls hilfreich war, dass ich wohl kein Suchttyp bin - kein Rauchen, kein Trinken, kein Suchtspielen - sondern eher ein Genusstyp.
Weil ich Atem aushalten als immer zuverlassig helfend beim Einschlafen erlebt habe, beschreibe ich das jetzt:
Hinlegen auf den Rücken, Knie- und Nackenrolle, Unterarme etwas unterstützen, überhaupt alles bequem herrichten (Ruhe, Dunkelheit). Anfangs kann man beim Atmen mitzählen (z.B. über den Herzschlag), es ist aber nicht wichtig.
In drei Stufen (Bauch-Brust-Lungenspitzen) tief einatmen und dann die Luft ohne Druck ausströmen lassen. Das eigentlich entspannende geschieht, wenn die Luft raus ist, nämlich nicht sofort wieder einatmen, sondern abwarten, solange man ohne Mühe kann. Das fällt anfangs etwas schwer, geht aber besser, wenn man gelernt hat, dass das Gefühl, einatmen zu müssen noch keine Atemnot ist.
Das Nichteinatmen sollte etwa doppelt so lange dauern, wie das Einatmen. Alles zusammen sind vier Zeiteinheiten, eine für Atem holen, eine für Atem auslassen und zwei für Atem aushalten. Ich schreibe eigens nicht von Atem anhalten, weil alles wie von selbst geschehen soll. Man merkt auch, dass man im Verlauf der Übung den Atem immer länger aushalten kann, das ist gut so, wenn man es nicht so weit treibt, keuchend einatmen zu müssen - eben locker wie von selbst.
Der Effekt ist, dass ich mit der Beobachtung des Atems die kreisenden Gedanken unterbreche. Es ist zugleich eine Achtsamkeitserfahrung. Diese Übung kann man auch machen, wenn man tagsüber Beklemmungsgefühle hat - auch im Sitzen oder stehen - ich hab´s im Flugzeug gemacht. Ich hoffe, es hilft jemandem. Guten Tag
U45
29.01.2019 09:30 •
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