Angst vor dem Alltag - chronische Depressionen

E
Hallo Leute,


ich weiß gar nicht, wo ich überhaupt anfangen soll, über mich und mein Problem zu schreiben, weil es vermutlich schon zigmillionen Einträge dieser Art gegeben hat.
Trotzdem muss ich mir irgendwie diese Qual von der Seele schreiben, auch wenn ich eigentlich nicht daran glaube, dass man mit Worten das Ganze überhaupt umschreiben kann, selbst wenn man ein sehr guter Schriftsteller wäre.

Wie dem auch sei fühle ich mich seit meiner Kindheit einfach total anders als meine Mitmenschen, hatte immer starke soziale Kontaktschwierigkeiten, große Angst vor Zurückweisung und von anderen bewertet zu werden. Dadurch habe ich nähere Freundschaften immer vermieden, weil ich große Angst davor hatte, irgendwie in bestimmten Punkten Nein sagen zu müssen, bzw. eine eigene Position zu ergreifen, wenn ich bestimmte Dinge nicht tun wollte. Beispielsweise auf Partys zu gehen, schwimmen zu gehen etc. Ich habe auch große Probleme damit, vor anderen bei Tätigkeiten beobachtet zu werden, bei denen ich Angst habe mich zu blamieren oder bei neuen Erfahrungen, Dinge die ich noch nicht beherrsche etc. Beim Arzt zittere ich beispielsweise beim unterschreiben, Referate halten ist auch der Horror, vor anderen Leuten Essen auch, es gibt einfach tausend Beispiele.

Dadurch ist es nun soweit gekommen, dass ich obwohl ich keine persönlichen Bindungen eingehen will (aus Angst), trotzdem in einseitigen Freundschaften verstrickt bin, d.h. die Leute denken, sie hätten mich zum Freund, dabei bin ich überhaupt nicht fähig mich diesen Freunden zu öffnen und will lieber niemanden um mich herum haben.
Allerdings geht es nur um eine handvoll Personen, die ich irgendwie über die Oberstufe kennengelernt habe, weil sie den Schritt auf mich zugemacht haben. Von alleine geht jedoch bei mir nie etwas aus, ich gehe auch überhaupt nicht auf Partys, Diskotheken und habe auch sonst nie wirklich mit Leuten gefeiert, weil ich nie vor fremden Leuten (auch nicht Bekannten) losgelöst bin, sondern immer Angst habe, mich selbst zu öffnen, positivie Gefühle zu zeigen etc.

Dadurch habe ich auch meinen Alltag total vernachlässigt, meide seit jeher Behördengänge, hatte Riesenprobleme überhaupt meinen Personalausweis machen zu lassen (hoffe, ihr findet das nicht lustig, denn es war einfach schrecklich), habe kein Konto und bin mit meinem weit fortgeschrittenen Studium total am Ende (notenmäßig nicht, aber perspektivisch gesehen).

Das Ganze wird dadurch immer schlimmer, dass ich mich mit zunehmendem Lebensalter (ich bin 23 Jahre alt) immer mehr vom normalen Leben entfernt habe und sich die Vorstellung, durch Überwindung irgendetwas dagegen zu tun, bereits in ein derart unermeßliches Monster verwandelt hat, dass ich Angst habe, daran zugrunde zu gehen.

Ich habe mir schon seit ich diese Probleme habe (chronische Depressionen inklusive) immer den Selbstmord als tröstliche Option offen gehalten, traue mich jedoch aus Angst vor den Schmerzen davor und einer handvoll Verwandten nicht, es in die Tat umzusetzen.

Am größten ist der Schmerz vor allem, permanent die Gewissheit vor Augen zu haben, dass ich niemals so sein kann, wie psychisch gesunde Menschen und dass ich aller Wahrscheinlickeit nach auch nie einen Job ausüben kann und somit auch nie ein Mädchen an meiner Seite haben werde und Liebe für mich absolut ausgeschlossen ist.
Was aber ist das Leben noch wert, wenn ich auf Liebe verzichten muss und welches Mädchen wäre schon psychisch so am Abgrund, dass sie sich erbarmen würde, mit mir zusammensein zu wollen?

Ich weiß auch nicht mehr, was ich sonst dazu sagen soll, außer, dass ich seit 23 Jahren nie einen Freundin hatte, noch nie S. hatte, niemals ein Mädchen geküsst habe, geschweige denn von einem Mädchen geküsst wurde und das wohl auch so bleiben wird, weil kein Mädchen in meinem Alter mit einem innerlich gesehen orientierungs- und hilflosen Jungen zusammen sein will, der seinen Kopf am liebsten endlich ausschalten würde, um diese Schmerzen nicht mehr ertragen zu müssen.

Mein Leben ist wirklich eines menschlichen Lebens absolut unwürdig, auch wenn mir bewusst ist, dass Menschen in Armut leben müssen, das ist mir natürlich klar.
Aber dieses Abgetrenntsein von den Menschen, diese Leere im Denken, dieses absurde Sehnen nach Zärtlichkeit, Liebe, in den Armgenommen werden, jemanden umarmen zu können, fehlt mir einfach so dermaßen, dass es mich innerlich zerreißt.
Die Menschen, die mir begegnen und die ich in meiner Umwelt beobachte scheinen jedoch alle ihr Leben selbstverständlicher zu leben und haben irgendwo dann doch eine gewisse Normalität, vor allem können viele immer noch arbeiten bzw. jobben etc.

Ich habe hingegen sogar in dieser Hinsicht extreme Kontaktängste und war schon zum Praktikum während meiner früheren Schulzeit dem Selbstmord nahe, weil Arbeit und das Sichselbstanbietenmüssen ein absolutes Horrorszenario für mich ist, weil ich am liebsten von niemandem bewertet geschweige denn als Leistenden gesehen werden will, weil ich mir total minderwertig und nutzlos vorkomme.

Ich habe auch schon versucht, über das Internet eine Freundin zu finden, um mein Leid endlich mit jemandem teilen zu können und endlich eine Ahnung davon zu bekommen, was Liebe ist, aber ich verzweifle daran langsam, weil ich nicht weiß, wie ich diese Suche erfolgreich hinbekomme. Ich dachte auch, über Foren wie dieses eine Partnerin zu finden, die auch so extreme Ängste hat, um die Sache gemeinsam durchzustehen.
Bisher habe ich jedoch noch kein Glück gehabt, vermutlich gehöre ich aber schon in die Abteilung für Unheilbare und Leute wie ich treiben sich gar nicht in Foren herum.

Ich weiß, es klingt zum Heulen aber ich kann nicht einmal mehr das. Ich bin eher innerlich versteinert und vielleicht sind manche Leben einfach von vorneherein sinnlos. Wenn man diese Erkenntnis mehr und mehr gewinnt, während man noch lebt und sogar noch relativ jung ist, ist es umso bitterer.

Ich habe einen unverschämt langen Text geschrieben, es tut mir leid, aber kürzer konnte ich mich nicht fassen..


Liebe Grüße,

Elis

31.03.2009 11:39 • #1


A
Hallo Elis!

Ein wirklich langer Text - zugegeben, aber es war wohl an der Zeit,
Dir das alles mal von der Seele zu schreiben.

Sicher klingt manche Geschichte ähnlich wie eine andere, dennoch sind sie
sehr unterschiedlich, denn hinter jeder Geschichte verbirgt sich
ein andere menschen, mit ganz eigenen Gedanken und Gefühlen.

Also sei herzlich willkommen hier bei uns.

Was denkst Du könnten wir hier konkret für Dich tun?

Liebe Grüße, Alannis

31.03.2009 12:36 • #2


A


Hallo Elis,

Angst vor dem Alltag - chronische Depressionen

x 3#3


E
Hallo Alannis,

vielen Dank erstmal für deine Antwort und dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Eintrag zu lesen.
Hm.. also konkret etwas für mich zu tun, wäre vielleicht übertrieben.
Es wäre aber toll, wenn es irgendwo Leute gibt (sehr gerne auch Gleichaltrige), die auch derartige Probleme haben und vielleicht kennt ihr einige Tipps, wie man kostenlos irgendwie über das Internet Kontakte zu Menschen knüpfen kann, die meine Probleme verstehen und den Alltag nicht mehr bewältigen können bzw. die Zukunft gleichermaßen fürchten.

Auch wenn es schwierig sein dürfte und wohl auch anmaßend klingen mag, würde ich vor allem einfach gerne mal ein Mädchen kennenlernen, das nicht abgeschreckt ist durch meine geschilderten Probleme und vielleicht irgendwie seelenverwandt ist.
Es ist wirklich das Schlimmste, dass man so auf sich allein zurückgeworfen ist und man mit dem Wahnsinn allein fertigwerden muss.


Liebe Grüße,

Elis

31.03.2009 13:32 • #3


Nachtstrahl
Lieber Elis,
Deine Geschichte berührt mich sehr, weil sie meiner unglaublich ähnlich ist.

Ich wünsche mir manchmal, ich könnte die Zeit noch einmal zurück drehen, weil ich denke, dass sich Dinge hätten ändern können, wenn ich eher psychologische Hilfe gehabt hätte. Mittlerweile bin ich Mitte 40 und lebe seit ewig und immer mit meiner Schwester zusammen. Ich habe mich mit den Jahren mit dieser Situation arrangiert und das sicher auch nur, weil ich eben nie ganz alleine war und unter Einsamkeit leiden musste. Aber ein Leben ohne die Liebe und Anerkennung eines Partners ist verdammt traurig.

Ich möchte Dir Mut machen, Dir professionelle Hilfe zu suchen. Am besten einen Klinik- oder Tagesklinikaufenthalt. Ich habe z.B. jahrelang ambulante Verhaltenstherapien gemacht, die zu keinen großen Fortschritten führten. Erst zwei Klinikaufenthalte mit tiefenpsychologisch fundierten Gesprächen führten zu echten Erkenntnissen und Veränderungen in meinem Leben.

Was für eine Therapie für Dich die richtige ist, kannst natürlich nur du zusammen mit einem Facharzt oder Psychologen herausfinden. Ich glaube, dass rechtzeitige Therapie das wichtigste ist. Solche Störungen gehen nicht von alleine weg und werden meistens schlimmer, weil sich lebensbehindernde Muster und Gedanken mit der Zeit noch vertiefen. Es wird dann immer schwerer einen Ausstieg daraus zu schaffen.

Übrigens taugt ein Klinikaufenthalt auch noch für etwas anderes. Nämlich Kontakt zu anderen Menschen zu bekommen, die wirklich ähnlich sind wie Du mit ähnlichen oder gleichen Ängsten und Problemen. Daraus entstehen oft richtige Freundschaften, in denen man sich ehrlich und genau so wie man ist, geben kann. Viele Leute finden dadurch auch einen Partner. Das habe ich mehrmals miterlebt. Meine zweite (auch psychisch kranke) Schwester hat ihren jetzigen Freund in einer Tagesklinik kennengelernt und die Beziehung funktioniert sehr gut, weil beide Verständnis für die Störungen des anderen aufbringen können.

So, jetzt ist auch mein Text sehr lang geworden. Ich hoffe, ich kann Dir damit etwas Mut machen, Dich in Behandlung zu begeben. Du bist noch jung und es kann sich noch vieles für Dich ändern.
Wie gesagt, ich bin sehr berührt und wünsche Dir von ganzem Herzen gute Veränderungen.

Nachtstrahl

31.03.2009 14:03 • #4


E
Hallo Nachtstrahl,

vielen Dank für deine tröstlichen Worte und Anteilnahme..
Ich habe bisher wirklich nie ernsthaft über eine Therapie in Erwägung gezogen, weil ich mir immer vergegenwärtigt habe, dass ich ja wenn es drauf ankommt noch normal bei Verstand bin und keine Panikattacken in dem Sinne habe und ich Angst habe, dass man mir die Krankheit nicht ansieht und eindeutig feststellen kann.
Die Klausuren und alles was mit Uni absolut pflichtmäßig zu tun hat, habe ich ja auch irgendwie bestanden, was weiter daraus werden soll, ist mir jedoch vollkommen unklar. Es ist wie ein Nebel aus Grau und selbst wenn sich der Nebel lichten würde ist dahinter einfach nur Nichts.
Mir käme das jetzt auch total surreal vor, weil niemand meiner Angehörigen irgendeine Ahnung von meiner Ahnungslosigkeit hat und die vermutlich denken, dass ich an sich irgendwo noch normal bin und höchstens einen Tick habe oder so in der Richtung und bald endlich was aus meinem Leben mache. Dieser Druck zermartert mich förmlich und treibt mich zur Verzweiflung. Diese Problem sich vor den anderen zu entblößen, ist fast das Hauptproblem, was mich von einer Therapie zurückzucken lässt.
Wenn ich irgendwie Kontakt zu einer Klinik aufnähme, würde sich mein komplettes Leben schlagartig ändern und ich befürchte, in ein tiefes Loch zu fallen. Es gäbe kein Zurück mehr, die Normalität wäre ein für allemal vorbei und ich die Krankheit würde auch formell über allem schwirren wie ein Fluch. Es würde offiziell werden, wohingegen sie jetzt noch im Verborgenen liegt und niemand das Ausmaß kennt.
Andererseits steuere ich auf die jetzige Art ja auch so direkt in eine Katastrophe, wenn es irgendwann zu spät ist und ich dieses Scheinleben nicht mehr aufrechterhalten kann. Ich bin einfach vollkommen abhängig und unselbstständig und es kommt mir wie das Eingeständnis einer absoluten Niederlage mir selbst gegenüber vor, diesen Schritt zu wagen.

Auf diese Weise einen Partner zu finden, wäre natürlich sehr schön, ich bin im Moment total zerrissen und unfähig zu entscheiden, es ist wirklich schrecklich. Man weiß einfach, dass dann alle Leute, die einen kennen, über einen reden werden und die Niederlage multipliziert sich gegen unendlich.

Wie verlief denn dein alltägliches Leben im Groben bis zum Therapiebeginn (insofern diese Frage dich nicht belastet) und wie kam es zu dem Entschluss bzw. Drängen von außen, sich professionell behandeln zu lassen? Diese beiden Fragen würden mich wirklich sehr interessieren, weil ich noch mit niemandem meine Erfahrungen darüber austauschen konnte.

Liebe Grüße,

Elis

31.03.2009 21:31 • #5


Jellybaby
Zitat von Elis:
Ich habe bisher wirklich nie ernsthaft über eine Therapie in Erwägung gezogen, weil ich mir immer vergegenwärtigt habe, dass ich ja wenn es drauf ankommt noch normal bei Verstand bin und keine Panikattacken in dem Sinne habe und ich Angst habe, dass man mir die Krankheit nicht ansieht und eindeutig feststellen kann.


das ist ja auch nicht nötig, wenn es soweit kommt hat man schon viel zu lange gewartet. Die Probleme die du beschreibst lassen sich schon in den Griff bekommen, und je früher man es angeht, desto einfacher ist es. Sagt jemand der zu lange gewartet hat.
Es ist allerdings nicht so, dass sich schlagartig irgendwas ändert. Erst muss man Vertrauen zu sich selbst aufbauen, dann zu anderen. Das sind viele kleine Schritte.
Partner.. naja, wenn man sich selbst einigermaßen wieder hinbekommen hat ergibt sich das irgendwann von selbst, das ist das kleinste Problem. Es lässt sich nur eben nicht ohne weiteres als erstes lösen.
Hilfe suchen solltest du dir aber wirklich. Man selbst erkennt ja nicht wann man in die falsche Richtung denkt. Sonst käme ja niemand an den Punkt an dem jeder hier nun mal steht.

31.03.2009 22:18 • #6


S
hallo Elis,

also ein ziemlich direkter Weg aus deiner Misere ist, dass du dich nicht minderwertig fühlst wegen dieser provisorischen Beeinträchtigung durch diese mentalen Phänomene. Und weiter, dass du die anderen Menschen nicht überbewertest. Also einerseits dein Minderwertigkeitsgefühl und dann diese Überhöhung der anderen Menschen (vor allem von Frauen und der Liebe) ergeben dieses schier unüberwindliche Gefälle auf dessen Basis keine normale Kommunikation stattfinden kann.

dieser Minderwertige ist nur ein mentales Gebilde, bestehend aus Gedanken und Vorstellungen, nichts weiter. Der feste Glaube daran (das bin ich) und das gewohnheitsmässige Verhalten geben sich die Hand und halten das Phänomen aufrecht. Das ist Magie. Eine Täuschung. Eine FataMorgana. Eine wirklich mächtige Täuschung und der Glaube machts möglich dass sie sich personifiziert. Das ist überhaupt nicht schlimm in dem Sinne als man es verstecken- oder sich deswegen schämen müsste, du bist nur einer Täuschung erlegen. Du bist das gar nicht.

ich kann dir erklären woher ich das weiss. Ich erreiche einen Zustand, wo Gedanken und Vorstellungen keinen Halt finden, keine Wirkung haben, wo es keine Identifikation gibt mit ihnen. Was übrig bleibt, bzw. daraus hervorgeht, ist das Erleben von Fähigkeiten die sich ungehindert entfalten können. Es ist dann so, als ob sich ein natürlicher SeinsZustand automatisch einstellt. Ich bin dann erfüllt von vollkommenem Frieden. Von diesem Zustand ausgehend erfahre ich dann direkt, indem ich mit der Welt interagiere, wie diese Aktionen, Gedanken und Vorstellungen die damit zusammenhängen, diesen natürlichen SeinsZustand ganz langsam verändern. Ich sehe wann wie und wodurch unerwünschte Zustände sich manifestieren können und lerne zu Vermeiden was unerwünschten Wirkungen hervorruft. Ich gehe also hin und her zwischen diesem natürlichen SeinsZustand und meinem alten Ego sozusagen und zwar durch Taten, durch Aktionen.

ich möchte dir einfach sagen, dass du sehr viel erreichen kannst und dass es möglich ist nicht nur psychisch normal zu werden sondern sogar noch weit darüber hinaus zu gelangen. Und zwar von da aus wo du jetzt bist. Als ich in deinem Alter war, so Mitte 20, da hatte ich täglich Panikattacken und eine unaufhörliche innere Unruhe. Schlafen konnte ich nur noch jede dritte Nacht, aus Erschöpfung. Das war der Tiefpunkt meines Lebens, die Hölle. Und jetzt verbringe ich bereits die meiste Zeit im Garten Eden und was vorher war spielt keine rolle mehr.

liebe Grüsse,

Sanduhr

31.03.2009 22:54 • #7


Nachtstrahl
Hallo Elis,
ich hatte Dir gerade eine lange Antwort geschrieben. Als ich sie abschickte, merkte ich, dass die Internetverbindung abgebrochen war und nun ist der ganze Text weg. Ich versuche es nochmal.

Jellybaby hat Recht. Du bist noch jung und hast eine gute Chance auf ein gutes Leben.
Der erste Schritt ist vielleicht auch der schwerste. Nämlich die Lebenslügen aufzugeben und sich selbst und der Umwelt einzugestehen, dass man unglücklich ist und große Probleme hat. Die Leute reagieren meist viel weniger schlimm, als man es sich ausmalt. Und Du erkennst so auch Deine wahren Freunde. Aber ich weiß wie schwer das ist. Ich habe mich mit 25 bei meinen Eltern geoutet und die fielen aus allen Wolken, wie verdammt schlecht es mir und meiner Schwester schon seit der Pubertät ging.

Ich habe damals so lange weiter funktioniert (Schule, Ausbildung, dann Arbeit - immer durchgequält) und den Leuten etwas vorgemacht, bis ich mit 25 dann einen Suizidversuch machte. Soweit sollte es niemand kommen lassen. Es ist es nicht wert.

Leider wurde ich damals nicht in eine Klinik eingewiesen und mir dies auch nicht geraten und somit wusste ich nicht, wie gut einem da geholfen wird. Ich machte jahrelang mehr oder wenige fruchtlose ambulante Verhaltenstherapien, die mir immer nur zeitweise halfen, wieder zu funktionieren. In meinem Fall war das falsch. Das kann aber bei jedem natürlich anders sein. Wichtig ist nur, sich überhaupt erstmal Hilfe zu holen.

Deine Angst, es wird Dein Leben komplett verändern, verstehe ich. Aber ist Dein jetziges Leben denn wert, es so weiterzuführen? Du gibst ja keine Normalität auf, sondern eine Lebenslüge. Die Normalität ist doch nur gespielt. Sich einzugestehen, dass man unselbständig, abhängig und hilfebedürftig ist, zeugt von wahrem Mut.

Ich habe übrigens bei den Klinikaufenthalten nie jemanden kennengelernt, dem es durch die Therapie noch schlechter ging als vorher. In das schwarze Loch zu stürzen, ist jedoch eher wahrscheinlich, wenn man sich weiterhin quält und verstellt. Das hält die Seele und auch der Körper irgendwann nicht mehr aus.

Jellybaby sagt richtigerweise: Es wird Zeit brauchen. Aber es lohnt sich wirklich.

So, ich hoffe, das war jetzt alles nicht zu wirr.

Ich möchte Dir noch einmal Mut machen, Dir professionelle Hilfe zu holen. Du hast die Chance für ein lebenswertes Leben. Und Du bist es wert, Elis!

Liebe Grüße
Nachtstrahl

31.03.2009 23:06 • #8


E
Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten, vieles von dem was ihr geschrieben habt, klingt wirklich sehr überzeugend.
Besonders Sanduhrs Erklärung, dass das alles nur mentale Gebilde sind, fand ich sehr interessant. Es scheint wohl wirklich nicht so etwas wie Identität zu geben, es kommt immer darauf an, sein Ich immer wieder durch zuträgliches Handeln so zu festigen, dass man so etwas wie ein Selbstbewusstsein entwickelt, obwohl man nie wirklich eine absolute Sicherheit erlangen kann.
Ich habe auch oft schon darüber nachgedacht, dass viele Krankheiten wirklich nur gefestigte Muster sind, die eine bestimmte Wirklichkeit vortäuschen. Da es aber keine unabhängige Wirklichkeit vom Subjekt gibt, sind wir selbst Schöpfer unserer eigenen Wirklichkeit. Das schafft Unabhängigkeit und Freiheit, aber eben auch Verantwortung..
Die Welt aus dieser Perspektive wäre also sehr schön, wenn man wüsste, dass dieser Gedanke jedem bewust wäre und somit mehr Toleranz herrschen würde für Leute, die leider ganz abseits der konventionellen, gesellschaftlichen Wirklichkeit leben..

Liebe Grüße,

Elis

02.04.2009 13:27 • #9


Janus
Hallo Elis,

deine Geschichte kommt mir vertraut vor. So ähnlich erlebe ich sie auch. Bin auch 23 Lenze alt. (Naja, zumindest dem geburtsjahr nach denke ich mir immer).Habe mich grade erst heir angemeldet um dir zu antworten. Vielleicht erzähl ich meine auch einfach mal.

Edit:

Nachdem ich jetzt bei 3 Seiten Text bin und noch kein richtiges ende in Sicht ist, mach ich da morgen mal einen eigenen Post draus. Irgendwie fühlt es sich gut an den ganzen mist der letzten jahre niederzuschreiben. Man scheint einen klareren Kopf zu bekommen, für den Moment.

Jetzt brauch ich schlaf, morgen wartet die arbeit wieder -.-

19.04.2009 22:36 • #10


Jellybaby
hey Janus,

ich bin schon gespannt auf deinen Beitrag. Du hast recht, schreiben befreit für einen Moment. Und es hilft die Gedanken zu sortieren wenn sie so schwarz auf weiß vor einem stehen. Also nur Mut.

20.04.2009 20:05 • #11


Janus
Beitrag ist gut... Noch ein paar Abend und ich wende mich gleich an einen Verlag
Hab auch irgendwie das Gefühl in dem Schreibwahn etwas vom Thema abgekommen zu sein

Ich versuch vielleicht erstmal auf die einzelnen Abschnitte einzugehen, um sicherzustellen, daß ich nicht wieder zu sehr abschweife. Außerdem sind einzelne Sinnabschnitte wahrscheinlich besser zu lesen als ein riesiger Fließtext

Zitat:
Wie dem auch sei fühle ich mich seit meiner Kindheit einfach total anders als meine Mitmenschen, hatte immer starke soziale Kontaktschwierigkeiten, große Angst vor Zurückweisung und von anderen bewertet zu werden. Dadurch habe ich nähere Freundschaften immer vermieden, (...), Referate halten ist auch der Horror, vor anderen Leuten Essen auch, es gibt einfach tausend Beispiele.

Ja das ging mir auch so. Ich hatte als Kind wohl schon totale Probleme auf andere zuzugehen. Meine Mutter hatte mich damals zu so einer Spiel-Therapie-Gruppen gebracht. In der weiterführenden Schule habe ich auch nur schwierig Freunde gefunden. Aktuell, 4 Jahre nach dem Abgang von dieser, habe ich niemand mehr den, ich wirklich als Freund betrachten würde. Zwar habe ich viele Leute kennengelernt, während der Ausbildung und bei meiner jetzigen Arbeitsstelle, aber es sind alles nur oberflächliche Kontakte. Sie kennen von mir nur das, was jeden Tag zur Arbeit geht und mit unerschütterlichem Gleichmut seine Arbeit macht, zu den Kunden freundlich ist und sogar mal mit den Kollegen plaudert und scherzt. Aber mich kennen sie alle nicht, werden es auch nicht kennenlernen. Ich lasse schon lange mehr niemand zu nah an mich ran. Wahrscheinlich aus Angst verletzt oder/und in dem Glauben an eigene Schwächen bestärkt zu werden. Mein Verhalten im Umgang mit anderen Menschen, ist jedenfalls meine größte Baustelle.

Zitat:
Von alleine geht jedoch bei mir nie etwas aus, ich gehe auch überhaupt nicht auf Partys, Diskotheken und habe auch sonst nie wirklich mit Leuten gefeiert, weil ich nie vor fremden Leuten (auch nicht Bekannten) losgelöst bin, sondern immer Angst habe, mich selbst zu öffnen, positivie Gefühle zu zeigen etc.

Die Initiative ergreifen kann ich dazu auch nicht. Wenn aber mal sich praktisch eine fertige Gelegenheit bietet der ich mich anschließen kann, bin ich meist dabei. Auf Partys und Diskotheken steh ich jetztaber auch nicht besonders, da saufen sich immer nur alle voll und labern dann ein Haufen Müll. Da ich seit einiger Zeit aber endlich wieder trocken bin, trink ich nicht viel oder gar nix. Ich unterhalt mich ein wenig, insbesondere solange es noch früh udn die leute noch nüchtern sind, und tanze auch schon mal (*schauder*, das kostet mich jedes mal aufs neue tierisch viel überwindung). Das kann ich alles ganz gut ertragen, eine Weile zumindest. Nach einigen Stunden, dann ist es meist so kurz vor Mitternacht, kippt die Stimmung, ich werde zunehmend passiver und ruhiger. Die Lautstärke, all die vielen Menschen, das bereitet mir auf einmal Unwohlsein. Ich beginne dann die Ereignisse um mich herum wie aus einer größeren distanz wahrzunehmen und die Grübel-Mühle fährt wieder zu hochtouren auf. Das ist dann für mich immer der Moment mich aus dem Staub zu machen. Dann suche ich Ruhe und das Alleinsein - und ärgere mich dann über mich selbst, frage mich Wieso? und Was hindert dich daran dazubleiben und einfach so zu sein wie die anderen? Eine Antwort suche ich immer noch...


Zitat:
Das Ganze wird dadurch immer schlimmer, dass ich mich mit zunehmendem Lebensalter (ich bin 23 Jahre alt) immer mehr vom normalen Leben entfernt habe und sich die Vorstellung, durch Überwindung irgendetwas dagegen zu tun, bereits in ein derart unermeßliches Monster verwandelt hat, dass ich Angst habe, daran zugrunde zu gehen.

Ja so gehts mir auch. Die letzten 4-5 jahre in denen die Depression am stärksten war, habe ich mich sehr zurückgezogen. Häufg fühle ich dann die Einsamkeit an mir nagen. Ich bekomme ja viel mit, von Gleichaltrigen, wie sie leben, was sie machen, und es macht mich immer unglücklich zu hören, wie sorgenfrei und unbeschwert Sie ihre jugend genießen. Die letzten Jahre haben mich ernster gemacht - und zynischer. Es scheint mir als wäre ich während der schweren Depressionsjahre schneller gealtert. Quasi aus der Pubertät direkt in die Midlife-Crisis, überzogen ausgedrückt. Was würde ich nicht dafür geben, am Ende der Depression, nach Bewältigung der ärgsten Schwieirgkeiten noch mal zu meinem 18. Geburtstag zurück zu kehren und das Jugendleben zu leben, was ich verpaßt habe. In dieser Zeit werden viele Weichen gestellt, danach werden die Strukturen gefestigter. Ich habe Angst in meinen jetzigen Strukturen gefangen zu werden. E Leben in Einsamkeit, das permanent geprägt ist vom Kampf die psychischen Probleme im Griff zu halten und einfach weiter zu funktionieren, das erscheint mir nicht als besonders lebenswert. Das muss ich wirklich nicht haben.

Zitat:
Ich habe mir schon seit ich diese Probleme habe (chronische Depressionen inklusive) immer den Selbstmord als tröstliche Option offen gehalten, traue mich jedoch aus Angst vor den Schmerzen davor und einer handvoll Verwandten nicht, es in die Tat umzusetzen.

Same here! Akut ist das bei mir jetzt nicht. Ich glaube noch lohnt es sich zu kämpfen. Noch ist es nicht zu spät, man kann noch was reißen. Ich habe in den etzten 2 Jahren aus eigener Kraft große Fortschritte erzielt. Wurde zuletzt sogar von meinem Psychiater einen Gefährdungslevel hinunter gestuft. Aber die Option bleibt da. Als letztes Ar., wenn auch der letzte Zug abgefahren ist.


Zitat:
Am größten ist der Schmerz vor allem, permanent die Gewissheit vor Augen zu haben, dass ich niemals so sein kann, wie psychisch gesunde Menschen und dass ich aller Wahrscheinlickeit nach auch nie einen Job ausüben kann und somit auch nie ein Mädchen an meiner Seite haben werde und Liebe für mich absolut ausgeschlossen ist.

Nein, so wie Gesunde werden wir niemals sein können. Die Erfahrungen während der Krankheit prägen. Sie sind ein Teil von uns. Aber aus allen Erfahrungen kann man lernen, und als erstes müssen wir lernen sie zu akzeptieren undmit ihnen zu leben. Naja, damit tu ich mich auch noch schwer, siehe oben.

Zitat:
Was aber ist das Leben noch wert, wenn ich auf Liebe verzichten muss und welches Mädchen wäre schon psychisch so am Abgrund, dass sie sich erbarmen würde, mit mir zusammensein zu wollen?

Autsch, bei der Formulierung stellen sich mir sogar die Nackenhaare auf. Ich glaube der Schlüssel liegt darin, erstmal sich selbst zu lieben und respektieren. Sonst wird das mit dem Geliebtwerden oder gar einer Beziehung eh nichts. Man strahlt aus wie man sich fühlt, und jemand der in Selbstmitleider ersäuft strahlt nicht unbedingt aus dass er glaubt an ihm ist etwas, das es wert ist geliebt zu werden. Irgendwo hier im Forum bin ich auf einen shcönen sticky post gestoßen. Die Kunst sich selbst zu lieben. Mit so einer art Artikel bin ich damals auch angefangen. Besorg dir noch etwas mehr Material zu dem Thema und veruch es umzusetzen. Das ist keine Sache von einpaar Tagen oder Wochen. Man muss seine Denkmuster und Gedanken genauer auf den Prüfstand stellen, sie hinterfragen, in kleinen schritten vorangehen und auf das Erreichte stolz sein, statt es nur so abzutun als wäre es nix. Gerade mit letzterem hatte ich die größten Schwierigkeiten. Meine Therapeuten und Eltern konnten mich auf diverse Dinge hinweisen, die ich gut kann oder geleistet habe, nur habe ich sie selbst nicht anerkannt. Sie zählten einfach nix in meinen Augen. Dabei kann man aus dem Rückblick Arbeitsunfähigkeit erreichtes soviel kraft ziehen.

Zitat:
Ich habe auch schon versucht, über das Internet eine Freundin zu finden, um mein Leid endlich mit jemandem teilen zu können und endlich eine Ahnung davon zu bekommen, was Liebe ist, aber ich verzweifle daran langsam, weil ich nicht weiß, wie ich diese Suche erfolgreich hinbekomme. Ich dachte auch, über Foren wie dieses eine Partnerin zu finden, die auch so extreme Ängste hat, um die Sache gemeinsam durchzustehen.

Zugegeben, mir fällt es auch nich leicht. Wenn ich es wollte könnte ich es bestimmt leichter haben, aber darauf will ich an dieser stelle nicht groß eingehen.
Ich würde sagen, du bist im momentan nicht reif für eine Partnerin. Sorry für die harte Aussage, aber eine Partnerschaft besteht aus Geben udn Nehmen, so sie denn Erfolg haben will. Im Moment scheinst du nicht in gerade in der Lage zu geben. Keine gute Basis um eine Beziehung aufzubauen. Du kommst an erster Stelle. Und wenn es dir besser geht, kann auch jemand anders kommen. Aber mitten in einer schwer depressiven Phase eine Freundin zu bekommen, das wird nix. Man macht sich noch mehr Probleme als man vorher schon hatte. Ich spreche hier aus Erfahrung. Nach 8 Monaten habe ich damals wieder Schluß gemacht, weil ich es nichtmehr ertragen konnte.

Dein erster Schritt sollte auf jeden Fall sein, dir Hilfe zu suchen. Der Rückhalt der Familie, eine Therapie und begleitende Medikamente machen es dir wesentlich einfacher wieder den Weg aus dem Dreck ans Licht zu finden.

Tja, das war nun auch ein unverschämt langer Text. Aber mir tut es nicht Leid! Sind wir hier um uns ernsthaft auszutauschen oder wollen wir nur Bagatellkonversation wie abends inner Kneipe mit betreiben?!

20.04.2009 22:51 • #12


E
Hey Elis,

Wenn ich deinen Eingangspost lese, interessiert mich besonders, wie deine Bindung zu deinen Eltern bzw. Bezugspersonen früher war.

Mir kommt der Verdacht, dass du eventuell keine liebevolle Erziehung genossen hast. Damit meine ich jetzt nicht, dass du von deinen Eltern geschlagen worden sein musst. Nein, ich meine einfach nur, ob du das Gefühl hast, von diesen Bezugspersonen nicht genug geliebt worden zu sein und auch dass dir die Bezugspersonen das Gefühl gegeben haben, dass du zu nichts zu gebrauchen bist.

Stimme irgendwas davon?

Liebe Grüße

15.05.2009 09:07 • #13


S
Zitat von Janus:
Ich würde sagen, du bist im momentan nicht reif für eine Partnerin. Sorry für die harte Aussage, aber eine Partnerschaft besteht aus Geben udn Nehmen, so sie denn Erfolg haben will.


btw. ist das Leben auch nicht besser mit Partner, das wird von den Soziophoben nur so überhöht als Himmel auf Erden angesehen weil sie es nicht haben können. Auch da gibt es kein Glück und Frieden zu holen, das muss man sich alleine erarbeiten. Und hat man es erreicht, braucht man sich um solche Dinge wie Partnerschaft keine Sorgen mehr zu machen ;D

mfg Sanduhr

15.05.2009 18:38 • #14


Nachtstrahl
Lieber Janus,
möchte Dir nur sagen, dass ich tief mit Dir fühle. Wenn Du liest, was ich Elis geschrieben habe, wirst Du verstehen.

Ich kann Dir nur sagen, gib nicht auf! Suche Dir therapeutische Hilfe! Das Gefühl, anders zu sein als all die anderen wirst Du vielleicht nie verlieren. Aber wenn man sich rechtzeitig Hilfe sucht, ist die Chance auf ein erfülltes Leben (auch als kein 08/15-Mensch) groß.

Liebe Grüße
von Nachtstrahl

18.05.2009 14:25 • #15


L
Hi Elis
Was du beschreibst erinnert mich an meine eigene Situation nur dass die noch viel schlimmer ist. Bin inzwischen 40 wohne immernoch zu hause bei meiner Mutter. Habe aus ähnlichen gründen wie die, die du Beschreibst, vielen schlechten erfahrungen inklusieve, eine schier unüberwindliche Soziale Phobie; meine sämptlichen Sozialkontakte zur normalen Welt sind abgebrochen oder eher nie aufgebaut weil mir die Fähigkeiten dazu fehlten. Zum beispiel sagst du du hättest fürchterliche Angst in Ämtern um einen Personalausweis zu beantragen, Kann ich voll unterschreiben, solche oder ähnliche Situationen treiben mir den Angstschweiss auf den Rücken, weil ich mich vor irgendjemandem der dort ist blamieren könnte und sogar oft Angriffe von aussen befürchte. Mir graut davor, dass ich die nächsten Tage irgendwann zum Recyclinghof muss und ich kann dir kaum sagen wie sehr ich jetzt da mein Vater gestorben ist und einiges an Verantwortung auf mich zukommt unter druck stehe; ich habe mich, da ich keine Sozialkompetenz besitze zum beispiel über jahre hinweg ins internet geflüchtet. In dem kleine Ort in dem ich wohne traue ich mich kaum vor die tür und wenn dann am besten nachts. Am schlimmsten sind die Zukunftsängste unter denen ich leide da ich keinerlei Perspektiven sehe. Bin schon seit jahren in psychologischer behandlung aber die soziale Furcht kann ich einfach nicht besiegen.
habe über jahre hinweg an der Uni an mir vorbeistudiert und bin immer aus angst vor zurückweisun allen engeren Sozialkontakten aus dem Weg gegangen, das ganze ging phasenweise soweit dass ich das gefühl hatte und immer noch habe von anderen beobachtet zu werden. Jedenfalle hab ich in diesem Ganzen bereich für den andere menschen erfordlich sind auf der ganzen linie versagt und ich kann sicher sagen dass ich arbeitsunfähig bin; nicht aus fachlichen gründen sondern weil ich es nicht aushalte lange mit fremden Menschen in einem Raum zusammen zu sein, fühle mich dann fremd und unnormal, sobald die anderen anfangen sich untereinander zu unterhalten befürchte ich dass es nur noch eine frage der zeit ist bis sie sich über mich das Maul zerreissen. Deshalb arbeiten ja aber nur alleine wenn es solche möglichkeiten gibt. Inzwischen habe ich todesängste dazubekommen, da ich meinen Vater vor meinen augen habe sterben sehen hab ich jezt massive ängste um Meine Mutter die auch schon 65 jahre alt ist. Ich weiss nicht ob ich mich damit jetzt vor dir blamiert habe aber wenn ich dir damit weiterhelfen kann habe ich es gern getahn.

19.05.2009 21:37 • #16


S
hey legolas,

Zitat von legolas:
Bin schon seit jahren in psychologischer behandlung aber die soziale Furcht kann ich einfach nicht besiegen.


gut dass du das hier schreibst. Das solltest du öfters tun. Beschreib doch mal wann die Furcht anfängt, bei welchen Vorstellungen und was es genau ist, dass du befürchtest. Es gibt immer einen Ausweg, aus jeder Situation, ja auch in deinem Alter. Kannst also zuversichtlich sein.

bis später,

Sanduhr

20.05.2009 01:22 • #17


Nachtstrahl
Lieber Legolas,

meiner Meinung nach hast Du Dich nicht im geringsten vor irgend jemand blamiert. Es ist nämlich so gut, von anderen Menschen zu hören, denen es ähnlich oder gleich geht wie einem selbst. Ich kenne so vieles von dem was Du, Janus und Elis geschrieben hat.

Die soziale Phobie hat mich mittlerweile in die Zeitberentung getrieben. Ich fühle mit Dir.

@Elis: Schade, dass Du Dich nie wieder hier gemeldest hast. Würde gerne wissen, wie es Dir geht.

Liebe Grüße
Nachtstrahl

20.05.2009 13:08 • #18


D
Ein banaler, sehr gangbarer, aber für dich womöglich sehr harter Weg, wäre der Einzug in eine WG.

Durch das alltägliche Zusammensein mit anderen Menschen verlierst du die Scheu.

Mir geht es auch nicht gut, aber man sollte sich rational von seinen Gefühlen distanzieren, denn es gibt immer Wege aus dem Leid, nur die
Menschen sehen sie oft nicht. Mit hat z.B. Kampfsport sehr geholfen, denn da tritt man mit Menschen körperlich in Kontakt. Das ist etwas
sehr lockeres und persönliches.

28.05.2009 22:01 • #19


R
... hmm ich glaub hier bin ich richtig!^^

Mein Problem ist im Grunde genommen, genau wie das von Ellis, nur das ich schon ein paar Jahre älter bin und mich mittlerweile fast komplett von der Außenwelt isoliert habe. Und he auch wenn es blöd klingt, aber damit geht es mir noch am besten, klar hat man auch, wenn man allein ist Deprischübe, aber die die man hat, wenn man da draußen ist und Tag für Tag anderen Menschen ausgesetzt ist sind noch viel. Es ist noch viel schlimmer immer und immer wieder zu versuchen mit diesen klar zu kommen und immer wieder zu scheitern, sich immer wieder darum zu bemühen einen Platz zu finden und trotzdem immer wieder, daß Gefühl zu bekommen, völlig nutzlos und ungewollt zu sein.

Habe mir mal ein paar der Antworten noch durchgelesen und für einen Außenstehenden mögen die Lösungsvorschläge ganz gut und Logisch klingen, ich persönlich finde sie lächerlich und jemand der einem Menschen mit diesen Problemen rät in eine WG zu ziehen, hat nicht im mindesten begriffen, wie sich diese Probleme äußern, was sie provoziert und wie man darunter leidet.

Es ist unglaublich nervtötend unter Menschen zu sein und sich trotzdem so furchtbar allein zu fühlen und wenn man unter Menschen ist kann es dann durchaus noch vorkommen, daß Paranoide Gedanken hinzukommen und es ist kein schöbnes Gefühl an seinen Mitmenschen und ihrer aufrichtigkeit zu zweifeln, bis hin zu dem Punkt wo man anfängt die wirklichkeit an sich in Frage zu stellen, wo man glaubt das dieses ganze Leben nur dazu dient einen zu quälen. Dann kann es leicht vorkommen, daß man einen Hass auf seine Mitmenschen entwickelt und in wirklich schlimmen Momenten, artikuliert man den auch diesen gegenüber und Egal, ob er nun berechtigt ist, oder nicht irgendwer wird sich sicher auf den Schlips getreten fühlen und vor allem man selbst leidet, im nachhinein dann drunter, daß man es nicht für sich behaöten konnte...

...kommen solche Aussetzer öfter vor verscherzt man es sich ganz zwangsläufig mit seiner Umgebung und macht es sich selbst schwer. Man selbst leidet am meisten darunter, denn eigentlich möchte man es ja garnicht, eigentlich möchte man ja gut mit den Menschen auskommen, wirklich übel wird dies, wenn man das gegenüber Menschen bringt die sich um einen bemühen, die man sogar mag und die meisten können diese Problematik und wie sie sich äußert nicht verstehen und nehmen einem, daß auf Dauer übel, was ja auch verständlich ist, jeder hat Grenzen auch sehr tolerante und verständnissvolle Menschen.

Deswegen glaube ich nicht, daß der erzwungene ununterbrochene Kontakt zu Menschen eine gute Idee ist, hatte den früher auch mal ein paar Jahre lang, in Form von Montage Arbeit und es war nicht schön, den ganzen tag anderen Menschen ausgesetzt zu sein, mit diesen auch Abends und Nachts die Unterkunft teilen zu müssen, ganz besonders, dann, wenn die Unterkunft mies und die Kollegen unangenehme Gestalten waren. Also eine Schocktherapie hilft bei so etwas überhaupt nicht.

Man muß versuchen seinen Frieden mit sich selbst zu machen und aufhören, sklavisch daran zu glauben, daß einem Kontakt zu anderen menschen weiterhelfen könnte, denn die Art von Zuwendung die man sich oft wünscht kann man nur schwerlich von anderen bekommen, sorum funktioniert es im Leben nunmal nicht.
Man muß halt mit sich selbst frieden machen und sich mit der eigenen Situation anfreunden. Im Laufe der Zeit, wenn man es schafft lange Zeit frustrierende Momente zu vermeiden und wenn man ab und zu mal ein paar schöne Momente hat, wird es leichter. Ohne Erwartungen an irgendeine Situation heranzugehen, sie zu nehmen wie sie kommt und mit dem zufrieden sein was dabei herauskommt auch wenn es nicht viel war.
Aufhören sich selbst unter Druck zu setzen, Dinge vermeiden von denen man weiß das sie einen Unglücklich machen und sich immer wieder sagen, daß es alles garnicht so schlimm ist.

08.01.2010 22:21 • #20


A


Hallo Elis,

x 4#21


Jellybaby
naja, Kontakt mit anderen kann helfen, sogar diese WG Idee. Mich hat das WG Leben im Wohnheim lange vor dem totalen Absturz bewahrt. Das äußert sich bei jedem halt anders. Lächerlich ist der Vorschlag nicht. Nur nicht für jeden geeignet.

Ich hatte mich ebenfalls ewig lange immer weiter zurückgezogen, soweit bis ich mich am Ende wochenlang nicht mehr aus der Wohnung getraut habe. Und dann kam die Einsicht die du auch nennst: Man muss seinen Frieden mit sich selbst machen, ohne Erwartungen an eine Situation rangehen und zufrieden mit dem sein was da kommt.
Ich habe dann erst für mich entscheiden können mit anderen Menschen in Kontakt sein zu wollen. Ich dachte zwar schon die ganze Zeit das wäre so, aber es ist ein Unterschied diese Entscheidung so zu treffen, oder es deswegen zu wollen weils einfach sein muss oder weil alle es so machen. Ich wollte ein normales Leben erzwingen und das hat nicht funktioniert. So langsam lerne ich damit zu leben wie es ist und damit zurechtzukommen. Und langsam, gaaaaanz langsam, funktioniert das mit dem Leben ganz von selbst.

08.01.2010 23:36 • #21

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