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lukasmax
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Hallo!
Ich werde in diesem Thema nicht wirklich eine Frage stellen oder um Hilfe bitten. Es ist eher für mich als Mittel gedacht, wieder klar zu denken und für eine/n Leser/in, der/die wissen möchte wie andere Betroffene mit ihrer Hypochondrie umgehen.
Falls das so ist, hoffe ich sehr jemandem damit helfen zu können.
Ich bin ein 23 Jahre alter Mann, der nun seit ca. anderthalb Jahren in psychologischer Behandlung wegen z.T. schweren Depressionen ist. Die Behandlung ist zur Zeit für einige Monate pausiert (da ich mich im Ausland befinde) und so langsam kommen wieder Symptome der Depression/Zwangsgedanken/Hypochondrie wieder heraus. Dazu erschwerend kommt nun, dass diese Sorgen - wenn auch in einem nicht ganz so übertriebenen Maße - gerechtfertigt sind. Ich bin bi. und habe deswegen auch etwaige zwanglose Bekanntschaften gemacht, wegen denen ich nun meiner Hypochondrie zum Opfer falle.
Es fing letzten Samstag Mittag an, als ich die Wohnung eines Bekannten verlassen habe. Mich packte, wie schon so oft früher, die Vorstellungskraft und ich wurde in einen Sog voller Sorgen gerissen. Meine Gedanken kreisten deswegen immer um diverse Erkrankungen, die ich mir bei einer meiner speziellen Treffen zugezogen haben könnte. Genauer gesagt war ich von dem Gedanken förmlich besessen - nein, besser gesagt überzeugt - dass ich an HIV erkrankt bin.
Verbessert wurde das Ganze nicht dadurch, dass ich mich im Internet alsdann über sämtliche möglichen oder unmöglichen Erkrankungen und Ansteckungswege informierte.
Ich denke, in diesem Forum ist es bekannt wie ein depressives bzw. hypochondres Gehirn arbeitet : sämtliche Informationen, die gegen die Erkrankung (und es waren in meinem Fall unzählige) sprachen, waren gewichtslos gegenüber den spärlichen Informationen, die für eine Infektion sprechen würden. Es fiel auch immer schwerer nicht der Sucht nach Informationen zu widerstehen und so versank ich in dem tiefen Wirrwarr, welches mich mehr überforderte als beruhigte.
Als ich zum Beispiel auf Informationen traf, die die Wahrscheinlichkeit einer Infektion auf ein vernachlässigbares Niveau heruntergeschraubt hätte, dichtete mein Kopf irgendwelche Fantasien vor sich hin, die mich an dem tatsächlichen Geschehen zweifeln und dadurch eine Erkrankung wieder plausibel erscheinen ließen.
Mein Gehirn - oder wie auch immer man den Teil nennen möchte, der für diese Gespinste verantwortlich ist - funktioniert nun einmal so. Es möchte Angst haben. Es möchte nicht gemocht werden oder gar über angenehme Dinge nachdenken. Ob das nun ein krankhafter Überlebensinstinkt meines Körpers oder Teil meiner Depression ist kann ich nicht genau sagen.
Tatsächlich weiß ich sogar, dass ich nicht (zumindest fast sicher nicht) an einer tödlichen Krankheit leide. Ich war Montag in der Notaufnahme (ich wusste nicht wo ich sonst hin soll) und wurde von der Ärztin darüber informiert, dass mein Erkrankungsrisiko sogar derart gering ist, dass sie mir keine Medikamente verschreibt. Darüber hinaus habe ich über das Internet ein Beratungsangebot in Anspruch genommen, wo mir gesagt wurde, dass ich mir wohl eher um geringere Erkrankungen wie Syphilis, Gonorrö, etc. Gedanken machen solle. Es wurde mir sogar mitgeteilt, dass ein HIV-Test gänzlich unnötig sei.
Hat das meinen Kopf beruhigt? Einen Nachmittag vielleicht. Dann gingen die Gedanken wieder los.
Es kann ja doch sein, dass . , Was ist mit soundso. ?
Derart schlimm, dass ich sogar Symptome einer HIV-Erkrankung entwickelte (trockener Hals, Müdigkeit, etc.).
Ich sitze also hier und konfrontiere die armen Leser meines Riesentextes mit meinen Sorgen und Ängsten, wobei ihr vermutlich wegen Ähnlichem hier seid. Aber ich möchte das nicht. Ich möchte nicht wie immer den gleichen Denkmustern erliegen und ich möchte auch nicht, dass die Leser dieses Textes das werden.
Ich werde mir also zunächst über die eigene Situation bewusst. Ich werde drei Monate Angst haben müssen (so lange dauert es um diese Krankheit nachzuweisen), wenn ich mich nicht um meine Zwangsgedanken kümmere. Ich bin hier in einem fremden Land, spreche die Sprache nicht und kenne auch niemandem. Meine sozialen Kontakte sind also auf ein Minimum beschränkt. Ich bin alleine und schäme mich sehr für meine S. (andere Baustelle meiner Depression).
Bevor ich mich um diese Erkrankung sorgte habe ich auch unbegründete Furcht um Probleme mit der Bürokratie hier gehabt. Ich hatte Angst, dass wegen eines Systemfehlers eine Rechnung mehrfach abgebucht werden würde. Dass dies nicht über alle Maßen schlimm gewesen wäre und ich das Geld so oder so zurück bekommen hätte (falls es diesen Fehler überhaupt gab) kam mir nicht in den Sinn. Ich wollte nur darüber nachdenken bzw. nur davon hören was alles schief gehen könne und wie das alles meine Schuld sei. Und genau da ist auch der Knackpunkt. Das Problem ist nicht meine angebliche Erkrankung oder das Geld oder sonst irgendetwas, sondern, dass ich Depressionen habe, die mir nicht ermöglichen wollen ein glückliches Leben zu führen.
Ich hätte die Ärztin wohl eher um eine Überweisung für die Psychotherapie bitten müssen als für einen Test für Infektionen.
Was ist mit den Symptomen? Nun, ich bin das komplette Wochenende durch die Stadt gegangen, um nach einen Arzt zu suchen. Ich habe heute den ganzen Tag gearbeitet und wenig getrunken. Dazu kommt noch der enorme psychosomatische Druck, den ich mir selber auferlegt habe.
Ich habe einen Bürojob und verbringe die meiste Freizeit im Hotel. Ich habe mich dementsprechend kaum bewegt und könnte vor Anspannung platzen. Idealer Nährboden für Zwangsgedanken und Depressionen.
Wie also damit umgehen? Kurzfristig werde ich mich dazu zwingen müssen nicht mehr nach Erkrankungen zu recherchieren und mich stattdessen mit der Bekämpfung meiner Depressionen widmen. Langfristig werde ich versuchen müssen Bekanntschaften hier (im Land) und in der Heimat zu knüpfen und mich sportlich mehr zu betätigen.
Ich bin in den Tagen vor Sorgen kaum dazu gekommen Skills zu benutzen. Bei mir hat Achtsamkeit oder Sport oft gut funktioniert. Achtsamkeit kann ich sogar im Büro machen.
Ich sammle also anstelle von möglichen Symptomen mögliche Skills, die mir dabei helfen diese Zeit zu überstehen. Das perfekte Ergebnis wäre es natürlich, wenn ich mich schlussendlich dagegen entscheiden würde einen Test zu machen. Dies würde bedeuten, dass ich die Angst komplett überwunden habe und mich nun anderem widmen kann. Aber ich weiß auch, dass das nicht realistisch ist. Ich werde mich testen lassen.
Es ist wichtig, dass man sich realistische Ziele setzt und diese dann auch umsetzt, denn ansonsten richtet das wieder einen Schaden an. Besser noch; man plant eben dieses Nachgeben ein, damit man es besser kontrollieren kann.
Ob ich dazu in der Lage sein werde all dies umzusetzen und mit meinen Problemen umzugehen kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich werde euch aber versprechen mein Bestes zu geben und - wenn ihr wollt - euch auf dem Laufenden zu halten.
Noch eine schöne Nacht
Lukas
Ich werde in diesem Thema nicht wirklich eine Frage stellen oder um Hilfe bitten. Es ist eher für mich als Mittel gedacht, wieder klar zu denken und für eine/n Leser/in, der/die wissen möchte wie andere Betroffene mit ihrer Hypochondrie umgehen.
Falls das so ist, hoffe ich sehr jemandem damit helfen zu können.
Ich bin ein 23 Jahre alter Mann, der nun seit ca. anderthalb Jahren in psychologischer Behandlung wegen z.T. schweren Depressionen ist. Die Behandlung ist zur Zeit für einige Monate pausiert (da ich mich im Ausland befinde) und so langsam kommen wieder Symptome der Depression/Zwangsgedanken/Hypochondrie wieder heraus. Dazu erschwerend kommt nun, dass diese Sorgen - wenn auch in einem nicht ganz so übertriebenen Maße - gerechtfertigt sind. Ich bin bi. und habe deswegen auch etwaige zwanglose Bekanntschaften gemacht, wegen denen ich nun meiner Hypochondrie zum Opfer falle.
Es fing letzten Samstag Mittag an, als ich die Wohnung eines Bekannten verlassen habe. Mich packte, wie schon so oft früher, die Vorstellungskraft und ich wurde in einen Sog voller Sorgen gerissen. Meine Gedanken kreisten deswegen immer um diverse Erkrankungen, die ich mir bei einer meiner speziellen Treffen zugezogen haben könnte. Genauer gesagt war ich von dem Gedanken förmlich besessen - nein, besser gesagt überzeugt - dass ich an HIV erkrankt bin.
Verbessert wurde das Ganze nicht dadurch, dass ich mich im Internet alsdann über sämtliche möglichen oder unmöglichen Erkrankungen und Ansteckungswege informierte.
Ich denke, in diesem Forum ist es bekannt wie ein depressives bzw. hypochondres Gehirn arbeitet : sämtliche Informationen, die gegen die Erkrankung (und es waren in meinem Fall unzählige) sprachen, waren gewichtslos gegenüber den spärlichen Informationen, die für eine Infektion sprechen würden. Es fiel auch immer schwerer nicht der Sucht nach Informationen zu widerstehen und so versank ich in dem tiefen Wirrwarr, welches mich mehr überforderte als beruhigte.
Als ich zum Beispiel auf Informationen traf, die die Wahrscheinlichkeit einer Infektion auf ein vernachlässigbares Niveau heruntergeschraubt hätte, dichtete mein Kopf irgendwelche Fantasien vor sich hin, die mich an dem tatsächlichen Geschehen zweifeln und dadurch eine Erkrankung wieder plausibel erscheinen ließen.
Mein Gehirn - oder wie auch immer man den Teil nennen möchte, der für diese Gespinste verantwortlich ist - funktioniert nun einmal so. Es möchte Angst haben. Es möchte nicht gemocht werden oder gar über angenehme Dinge nachdenken. Ob das nun ein krankhafter Überlebensinstinkt meines Körpers oder Teil meiner Depression ist kann ich nicht genau sagen.
Tatsächlich weiß ich sogar, dass ich nicht (zumindest fast sicher nicht) an einer tödlichen Krankheit leide. Ich war Montag in der Notaufnahme (ich wusste nicht wo ich sonst hin soll) und wurde von der Ärztin darüber informiert, dass mein Erkrankungsrisiko sogar derart gering ist, dass sie mir keine Medikamente verschreibt. Darüber hinaus habe ich über das Internet ein Beratungsangebot in Anspruch genommen, wo mir gesagt wurde, dass ich mir wohl eher um geringere Erkrankungen wie Syphilis, Gonorrö, etc. Gedanken machen solle. Es wurde mir sogar mitgeteilt, dass ein HIV-Test gänzlich unnötig sei.
Hat das meinen Kopf beruhigt? Einen Nachmittag vielleicht. Dann gingen die Gedanken wieder los.
Es kann ja doch sein, dass . , Was ist mit soundso. ?
Derart schlimm, dass ich sogar Symptome einer HIV-Erkrankung entwickelte (trockener Hals, Müdigkeit, etc.).
Ich sitze also hier und konfrontiere die armen Leser meines Riesentextes mit meinen Sorgen und Ängsten, wobei ihr vermutlich wegen Ähnlichem hier seid. Aber ich möchte das nicht. Ich möchte nicht wie immer den gleichen Denkmustern erliegen und ich möchte auch nicht, dass die Leser dieses Textes das werden.
Ich werde mir also zunächst über die eigene Situation bewusst. Ich werde drei Monate Angst haben müssen (so lange dauert es um diese Krankheit nachzuweisen), wenn ich mich nicht um meine Zwangsgedanken kümmere. Ich bin hier in einem fremden Land, spreche die Sprache nicht und kenne auch niemandem. Meine sozialen Kontakte sind also auf ein Minimum beschränkt. Ich bin alleine und schäme mich sehr für meine S. (andere Baustelle meiner Depression).
Bevor ich mich um diese Erkrankung sorgte habe ich auch unbegründete Furcht um Probleme mit der Bürokratie hier gehabt. Ich hatte Angst, dass wegen eines Systemfehlers eine Rechnung mehrfach abgebucht werden würde. Dass dies nicht über alle Maßen schlimm gewesen wäre und ich das Geld so oder so zurück bekommen hätte (falls es diesen Fehler überhaupt gab) kam mir nicht in den Sinn. Ich wollte nur darüber nachdenken bzw. nur davon hören was alles schief gehen könne und wie das alles meine Schuld sei. Und genau da ist auch der Knackpunkt. Das Problem ist nicht meine angebliche Erkrankung oder das Geld oder sonst irgendetwas, sondern, dass ich Depressionen habe, die mir nicht ermöglichen wollen ein glückliches Leben zu führen.
Ich hätte die Ärztin wohl eher um eine Überweisung für die Psychotherapie bitten müssen als für einen Test für Infektionen.
Was ist mit den Symptomen? Nun, ich bin das komplette Wochenende durch die Stadt gegangen, um nach einen Arzt zu suchen. Ich habe heute den ganzen Tag gearbeitet und wenig getrunken. Dazu kommt noch der enorme psychosomatische Druck, den ich mir selber auferlegt habe.
Ich habe einen Bürojob und verbringe die meiste Freizeit im Hotel. Ich habe mich dementsprechend kaum bewegt und könnte vor Anspannung platzen. Idealer Nährboden für Zwangsgedanken und Depressionen.
Wie also damit umgehen? Kurzfristig werde ich mich dazu zwingen müssen nicht mehr nach Erkrankungen zu recherchieren und mich stattdessen mit der Bekämpfung meiner Depressionen widmen. Langfristig werde ich versuchen müssen Bekanntschaften hier (im Land) und in der Heimat zu knüpfen und mich sportlich mehr zu betätigen.
Ich bin in den Tagen vor Sorgen kaum dazu gekommen Skills zu benutzen. Bei mir hat Achtsamkeit oder Sport oft gut funktioniert. Achtsamkeit kann ich sogar im Büro machen.
Ich sammle also anstelle von möglichen Symptomen mögliche Skills, die mir dabei helfen diese Zeit zu überstehen. Das perfekte Ergebnis wäre es natürlich, wenn ich mich schlussendlich dagegen entscheiden würde einen Test zu machen. Dies würde bedeuten, dass ich die Angst komplett überwunden habe und mich nun anderem widmen kann. Aber ich weiß auch, dass das nicht realistisch ist. Ich werde mich testen lassen.
Es ist wichtig, dass man sich realistische Ziele setzt und diese dann auch umsetzt, denn ansonsten richtet das wieder einen Schaden an. Besser noch; man plant eben dieses Nachgeben ein, damit man es besser kontrollieren kann.
Ob ich dazu in der Lage sein werde all dies umzusetzen und mit meinen Problemen umzugehen kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich werde euch aber versprechen mein Bestes zu geben und - wenn ihr wollt - euch auf dem Laufenden zu halten.
Noch eine schöne Nacht
Lukas