Angst vor Veränderung mit Zwangsstörungen besiegen

Anima
Ich hatte soeben einen langen Text entworfen und vergessen, ihn zu speichern - weg war er.

Verkürzt: Ich habe Angst vor Veränderungen. Sobald eine Veränderung nur näherungsweise ansteht, bekomme ich Panikattacken (mit Heulanfällen, Atem anhalten, Schweißausbruch, Schwindel).

Ich hatte eine schöne Kindheit in meiner Familie, aber schon in der Schule bis hin zum Beruf war ich ein beliebtes Mobbingopfer. Auch wenn ich mich stets gewehrt habe, so merke ich im Nachhinein, dass ich immer weniger Menschen vertraut habe. Außer meiner Familie, meinen Eltern, der Schwester. Dort ist meine Oase, mein Zufluchtsort. Dort kann ich sein, da werde ich nicht verletzt.

Im Beruf bin ich in einen BurnOut gerutscht. Falscher Beruf und zu viel dafür gearbeitet. Ich war in einer Klinik, bin in Therapie - und es wird nicht besser, sondern schlechter. Wieder zurück lässt mein Einsatz immer mehr nach.
Es fehlt die Kraft, mich aufzuraffen. Dinge, die mir früher so viel Freude bereitet haben, die freuen mich einfach nicht. Die Sonne scheint und ich heule, trotz Medikamenten.
Beziehungen (so man sie so nennen darf) sind immer schief gegangen, auch größtenteils mit verschuldet, ich war zu naiv und habe geglaubt und vertraut, mich benutzen lassen. Dafür bekomme ich heute Panik, wenn sich mir ein Mann nur nähert (eben erst wieder erlebt).

Worüber ich auch nie geredet habe, das sind die Zwangsstörungen, die ich besiegt geglaubt hatte. Als Kind und Jugendliche hatte ich einen Waschzwang und Angst vor Bakterien. Das hatte ich ganz alleine geschafft, weil ich schon als Jugendliche merkte, dass da was nicht stimmt. Jetzt bin ich entsetzt: Das Bedürfnis schleicht sich wieder ein.

Alles strengt mich an, inkl. mir selbst. Ich knüpfe schnell Kontakte, kann sie aber nicht halten, weil mir das zu anstrengend ist. Deswegen bin ich auch schon beschimpft worden.

Nach außen hin wirke ich rational und kontrolliert, niemand kennt meine Angst vor dem Kontrollverlust. Ich spiele eine Rolle, die mir zunehmend die Kraft aus saugt. Ich kenne mich nicht mehr und bin mir fremd.
Vielleicht bin ich auch zu selbstmitleidig - aber ich finde keinen Weg aus diesem Irrgarten. Sobald ich darüber rede oder schreibe, bekomme ich einen Hautausschlag. Ich möchte wieder vertrauen können, lieben und lachen können.
Wieso geht das nicht mehr? Was kann ich tun? Meine Therapeutin riet mir zu festen Terminen und Aktionen, die ich einhalten muss.

Wie kann ich wieder ich selbst werden? Wie kann man diese Angst besiegen? Bin wie gelähmt und schäme mich dafür.

Anima

15.05.2011 17:39 • #1


B
Liebe Anima,

Dein Posting hat mich bewegt und ich möchte dir noch einmal ausdrücklich sagen, dass du dich nicht schämen brauchst.

Ich bin zwar nicht zwangsgestört, habe jedoch auch das dringende Bedürfnis ständig den Schein nach Außen hin wahren zu müssen. Dass geht bis dahin, dass ich ständig mein WG Zimmer putze,extrem auf abgestimmte Kleidung achte,ich öfter mal 2 Mal am Tag dusche, ständig die Hände wasche,alles ordentlich sein muss und wenn es mal nicht so ist, dann fühle ich mich gleich unwohl und völlig undiszipliniert. Das kann auch mal in einer Heulattacke enden, weil man sich schämt etwas wieder einmal nicht vernünftig gemacht zu haben.

Danach fühlt man sich oft schlechter als jemals zu vor und bekommt sich zu nichts aufgerafft. Denkt an die schlechten Zeiten (Auch ich wurde gemobbt damals) und Vieles endet im Chaos.

Ich drück dich mal aus der Ferne.
Bäumchen

15.05.2011 20:20 • #2


A


Hallo Anima,

Angst vor Veränderung mit Zwangsstörungen besiegen

x 3#3


Anima
Liebe Bäumchen,

ich danke Dir für Deine Worte. Mein Perfektionismus hat mir gewissermaßen das Genick gebrochen - beruflich gesehen.
Wenn ich etwas anfange, dann muss es perfekt sein. Dieser Sauberkeitsfimmel an mir selbst, ständiges Händewaschen wieder, Türklinken anfassen etc. - das Bewusstsein, dass das nicht in Ordnung ist, das im Augenblick nicht so einfach zu verkraften.

Gefühlsmäßige Entgleisungen habe ich stets im Griff, ich zeige nichts. Jetzt kann ich keine Wut mehr zeigen, ich werde einfach nur emotionslos, müde und sehr traurig.

Anima

15.05.2011 21:29 • #3


achtsamkeit
Hallo Bäumchen,
du gast ja schon einen wichtigen Schritt getan, indem du hier von deinen Ängsten/Zwängen schreibst.
Und wie meine Vorrednerin schon gesagt hat: Du hast keinen Grund dich zu schämen.
Du schreibst, dass du in einer KLinik warst und auch in Therapie bist.
Wie lange warst du in der Klinik und hat der Aufenthalt dort etwas positiv bei dir verändert?
Auch wenn es nicht umbedingt Freude bereitet, aber vielleicht musst du noch einmal in eine Klinik, die auch auf deine Symptome
schwerpunktmäßig spezialisiert ist.
Wer hat dir Medikamente verordnet und wie lange nimmst du diese?
Bist du schon lange bei deiner Therapeutin? Ist es eine Gesprächstherapie?
Wichtig ist, dass du den Glauben an dich nicht verlierst. Lerne mit deinen Problemen zU leben. Akzeptiere sie erst einmal als Teil von dir.
Und dann versuche mit kleinen Schritten (wirklich kleinen!) etwas zu verändern. Setz dich nicht derart unter Druck!

Liebe Grüße Pelle

16.05.2011 11:04 • #4


Anima
Ich weiß im Augenblick leider nicht, wo vorne und hinten ist.

Vorhin hatte ich einen Anruf von einem Menschen, den ich gerne mag, der mich unterstützen wollte - und jetzt: Er ist schwer krank, will sich nicht behandeln lassen und will nicht mehr leben. Jetzt hänge ich gerade da und weiß nicht weiter. Die Adresse habe ich im Büro liegen lassen.

ER hat mir gleichzeitig alles aufgekündigt - Freundschaft, alles. Von gestern auf heute. Schwerst depressiv sage ich - aber ich weiß nicht, was ich tun soll.

Anima

16.05.2011 19:38 • #5


Steffi
Anima, ich habe Dir gerade gepinnt.

16.05.2011 19:44 • #6


Anima
Nach Rücksprache mit dem Psychater habe ich jetzt Citalopram Tabletten, vorher waren es Cipralex-Tropfen.

Der Klinikaufenthalt sollte mich damals zur Ruhe bringen, 12 Wochen hat es gedauert und ich konnte nicht wirklich abschalten.

Bei mir sehe ich vor allem, dass meine Ängste sich in körperlichen Beschwerden äußern. Momentan z. B. könnte ich mich aufkratzen ohne Ende.
Ich habe mich unter Druck setzen lassen muss ich feststellen, die innere Stimme wieder einmal überhört oder einfach ab geschaltet.

Ich komme mir gerade vor, als lebe ich nicht im eigenen Leben, aber ich weiß, dass ich da durch muss und auch will.
Schritt für Schritt - ja!

Anima

17.05.2011 19:07 • #7


M
Hallo Anima,


es muss nicht immer die Psyche sein, wenn Juckreiz am Körper auftritt. Ich hatte z.B. bei Cypralex und beim Absetzen von Mirtazipin diesen Juckreiz, den ich zuvor auch auf die Psyche geschoben habe. Vielleicht kann das auch bei Citalopram vorkommen, eine bestimmte körperliche Empfindlichkeit vorausgesetzt. Mein Arzt hat diese Möglichkeit ausgeschlossen, aber als ich die Mittel abgesetzt habe, war auch der Juckreiz so gut wie verschwunden. Am besten, du schaust mal in den Beipackzettel!

Gute Besserung dir, Mona.

19.05.2011 19:11 • #8


Anima
Liebe Mona,

vielen Dank für den Hinweis! Es kann gut sein, dass das Medikament eine Rolle spielt.

Mir ist lediglich aufgefallen, dass ich immer, wenn ich nervös bin, anfange zu kratzen. Zu Beginn meines BurnOuts hatte ich sogar Euro-große Flecken auf der Haut, die wie Schürf aussahen. Als ich nicht mehr gearbeitet habe, gingen sie von alleine weg.

Im Augenblick kommen doch einige Veränderungen - ich will sie bestehen.

Anima

19.05.2011 19:27 • #9


M
Hallo Anima,

ich habe wegen meiner Hauterkrankungen in einem Forum gelesen, dass von mehreren Ärzten der Charitee in Berlin moderiert wird. Ich glaube, ich habe unter Google Forum für Nesselsucht oder Ikaria eingegeben, da kommen auch oft von Betroffenen sehr hilfreiche Antworten. Mir wurde dabei schnell klar, dass das bei mir etwas anderes sein musste. Geholfen haben aber auch Bestrahlungen beim Hautarzt und Salzbäder.

Dir alles Gute von Mona.

19.05.2011 20:02 • #10


A


Hallo Anima,

x 4#11


Anima
- oh! Das habe ich bisher wirklich nicht gewusst.

Seit meiner Jugend habe ich immer wieder Hautprobleme, verstärkt eben bei Stress. Blutig kratzen usw.....
Das ist eine hilfreiche Idee, diesen Rat werde ich gerne annehmen.

Anima

19.05.2011 21:10 • #11

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