Trefusis
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in den vergangenen Monaten überfiel mich mehr und mehr die Depression aus dem Gefühl heraus, dass ich im Leben versage und versagt habe. Ich denke deshalb täglich auch über Selbstmord nach (auch wenn ich ihn nicht fest plane, aber ich tobe mich sozusagen ständig im Kopf darüber aus) und all dieser Mischmasch aus Gedanken und Gefühlen macht mich fertig.
Hier fragt Ihr euch wohl, woher ich das Gefühl bekomme, versagt zu haben.
Ich versuche mich kurz zu fassen...
...ich glaube, nichts zu können, was für die Gesellschaft oder allgemein von Nutzen sein könnte.
Ich glaube, Wissen kaum in die Birne kriegen zu können (selbst solches, das mich tatsächlich auch nur annähernd interessiert), also, dass mir das Lernen äussert schwer fällt.
Und all das fusst offenbar in meiner grossen Versagensangst, die ich seit meinen Teenagerjahren habe. Oft blockiert mich diese im Kopf von vornherein nach dem Motto Das kriegst du sowieso nicht gebacken. Wie ein innerer Dämon, der sich einschaltet, sobald ich denke Okay, lerne ich demnächst doch mal ordentlich Webdesign/Gitarre....
Ich spreche nicht von Wissen, das Supergenies im Kopf haben, sondern von nutzvollem Wissen, das doch kaum schwer zu erlernen sein kann und das mir scheinbar dennoch eine Nummer zu gross bzw. komplex erscheint.
Auch bei der Ausübung meines Haupthobbies (Zeichnen Malen) quält mich die Versagensangst.
Ich gebe aber dafür auch mir selbst vor allem die Schuld: Ich hatte schon zu Schulzeiten selten Freude am Lernen und hab mich lieber mit meinen Hobbies beschäftigt (Zeichnen und Malen, Computerspiele, Comics lesen, Fernsehen).
Ihr seht, meine Dummheit war also vorprogrammiert.
Doch das Bewusstsein darüber hilft mir leider nichts. Ich kann nur bereuen.
Das tut dann besonders weh, wenn ich sehe, wie weit es andere bringen: Einige gute FreundInnen von mir studier(t)en, haben ihre Talente und Hobbies erfolgreich in selbständige Arbeiten gewandelt und ich gönne es ihnen wirklich. Aber ich sehe dann, das ich nichts kann, mit dem ich Geld verdienen könnte. Und Künstler, die zumindest etwas auf dem Kasten haben und damit gern Geld verdienen würden, gibt es wie Sand am Meer.
Es geht mir aber vor allem nicht darum, zwingend genau das zu können, was andere tolle Personen wunderbar können (als wenn ich einen Zirkusartisten beneiden würde und ich hab mit deren Branche nix am Hut), aber die Talente und das Können dieser Freunde liegt ja oftmals zufällig in meinem Interessenbereich (Computer IT, um präzise zu sein). Es geht mir eher darum, gleichwertig zu sein. Wäre ich also gute Gitarrenspielerin, Chemielaborantin, Krankenschwester, Managerin...egal, haupsache, ich könnte mindestens eine Sache wirklich gut und wäre damit möglichst von Nutzen. Aber tja, die Versagensangst und das Fehlen von Talenten...
In Momenten wie diesen denke ich mir, wie praktisch eine Wiedergeburt als ein anderer Mensch nach meinem Tod wäre. Dann hätte ich die Chance, als jemand geboren zu werden, der theoretisch ein Faible für Medizinisches, Musikalisches (Instrumentebeherrschung, nicht nur Gesang), Technisches...bekäme.
Ich versuche mich mit Gedanken zu trösten wie Ein Picasso malte nunmal auch nicht wie ein Rembrandt oder meine Freundin, die IT-Expertin, kann dafür nicht blind tippen so wie ich aber es hilft eher wenig.
Kein Problem, verdiene ich eben mein Geld ganz normal als Angestellte in einer Firma, oder?
Da kommt aber hinzu, dass ich auch in dieser Beziehung ziemliche Defizite erlebt habe. Immer, wenn ich auf Jobsuche war, dauerte es Monate um Monate, bis ich überhaupt was fand (und das endete nicht immer in einem glücklichen Arbeitsverhältnis).
Aktuell will ich nach über fünf Jahren Beziehung endlich mit meinem Partner zusammenwohnen (wenn, muss ich zu ihm) und suchte bis eben nach einem Job in der Umgebung meines zukünftigen Wohnortes. Aber sollte es mir nicht ein bitteres Gefühl dabei geben, dass ich über fünf 1/2 Jahre brauche, um ihm wohnmässig endlich näher sein zu können während andere Paare dafür vielleicht nur einige Monate oder ein Jahr brauchen?
Kann sein, dass ich auch nur ungeduldig bin, aber ich glaube ernsthaft (ohne jeden Aberglauben), dass mich das Leben quasi strafen will. Für meinen Mangel an Können und Talenten, für meine mittelmässige Schulbildung (Realschule, aber keine Spitzennoten und kein Studium) und für meine eigens versaute Kindheit. Das mag absolut gerecht sein, aber es macht mir auch das Herz so schwer und mich nur trauriger. Auch daher wünsch ich mir oft, nicht mehr zu leben.
Empfindet jemand von euch da genauso oder ähnlich wie ich?
Seht Ihr euch im Alltag und in der Arbeitswelt ständig mit Versagensängsten und mit den Gedanken an den Tod konfrontiert?
Und wenn ja, kennt Ihr Methoden, die euch persönlich wieder etwas aufrechter durchs Leben gehen lassen oder euch lockerer werden lassen?
Vielen Dank.