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Antidepressiva haben mein Leben zerstört

Irgendeine
Kein Medikament ist ohne Nebenwirkungen. Manche sind schwer davon betroffen, andere haben gar keine.

Ich hab von meinem Antidepressivum (ein Noradrenalin- und Dopaminwiederaufnahmehemmer) und meinem ADHS-Medi (ein Amphetaminderivat) ziemlich starkes Händezittern. Das mag jetzt total banal klingen, aber es ist für mich persönlich sehr belastend und es behindert mich auch bei der Arbeit.
Mittlerweile bekomme ich 2 weitere Medikamente (ein Antiepileptikum und einen Betablocker) gegen das Zittern, die natürlich wiederum Nebenwirkungen haben.
Durch den Betablocker wirkt z.B. mein Asthmaspray nicht mehr so gut (beide Medis blockieren die selben Rezeptoren).
Zusätzlich habe ich häufig Dyskinesien, gegen die ich dann ein Notfallmedi nehmen muss (das sind Schmerzen, die sonst nicht auszuhalten ist), welches natürlich wiederum Nebenwirkungen hat. In meinem Fall Sehstörungen.
Die Libido ist insgesamt auch nicht besonders ausgeprägt.

Ist alles sch.. Und ich überlege auch oft, ob ich nicht alles radikal absetzen soll, um zu kucken, wie es mir ohne Medikamente geht. Und dann denke ich wieder daran, dass ich sogar mit Antidepressiva starke Antriebslosigkeit habe. Dass ich trotz Stimmungsstabilisator in tiefe Löcher falle. Trotz ADHS-Medi kann ich mich nur äußerst schwer konzentrieren usw.
Ich will gar nicht wissen, wie ausgeprägt diese Symptome wären, wenn ich das Zeug nicht nehmen würde.
Vor ein paar Monaten hat meine Psych versucht die Dosis des Stimmungsstabilisators zu halbieren. Das Ergebnis war ein Totalabsturz.

Also ertrage ich erst mal weiter die Nebenwirkungen bzw. versuche irgendwie einen Mittelweg zwischen Wirksamkeit und Ausgeprägtheit der Nebenwirkungen zu finden.
Bzgl. der Dosierungen hab ich von meiner Psych relativ viel Spielraum.

14.07.2020 15:22 • x 5 #61


M
@mutmacher
Interessantes Video über Antidepressiva, aber auch etwas erschreckend. Zumindest der Teil über die Pharmaindustrie. Die Medikamente wurden aggressiv durch Industrievertreter beworben. Man hat sich sehr hohe Gewinne versprochen. Ärzten wurden die Medikamente als Wunderheilmittel angepriesen. Nebenwirkungen wurden systematisch verschwiegen und später als sich die Fälle häuften vertuscht. Vertreter wurden systematisch geschult wie sie mit Ärzten umgehen sollten, die Bedenken gegen den Einsatz von Antidepressiva haben. Die Medikamente wurden in den USA systematisch für den Einsatz bei Kindern und Jugendlichen angepriesen, für den sie gar nicht zugelassen waren.

Was mir aber besonders in Erinnerung geblieben ist, ist die Schilderung über die Zulassung von Prozac. Die Zulassung wurde durch den Hersteller u.a. in Deutschland und in den USA (bei der FDA) beantragt. Die deutsche Zulassungsbehörde hat festgestellt, dass Prozac nicht wirksam ist und die Suizidalität erhöht. Das Medikament sei für die Behandlung bei Depressionen vollkommen ungeeigent. Als die FDA erfahren hat, dass die Zulassung in Deutschland verweigert wurde, hat sie beim Hersteller nachgefragt. Der Hersteller hat geantwortet: es ging bei der Ablehnung nur um Unklarheiten. Diese habe man beseitigen können und die Bedenken der deutschen Behörden seien damit ausgeräumt. Das war schlichtweg gelogen. Prozac wurde in den USA zugelassen. Durch Lobbyarbeit wurde der Zulassungsprozes in Deutschland erneut durchgeführt. Ein Jahr später wurde das Medikament schließlich auch in Deutschland zugelassen mit dem Verweis, dass es in den USA auch zugelassen ist

15.07.2020 14:40 • x 1 #62


A


Hallo Drik,

Antidepressiva haben mein Leben zerstört

x 3#3


M
Zitat von Drik:
Wurdest du je über bleibende Schäden von Psychopharmaka aufgeklärt? Ich nicht. Deswegen find ich den Titel auch nicht reißerisch weil es einfach so ist. Ich dachte ich kann mich hier mitteilen aber anscheinend nicht erwuenscht. Es gibt eben auch Menschen die wirklich zerstört werden von dem Sch. . Ist die Realität. Schau mal ADFD Forum vorbei.

Hallo Drik,
du hast sicher schon bemerkt, dass du hier in einem Forum gelandet bist, wo Psychopharmaka überwiegend verteidigt werden. Ich teile deine Meinung zu Psychopharmaka aber voll und ganz (bin auch selbst bei ADFD angemeldet). Viele hier sind der Meinung, dass sie nur mit PP überhaupt leben können. Mir geht es wie dir: PP (hier Mirtazapin) hat mir ganz neue zusätzliche Probleme beschert und keineswegs zur Genesung beigetragen. Meine Depressionen wurde ich jedes einzelne Mal aus eigeneer Kraft wieder los, aber die körperlichen Probleme, die mir dieses Zeug zuletzt beschert hat, habe ich nun ein Jahr später immer noch. Es ist für mich das bislang größte Ärgernis meines Lebens und in der Konsequenz spreche ich der gesamten Psychiatrie-Branche einfach die Kompetenz ab. An mir wird es keine Experimente mehr geben und mir ist auch egal, was andere davon halten.

Ich jedenfalls habe Methoden gefunden, meinem Ärger Luft zu machen und ein Umdenken anzustoßen. Mehr dazu gerne per PM, aber du kennst ja auch schon ADFD, insofern weißt du, dass wir da besser aufgehoben sind.

Gruß
Michael

15.07.2020 15:08 • x 1 #63


M
Zitat von Irgendeine:
dass man nicht darüber aufgeklärt wird (was ebenfalls nicht stimmt).

Ich gebe ihm Recht! Mei Arzt hat mir Mirtazapin als total gut verträgliches, modernes Medikament angepriesen und nichts von irgendwelchen Nebenwirkungen und Folgeschäden erwähnt. Erst dieses Jahr war ich wegen einer anderen Sache bei ihm und er fragte nebenbei, wie es mir sonst so ginge. Als ich ihm dann von den Problemen erzählte, meinte er ohne mit der Wimper zu zucken: Jaja, das ist bekannt, das sowas durch Mirtazapin auftreten kann, aber das geht auch wieder vorbei. Na toll! Jetzt hab ich den Salat und warte schon seit einem Jahr auf Genesung.

15.07.2020 15:22 • #64


Irgendeine
Zitat von Michael808:
Mei Arzt hat mir Mirtazapin als total gut verträgliches, modernes Medikament angepriesen und nichts von irgendwelchen Nebenwirkungen und Folgeschäden erwähnt.

Bei Mirta ist das Hauptproblem die bei vielen auftretende Gewichtszunahme. Ich nehme seit 6 Jahren Mirta und hab keinerlei Probleme damit. Im Gegenteil. Ich hab auch nicht zugenommen.
Zitat von Michael808:
Ich jedenfalls habe Methoden gefunden, meinem Ärger Luft zu machen und ein Umdenken anzustoßen.

Das ist ja sehr schön und freut mich auch für dich. Andere schaffen es eben aber (noch) nicht ohne Unterstützung.
Ich habe sehr viele Skills für alle möglichen Situationen gelernt. Aber selbst die härtesten reichen manchmal nicht aus.
Ich würde sehr gerne auf die Medis verzichten. Aber wenn der Preis dafür ein Totalabsturz ist, dann weiß ich nicht was besser ist.

15.07.2020 15:43 • x 1 #65


maya60
Zitat von mutmacher:
https://www.youtube.com/watch?v=Lr33sZkf6RY

Das Problem ist längst weltweit bekannt (nicht nur Suizidalität !)



Hallo mutmacher, danke für diesen Film! Er zeigt, was passieren kann, wenn gesunden Menschen einfach leichtfertig Antidepressiva verschrieben werden, um etwas zu erreichen, was gar nicht menschlich ist, nämlich eine immer gute Laune und eine immer hohe Leistungsfähigkeit.
Wenn außerdem in Pharmazie und Ärztepraxen die Geldgier regiert, so dass immer mehr dieser Medikamente verschrieben werden.

Schon in den 60er Jahren sangen die Rolling Stones einen song über Mama´s little helpers, nämlich darüber, dass sich Antidepressiva praktisch in jeder Handtasche zur Stimmungshebung fanden.

Verantwortungsbewusste Fachärzt*innen verschreiben Antidepressiva bei schweren Depressionen und - je nach individuellem Krankheitsverlauf auch schon bei mittelschwerer Depression.

Und da ist wirklich die Risiko/Nutzen-Frage entscheidend. Wenn der deutsche Anwalt im Film feststellte, dass er 30 Aktenordner mit 1 bis 2 Fällen hatte, wo Zoloft Suizidalität erzeugte, dann stehen dem Hunderte Millionen von Fällen gegenüber, wo Antidepressiva Suizid verhinderten (mit Zoloft kenne ich mich nicht aus.)

Die allermeisten von uns, die ernsthaft mit Depressionen zu tun haben, haben doch alle erst versucht, ohne Medikamente und wenn, dann mit pflanzlichen, ihre Depression zu beenden, neben psychotherapeutischer Hilfe.
Wenn das aber nicht reicht und das Leben immer mehr zusammenbricht, dann braucht es eben doch Antidepressiva und da retten die Millionenfach Leben.

Das bedeutet nicht, dass die Geschädigten egal sind oder zu vernachlässigen. Aber man kann sie auch nicht als Norm für Depressive nehmen, schon gar nicht, wenn sie gesund sind.

Liebe Grüße! maya

15.07.2020 15:59 • x 2 #66


Irgendeine
Beispiel Citalopram. Hilfte vielen Menschen super und sie haben wenig bis keine Nebenwirkungen. Bei mir hat es null geholfen und wegen zu schneller Aufdosierung sogar zu einem Suizidversuch geführt.

Wie ich schon sagte, kein Medikamemt ist ohne Nebenwirkungen. Zu viel Ibuprofen (und alle anderen Nicht steroidalen Antirheumatika) kann zu Nierenschäden führen. Paracetamol schädigt die Leber und würde so heute keine Zulassung mehr bekommen.
Es ist immer eine Risiko-Nutzen-Abwägung.

15.07.2020 16:10 • x 1 #67


mutmacher
@Maya
Was damals mama`s little helpers betraf, ging es nicht um Antidepressiva, sondern um Valium (heute Diazepam),
ein schnell wirksames Muskelrelaxans und kurzzeitiger Stimmungsaufheller.

15.07.2020 16:29 • #68


Alexandra2
Liebe @irgendeine
Das Zittern und Sehstörungen kenne ich auch. Mit Umstellung der höheren Dosis zur Nacht hält sich das Zittern in Grenzen. Eine Trinkmenge von 2,5l verringert es. Und Stress verstärkt es wieder.
Lithium und Bupropion in Höchstdosis nehme ich. Es ist überhaupt nicht an Absetzen zu denken, ich würde Ruckzuck im Stupor enden, sofern ich nicht vorher mein Ende beschloss...
Vielleicht kannst Du auch die Hauptdosis in die Nacht legen und/oder die Trinkmenge steigern?
Ich habe nur morgens tonisch-klonische Bewegungen, die danach ins Händezittern übergehen. Damit komme ich halbwegs zurecht.... Und ich wünsche Dir eine für Dich akzeptable Lösung, und daß sich das Zittern doch noch beeinflussen läßt
Liebe Grüße Alexandra

15.07.2020 18:41 • x 1 #69


M
Zitat von maya60:
Wenn der deutsche Anwalt im Film feststellte, dass er 30 Aktenordner mit 1 bis 2 Fällen hatte, wo Zoloft Suizidalität erzeugte, dann stehen dem Hunderte Millionen von Fällen gegenüber, wo Antidepressiva Suizid verhinderten

Ich habe das so verstanden: er hat 30 Ordner mit Unterlagen in denen Ärzte einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Zoloft und einem Suizid bzw. Suizidversuch hergestellt haben. Ein Fall hat jeweils ein oder zwei Seiten. Ergibt eine ganze Menge Fälle insgesamt. Im Film ab Minute 5.

15.07.2020 18:54 • #70


Irgendeine
Zitat von Alexandra2:
Vielleicht kannst Du auch die Hauptdosis in die Nacht legen und/oder die Trinkmenge steigern?

Was meinst du mit Hauptdosis? Ich nehme die 300mg Bupropion und 20mg Lisdexamphetamin morgens.
Die Sehstörungen krieg ich zum Glück nur vom Akineton, was ich ja nicht fest nehme, sondern als Notfallmedi.
Die krieg ich von Tavor übrigens auch.

Runterdosieren hab ich schon mal versucht. Hatte einen kompletten Zusammenbruch zur Folge. Meine Psych meint, dass mein Zittern mittlerweile psychogen sei. Ich merke allerdings auch, dass es weniger wird bzw. es mir nicht so auffällt, wenn ich gut abgelenkt bin. Außer natürlich bei feinmotorischen Tätigkeiten.

Die Trinkmenge steigern könnte ich mal versuchen. Wenn ich arbeite, trinke ich genug, wenn ich frei habe eher nicht.

lg

15.07.2020 18:57 • x 1 #71


Alexandra2
Liebe @irgendeine,
Die Dosis des Lithium 600mg war für morgens 2/3 und abends 1/3 vorgesehen. Jetzt ist die höhere Dosis spät abends und ich zitterte dann nachts mehr.
Bupropion bleibt bei 300mg morgens, aber vielleicht lässt es sich zur Hälfte abends nehmen, wenn man dann nichts nachts topfit ist?
Und die widerlichen Sehstörungen lassen sich laut Augenarzt nicht beeinflussen, sehr lästig das Ganze. Aber ich versuche die Sehstörungen als Indikator zu nehmen, daß ich die Belastungsgrenze überschritt und folglich viele Pausen einzulegen. Dabei versuche, ich das zu akzeptieren. Das ist sauschwer und oft nicht möglich. Aber ich bleibe dran, das positiv zu sehen ähm nehmen. Seufz, das ist so schwer....
Liebe Grüße Alexandra

15.07.2020 19:10 • #72


bones
Zitat von Michael808:
Hallo Drik,
du hast sicher schon bemerkt, dass du hier in einem Forum gelandet bist, wo Psychopharmaka überwiegend verteidigt werden. Ich teile deine Meinung zu Psychopharmaka aber voll und ganz (bin auch selbst bei ADFD angemeldet). Viele hier sind der Meinung, dass sie nur mit PP überhaupt leben können. Mir geht es wie dir: PP (hier Mirtazapin) hat mir ganz neue zusätzliche Probleme beschert und keineswegs zur Genesung beigetragen. Meine Depressionen wurde ich jedes einzelne Mal aus eigeneer Kraft wieder los, aber die körperlichen Probleme, die mir dieses Zeug zuletzt beschert hat, habe ich nun ein Jahr später immer noch. Es ist für mich das bislang größte Ärgernis meines Lebens und in der Konsequenz spreche ich der gesamten Psychiatrie-Branche einfach die Kompetenz ab. An mir wird es keine Experimente mehr geben und mir ist auch egal, was andere davon halten.

Ich jedenfalls habe Methoden gefunden, meinem Ärger Luft zu machen und ein Umdenken anzustoßen. Mehr dazu gerne per PM, aber du kennst ja auch schon ADFD, insofern weißt du, dass wir da besser aufgehoben sind.

Gruß
Michael



Ich muss dir da widersprechen. Es stimmt nicht, dass viele Hier nur der Meinung sind , dass man nur mit pp leben kann.
Es hilft vielen und sehr vielen bekommen bzw. hatten ein Rückfall beim absetzen. Deswegen nimmt man sie weiter hin bis dann auf absehbarer Zeit das ausschleichen beginnt. Das ist richtig.
Bei ADFD sind nur Leute drin die Probleme, was natürlich sehr traurig ist, haben mit pp. Ob es nun mit ausschleichen oder während der Behandlung von pp. Keiner ist dort der nur gutes berichten kann bzw nie Probleme mit pp hatte. Ich war auch mal dort angemeldet und dort war ich unerwünscht nur weil ich nicht deren Meinung war.

15.07.2020 19:17 • x 1 #73


Irgendeine
Zitat von Alexandra2:
aber vielleicht lässt es sich zur Hälfte abends nehmen, wenn man dann nichts nachts topfit ist?

Hm müsste ich mal probieren. Ich glaube, ich hab noch ein paar 150er.
Zitat von Alexandra2:
Und die widerlichen Sehstörungen lassen sich laut Augenarzt nicht beeinflussen, sehr lästig das Ganze.

Bei mir sind es Akkomodationsstörungen.
Besonders heftig war es, als ich mal für ein paar Tage Tavor als Festmedikation hatte.
Das Schlimme ist, dass ich dann keine Kontaktlinsen tragen kann, weil die Augen eben nicht schnell genug umschalten. Dadurch ist z.B. Lesen schwer. Mit Brille kann ich die Brille einfach absetzen.

15.07.2020 19:41 • x 1 #74


M
Zitat von Irgendeine:
Bei Mirta ist das Hauptproblem die bei vielen auftretende Gewichtszunahme. Ich nehme seit 6 Jahren Mirta und hab keinerlei Probleme damit. Im Gegenteil. Ich hab auch nicht zugenommen.

Also sei mir nicht bös, aber ich habe mir mal einige deiner Beiträge in diesem Forum durchgelesen und davon bekam ich eher den Eindruck, dass du schon soviele PP genommen hast, dass du gar nicht mehr beurteilen kannst, welche Nebenwirkungen von welchem kommen. Nicht alle Nebenwirkungen sind einfach weg, wenn man das entsprechende Medikament absetzt. Und dann hast oder hattest du noch eine Psychiaterin, die dir einredet, dass du dir Symptome nur einbildest. Das ist das, was mich an dieser Industrie am meisten ärgert: Alles schön auf den Patient selbst schieben, damit jah die heiligen PP nicht in Verruf geraten. Tust mir ehrlich gesagt leid dafür, dass du sowas mit dir machen lässt (wahrscheinlich hast gar keine andere Wahl). Und deinen Freund kann ich bestens verstehen, wenn er es nicht gut findet, wie viele dieser Medikamente du nimmst.
Zitat:
Andere schaffen es eben aber (noch) nicht ohne Unterstützung.

Das ist m.E. gerade der Punkt! Ihr lasst euch einreden, dass ihr PP braucht. Aber je länger ihr sie nehmt, desto mehr schwindet die Chance, dass ihr sie wieder loswerden könnt und ihr lauft Gefahr, dass sich DURCH DEN KONSUM eure psychische Krankheit chronifiziert. Was macht ihr denn, wenn das eine Medikament nicht mehr wirkt? Dann müsst ihr irgendwann wechseln (was ja fortlaufend mit der Problematik des Aus- und Einschleichens verbunden ist). Irgendwann bleibt nichts mehr übrig, was ihr noch nicht hattet und ihr landet bei den MAO-Hemmern. Was ist dann, wenn die nicht mehr helfen?

Ich werde dich jetzt mit dem Thema in Ruhe lassen und hoffe für dich, dass du noch eines Tages heil aus der Nummer rauskommst. Aber mir ist es weiterhin ein Anliegen, möglichst viele Leute vor einer PP-Karriere zu warnen und das tun inzwischen auch einige Ärzte.

16.07.2020 07:49 • #75


M
Zitat von bones:
Ich muss dir da widersprechen. Es stimmt nicht, dass viele Hier nur der Meinung sind , dass man nur mit pp leben kann.

Wie viele das in % sind, habe ich nicht untersucht. Aber es sind schon einige dabei, wie ich aus meiner aktiven Zeit hier noch weiß.
Zitat:
Keiner ist dort (ADFD) der nur gutes berichten kann bzw nie Probleme mit pp hatte.

Das ist richtig. Ich denke, wer tatsächlich ausschließlich gute Erfahrungen gemacht hat, hat auch keinen Anlass, dort Hilfe zu suchen.

16.07.2020 07:57 • #76


M
Zitat:
Das ist m.E. gerade der Punkt! Ihr lasst euch einreden, dass ihr PP braucht.

Wie hier schon gesagt wurde - die meisten haben wahrscheinlich schon alles andere probiert bevor sie die Medikamente genommen haben. Niemand nimmt die Pillen freiwillig. Mich musste damals kein Arzt überzeugen die zu nehmen. Ich wollte die Medikamente nehmen. Der Leidensdruck war damals einfach zu groß.

Zitat:
Aber je länger ihr sie nehmt, desto mehr schwindet die Chance, dass ihr sie wieder loswerden könnt und ihr lauft Gefahr, dass sich DURCH DEN KONSUM eure psychische Krankheit chronifiziert.

Deswegen sollte man parallel zu den Psychopharmaka auch eine Therapie machen. Nur wenn man sein Leben ändert, kann man auch aus der Depression herauskommen. Es ist illusorisch zu glauben, dass man sich einfach eine Pille einwerfen kann und dann ein glückliches Leben leben kann. So einfach gehts dann doch nicht.

16.07.2020 08:20 • x 1 #77


Irgendeine
Zitat von Michael808:
dass du gar nicht mehr beurteilen kannst, welche Nebenwirkungen von welchem kommen. Nicht alle Nebenwirkungen sind einfach weg, wenn man das entsprechende Medikament absetzt.

Ich hab schon einiges an Medis durch, das stimmt. Aber ich weiß, wann welche Nebenwirkungen aufgetreten sind und wann ich welches Medikament bekommen habe. Daraus kann man schließen, woran es liegen könnte.
Zitat von Michael808:
Und dann hast oder hattest du noch eine Psychiaterin, die dir einredet, dass du dir Symptome nur einbildest.
a
Sie sagt, dass es psychogen sein könnte. Das hat nichts mit einreden zu tun (mal ganz davon abgesehen, dass ich mir das nicht einreden lasse), sondern mit Differentialdiagnostik.
Zitat von Michael808:
Das ist m.E. gerade der Punkt! Ihr lasst euch einreden, dass ihr PP braucht.

Ja klar. Ich, die ich mich in dem Bereich beruflich auskenne, lasse mir einreden, dass ich unbedingt Medikamente brauche.
Ich weiß, was ich tuen muss, wenn ich mich runterregulieren muss. Wenn ich aber dann nach vielen gescheiterten Versuchen vor der Entscheidung schne*den oder Promethazin stehe, ist letzteres das kleinere Übel.
Also hör auf mir Vorwürfe zu machen, dass ich mir helfen lasse!
Genauso gut kann man nämlich sagen, dass du dich mit aller Macht geen Medikamemte sträubst.
Würdest du dich genauso gegen Schmerzmittel wehren, wenn du starke Schmerzen hättest, die nicht anders zu lindern sind?

16.07.2020 10:35 • x 1 #78


Alexandra2
Mich ärgert, daß der Eindruck erweckt wird, man nehme Psychopharmaka nur so. Es gibt Schwerkranke, die ohne PP zu nichts in der Lage sind.
Und bin chronisch depressiv und quälte mich Jahrzehnte damit durchs Leben, ohne Psychopharmaka. Und das Leben war unglaublich anstrengend so. Arbeit+Kind+minimalistischer Haushalt, keine Energie für mich. Nicht zur Nachahmung empfohlen.

16.07.2020 12:31 • x 1 #79


Irgendeine
Zitat von Alexandra2:
Mich ärgert, daß der Eindruck erweckt wird, man nehme Psychopharmaka nur so. Es gibt Schwerkranke, die ohne PP zu nichts in der Lage sind.
Und bin chronisch depressiv und quälte mich Jahrzehnte damit durchs Leben, ohne Psychopharmaka. Und das Leben war unglaublich anstrengend so. Arbeit+Kind+minimalistischer Haushalt, keine Energie für mich. Nicht zur Nachahmung empfohlen.

Das ärgert mich auch. Ich würde liebend gerne auf die ganzen Medis und ihre Nebenwirkungen verzichten. Wenn das aber der Preis für ein halbwegs normales Leben ist, dann bin ich bereit ihn zu bezahlen.

16.07.2020 12:41 • x 2 #80


M
Hallo,

das ist eine interressante Diskussion und ich hoffe, man kann in diesem Forum da auch frei drüber reden. Bisher hab ich in Depressionsforen immer nur eindeutig FÜR (überwiegend, manche Foren werden von Pharmaindustrie unterstützt) oder GEGEN Psychopharmaka gefunden. Das find ich absolut nicht hilfreich.

Der Buddha sagte mal, die Wahrheit liegt sehr oft in der Mitte. Und das seh ich auch so, PP können gut oder schlecht sein.

Bei schweren Depressionen halt ich sie immer noch für unumgänglich, möcht nicht wissen, wieviel Leben sie schon gerettet haben.

Bei mittleren Depressionen kann man drüber streiten, wär ich eher dagegen, solte aber der Patient selber entscheiden (in der Praxis wird eher versucht, einem was aufzudrängen)

Bei leichten Depressionen halt ich sie mittlerweile fast schon für einen Kunstfehler.

Und die Patienten gehören aufgeklärt, vieles negative von PP ist einfach noch zu wenig bekannt. Hier schreiben ja auch einige z.B sie hätten versucht abzusetzen, ihnen sei es dann aber schlecht ergangen. Dazu muß man wissen, daß ein Absetzen oft dann erst klapt, wenn man es ganz langsam macht (ca 10 % alle 4 Wochen). Vermutlich verändert sich der Körper während der Einnahme, er versucht sich anzupassen, Serotoninrezeptoren werden z.B runtergedrosselt. Und diese Veränderungen rückgängig zu machen dauert seine Zeit.

Absetzerscheinungen können ganz leicht bis katastrophal sein.

Im Zuge der Einnahme kann zu einer Wirkverflachung kommen.

Es kann zu irreversiblen Stürungen wie pssd kommen.

Antidepressiva wirken bei einem Drittel aler Menschen gut, bei einem Drittlel etwas, bei einem Drittel gar nicht.

Wenn ein Mensch darüber gut informiert wird, kann und sollte er selbst entscheiden, ob er es damit versuchen will.

Nicht also die Tatsache, daß es PP gibt, find ich schlecht, sondern nur, daß heute meiner Meinung nach noch nicht gut damit umgegangen wird. Es wird viel zu viel verschrieben, verharmlost, PP werden immer noch als ein Allheilmittel verkauft und sowas. Richtig angwendet halte ich PP immer noch für einen Segen der Menschheit.

Liebe Grüße

Melina

16.07.2020 13:40 • #81


bones
Bin ja auch mittlerweile chronisch depressiv. Ohne die pp würde ich in der Stupor letztes Jahr nicht raus gekommen und hätte mich fast das Leben gekostet. Natürlich wünscht sich jeder, denk ich mal zumindestens, dass man ohne medis auskommen wird. Aber ich habe jedes Jahr 1-2mal eine depressive Phase. Diesmal häng ich schon seit 3monaten drin wieder. Obwohl ich alles mögliche mache, ob es Aktivitäten oder Psychotherapie, nix hilft wirklich. Da bin ich doch froh, dass die medis zum Teil gut wirken. Ohne medis würde es anders aussehen. Und wenn ich so einigermaßen gut damit leben kann, dann ist es halt so.

16.07.2020 14:04 • x 2 #82


S
Hätte ich das hier bloß vor der Einnahme von citalopram gelesen, ich kann drik da nur zustimmen, es mag sein das viele ohne pp nicht mehr könnten, aber mir wurden sie voreilig verschrieben, ich wollte sie auch haben, wegen meiner Depression, aber wenn ich vorher von pssd gewusst hätte, hätte ich sie nicht genommen.
Habe 10 Tage lang citalopram genommen und wegen libidoverlust, welcher von heute auf morgen kam wieder abgesetzt, das ist nun schon 5 Wochen her und meine libido ist immer noch nicht wieder zurück und die Angst das es so bleiben kann hat meine Depressionen so verschlimmert, daß ich zum ersten Mal die Gedanken habe nicht mehr leben zu wollen.
Es sollte mir helfen, doch es hat alles unerträglich gemacht.

09.10.2020 16:43 • x 1 #83


S
Hatte vorher trotz der Depression ein gesundes S. und konnte mich auch damit gut trösten.
Die Angst nie wieder Erregung zu spüren hat alles noch viel schlimmer gemacht.

09.10.2020 16:45 • x 1 #84


bones
Nun ich will das nicht abstreiten. Aber von nur innerhalb 10 Tagen geht dein Libido verloren? Schon mal gedacht dass sich die Depression davon beeinflusst wird? Natürlich ist es bei ssri leider oft so, dass man davon zu spüren bekommen kann. Betrifft nicht jeden.

Würde das mal mit dein Arzt in Ruhe bereden,sollte es nicht besser werden.

09.10.2020 18:27 • #85


S
Ja das ist ja das krasse, am vierten Tag konnte ich keinen Orga. mehr kriegen, ab dem 7ten Tag konnte mich nichts mehr erregen, und nein das kommt nicht von der Depression, das kann ich ausschließen, denn ich hatte die ganze Zeit noch S. auch mehrmals am Tag.

09.10.2020 18:30 • x 1 #86


M
Zitat von Si87:
Ja das ist ja das krasse, am vierten Tag konnte ich keinen Orga. mehr kriegen, ab dem 7ten Tag konnte mich nichts mehr erregen, und nein das kommt nicht von der Depression, das kann ich ausschließen, denn ich hatte die ganze Zeit noch S. auch mehrmals am Tag.

Gut, dass du das berichtest! Ich hatte zwar keine Erektionsstörungen von meinem Medikament aber es war ähnlich wie bei dir, dass mir die körperlichen Schäden durch die Einnahme meine Depression verschlimmert hat, weil ich damit das Vertrauen in meinen Körper verloren hatte. Ich konnte nicht lange stehen, bis mir Hüfte, Beine und Kreuz weh taten. Dann musste ich mich setzen. Saß ich dann, tat mir nach wenigen Minuten der Hintern vom Sitzen weh.

So. Und dann ist ja schön und gut, wenn Leute sagen: Wenn du Nebenwirkungen hast, einfach mal mit dem Arzt sprechen. Kann man machen. Aber um es großzügig zu formulieren: Man sollte davon nicht zu viel erwarten. Ein Arzt kann nichts gegen diese Probleme machen. Es gibt da nichts. Und das ärgerliche ist, dass die meisten sich einfach nicht gut genug über PP auskennen und man leicht anfängt, sich auch zusätzlich noch über die Unzulänglichkeit zu ärgern. Das alles braucht man mit Depression definitiv nicht noch zusätzlich. Deswegen, für mich: Keine PP mehr. Niemals wieder!

09.10.2020 21:31 • #87


P
Einige dieser Medikamente müssen schnellstens vom Markt verschwinden. Bei mir hat Cymbalta (Wirkstoff Duloxetin) PSSD ausgelöst und ich kann nur sagen, es ist die Hölle, das will niemand haben. Man ist nur noch eine leere Hülle, ohne menschliche Funktionen, wie Freude, Empathie, Geselligkeit, Wohlbefinden, Euphorie, Aufregung, Spannung. Alles ist abgeschaltet. Nichtmal Nikotin, Kaffee oder Alk. kann man noch spüren. Die S. ist auch voll betroffen, man ist chemisch kastriert, inklusive tauber Genitalien, heißt im Ellenbogen ist mehr Gefühl.

Das schlimmste ist dass es einfach nicht wieder von alleine weggeht sondern man jetzt noch 50 Jahre als abgeschalteter Zombie herumlaufen darf. Kastriert und lobotomisiert. Es ist einfach unmenschlich. So etwas darf es nicht geben. Und es ist menschengemacht. Offenbar wurden die Medikamente vor Markteinführung nicht ausgiebig genug getestet oder die Ergebnisse verfälscht, dauerhaft geschädigte einfach aus der Studie geworfen.

PSSD ist ein Skandal. Aber irgendwann wird die Bombe platzen, Psychiater und Pharmaindustrie können es nicht ewig leugnen. Die Stimmen von Betroffenen aus der Community werden immer lauter, und können irgendwann nicht mehr überhört werden. Mein Leben ist schon vorbei, aber ich warne hiermit alle anderen vor der Einnahme. Überlegt euch vorher gut ob es euch das Risiko wert ist.

25.11.2023 16:29 • #88


BlackKnight
Zitat von Pardoe5000:
Einige dieser Medikamente müssen schnellstens vom Markt verschwinden. Bei mir hat Cymbalta (Wirkstoff Duloxetin) PSSD ausgelöst und ich kann nur ...


Interessant und wichtig wäre ob es Mitglieder im Forum gibt die diese Erfahrungen auch gemacht haben mit diesem Antidepressiva‍️

25.11.2023 16:37 • x 3 #89


A


Hallo Drik,

x 4#30


C
Kannst Du mir bitte mitteilen was Du als leichte Dosis nimmst? Danke

01.01.2024 12:56 • #90

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