Schnubbl
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ich bin seit Juni hier registriert und heute habe ich MEINEN Bereich gefunden.
Ich muss dazu sagen, ich war schon seit längerem nicht mehr richtig aktiv hier und so ging die Burn Out Ecke an mir vorbei.
So, ich bin 28, seit Januar verheiratet, seit November letzten Jahres wieder 4 Tage die Woche in Arbeit und auf dem Weg der Besserung...
Wann das alles begann? Vor vielen Jahren würde ich sagen. Mein Elternhaus war ein sehr gutes, doch meine Eltern hatten ein gemeinsames Hobby, das sie oft vorne an stellten. So lernte ich, dass man seine eigenen Bedürfnisse zurück stellt, um für andere da zu sein und sich zu engagieren. Ich selbst war aber nie der wahre Musiker, sondern ein Tänzer. Das förderten meine Eltern nur kurz, bis die Balletlehrerin den Ort wechselte und aufgrund nur eines Autos musste ich aufhören und Klarinette spielen. Ich war begabt und meine kindliche Naivität sagte mir, wenn Du es so gut kannst, muss es ja auch Spaß machen.
Mein Bruder muss wohl neidisch auf mich, die kleinste Schwester gewesen sein, mir flog ja auch wirklich alles zu! Und dessen war ich mir auch bewusst und war dankbar. Das zeigte ich auch meiner Aussenwelt und war immer ein quietschfröhliches Kind, wahrscheinlich ziemlich anstrengend?! Er pisakte mich ständig und ich versuchte mit allen Mitteln mir ein bisschen Liebe oder Anerkennung von ihm zu verdienen.
Dies alles formte aus mir eine Person, die immer parat stand, die gerne half, die dachte, dass man Anerkennung und was wert sein nur bekam, wenn man vorher etwas leistete und die extrem viele verbale Schläge einstecken konnte, ohne sich zu wehren.
Dazu kam, dass ich, (wie ich mittlerweile in der Therapie mit meiner Therapeutin heraus gefunden habe) für meinen Vater stellvertretend den Schmerz über den Verlust seines Vaters und der Fehlgeburt meiner Mutter ihres ersten gemeinsamen Kindes, jahrelang mit mir herum getragen habe.
Als ich mit 16 dann meine Ausbildung, viel zu jung, wie ich heute denke, angefangen habe, geriet ich an einen extrem cholerischen Chef, der mit den Jahren immer schlimmer wurde, heute sagte er etwas so, den nächsten Tag stellte er mich als dumm da, weil ich es so gemacht hatte. Er trennte sich von seiner Frau, das Geschäft wurde immer mehr verkleinert und ich blieb, weil er mich ja da brauchte und ich dann wegen dieser oder jener Situation ihn nicht sitzen lassen wollte und auch meiner Erziehung nach nicht konnte.
Mein erster Zusammenbruch war mmh, schwer zu sagen. 2003? So um den Dreh. Ich war ehrlich zu meinem Chef und sagte ihm, dass ich das nicht mehr schaffen würde, ständig parat stehen zu müssen, daurend Überstunden zu fahren usw. Er bot mir eine Auszeit an, was mir aber als unsinnig erschien... Heute weiß ich es besser... Ich ging pünktlicher, aber im Großen und Ganzen änderte sich nichts...
2004, war ich zwischen Sommerurlaub und Silvester im Dauereinsatz. Ich kam um 7 und ging um halb 10... Wäre mein jetziger Mann nicht da gewesen, wer weiß wo ich heute wäre?! Wir kamen im November zusammen und eigentlich zog er sofort ein, sonst hätten wir uns gar nicht gesehen. Im Dezember kam dann der nächste Zusammenbruch. Ich lag an einem Samstagabend nur noch im Bett, redete nichts mehr und konnte nicht mehr aufstehen.
Ich verkannnte die Situation, und da die Arbeit nach Silvester total einbrach, konnte ich öfter früher gehen, war weniger gestresst, aber irgend etwas war anders. Kamen 3 dringende Arbeiten, brach ich innerlich total in Hektik aus. Irgendwas war kaputt gegangen, aber ich machte weiter, mir ging es ja gut, ich hatte ja alles. Nur mein Mann spürte, dass da noch was kommen würde und versuchte mir auch irgendwie zu helfen. Er selbst steckte in dieser ganzen Zeit mitten im Studium und hatte eben auch nur begrenzte Möglichkeiten. Und wenn man nicht weiß, mit was man es zu tun hat, kann man auch schwer was dagegen tun. Das ging uns beiden wohl so. Und von reden allein, änderte sich die Situation nicht.
Ich wollte kündigen, doch der Arbeitsmarkt war schlecht, wir hatten begonnen im Haus meiner Oma eine Wohnung um zu bauen, hatten also finanziell kein Polster mehr und mein Mann studierte immer noch.
Hätte ich gewusst, wie unterbezahlt ich als ewige Auszubildende war und wie gut ich auch war, hätte ich viel früher gewechselt, und sowieso alles anders gemacht! Aber auch das hatte ich nie gesagt bekommen. Dass ich in vielen Bereichen einsetzbar bin und dass ich schöne Arbeiten mache.
Wenn eine Arbeit einen noch so kleinen Fehler hat, ist sie mangelhaft O-Ton. Klingt für mich heute total abstruß, dass ich das so schreibe und dass es hier um mich geht! Kleines, armes Dummchen und mir treibt es die Tränen in die Augen, was ich mir alles gefallen lassen habe.
Ich schloss das Geschäft auf, fuhr zu den Kunden, machte fast alle Reparaturen, die kamen meistens unangekündigt und mussten eingeschoben werden, machte Telefondienst, legte meinen Urlaub nach den Wünschen des Chefs, ging krank arbeiten,tröstete seine Tochter, und war so oft allein, weil der Herr fliegen ging, oder im Büro saß und zu guter Letzt putzte ich freitags den ganzen Laden allein! Wie doof muss man eigentlich sein???
Im Januar 2007, war es mal wieder ganz beschissen und ich machte meinem Ärger wieder Luft. Ab sofort ging ich über Mittag nach Hause und ich bekam erneut das Angebot für eine Auszeit, die ich aber aus finanziellen Gründen nicht wahr nehmen konnte. Meinem Mann zerriss es fast das Herz, weil ich mir über die 3 Jahre unserer Beziehung so gut wie nichts kaufte und am Ende des Monats trotzdem im Minus war. Wir mussten schließlich eine Heizung abbezahlen...
Mein Chef stellte dann im August jemanden ein, jedoch eine gehörlose Russin. Eigentlich sollte sie mich unterstützen, jedoch war für mich mit der Sprachbarriere eher Stress, als eine Hilfe dazu gekommen.
Als ich dann heraus bekam, dass mein Chef meine Krankheitsgeschichte bei einem Kunden erzählt hatte, platzte mir der Kragen. Ich rief ihn an und konfrontierte ihn damit. Zwei Wochen später hatte ich Angina, das 3. Mal in diesem Jahr, plus mehrmaligen Erkältungen, und meldete mich 3 Tage krank. Donnerstags hatte ich die Kündigung! Naja, heute bin ich froh darüber, damals war ich enttäuscht und froh zugleich.
Nach 10 Jahren wechselte ich die Arbeit. Dummerweise fing ich ohne Pause im neuen Geschäft an. Ich fühlte mich von Anfang an nicht wohl, obwohl alles toll war, der Chef, die Chefin, die Kollegen, die Arbeitszeiten, das Gehalt, einfach alles. Aber irgendetwas fühlte sich komisch an. Im Dezember wurde ich wieder krank, 2 Wochen üble Bronchitis und so langsam begriff ich, dass da nichts körperliches war. Meine Hausärztin ebenfalls. Sie riet mir zu einer Verhaltenstherapie, aber wir beide waren uns dem ganzen Ausmaß noch nicht bewusst.
Das Jahr 2008 begann damit, dass ich jeden Montag weinte, mich zur Arbeit quälte und nicht wusste was mit mir passiert.Ich war schon auf der Suche nach einem Therapieplatz, aber wie ihr ja alle wisst, ist das nicht einfach. 9 Monate Wartezeit, ich wusste aber dass das zu lang war!
Im März war es dann so schlimm, dass es nicht mehr ging. Ich ließ mich krank schreiben. Wochenlang saß ich zu Hause, im Mai hatte ich einen Therapieplatz bekommen und der Kurantrag war gestellt. So ganz langsam konnte ich wieder raus gehen und begann wieder Sport zu machen. Kleine Erfolgserlebnisse gaben mir Kraft, ich fuhr ca. 10km weit den Berg hoch, ohne total k.o. zu sein.
Und dann durfte ich im Juli in Kur. Mir fiel es unsagbar schwer, allein zu sein. Mir zerriss es das Herz, als ich mich von meinem Mann verabschiedete. Die 2 Stunden Fahrt waren scheusslich. Ich weinte ständig. Und nach der Ankunft war es noch schlimmer. Die Klinik lag in einem Kessel, kein Handyempfang, kein Fernseher und das Telefon war schweineteuer. Doch: Am gleichen Tag lernte ich aus meiner Gruppe 4 ganz liebe Menschen kennen... Und die sollten die nächsten 4 Wochen mein Auffangnetz sein.
Wenn ich in mein Zimmer ging, überkam mich immer das Heimweh und wenn mein Mann da war heulte ich in den ersten beiden Wochen bei jeder Berührung. Aber, mir tat die Kur gut, trotz dass die Klinik bescheiden war. Meine 6 Freunde, inzwischen hatte ich noch welche dazu kennen gelernt, waren Therapeut und Zuhörer und Spaßvogel usw. zugleich! DANKE EUCH DA DRAUSSEN!
Wieder zu Hause angekommen, war es erst mal wieder schwer sich ein zu finden. Plötzlich konnte man nicht den ganzen Tag mit jemandem reden, der Haushalt musste gemacht werden und ich musste und wollte mir wieder Arbeit suchen...
Anfang November begann ich wieder zu arbeiten. Dort fühle ich mich wohl und 4 Tage die Woche sind zu meistern. Natürlich ist nicht alles in Butter, aber es läuft... Ich gehe nur noch alle 4 Wochen zur Therapie und so ein paar große Baustellen sind abgeschlossen.
Mein gesellschaftliches Leben läuft noch nicht ganz rund, aber daran arbeite ich.
Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass ich alles schaffen kann, aber dass es nicht auf einmal geht und manchmal auch nicht auf Anhieb klappt!
Ich weine immer noch schnell, bin anders, als früher, aber das ist gut so. Mein Hirn spielt manchmal Doofie, dann kann ich nicht klar denken und ich weiß, Alarm, mach Pause.
Schlafen kann ich wieder, vor allem abends vorm Fernseher... Da schaltet mein Körper sich um halb neun ab. Aber ich lasse es zu, er braucht das noch. Morgens kann ich schon wieder gut aufstehen!
Ihr alle da draußen, haltet durch, wir schaffen das schon irgendwie! Nur denkt dran, die anderen ändern sich nie, nur wir selbst können das.
Und wen es stört, dass dies oder jenes nicht gemacht ist, der soll warten, oder es selbst machen!
Ich drück Euch!!!
Schnubbl
Sorry, dass ich so viel geschrieben habe, aber heute wollte es endlich raus!!!