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Arbeit raubt mir den Lebenswillen

C
Hi Leute,

bitte entschuldigt, wenn der Text ein bisschen durcheinander und rambly wird. Mir fällt es schwer meine Gedanken zu ordnen.

Kurz zu mir, ich bin Anfang 30 und leide seit mindestens meinem halben Leben schon an Depressionen. Schon mehrere Therapien hinter mir und ich bin gerade ca bei Medikament 13, leider hat alles nicht wirklich geholfen.

Nun zum eigentlichen Problem, ich komme mit dem Arbeitsleben nicht mehr klar. Jeder Tag raubt mir so viel Energie, dass ich daheim eigentlich nur noch umfalle und keine Kraft mehr habe irgendwas sinnvolles anzustellen. Das geht von Montag bis Freitag so. Samstag kann ich mich dann etwas erholen und Sonntag beginnt schon wieder die Anspannung vor Montag, da ich weiß, dass wieder eine neue Woche auf mich wartet.

Das Ganze ist auch begleitet von wahnsinnigen Ein-, und Durchschlafstörungen, ich weiß nicht, wann ich das letze mal eine erholsame Nacht hatte. Wirklich schlafen kann ich nur, wenn ich krank geschrieben, oder im Urlaub bin. Das bezieht sich auch auf Energielevel, Motvation, und einfach alles. Im Krankenstand oder im Urlaub bin ich ein total ausgewechselter Mensch.

Ich weiß einfach nicht, wie ich das noch 30 Jahre aushalten soll, jeder Tag kostet mich so viel wertvolle Lebenszeit, die ich nie wieder zurückbekommen werde. Nur dafür, dass ich dann irgendwann mit Ende 60 ohne ausreichende Rente dann bis zum Tod vor mich hin vegetieren darf. Jetzt hätte ich die Zeit und Energie (wenn sie mir die Arbeit nicht immer rauben würde), die Welt zu sehen, Dinge zu erleben, bzw einfach zu leben, aber mit den paar Tagen Urlaub im Jahr ist das nicht möglich, da ist vielleicht mal eine (oder lass es zwei sein, wenn es hoch kommt) Woche wegfahren drin.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich muss aus diesem Hamsterrad raus, es ist schon soweit, dass ich angefangen hab Lotto zu spielen, weil das für mich die einzige Möglichkeit ist aus dem System rauszukommen, weil ich dann einfach finanziell unabhängig wäre und mein Leben für mich hätte, und nicht 40h/Woche wegwerfen würde.

Momentan bekommt man auch einfach keinen Therapieplatz, wenn man nicht gerade akut suizidgefährdet ist. Wobei ich auch nicht weiß, was mir das noch bringen würde. Therapie, Medikamente und Klinik wären ja auch nur dafür da, mich soweit wieder auf die Höhe zu bringen, damit ich wieder fleißig weiter in die Arbeit laufen kann. So wirklich auf Heilung ist man da ja auch nicht aus.

Ich habe schon mehrmals die Arbeitsstelle gewechselt, aber das Gefühl, dass ich dabei mein ganzes Leben wegwerfe für nichts und wieder nichts, bleibt immer.

Dazu kommen ja jetzt auch noch die hohen Kosten für alles und es wird alles noch teuerer, ich weiß nicht mehr weiter.

Das Einzige, was mich vor dem kompletten zusammenklappen im Moment noch rettet, sind meine Hobbies, aber auch dafür fehlt mir langsam die Zeit und Energie.

Tut mir leid, dass das alles so durcheinander war, ich musste mir alles einfach mal von der Seele schreiben.

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!

07.11.2022 11:32 • x 3 #1


J
Hallo,
mir geht es gerade ziemlich ähnlich.
Ich bin letztes Jahr in eine schwere Depression geschlittert und hatte eine 6 monatige Behandlung (erst stationsäquivalent dann 3 Monate Tagesklinik), bei der dann erstmalig rezidivierende Depressionen und unter anderem eine Dysthymie diagnostiziert wurden. So haben dann auch all die Phasen in meinem Leben endlich einen Namen bekommen…

Nachdem es mir dann etwas besser ging, habe ich meinen Job gekündigt und arbeite seit Anfang des Jahres in einem neuen Büro. Ich hatte bereits im Juni wieder eine depressive Phase, die ich durch Hochzeitsvorbereitungen und die Vorfreude auf die Flitterwochen abfedern konnte. Seitdem ich nun zurück bin, geht es mir von Tag zu Tag schlechter.
Ich hatte mir bereits überlegt, nochmal zu studieren und war dadurch erst einmal wieder etwas motiviert, bis ich dann gestern heraus gefunden habe, dass meine Chancen für genau dieses Zweitstudium so ziemlich bei null liegen. Ich habe lange überlegt, in welche Richtung ich gehen wollen würde und dann endlich hatte ich es gefunden und nun das. Gestern Abend habe ich dann nur noch verzweifelt herumgesessen und geweint, konnte wieder wie auch die Wochen zuvor schlecht einschlafen und heute morgen kam ich kaum aus dem Bett, konnte nicht an der Bahnstation meiner Arbeit aussteigen, bin an einer anderen Station ausgestiegen, zurückgefahren, habe es dann mit Mühe und Not geschafft und bin nach 2 Stunden wieder nach Hause gefahren, weil ich nur noch überfordert war und der Gedanke daran, so weiter zu machen…

Ich verstehe dich sehr gut und deine Gedanken mit dem Lottospielen kenne ich auch nur zu gut.

Hast du denn eine Idee, ob ein komplett anderer Job etwas für dich sein könnte?

Liebe Grüße und alles Gute!

07.11.2022 11:55 • x 1 #2


A


Hallo cobop,

Arbeit raubt mir den Lebenswillen

x 3#3


Alexandra2
Hallo @cobop, ich verstehe Dich sehr gut.
Die für mich (chronische Depression) beste Lösung besteht in Inanspruchnahme der Eingliederungshilfe. Voraussetzung ist Feststellung einer psychischen Behinderung, nur eine Formsache, wenn man sich überwunden hat.
Hier, es kann in jedem Bundesland anders sein, erhalte ich seit 6 Jahren Therapie, anfangs 3x wöchentlich. Es ging mir so wie Dir. Völlig erschöpft, schwere Depression ohne Ende. Die hohe Frequenz der Therapie hat mir Halt gegeben und es überhaupt ermöglicht, nach und nach Dinge zu regeln. Dazu brauche ich Medikamente und einen guten Psychiater, ich wünsche Dir, dass Du die Kraft dafür findest. Denn Du hast nichts zur Behandlung geschrieben.
Die massive Erschöpfung, Schlafstörungen, und andere Symptome zeigen die Behandlungsnotwendigkeit.
Liebe Grüße Alexandra

07.11.2022 21:08 • #3


Albarracin
Experte

08.11.2022 17:06 • #4


T
Zitat von Albarracin:
Hallo @cobop, hast Du einn Antrag auf Schwerbehinderung gestellt?


Da sich @cobop noch nicht wieder geäußert hat, kapere ich mal kurz den Thread für eine Zwischenfrage:

Situation:
Bei mir selbst ist es so, dass ich meiner Arbeit trotz diagnostizierter Depression (inkl. Medikation mit 10mg Escitalopram tgl.) nachgehen kann. Die Depression macht sich nur bei den komplexeren Themen (Konzepte verschriftlichen, Entwicklungsaufgaben, neue Bereiche aufbauen - sowas in der Richtung) durch Konzentrations- und Motivationsprobleme, Schlafstörungen etc. bemerkbar. Dadurch kann ich diese Aufgaben nur in unregelmäßigen Abständen und dann auch nicht von Anfang bis Ende durchziehen, sondern benötige mehrere Anläufe. Das schlägt sich natürlich in der Bearbeitungszeit nieder, sodass Kolleginnen/Kollegen mir schon sagen ich solle das mal fertig machen, damit Ergebnisse präsentiert werden können. Meine anderen Aufgaben aus der Kategorie laufendes Geschäft, Abarbeitungsaufgaben kann ich ohne Probleme und Verzögerung durchführen. In Zukunft sollen mir weitere neue Aufgaben (inkl. zu erwartenden Konflikt mit Kundschaft) übertragen werden, sodass ich mir Sorgen über meine Leistungsfähigkeit diesbezüglich mache. Dadurch haben sich meine Symptome verstärkt und ich bin noch bis 23.12.22 arbeitsunfähig geschrieben.

Frage:
Gibt es Möglichkeiten, wie ich im Arbeitsumfeld damit umgehen kann? Für eine ambulante Psychotherapie stehe ich weiterhin auf der Warteliste..... Ich habe hier etwas von Eingliederungshilfe gelesen und Albarracin hat etwas von Schwerbehinderung geschrieben. Mein Arbeitgeber sieht mich natürlich als 110% belastbar an (=weil keine Arbeitsunfähigkeit) und Rückfragen von mir bezüglich der Aufgaben wurden nur lapidar mit in deiner Laufbahn muss man das schon machen beantwortet. Mir gegenüber wird von meiner Bereichsleitung auch schon mitgeteilt, dass mein Arbeitsumfang einfach zu wenig ist - natürlich super motivierend in der derzeitigen Situation! Aufgrund von Personalmangel könnte es auch soweit kommen, dass Personal aus meinem Bereich versetzt wird und ich dann diese Arbeit übernehmen darf. Ich bin verbeamtet mit 35 Std./Woche im öffentlichen Dienst in Niedersachsen tätig - meine Stelle ist aber auf 40 Std./Woche ausgelegt.

Vielen Dank für eure Mühen.

Freundliche Grüße

Teller

19.12.2022 10:54 • #5


Albarracin
Experte

20.12.2022 14:41 • #6


T
Hallo Albarracin,

beim nächsten Anliegen werde ich dann ein neues Thema erstellen.

In meiner Dienststelle gibt es leider keine Schwerbehindertenvertretung. Ich habe mich jetzt mal schlau gelesen und auch schon die Antragsformulare des Landessozialamtes für die Feststellung eines GdB gefunden. Dieses würde ich jetzt einfach mal versuchen - schlimmeres als ihre Krankheitsgeschichte reicht für eine Anerkennung eines GdB nicht aus, kann ein Bescheid ja auch nicht ergeben. Oder kann es auch negative Auswirkungen geben, wenn ein GdB anerkannt wird? Der Dienstherr dürfte ja erst dann etwas davon erfahren, wenn ich nach erfolgter Anerkennung und zugestehen von einem GdB von 30 oder 40 eine Gleichstellung beantrage. Da meine Karriereplanung abgeschlossen ist, erwarte ich auch keine negativen Auswirkungen sondern eher mehr Hilfe, wenn die Übertragung von Arbeit wieder einmal überhand nimmt.

LG Teller

23.12.2022 09:30 • #7


Albarracin
Experte

23.12.2022 09:58 • #8


A


Hallo cobop,

x 4#9


Stega
@cobop woher kommst du? Möchtest du mal telefonieren um über diese Probleme zu reden?

Viele Grüße von Stega

17.09.2023 19:14 • #9

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