Hallo Hüpfi, ich empfinde das genau richtig, wie du das mit deiner Freundin machst. Zuhören, aber nicht Mutter Theresa sein wollen. Sich abgrenzen von den Problemen anderer. Das heisst ja nicht, dass man nicht für sie da ist.
Mir geht das zur Zeit so mit einer Freundin, die Krebs hat. Als ich das erfuhr, ging es mir sehr schlecht und ich dachte, ich muss nun alles für sie tun und meinen Alltag so gestalten, dass ich ihr möglichst viel helfen kann. Dann spürte ich, dass es mir dadurch schlecht ging und sich meine Gedanken nur noch ständig um ihr Schicksal drehten.
Habe dann begonnen, mich innerlich abzugrenzen, indem ich mir sagte, dass es ihre Krankheit ist und ihr Schicksal. Ganz klar bin ich für sie da. Ich helfe auch, aber nur so, wie es mir in meinen Alltag passt. Sie darf ihren gedanklichen Ballast bei mir abladen, aber nur so viel, wie ich auch tragen kann.
Das abzuwägen ist nicht immer einfach.
Liebe Celia, das kann ich mir vorstellen, dass es schwierig ist sich abzugrenzen, wenn es dem Partner schlecht geht. Hast du Strategien für dich entwickelt, damit du nicht ins Loch rutscht?
Gestern sah ich einen Beitrag im Fernsehen, wo es um Depressionen ging. Es fiel der Satz, dass Depressionen nicht heilbar sind, dass man aber Symptomfreiheit erlangen kann und dass es das Ziel ist, diese zu erhalten.
Zum einen ist das erschreckend, dass man nicht geheilt werden kann. Auf der anderen Seite hat es mich angespornt, wirklich dafür zu sorgen, dass ich symptomfrei bleibe. Ich habe gedacht: Ja, ich habe das Recht dazu. Genau, wie jeder andere Kranke habe ich das Recht dazu, mich vor Krankheitsauslösern zu schützen. Wie ein Allergiker, wie ein Magenkranker oder was weiss ich.
Leider sind die Krankheitsauslöser bei mir genau die Dinge, die einem die soziale Anerkennung der Gesellschaft bringen. Viel arbeiten, perfekt arbeiten, für andere da sein, fröhlich und lustig sein, immer lieb und nett.
Wenn ein Magenkranker sagt, er dürfe keinen Kaffee trinken, wird das jeder verstehen.
Wenn ich mal wortkarg bin, mich zurück ziehe, nicht so fröhlich bin, aber das auch nicht lang und breit erklären mag, dann fragen sich andere gleich, was mit mir los ist.
Und noch schlimmer, wenn ich meinem Chef sage, dass ich überlastet bin und ich einfach nicht so viel arbeiten kann, dass ich Pausen brauche......puh!
14.10.2010 07:19 •
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