ElfenWeide
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Mein Freund und ich (beide Anfang 20) waren 1 Jahr zusammen. Er mochte mich bereits lange zuvor und die Beziehung ergab sich nach 2 Jahren Schwärmerei und viel Geduld seinerseits dann, da ich irgendwann doch Gefühle entwickelte. Im September 2022 kam es zur plötzlichen Trennung seinerseits, wobei wir schon den Monat davor darüber sprachen, dass es ihm aktuell nicht gut gehe, was man auch daran merkte, dass er manchmal Abstand brauchte und schnell gereizt war. Dennoch sagte er, er hätte keinen Grund Schluss zu machen und wir beide würden es gemeinsam schaffen, auch wenn wir mal Zeit alleine brauchen.
Er ist aufgrund eines Posttraumas manisch depressiv und seit 6 Jahren in Therapie. Seine Kindheit war schwierig (Mutter weggelaufen, Vater hasserfüllt, bei Oma aufgewachsen) Er hat mich stark geliebt, was auch Außenstehenden auffiel, selbst Fremden. Er sei mit mir so glücklich wie er es zuletzt als Kind war und ich sei alles, wovon er immer träumte.
Ich hatte im Sommer ein schlimmes psychisches Tief, weshalb er sich sehr um mich sorge und sich hinten anstellte. Er riet mir mehrmals zur Therapie, die ich verweigerte, da ich sie nicht als nötig ansah. Es handelte sich bei mir um eine Ausnahmesituation, welche nun vorüber ist.
Mir ging es dann langsam besser. Die Trennung kam dennoch plötzlich, an dem Tag wo wir uns treffen wollten, per Whatsapp, was er selbst blöd fand.
In dem langen Text stand, dass er in seinem Zustand keine Beziehung führen könne, er Angst hat, dass wenn es so weitergeht, einer von uns beiden psychisch abdreht und es ihm auch weh tut, das jetzt zu tun. Wir könnten es gerne in 2,3 Monaten wieder probieren, wenn es ihm besser ginge.
Ich habe enorm getrauert und therapeutische Hilfe zu mir gezogen. Erste bewusst eingegangene Beziehung, für mich die Liebe des Lebens. Die nächsten 4 Monate hatten wir wenig Kontakt. Anfangs nach einigen Wochen fragte er zwei Mal, ob wir telefonieren wollten. Dort fühlte es sich an, als wäre nie was gewesen, stundenlang geredet. Ich habe mich selten gemeldet, da er bei jedem Versuch kalt war und es immer mehr weh tat. Wenn er sich meldete, war er nicht kalt, nur wenn es von mir kam.
Im Dezember wollte ich einmal richtig darüber reden, da es bisher nicht funktionierte. Er war sehr kalt, abweisend und wirkte, als hasste er mich. Er gab mir die Chance, zu reden, wobei er sagte, dass es nichts ändern würde, sondern er würde es hinter sich bringen wollen. Das Reden hat kaum etwas gebracht. Er war normal zu mir, wenn ich nicht über die Beziehung sprach, sonst prallte alles an ihm ab. Danach war ich so schockiert, dass ich doch versuchte abzuschließen, was gar unmöglich war, aber seit dem Telefonat, bei dem ich ihn noch weniger wiedererkannte davor schon, war es einen Funken leichter.
Silvester. Ein für uns beide schlimmes Datum. Reizüberflutend. Wir beide müssen jedes Jahr weinen. Er schickte mir ein Neujahrsvideo, wodurch wir anfingen, zu schreiben. Zuvor spürte ich, dass an diesem Tag etwas passieren wird und weinte das erste Mal seit dem letzten Telefonat.
Aufgrund seiner Kälte, welche ich im dem Gespräch annahm und ebenfalls umsetzte, konnte ich auf das Thema Beziehung lenken, ohne dass es zu schmerzhaft war.
Ende vom Lied, wir schrieben bis 8 Uhr morgens. Ich blieb hartnäckig, wodurch sein anfängliches ,,Beziehung wird nichts mehr. Er kann sowas nicht mehr, mit keinem‘‘ schwindete. Er war bei seiner Oma, wodurch er es schaffte, sich mir zu öffnen.
Er weinte viel, während wir schrieben und hätte sich gewünscht, dass es anders verlief. Er hatte viele Belastungen und ich tat ihm am meisten weh, abzulegen, doch sein Therapeut sagte ihm, er müsste da erstmal raus.
Er fühlt nichts mehr, für keinen und es geht im so schlecht wie seit Jahren nicht.
Ich schickte mittendrin eine Memo, woraufhin er meinte, dass er meine Stimme lange nicht gehört habe und verdrängt habe, dass er mich mag. In der Zeit ohne mich las er unsere alten Chats, um sich nicht alleine zu fühlen. Und bei dem schockierenden Dezember Telefonat hat er mich abgestoßen, damit ich nicht mitbekomme, wie es ihm wirklich ohne mich ging, und danach stellte er sich wieder vor, dass ich bei ihm sei. Er will das alles mit mir, doch hat noch zu viel Angst, da er weiß, wie weh mir das tat und er mich nicht nochmal verletzen will, wenn es zu früh ist. Zu mir sagte er immer, es ginge ihm ohne mich besser, doch das stimmte nicht. Er wollte nicht, dass ich mir Sorgen mache und wenigstens ich ein glückliches Leben führen könnte.
Der plötzliche Umschwung überforderte mich extrem. Ab da haben wir wieder telefoniert und bisher haben wir uns drei Mal getroffen. Vor dem 1. Treffen hieß es, dass er nicht weiß, ob er mehr könne als mich umarmen. Die ersten beiden Treffen liefen ganz anders als erwartet. Ich nahm mich zurück, also ging alles von ihm aus. Er kochte für mich und wir kamen uns sehr nahe. Kuschelten und küssten uns sogar viel, ich übernachtete dort. Er sagte, dass das alles schön sei, er aber nichts fühlen kann. Er würde an sich arbeiten, dass es geht, weil er mich stark geliebt hat und weiß, dass das tier in ihm sicher noch da ist. Beim 2. Treffen rutschte ihm einmal raus, dass ich seine Freundin sei. Er meinte dann, dass seine Psyche das morgen wieder anders sagen kann. Und er würde mich am liebsten fragen, ob ich wieder mit ihm zusammen sein möchte, aber er hätte noch zu viel Angst vor sich selbst. Weil er weiß, wie weh er mir getan hat, obwohl er das zu der Zeit tun musste. Mittlerweile denke ich auch, dass dieser Cut gut war, weil es sonst schlimmer geworden wäre.
Mich beschäftigt das alles sehr, weshalb ich vor dem letzten Treffen mit ihm schrieb und fragte, ob er denkt, das mit und wird wieder. Da war es wieder kälter, eher so ein ,,Mal schauen‘‘ Ding. Er sagte, dass es immer, wenn ich das anspreche, schlechter wird, weil das Druck macht und dass ich quasi locker bleiben solle, da dann die Chancen besser sind. Er wüsste nicht, ob es in einem Jahr wieder geht. Er versucht, dass es geht, aber fühlt nichts. Zwischen dem 2. und 3. Treffen lagen 3 Wochen, weil wir beide krank wurden. Er meinte, er hätte dadurch dass er alleine war nen psychischen Rückfall gehabt.
Das 3. Treffen war dann auch ganz anders. Er war von der Arbeit fertig (er ist leider herzkrank), sodass ich doch nicht über Nacht blieb und es war kaum Nähe da. Wir kuschelten ein wenig, aber nicht so intensiv wie vorher und es gab zwei kurze Küsschen. Generell war es kälter. Er bekam auch starke Kopfschmerzen und war angeschlagen.
Soweit bis hier. Danke fürs aufmerksame Lesen. Ich fühle mich sehr alleine mit der Situation, obwohl ich viel mit einer guten Freundin rede. Ich wünsche mir so, dass es wieder wird und würde gern dazu beitragen, dass er keine Angst haben braucht, Liebe zuzulassen. Meine Therapeutin findet es erstaunlich, dass er doch so viel Nähe zulassen kann. Ich habe die letzten Monate so viel in Foren gelesen, fühle mich schlauer und zugleich immer noch ratlos. Es gibt Tage, an denen ich so fertig bin, aber ich kann und möchte nicht loslassen. Ich will darum kämpfen, dass es funktioniert, weil mir dieser Junge die Welt bedeutet und das dachte ich bisher bei niemandem. Ich will ihm zeigen, dass ich bei ihm bin, auch wenn er aktuell nichts fühlen kann. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie war das bei euch? Ich bedanke mich für jeden netten Beitrag.