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Bin gefangen in mir selbst - was dagegen tun?

JeanLucca
Hallo DarkShadow.

Zitat von DarkShadow:
Die Dinge zu tun, die man vielleicht möchte und die Dinge zu lassen, die man nicht möchte oder die einem nicht gut tun lassen sich meiner Meinung nach nicht immer mit dem vereinbaren, was notwendig ist. Oder doch? Vermutlich wieder ein Denkfehler.... Das ist alles so völlig kompliziert, dabei habe ich wohl verstanden, kann es einem nur besser gehen, wenn man es versteht, WAS zu ändern ist und DAS man es ändert....
Ganz spontan kam mir ein Gedanke schon während ich las: eine Veränderung ist nicht immer nur etwas äusseres (Umzug, Jobwechsel, ec.). Es ist auch etwas inneres - also eine Veränderung der Haltung zum Beispiel. Oder wie ich mit etwas umgehe.
Wenn ich früher auf Menschen getroffen bin die eine ganz bestimmte Art haben, die mir unausweichlich meine Laune komplett gen Null gebracht haben - so kann ich eine Veränderung in mir schaffen. In etwa so, als das ich Morgens beim Frühstück aus dem Fenster schaue und mir leise zurede Hey, wenn Du gleich daraus gehst, dann triffst Du auch auf Menschen die so und so sind. Es gibt sie und ich kann es nicht ändern Im günstigsten Fall reagiere ich in dem Moment wenn ich auf die Leute treffe mit einem inneren Lächeln und gehe meines Weges.

Lieben Gruß, JeanLucca

23.06.2011 16:55 • #16


D
Hallo JeanLucca,

also, du meinst, auch die Unstimmigkeiten zu akzeptieren und darauf zu achten, wieviel Bedeutung ich welcher Situation beimesse??? Also die innere Distanz zu schaffen...

Gruß

DarkShadow

23.06.2011 17:13 • #17


A


Hallo DarkShadow,

Bin gefangen in mir selbst - was dagegen tun?

x 3#3


JeanLucca
Ja. Es gibt halt Umstände die nicht mal eben zu ändern sind oder die einem bestimmt wieder über den Weg laufen.

23.06.2011 17:25 • #18


D
Stimmt. Das ist z. B. so eine Sache, die mir bei meinem Klinikaufenthalt auch bewusst gemacht wurde. Nur, hat diese Erkenntnis mir bisher noch nicht helfen können.

Was macht man/mache ich da nur falsch???

Habe schon einiges geändert: Thempo runtergefahren, lasse mich nicht mehr so unter Druck setzen bzw. nehme ich den Druck nicht mehr so an, wie es mal war, Haushalt bleibt dann halt auch mal liegen, ... der Druck ist meiner Meinung nach RAUS! Oder holt einen jetzt die Vergangenheit ein, die den Schmerz mit verursacht hat??? Auch wenn ich ihn derzeit nicht empfinde, scheint aber der Zustand sich als Schutz zu beschreiben, vor Enttäuschungen etc.

Oh man, das wird wohl noch ein weiter Weg...

JeanLucca, darf ich fragen, was bei dir dazu beigetragen hat, dass du wieder klarer sehen konntest?

23.06.2011 18:04 • #19


JeanLucca
Guten Morgen DarkShadow.

Zitat von DarkShadow:
Was macht man/mache ich da nur falsch???
Nüscht. Es gibt da jemanden in unserem Gedächnis der uns glauben lässt das wir Fehler machen. Er möchte gern das wir uns wieder hinsetzen und uns ergeben. Ich glaube er ist ein ganz fauler Sack.

Zitat von DarkShadow:
JeanLucca, darf ich fragen, was bei dir dazu beigetragen hat, dass du wieder klarer sehen konntest?
Die Frage hab ich nicht aus dem Stegreif beantwortet. Ich weiß nicht genau was Du jetzt meinst, deshalb schreibe ich mal 2 Antworten.

Wenn Du meinst wie ich es geschafft habe mir Hilfe zu holen/mir selbst zu helfen, dann glaube ich war es das Gefühl, dass ich meinen absoluten Tiefpunkt erreicht habe. Dieses Gefühl hat mich aufgerafft „loszugehen“ und es hat bei mir den Schalter umgelegt in die Stellung „Ich habe eine Depression“.

Wenn Du meinst wie ich jetzt in die helle Phase gekommen bin: Ich habe rückblickend schon sehr lange Depressionen. Ich habe mich nie behandeln lassen noch habe ich es mir eingestanden das ich das bräuchte. Meinen Job, meine Kinder und andere Verpflichtungen habe ich immer gewuppt bekommen. Alles andere das mich selbst betrifft habe ich nicht mehr gemacht.
Ganz schlimm war es letztes Jahr bis dieses Jahr im März. Da habe ich wirklich nichts mehr gemacht ausser Job und Kinderwochenenden. Jetzt komme ich auf Deine Frage: Verrückt finde ich, dass mein Verstand genau wusste was ich machen könnte. Wäre ich zu mir in die Beratung gegangen dann hätte ich eine detaillierte Aufstellung von sinnvollen Hilfen bekommen. Ich wusste genau was auf mich zukommt wenn ich weiterhin nichts mehr mache. Das war wie sehenden Auges gegen einen Baum zu fahren. Keine Ahnung – irgendwie war es mir vielleicht egal das Konsequenzen meines Nichtstuns unweigerlich auf mich zukommen. Ich habe es einfach nicht geschafft meine Selbsthilfe die in meinem Verstand schon konkret vorlag umzusetzen.
Auch jetzt, ich weiß viel über mich. Und ich weiß auch was ich machen könnte um dauernd in einer hellen Phase zu bleiben. Ich habe bisher nur noch nicht den Schlüssel gefunden wie ich es schaffe das umzusetzen.

Für mich bleibt das Fazit: Ich bin gerade dabei mein eigenes Tempo zu entwickeln. Mein Tempo in Bezug auf meine Ungeduld, auf meine Erwartungen. Ganz besonders aber entwickel ich gerade mein ganz eigenes Tempo um meine Krankheit mit all ihren Auswirkungen auf mich anzunehmen. Es ist so wie es ist.

Ich gehe auf meine Leuchttürme zu in dem Tempo zu dem ich gerade fähig bin. Ich mache keinen Fehler wenn irgenwelche Fremdgedanken mir einzureden versuchen das es viel zu langsam vorangeht. Es ist so wie es ist.

Lieben Gruß, JeanLucca

24.06.2011 06:34 • #20


D
Hallo JeanLucca,

Zitat von JeanLucca:
Ich habe rückblickend schon sehr lange Depressionen. Ich habe mich nie behandeln lassen noch habe ich es mir eingestanden das ich das bräuchte. Meinen Job, meine Kinder und andere Verpflichtungen habe ich immer gewuppt bekommen. Alles andere das mich selbst betrifft habe ich nicht mehr gemacht.
Ganz schlimm war es letztes Jahr bis dieses Jahr im März. Da habe ich wirklich nichts mehr gemacht ausser Job und Kinderwochenenden. Jetzt komme ich auf Deine Frage: Verrückt finde ich, dass mein Verstand genau wusste was ich machen könnte. Wäre ich zu mir in die Beratung gegangen dann hätte ich eine detaillierte Aufstellung von sinnvollen Hilfen bekommen. Ich wusste genau was auf mich zukommt wenn ich weiterhin nichts mehr mache. Das war wie sehenden Auges gegen einen Baum zu fahren. Keine Ahnung – irgendwie war es mir vielleicht egal das Konsequenzen meines Nichtstuns unweigerlich auf mich zukommen. Ich habe es einfach nicht geschafft meine Selbsthilfe die in meinem Verstand schon konkret vorlag umzusetzen.


Mit nur kleinen wenigen Abweichungen kann ich alles unterstreichen!

Zitat von JeanLucca:
Für mich bleibt das Fazit: Ich bin gerade dabei mein eigenes Tempo zu entwickeln. Mein Tempo in Bezug auf meine Ungeduld, auf meine Erwartungen. Ganz besonders aber entwickel ich gerade mein ganz eigenes Tempo um meine Krankheit mit all ihren Auswirkungen auf mich anzunehmen. Es ist so wie es ist.

Ich gehe auf meine Leuchttürme zu in dem Tempo zu dem ich gerade fähig bin. Ich mache keinen Fehler wenn irgenwelche Fremdgedanken mir einzureden versuchen das es viel zu langsam vorangeht. Es ist so wie es ist.


Das scheint der Weg zu sein ....

Sehe es grundsätzlich genauso, aber irgendetwas in mir sagt da noch: Du kannst noch nicht loslaufen, vielleicht ist es aber auch ein: Du bist noch nicht so weit. Aber ich arbeite daran :-)

Lieben Gruß

DarkShadow

24.06.2011 16:40 • #21


JeanLucca
Hallo DarkShadow.

Zitat von DarkShadow:
Aber ich arbeite daran
Woran?

Daran loszulaufen - so schnell wie möglich? Oder daran das Du auf das hörst was in Dir spricht Jetzt kann ich noch nicht gehen. ?

Lieben Gruß, JeanLucca

25.06.2011 06:04 • #22


D
Zitat von JeanLucca:
Woran?

Daran loszulaufen - so schnell wie möglich? Oder daran das Du auf das hörst was in Dir spricht Jetzt kann ich noch nicht gehen. ?


In erster Linie daran, zu verstehen! Zu verstehen, warum einen mittlerweile Kleinigkeiten zu Boden zwingen, zu verstehen, was da eigentlich passiert, im Inneren, dass dich so bewegungsunfähig sein lässt. Zu Verstehen, warum es trotz Behandlung nicht besser wird u.v.m.

Gruß

DarkShadow

25.06.2011 13:47 • #23


D
Habe vorhin über youtube eine - wie ich finde - interessante Reportage zum Thema gefunden. Sie nennt sich Volkskrankheit Depression und besteht aus 5 Teilen. Für mich ist es u. a. eine Verdeutlichung dessen, was passiert, wenn man einfach rennt und alles zu stemmen und meistern versucht, und seine eigenen Bedürfnisse dabei außer Acht lässt.

Natürlich wird hier nicht alles angesprochen, was letztendlich dazu führen kann. Ich denke, jeder würde hier individuell noch etwas vermissen können. Beispiel: Thema Traumafolgestörung Aber das wird es auch kaum geben, denke ich, einen Beitrag, einen Film, der die Lösung für alles darstellt. Man muss sich aus diesem riesigen ureigenen Puzzle selbst alle Teile zusammensuchen.

Interessant an der Reportage finde ich allerdings auch die Entwicklung der jeweiligen Betroffenen zu sehen, die Veränderung und natürlich die wichtigen Zwischeninformationen, die man hier erhält.

25.06.2011 18:26 • #24


Sarah
Hallo,

dieser Thread ist ja schon ziemlich lang - ich habe ihn überwiegend gelesen aber bitte verzeih, wenn ich irgendwas jetzt nicht mehr auf dem Plan habe

Den Zustand, den du beschreibst, kenne ich noch von mir selber. Mein persönlicher Tiefpunkt ist nun schon gute 2 Jahre her. Ich habe damals auch immer wieder zu hören bekommen, ich solle kürzer treten, etwas für mich tun, versuchen zur Ruhe zu kommen. Leichter gesagt als getan... Heute habe ich nur noch selten solche Tage, an denen ich das Gefühl habe, gar nichts mehr geht. Zwischendurch liegen auch mal längere Phasen, in denen es mir schlechter geht - aber diese sind weit weniger schlecht als sie es damals waren.

Wie habe ich es geschafft?

In vielen, vielen winzig kleinen Tippelschritten. Teilweise habe ich in der Situation gar nicht gemerkt, dass es schon wieder ein Schrittchen nach vorne war, sondern erst im Nachhinein. Was bei mir glaube ich ein wichtiger erster Schritt war, meinen Zustand als Krankheit zu akzeptieren. Nicht Faulheit, Dummheit, Unfähigkeit, Inkonsequenz, etwas woran ich schuld habe - sondern eine Krankheit. Mir hat es bei rasenden Gedanken auch oft geholfen, die Gedanken stichpunktartig aufzuschreiben. Damit konnte ich die Spirale teils unterbrechen und den Gedanken erst einmal ein bisschen abhaken.

Mein Therapeut hat ein Jahr lang erfolglos versucht, mich zu Sport zu animieren. Irgendwann habe ich aber mit ihm vereinbart, dass ich mal probiere ob mir ein Spaziergang gut tut. Er hat mich spielerisch geködert. Ich sollte es ausprobieren, wenn es nichts bringt hätte er mir bei der nächsten Sitzung nen Kaffee ausgegeben Und das hat auch zwischenzeitlich funktioniert. Zwar nicht immer, aber immer mal wieder.

Das etwas für sich tun habe ich aber dann erst im letzten Jahr in der Klinik wirklich gelernt. Dass es auch mal gut sein kann, einfach nichts zu tun. Und diese Zeit ohne schlechtes Gewissen zu genießen. Oder das Sport einem wirklich hilft, wenn es einem schlecht geht - theoretisch wusste ich das schon vorher, aber durch die praktischen Erlebnisse dort fällt es mir leichter, den inneren Schweinehund zu überwinden.

Was mir dort aber vor allem geholfen hat sind die positiven Erlebnisse aus den unterschiedlichsten Bereichen. Wenn ich ein Tief habe versuche ich mich bewusst an solche Erlebnisse zu erinnern. Sie noch einmal nachzufühlen. Und dann etwas in der Richtung zu tun, um das Erlebnis wieder aufzufrischen. Ob das nun Musik, laufen, malen, Nutellatoast oder offene, ehrliche und emotionale Telefonate mit den Freunden die ich dort gefunden habe sind kommt ganz auf die Situation an. Aber diesen Erfahrungsschatz versuche ich zu nutzen - denn es ist mein wertvollster Schatz im Moment! Versuch doch mal, dir einen solchen Schatz aufzubauen. Wenn du etwas schönes erlebst, was dir gut tut, versuch dir diesen Moment einzuprägen. Was du getan hast, was die fühlst, was dich umgibt. Und versuche es abrufbar zu machen.

Wobei es wahrscheinlich auch so ist, dass viele Dinge nur dann funktionieren, wenn man nicht mehr ganz weit unten im Loch hängt. Aber dieser Weg kann gelingen! Er ist oft schwer, man muss lernen Dinge an sich und in der eigenen Geschichte zu akzeptieren, die man eigentlich nicht haben und hören will. Aber es lohnt sich!

25.06.2011 20:09 • #25


JeanLucca
Hallo DarkShadow.

Zitat von DarkShadow:
Zitat von JeanLucca:
Woran?

Daran loszulaufen - so schnell wie möglich? Oder daran das Du auf das hörst was in Dir spricht Jetzt kann ich noch nicht gehen. ?

In erster Linie daran, zu verstehen!
Zu verstehen ist doch die Phase, die Krankheit als solches anzunehmen. Sie als einen Teil von Dir anzuerkennen. Um das vollends zu schaffen bleibt nur erstmal zu begreifen was überhaupt passiert. Ich finde Du bist schon ein gutes Stück vorangekommen - denn es scheint so als ob Du nicht mit aller Macht einen kleinen Schritt gehen willst ohne vorher zu verstehen.

Zitat von DarkShadow:
Aber das wird es auch kaum geben, denke ich, einen Beitrag, einen Film, der die Lösung für alles darstellt. Man muss sich aus diesem riesigen ureigenen Puzzle selbst alle Teile zusammensuchen.
Genau, so viele Depressive es gibt so viele Auslöser gibt es auch. Ich muss meinen eigenen Schlüssel finden um meinen Weg gehen zu können. Diesen Schlüssel kann ich mir nicht borgen - der passt nämlich nicht. Ich bekomme ihn zwar in mein Schlüsselloch und kann auch bissi hin- und herdrehen aber aufschliessen ist nicht möglich. Wenn der Schlüssel nicht zu finden ist dann kann ich mir selbst einen herstellen. Dazu brauche ich Werkzeuge die ich mir von aussen hole, Übung um damit umzugehen und Kenntnis von meinem Schlüsselloch (mein Inneres) um die richtigen Kerben zu feilen.

Alles was Du tust - hier schreiben, lesen, Informationen aufsaugen, nachdenken, darüber sprechen,... - all das bringt Dich näher an Dein Eigentliches heran. Und dann feilst Du Kerbe für Kerbe für Kerbe an Deinem Schlüssel.

Lieben Gruß, JeanLucca

25.06.2011 22:46 • #26


D
Hallo Sarah,

Zitat von Sarah:
Was bei mir glaube ich ein wichtiger erster Schritt war, meinen Zustand als Krankheit zu akzeptieren.


Mittlerweile bin ich auch davon überzeugt, dass genau darin die Basis liegt, um überhaupt wieder auf die Beine kommen zu können. Mir wurden 2009/2010 (Klinikaufenthalt) sämtliche Diagnosen mitgeteilt, obwohl ich doch eigentlich nur wieder ganz schnell fit und gesund werden wollte. Das klappte aber alles nicht so, wie ich es mir erhofft und gewünscht hätte. Jetzt haben wir schon 2011 und noch immer geht es mir schlecht. Bis auf die Tatsache, dass ich nach meinem Klinikaufenthalt wieder arbeiten gegangen bin, tat sich da nicht viel. Jetzt schaue ich mir alles nochmal ganz genau an, von allen Seiten, denn eines habe ich bisher versucht, zu ignorieren. Die Diagnose: Depression. Ich versuche nun offener (in erster Linie mit mir selbst) damit umzugehen und dadurch neue, andere, Wege für mich zu finden.

Zitat von Sarah:
Mir hat es bei rasenden Gedanken auch oft geholfen, die Gedanken stichpunktartig aufzuschreiben. Damit konnte ich die Spirale teils unterbrechen und den Gedanken erst einmal ein bisschen abhaken.


Das tat ich nach meinem Zusammenbruch. Mein ganzes Leben habe ich in dieser Zeit stichpunktartig auf 4 DIN A4 Seiten verewigt. Aber es war eine große Hilfe, da kann ich dir nur recht geben. Es war insofern hilfreich, dieses rasante Gedankenkarussel, was ich zu diesem Zeitpunkt noch hatte (heute nicht mehr!), ein bisschen zu sortieren.

Zitat von Sarah:
Das etwas für sich tun habe ich aber dann erst im letzten Jahr in der Klinik wirklich gelernt. Dass es auch mal gut sein kann, einfach nichts zu tun. Und diese Zeit ohne schlechtes Gewissen zu genießen. Oder das Sport einem wirklich hilft, wenn es einem schlecht geht - theoretisch wusste ich das schon vorher, aber durch die praktischen Erlebnisse dort fällt es mir leichter, den inneren Schweinehund zu überwinden.


Erst vorgestern habe ich zu Hause mal wieder ein Workout mitgemacht. Hatte zwar ganz schönen Muskelkater, aber morgen werde ich es wieder machen. Es ist wirklich unglaublich, wie gut man sich danach fühlt. Früher war Fitness für mich nicht wegzudenken, heute ist es eher müßig, mich dazu zu überwinden. Aber daran möchte ich nicht denken, es war gut, es ist gut, es tut gut, also machen :-)

Zitat von Sarah:
Wenn du etwas schönes erlebst, was dir gut tut, versuch dir diesen Moment einzuprägen. Was du getan hast, was die fühlst, was dich umgibt. Und versuche es abrufbar zu machen.


Was ich bisher noch nicht gemacht habe, ist, mir aufzuschreiben, was mir alles gut tut im Moment. Es ist eine gute Idee, sich eine Liste mit all diesen Dingen anzufertigen, die ganz individuell auf dich abestimmt sind. Damit fange ich morgen an :-)

Zitat von Sarah:
Wobei es wahrscheinlich auch so ist, dass viele Dinge nur dann funktionieren, wenn man nicht mehr ganz weit unten im Loch hängt. Aber dieser Weg kann gelingen! Er ist oft schwer, man muss lernen Dinge an sich und in der eigenen Geschichte zu akzeptieren, die man eigentlich nicht haben und hören will. Aber es lohnt sich!


Ja, richtig. Aber die hellen Phasen scheinen ja auch immer mal zwischenzeitlich durch und diese Zeit, sollte man dann wirklich für sich nutzen.

Das Schwierigste an der ganzen Sache scheint mir zu sein, sich mit den kleinen erfolgversprechenden Dingen abfinden zu können und sie positiv zu werten. Weg von dem großen Ganzen von früher, sondern sich wirklich einlassen auf die Kleinigkeiten, die einem richtig gut tun können. Es ist und bleibt wohl noch ein langer Weg, aber es gibt Hoffnung.

Danke für deine Antwort, Sarah!

Lieben Gruß

DarkShadow

25.06.2011 23:05 • #27


D
Hallo JeanLucca,

Zitat von JeanLucca:
Genau, so viele Depressive es gibt so viele Auslöser gibt es auch. Ich muss meinen eigenen Schlüssel finden um meinen Weg gehen zu können. Diesen Schlüssel kann ich mir nicht borgen - der passt nämlich nicht. Ich bekomme ihn zwar in mein Schlüsselloch und kann auch bissi hin- und herdrehen aber aufschliessen ist nicht möglich. Wenn der Schlüssel nicht zu finden ist dann kann ich mir selbst einen herstellen. Dazu brauche ich Werkzeuge die ich mir von aussen hole, Übung um damit umzugehen und Kenntnis von meinem Schlüsselloch (mein Inneres) um die richtigen Kerben zu feilen.

Alles was Du tust - hier schreiben, lesen, Informationen aufsaugen, nachdenken, darüber sprechen,... - all das bringt Dich näher an Dein Eigentliches heran. Und dann feilst Du Kerbe für Kerbe für Kerbe an Deinem Schlüssel.


Das ist so, ja, und ich bin heilfroh, dass ich es auch endlich kapiert habe. Schön versinnbildlicht übrigens :-)

Lieben Gruß

DarkShadow

25.06.2011 23:14 • #28


D
Heute befasse ich mich komischerweise gedanklich sehr intensiv mit dem Faktor Zeit!

Ich möchte die Frage erst gar nicht stellen: wie lange dauert sowas denn?, weil ich die Antwort ja insgeheim selber weiß. Aber irgendwie habe ich Angst, Angst davor, dass nun die Jahre an mir vorüberziehen und ich mein Leben dadurch nicht mehr Leben kann, zumindest nicht so, wie ich es gerne würde. Seit 2009! befinde ich mich in einem für mich nicht mehr voll kontrollierbaren Zustand und zurzeit sehe ich zwar Veränderungen, aber keine wirkliche Besserung, so dass ich sagen könnte: Hey, es geht mir wieder gut!

Man fühlt sich ja doch irgendwie gefangen, man möchte raus aber es funktioniert nicht so, wie man es gerne hätte... oder ist mir einfach nicht mehr zu helfen???

26.06.2011 18:51 • #29


A


Hallo DarkShadow,

x 4#15


JeanLucca
Er fuhr jeden Morgen lange vor Tagesanbruch mit seinem alten, quiet-schenden Fahrrad in die Stadt zu einem großen Gebäude. Dort wartete er in einem Hof zusammen mit seinen Kollegen, bis man ihm einen Besen und einen Karren gab und ihm eine bestimmte Straße zuwies, die er kehren sollte.

Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste, es war eine sehr notwendige Arbeit.
Wenn er so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig:
Bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich.
Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter:
Schritt - Atemzug - Besenstrich.

Während er sich so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen ihm oft große Gedanken. Aber es waren Gedanken ohne Worte, Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter Duft, an den man sich nur gerade eben noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat. Nach der Arbeit, wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte.
Siehst du, Momo, sagte er dann zum Beispiel, es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort:
Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.

Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter:
Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.
Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte:
Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.

Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort:
Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.
Er nickte vor sich hin und sagte abschließend:
Das ist wichtig.

26.06.2011 19:39 • x 1 #30

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