Nareia
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ich habe mich hier angemeldet, weil ich nicht so richtig weiter weiß.
Ich bin 30 Jahre alt und war noch nie jemand, den man als außerordentlich positiv oder weltoffen bezeichnen würde. Schon in der Schulzeit hatte ich nicht sonderlich viele soziale Kontakte, langanhaltende Freundschaften so gut wie gar nicht. Seit ich denken kann eigentlich bin ich geplagt von Selbstzweifeln und bis heute (oder heute sogar mehr denn je) sehr unzufrieden mit mir selbst - sowohl äußerlich als auch innerlich.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass es auf der Welt niemanden gibt, der mich vermissen würde, wenn ich von jetzt auf gleich aufhöre zu existieren. Dabei erlebe ich immer wieder Schübe, in denen es extrem schlimm ist, so dass ich permanent Tränen unterdrücken muss; Zeiten, in denen ich mich gut fühle und teilweise sogar Phasen, in denen ich - fast schon überheblich - wirklich glücklich bin (eher selten). Doch egal in welcher Phase ich mich gerade befand, ich habe mich immer als anders wahrgenommen und wollte eigentlich nie der Mensch sein, der ich bin.
Als ich die Schule verlassen und mein Studium begonnen habe, besserte sich meine Stimmungskurve etwas. Ich habe permanent am mir gearbeitet, mich dem Mainstream angepasst und Gefühle oder Gedanken, die nicht als normal galten, einfach unterdrückt. Ich hatte tatsächlich einige Freunde, auch wenn mein Freundeskreis nie sonderlich groß war. Die schlimmen Gedanken wurden weniger.
Heute, 6 Jahre nach Ende des Studiums, sind von diesen Freunden nicht viele übrig geblieben. Schuld daran bin ich vermutlich maßgeblich selber, weil ich viele dieser Menschen wegen irgendwelcher Vorfälle, die normale Menschen als Lapalien abstempeln würden, verstoßen habe. Oft habe ich im Nachhinein selber nicht verstanden, wieso ich das gemacht habe. Sobald ich eine neue Bindung aufgebaut hatte, begann sofort die Angst, dass ich wieder verlassen werde und egal, wie oft ich versucht habe, diese Verlustängste rational zu entkräften, sie blieben und waren ironischerweise auch noch gleichzeitig eine der Ursachen, wieso sie sich am Ende oft bewahrheiteten.
Während in der Vergangenheit meistens neue Kontakte nachrückten, sobald alte abbrachen, ist es für mich in den letzten Jahren extrem schwierig geworden neue Leute kennenzulernen. Es kommt mittlerweile eigentlich so gut wie gar nicht mehr vor, dass ich jemanden kennenlerne und Kontakt mit dieser Person halten kann. Ich habe keine richtigen Hobbies, keine wirklichen Interessen und auch sonst fühle ich mich schon fast am wohlsten, wenn ich alleine zu Hause bin und Computer spielen kann. Ich habe den Eindruck, dass ich meinem Gegenüber keinerlei interessante Gesprächsthemen bieten kann und wirke (vermutlich deswegen) insbesondere in 4-Augen-Gesprächen sehr nervös und teilweise auch desinteressiert - das ist zumindest mein Eindruck. Ich zerdenke mittlerweile eigentlich alles, was andere intuitiv einfach machen; mache mich bei jeder Bewegung, bei jedem Wort, total verrückt, welchen Eindruck es wohl bei meinem Gegenüber hinterlassen könnte.
Das einzige, was mich bei sozialen Interaktionen entspannt wirken lässt, ist Alk., weil dieser nach und nach die Zweifel verschwinden lässt und ich mal aus mir rauskommen kann.
Obwohl ich mich alleine eigentlich wohl fühle, habe ich ironischerweise total mit der Einsamkeit zu kämpfen und wünsche mir so sehr, dass mich von den wenigen Freunden, die mir geblieben sind, mal wieder einer fragt, ob ich was unternehmen möchte. Meine Gefühle stehen teilweise sehr konträr zueinander und ergeben für mich selbst keinerlei Sinn.
In den letzten 12 Monaten ca. haben sich die Extrempunkte meiner Stimmungskurve immer weiter nach unten verlagert. Immer häufiger erscheint mir ein Weiterleben total sinnlos, weil vielmehr ein Überleben als ein richtiges Leben ist. Ich fühle mich einfach nur unglaublich einsam, muss permanent Heulkrämpfe unterdrücken und will nur noch, dass meine Gefühle einfach aufhören. Egal, wo ich hinschaue, sehe ich Menschen, mit denen es der liebe Gott augenscheinlich besser gemeint hat als mit mir - glücklich, attraktiv und einfach unbeschwert - und frage mich, womit ich mein Dasein verdient habe. Ich hasse mich schon fast selber dafür, dass ich so sehr in Selbstmitleid versinke, finde aber keinen Weg daraus.
Weder zu meinen paar Freunden, noch zu meinem Partner habe ich eine so gute Verbindung, dass ich diese Gedanken jemals laut ausgesprochen habe. Ich traue mich einfach nicht darüber zu sprechen, vor allem weil ich Angst habe, auch noch die letzten Leute, die mir geblieben sind, zu vergraulen.
Meinen Arbeitsalltag bekomme ich kaum bewältigt, weil ich morgens schlecht aus dem Bett komme und den Tag über total übermüdet vor mich hin schluffe, obwohl ich ausreichend viel geschlafen habe.
Eigentlich wollte ich ursprünglich mit diesem Posting fragen, ob meine Gedankenwelt schon der Grenze zum krankhaften ist. Die Frage habe ich mir aber nach dem Durchlesen meiner eigenen Zeilen bereits selber beantworten können. Ich glaube nicht, dass ich ohne Hilfe alleine wieder aus dieser Dunkelheit hinausfinde und bin teilweise echt erschrocken vor mir selbst.
Kommen euch ein paar dieser Gedankengänge bekannt vor? Und wenn ja, wie geht ihr damit um? Wie habt ihr eurem Partner/euren Freunden davon erzählt?
Kann ich überhaupt darauf hoffen, jemals wieder gesund zu werden?
Ich bin sehr ratlos und weiß nicht, was ich als Nächstes tun soll.
Allen, die meinen doch sehr langen Text bis hier hin durchgehalten haben, schon mal ein riesengrosses Dankeschön!
Vielleicht habt ihr ja ein paar hilfreiche Tipps für mich.
Liebe Grüße
Nareia