hallo lostdreams,
mit dem ein oder anderen Satz hier sprichst du mir so dermaßen aus der Seele. Mein Wunscharbeitsbereich war die stationäre Kinder- und Jugendhilfe. Das erste mal alleine im24h Dienst habe ich gearbeitet als ich knapp 19 war.
Dann habe ich eine Zeitlang in einer Mutter- Kind- Klinik gearbeitet. Zwischenzeitlich hatte ich immer mal wieder mit Depression zu tun. Als ich dann wieder eine Stelle im Kinderheim angenommen, ging es mir echt gut. Ich hab mich psychisch wirklich stabil gefühlt. Das ganze ging ne Zeitlang gut. Irgendwann hatten wir allerdings einen 50%igen Krankenstand sodass meine Kollegin und ich uns die Klinke in die Hand gegeben haben. Bei 4 Leuten sind 50% Krankenstand ja schnell erreicht, brauch ich dir ja auch nicht erzählen kennst das ja selbst am besten. Ich hab die ganze Zeit funktioniert, hab mich nie Krank gemeldet (außer mal mit einer Erkältung). Bin immer hin auch wenn ich gemerkt habe es geht nicht mehr, wenn ich morgens 4h eher aufstehen musste um fertig zu sein, wenn ich das Haus verlassen muss.
Bis dann irgendwann am Anfang eines 48h Dienstes zusammengeklappt bin. Hatte mich unter größtem Kraftaufwand hingeschleppt weil ich wusste dass ich mich nicht krank melden konnte. 2 Kollegen waren gerade aus der Ferienfreizeit gekommen, davon eine in Urlaub, der andere Kollege sollte mich nach dem 48h Dienst ablösen obwohl er 2 Wochen in Ferienfreizeit war, weil er am Anfang des Jahres meinte er bräuchte danach keinen Urlaub, weshalb die andere Kollegin noch in Urlaub war, also auch weggefahren. Kaum im Dienst bin ich zusammengeklappt (Ferienzeit, zum Glück nur 2 Kinder da). Irgendwie hab ich es dann geschafft den kollegen anzurufen der dann gekommen ist und mich in die Notaufnahme gefahren hat.
Das ist keine Erstrebenswerte Situation. Ich schreib dir das um dir vor Augen zu führen, dass du jetzt rational und logisch an die Sache gehen kannst und dir überlegen kannst was am vernünftigsten ist, dass dich das aber nicht davor bewahrt irgendwann richtig auf der Nase zu liegen. Und dann siehst du nämlich nur noch ganz rational schwarz.
Noch is Warnstreig, aber wenn dein körper dich erst mal richtig auf die Nase gelegt hat. Dann brauchste richtig lange um überhaupt wieder die Belastbarkeit zu steigern.
Nach dem ich da auf der Arbeit so zusammengeklappt bin, bin ich immer noch nicht wieder auf der Höhe. Und das ist jetzt über ein Jahr her. Und ich bin immer noch nicht wieder voll Arbeitsfähig. Ich hatte jetzt zuletzt eine 25h Stelle im Hort und war nach 2 Monaten psychisch wieder so fertig dass mein Arzt mich Arbeitsunfähigkeit geschrieben hat. Und der Hortbereich ist gegen Kinderheim wirklich ein Witz.
Ich seh das mittlerweile so, dass Kinderheim eines der härtesten Bereiche ist denen man überhaupt arbeiten kann. Man ist einfach kein Privatmensch mehr. Man ist mehr da als zuhause. Man muss in jeder Minute der 24h die man Dienst hat voll auf Sendung und völlig wachsam sein, weil man sonst durch den Kakao gezogen wird wie du so schön sagst, seine Aufsichtspflicht verletzt. Man muss in jeder Minute dieser 24h so handeln, dass man sein Handeln proffessionell pädagogisch begründen kann. Wenn man zuhause ist wird man ständig angerufen, weil man noch so sorgfältig Dokumentieren kann, irgendne Frage bleibt immer offen und sei nur ich kann das nicht lesen was da aufm Einkaufszettel steht. Man bringst sich seine Gefühle, die eingene Persönlichkeit so intensiv mit ein, soll aber jederzeit Kritik sachlich aufnehmen und nicht persönlich nehmen. Unter den Kollegen herrscht meistens Kniest, weil da emphatische, potenziell Sozialkompetente Menschen zusammenkommen, die sich einander Brandgefährlich werden, weil sie in der Lage sind Blinde Flecken des anderen zu erkennen, weshalb lieber aufeinander geschossen wird. Und weil das ganze so schön ist wird es auch noch beschissen bezahlt.
Um das ganze gut hinzubekommen, muss man psychisch verdammt stabil sein. Und die stabilsten Menschen sind in dem Arbeitsbereich schon kaputt gegangen. Und wenn man psychisch schon mal weniger stabil war oder es ist, ist es einfach ein wahnsinn zu versuchen der ganzen Sache stand zu halten.
27.02.2011 15:16 •
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