
Sarah
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Zitat von jannis:Ist es so, dass eine Muskel sich abnutzt, wenn er benutzt wird? Nein, das Gegenteil ist der Fall. Der Körper ist m.E. nicht dazu geschaffen, untätig zu bleiben, Geist und Seele ebenfalls nicht. So sind wir schlicht nicht konstruiert. Wenn ein Jäger nichts erbeutet und ein Sammler nichts findet, verhungert er.
Aber auch ein Muskel ist nicht für ständige Leistung gemacht. Nach Phasen der Leistung braucht er eine Regenerationsphasen. Und wenn die auf die Natur anspielst: dort ist es genauso. Meines Wissen verbringen zum Beispiel die meisten jagenden Raubkatzen rund 20 Stunden am Tag mir schlafen und dösen. Bei den sammelnden Tierarten ist es nicht so extrem, aber auch diese haben Ruhephasen zwischendrin.
Es gibt einfach keinen Organismus, der auf dauerhafte Leistung ausgerichtet ist. Und ich denke, dass es sich mit der Psyche genauso verhält. Inzwischen kann ich auch mal wieder die Seele baumlen lassen und einfach mal einen entspannten Sonntag auf dem Sofa verbringen. Wenn das nicht so ist und man das Leben nur unter Dauerstrom aushält ist meiner Meinung etwas im Argen, was man angehen sollte. Denn sonst ist man irgendwann an dem Punkt, wo die Entschleunigung nicht mehr als freie Entscheidung zur Verfügung steht. Und das hatte ich einmal - danke, brauch ich nicht noch einmal!
Zitat:An dieser Stelle der Rückführung in den Alltag scheitern die Therapeuten - und zwar ALLE !!!
Ich kenne niemanden (!) - und ich kenne viele Betroffene - dem ein Therapeut jemals aus der Depression nachhaltig herausgeholfen hätte, stattdessen begleiten sie einen Zustand, kommentieren und festigen ihn auch noch. Man unterhält sich - gut, dass wir darüber gesprochen haben - findet Ursachen in der ach so schlimmen Kindheit, weist anderen Schuld zu, bricht den Kontakt zu den eigenen Eltern ab, läßt sich scheiden und der Erfolg: Es geht einem schlechter als vorher, weil auch noch der von jedem dringend benötigt Rückhalt wegbricht.
Tut mir ja leid, dich in deiner Überzeugung enttäuschen zu müssen. Meine Therapeuten (aufgrund von Klinikaufenthalt und Umzug hatte ich mehrere) haben mir sehr wohl geholfen. Es ging eigentlich nie darum, jemandem eine willentliche Schuld zu unterstellen. Und es war auch selten ein gut das wir drüber gesprochen haben - ich wurde diverse Male von den Herren in den Hintern getreten. Entweder um mich auszubremsen, wenn ich mich wie in eine Irre in die Arbeit gestürzt habe. Oder damit ich mal neues wage und meien Symptome nicht nur hinnehme und mich drüber beschwere, sondern dagegen angehe. Und da ich jetzt schon bei allen 3 Therapeuten solche Ansagen erlebt habe denke ich nicht, dass das sooooo sehr die Ausnahme ist
Versteh mich nicht falsch, ich sehe das Hohelied der Geduld, welches hier häufig gesungen wird, teils auch kritisch. Ich persönliche sehe einen Mittelweg als für mich persönlich besser an. Einerseits muss ich Geduld mit mir haben, denn meine Symptome wollen nicht von heute auf Morgen verschwinden. Wenn ich ungeduldig bin mache ich mich nur selber kirre, was mir nicht weiter hilft. Aber ich weiß auch, dass ich teile meiner Erkrankung nicht weggeredet bekomme. Darüber zu reden und verstehen, warum ich so ticke wie ich ticke ist auch wichtig für mich - jepp ich grabe dafür in meiner Kindheit. Aber bei manchen Sachen - gerade im Kontakt mit anderen Menschen - muss und möchte ich einfach positive Erfahrungen sammeln, um alste Ängste und Verhaltensweisen los zu werden.