Medica
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ich wende mich in der Anonymität des Internet an euch, weil ich selber nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll und an wen ich mich wenden soll.
Vor einem knappen dreiviertel Jahr habe ich (26) über ein gemeinsames Hobby einen Mann (38) kennengelernt und wir verliebten uns - fairerweise hat er mir direkt zu Beginn gesagt, dass es ihm nicht gut geht und dass er mich traurig machen würde, dass er fertig ist, am Ende und dass er nicht will dass er mich da mit reinzieht und dass ich besser wieder gehen soll jetzt, wo ich noch kann... Frisch verliebt habe ich das natürlich nicht getan, sondern ihn in den Arm genommen und mit ihm über alles gesprochen, ihm gesagt, dass wir das alles zusammen schaffen werden und dass ich es nicht zulassen werde, dass es mir wegen ihm schlechtgeht, das sollte er mal meine Sorge sein lassen. Damals habe ich die starke Frau gespielt und eigentlich bin ich das ja auch, aber mittlerweile bin ich selber am Ende.
Zu seiner Vorgeschichte: Er ist aus einem langjährigen Arbeitsplatz (8 Jahre) gekündigt worden und hat danach nie wieder so richtig Fuß irgendwo gefasst, war immer nur kurz (max. 2 Jahre) in den Unternehmen, momentan als Aushilfe über eine Zeitarbeitsfirma. Das allein frustet ihn schon sehr - er darf keine Verantwortung tragen, sondern muss stattdessen den Fußabtreter für alles und jeden spielen - irgendwer muss ja schuld sein, also am besten die Aushilfe die eh irgendwann wieder geht. Das geht nun schon seit mehreren Jahren so, die Zeitarbeitsfirma bleibt, nur die Firmen, die ihn dann für eine begrenzte Zeit als Aushilfe einstellen, wechseln - und er wird immer frustrierter und wütender (innerlich). Das äußert sich vor allem privat - da er in der Firma den Ton nicht angeben darf, versucht er das privat umso mehr - so empfinde ich es. Er versucht in unserer Beziehung zu bestimmen, wann wir ins Bett gehen, wann wir essen, was im TV gesehen wird etc. Bekommt er seinen willen dann nicht, gibts direkt Krach.
Hinzu kommt, dass wir auch ein ausbildungstechnisches Gefälle innerhalb der Beziehung haben - ich habe studiert und bin angehende Akademikerin, wie man das so blöd sagt, er hat nur eine Ausbildung gemacht. Das hat MICH nie gestört, ich liebe ihn einfach wie er ist - aber ich habe das Gefühl, dass er deswegen NOCH dominanter wird, um das auszugleichen - weil er auch einmal Recht haben will, unabhängig davon ob es wirklich stimmt. Er sagt auch selber, er wird in der Firma schon genug untergebuttert, da will er wenigstens privat mal was zu sagen haben. Das macht mich aber total fertig - das ist kein gleichberechtigtes Zusammenleben und keine Diskussionsgrundlage so, wenn ich schon überlegen muss, darf ich ihm jetzt widersprechen (wo er wirklich unrecht hat) oder tue ich das besser nicht, einfach um des Frieden willens.
Wegen jeder Kleinigkeit geraten wir mittlerweile aneinander - weil er direkt das Gefühl hat, ich wolle meinen Kopf ihm gegenüber durchsetzen und ich hätte ja angeblich sowieso immer Recht - das ist aber wirklich nicht so. Er reagiert im Streit dann total extrem, schottet sich tagelang ab, reagiert nicht mehr auf sms oder Telefon, schaltet alle Kommunikationsmittel aus, erklärt unsere Beziehung für beendet - wegen Nichtigkeiten. Das tut mir unheimlich weh.
Dazu kommt, dass er selber der Meinung ist einen Burn out zu haben - er sagt sehr oft, er kann einfach nicht mehr, fühlt sich ausgebrannt und leer. Wenn ich versuche, mit ihm über unsere Probleme zu reden, sind wir in null komma nichts wieder an dem ich kann nicht mehr Punkt, wobei ich ihm glaube, dass er wirklich nicht mehr kann. So ein kleiner Streit ist dann der Tropfen, der das eh schon volle Fass wieder zum Überlaufen bringt.