Physikus
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Mir geht es seit ziemlich genau einem Jahr einfach nicht gut und ich habe bis heute nicht richtig verstanden, woran das liegt. Die Information ist jedoch für mich ungemein wichtig, um die nächsten Schritte zu finden oder so zu handeln, dass es mir besser geht.
Ich bin 29 Jahre alt, habe Physik studiert und bin seit gut drei Jahren im Berufsleben.
Im ersten Semester meines Physik Studiums vor 9 Jahren kam ich erfreulicherweise an meine Leistungsgrenzen. Ich habe das Studium nach meinem Zivildienst direkt im Sommersemester begonnen und die Uni hat das auch angeboten. (Für alle Nicht-Studies, normalerweise beginnt ein Studium im Wintersemester).
So hörten wir Erstsemester die Vorlesungen des Sommersemester (2. Semester Vorlesungen) und die Vorlesungen des letzten Semesters (1. Semestervorlesungen) wurden auch nochmal angeboten, so dass wir auch den Stoff des 1. Semsters lernen durften. Von 50 Studienanfängern haben das acht überlebt. Ich habe nach wenigen Wochen festgestellt, dass ich viel lernen muss, um am Ball zu bleiben, obwohl ich als Jahrgangsbester Physiker an meiner Schule ausgezeichnet wurde.
Irgendwann wurde mir in einer Vorlesung nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf etwas schwindelig. Daraufhin habe ich in jeder Vorlesung eine ungemeine Unruhe entwickelt, weil ich festgestellt habe, dass es neuen Stoff zu lernen gibt und auch noch den alten Stoff aufzuholen gilt. Ich ging irgendwann nicht mehr in Vorlesungen, sondern lernte einfach zu Hause. Trotzdem hatte ich in der Zeit Gefühle und Spaß an allem, ich habe viel mit Kommilitone gelernt, die 5 von 6 Prüfungen bestanden und die nächsten 8 Wochen quasi nur geschlafen und mich ausgeruht, aber auch meine Freunde getroffen. In der Zeit hatte ich wirklich häufiger Kopfweh und dachte schon, dass ich einen Tumor oder sowas hätte, aber ich war einfach überarbeitet. Ich habe nicht wirklich gewusst, wie es weitergehen soll und auch mit einem Arzt gesprochen und mit meinen Eltern. Der Arzt erklärte mich für organisch kerngesund.
Ich habe mir daraufhin klar gemacht, dass ich jetzt quasi ein Semester Vorsprung habe und im nächsten Semester alles etwas ruhiger angehen lassen kann. Zu Beginn des zweiten Semesters hatte ich noch Schlafschwierigkeiten und bin teilweise nach Vorlesungen nach Hause und habe mich wieder hingelegt. Allerdings wurde das alles immer besser, bis ich wieder ganz normal studiert habe, viel mit Kommilitonen bzw. Freuden unternommen habe und im dritten Semester habe ich sogar angefangen, neben meinem Studium an der Uni zu arbeiten. All das hat mir großen Spaß gemacht, sonst hätte ich das auch nicht auf mich genommen. Gerade während meines Master-Studiums verspürte ich eine unglaublich schöne innere Ruhe.
Im Rahmen einer Routineblutuntersuchung (ich gehe etwa alle 3 Jahre zur Blutkontrolle, einfach so) hatte ich einen erhöhten TSH-Wert (Schilddrüsenwert). Daraufhin verschrieb mir mein damaliger Hausarzt erst 25 Microgramm LThyroxin, dann sollte ich auf 50 erhöhen, allerdings taten mir die 50 Microgramm nicht gut. Wir beschlossen, dass ich einfach die 25er weiternehme und nach 6 Monaten nochmal das Blut kontrollieren lasse. War alles in Ordnung und ich verspürte eigentlich einen positiven Effekt des Medikaments und nahm es weiter. Es hat mich irgendwie lebhafter und gesprächiger gemacht.
Ich glaube diese Geschichte ist wichtig, um das zu verstehen, was jetzt kommt.
Nach meinem Studium fing ich an zu arbeiten. Mir ist Freizeit im Leben sehr wichtig, ich unternehme gerne etwas mit Freunden oder treibe Sport oder schaue eine Serie oder einen Film oder besuche Theateraufführugen. . Darum habe ich mir bewusst keinen Berater-Job mit Reisetätigkeit gesucht, sondern habe in einer kleinen IT Firma angefangen zu arbeiten, die im Bereich Finanzen unterwegs ist und im Vorstellungsgespräch einen sehr humanen und sozialen Eindruck erweckt hat.
Meinen Chef habe ich allerdings erst am ersten Arbeitstag kennen gelernt und es stellte sich schnell heraus, dass sein Führungsstil sehr nach Nicht angeschrien ist schon halb gelobt ablief und wir uns nie sympathisch wurden. Ich hatte eigentlich immer ein ungutes Gefühl in der Magengegend, wenn wir uns sahen.
Trotzdem hatte ich ein sehr entspanntes Arbeitspensum in der Firma und bis auf ein etwas toxisches Arbeitsklima fand ich alles in Ordnung, allerdings war es eben mein erster Job nach der Uni, so dass ich alles schlecht einschätzen konnte. Ich ging oft mit Spaß und Freude auf die Arbeit und wurde in dem, was ich tat, immer besser. Insbesondere, dass ich vor Bankvorständen Vorträge halten durfte, hat mich sehr gefreut, weil ich das offenbar sehr gut konnte. (Was mir auch mein Chef bestätigte, der sonst eher selten gutes Feedback gab).
Im Jahr 2017, mein 2. Jahr in der Firma, habe ich einen großen Sommerurlaub geplant und deswegen 6 Monate ohne Urlaub gearbeitet. Das war für mich gar kein Problem, in der Zeit hatte ich abends ab und zu Kopfweh, dennoch habe ich sehr gut geschlafen und die Arbeit gerne und mit viel Freude gemacht, wenngleich es auch Tage gab, an denen ich genervt oder gereizt war. Allerdings würde ich behaupten, dass das alles im Rahmen war. Solche Tage gab es auch während meiner Masterarbeit, eine Zeit, die ich generell als sehr schön empfand.
Nach meinem drei wöchigen Sommerurlaub habe ich mich so entspannt wie noch nie gefühlt. Am vorletzten Tag hat mich eine Urlaubsbekanntschaft nach meinem Beruf gefragt und ich musste mindestens 30 Sekunden überlegen, was ich nochmal gemacht habe - das ist keine Übertreibung.
Nach meinem Urlaub ging es direkt wieder los mit einem Vortrag und ich habe ganz normal weiter gearbeitet, mich extrem entspannt gefühlt. Allerdings fing etwas an, was für mich neu war: einige (auch neu eingestellte Kollegen) begannen mir Sprüche zu drücken. Anfangs ordnete ich das als kollegiale Frotzelei ein, jedoch gipfelte das irgendwann in offenen Beleidigungen und ich ging nicht mehr gerne zur Arbeit.
Da ich nach dem Urlaub allerdings so voller Energie sprühte, begann ich morgens vor der Arbeit wieder - so wie ich das als Student auch oft tat- Sport zu treiben und meldete mich in einem Fitness-Studio an.
Ich erinnere mich noch an ein weiteres einschneidendes Erlebnis: Ein Kollege kam vor Feierabend in mein Büro und hat eine Aufgabe an mich delegiert. Das war im Dezember 2017. Besagter Kollege war sehr häufig krank, verstand sich aber blendend mit dem Chef und genoss daher sozusagen Narrenfreiheit. Ich antwortete, dass ich die Aufgabe nicht übernehmen kann, da ich ausgelastet war und genug zu tun hatte. Das sagte ich, weil ich a) genug Aufgaben hatte und b) keine Lust hatte, Aufgaben von besagtem Kollegen zu übernehmen, da auch er mir immer wieder unfreundliche Sprüche drückte. Daraufhin lief der Kollege durch unsere komplette Abteilung und machte sich über meine Antwort lustig. Ich tat nichts.
Eine Woche vor Weihnachten an einem Freitag wachte ich morgens auf und fühlte mich sonderbar im Ar.. Ich schleppte mich auf die Arbeit, dachte mir, dass ich am Wochenende einfach erhole und alles besser wird und machte etwas früher Feierabend. Jedoch wurde es am Wochenende mit den Beschwerden nicht besser, ich bekam Brustschmerzen und dachte an einen Herzinfarkt, allerdings war das in meinem Alter eher unwahrscheinlich und Beschloss mich auszuruhen. Am Montag war es nicht besser. Ich ging zur Hausärztin und berichtete von den Brustschmerzen. Daraufhin wurde ich die Woche krankgeschrieben, sie empfahl mir das L Thyroxin abzusetzen, da auch eine Überfunktion derartige Beschwerden verursachen kann, nachdem sie eine Entzündung ausschloss und am folgenden Mittwoch fühlte ich mich wieder gesund. Den Donnerstag nutzte ich noch aus, um zu Hause zu chillen und Freitag ging ich wieder auf die Arbeit, auch weil ich den Kollegen noch frohe Weihnachten wünschen wollte. Es gab in der Firma auch Kollegen, mit denen ich mich sehr gut verstand und ich eine Freundschaft pflegte. Ich fing ständig an, in mich hineinzuhorchen, ob mir das Absetzen des L Thyroxins gut tat, warum ich Brustschmerzen hatte und was da eigentlich im Dezember passierte. Dennoch habe ich die Zeit über Weihnachten sehr gut genutzt, ging feiern, hatte viel Energie und habe Freunde getroffen.
Nach der Weihnachtszeit begann der erste Arbeitstag (ein Dienstag) und ich schlief echt schlecht. Ich schob es auf das L Thyroxin. Mir fiel aber auch auf, dass ich mich ansonsten sehr gut fühlte, eine tolle Energie hatte. Am nächsten Tag, den Mittwoch, ging ich morgens wie sonst auch ins Fitness. Ich war nach 45 Minuten Sport völlig erschöpft, fühlte eine Übelkeit. Ich dachte mir, dass es am fehlenden L Thyorxin liegen muss und beendete mein Training.
Nachdem ich geduscht hatte und ich mich anzog passierte es. Ich dachte, ich muss mich übergeben. Also ging ich zur Toilette, musste mich aber nicht übergeben. Dort wurde mir plötzlich jedoch unfassbar heiß, ich schwitzte am ganzen Körper und mein Herz raste! Mir wurde weiß vor Augen, ich konnte plötzlich nicht mehr hören und ich legte mich auf den Boden, weil ich sonst mein Bewusstsein verloren hätte. Ich weiß nur, dass vor dieser Attacke sich meine Hose, die ich gerade anzog, schwer wie Blei anfühlte. Das war für mich DAS Zeichen, dass ich das L Thyroxin doch wieder nehmen muss. Ich ging nach dem Anfall nach Hause und kam etwas später auf die Arbeit. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Samstag danach, als ich eigentlich zu einem Geburtstag eingeladen war. Ich saß zu Hause. Und war komplett unruhig. Mein Gedanken war nur Hast du jetzt Burn Out oder was ist denn jetzt los mit dir?. Ich blieb zu Hause und Sonntag ging es wieder. So richtig gut ging es mir danach nicht, weswegen ich meine Hausärztin aufsuchte, Blutwerte machen ließ, die allerdings ok waren. Zu dem Anfall sagte sie nichts. Ich wollte das L Thyroxin wieder nehmen und sie gab mir grünes Licht. In dem Moment dachte ich: Gott sei Dank! Dann wird jetzt alles wieder wie früher und du kannst zurück zu deinem tollen Leben. Noch nie hatte ich mich so getäuscht.
Von jetzt an - es ist Januar 2018 - beginnt der Schrecken. Ich fühlte mich zwei Wochen mit dem LT sehr gut, bis ich wieder an einem Samstag Ende Januar aufwachte und komplett unruhig war. Mir war klar: Das liegt am aktuellen Arbeitgeber, an den blöden Sprüchen der Kollegen und auch an der fehlenden Anerkennung durch meinen Chef. Ich habe zwei Bewerbungen geschrieben und wartete ab.
Ich stand am folgenden Dienstag normal auf und wollte zur Arbeit gehen. Nachdem ich aus der Dusche stieg, hatte ich unfassbar krasses Herzrasen, ich hatte einen Ruhepuls von etwa 130. Ich legte mich auf's Bett, aß etwas und ging ein paar Meter spazieren. Nichts half. Meine Gedanken waren bei der Arbeit, meine Gedanken waren ganz negativ, dass plötzlich alles auf der Arbeit schief läuft und das Projekt am Ende nichts wird, allerdings waren diese Gedanken absolut irrational. Ich dachte mir: Was ist plötzlich los mit dir? Dein Leben hat absolut nichts mit dem Verlauf des Projekts zu tun! Aber das half nicht. Ich fiel in ein schwarzes Loch.
Ich habe ein Telefoninterview geführt und ein Vorstellunsgespräch und hatte Ende März die Zusage für einen neuen Job. Allerdings hat mich die Zusage eigentlich wenig gefreut, ein bisschen aber schon. Bis heute frage ich mich, warum mir Eltern und Freunde nicht geraten haben, zwischen den beiden Jobs einfach 1-2 Monaten eine Auszeit zu nehmen. das wäre einfach DIE Gelegenheit gewesen. Im Nachhinein sagen Eltern sowie Freunde: Du hast immer so cool und entspannt gewirkt, wir wissen ja auch nicht, was plötzlich mit dir los ist. Und das stimmt ja irgendwie auch! Alles kam so plötzlich.
Mir fiel die Entscheidung zu kündigen auch schwer, zumal ich mich irgendwie nicht richtig fit fühlte, so energielos. Also sprach ich mit vielen Ärzten, Hausarzt, Kardiologe (wegen meinen Brustschmerzen) und Endokrinologe (wegen der Schilddrüse) und verbrachte eine Nacht im KH um mich durchchecken zu lassen. Alles war bestens. Trotzdem saß ich bei meinem alten Arbeitgeber, konnte nicht abschalten, obwohl ich null Verpflichtungen mehr hatte! Ich hatte Kopfweh und alles erschien so unwirklich. Ich wußte, dass ich eine neue Stelle antreten kann und nach der Kündigung absolut keine Verpflichtungen für die nächsten Monate mehr habe, außer körperlich anwesend zu sein.
Dann kündigte ich Ende März. Nichts wurde besser. Statt dessen wurde alles viel schlimmer. Ich fühlte mich weiter abgeschlagen, egal wie viel ich schlief, egal wie viel ich versuchte zu entspannen. Dann riet mir der Endokrinologe das L Thyroxin abzusetzen. Daraufhin - so habe ich das Gefühl - wurde es etwas besser, allerdings machten sich krasse Schlafstörungen bemerkbar. Ich dachte plötzlich unfassbar viel über meine Vergangenheit nach, darüber, ob ich im Leben irgendwo falsch abgebogen bin, darüber, dass ich viel von der gelernten Physik wieder vergessen habe und suchte mir schließlich auch einen Psychotherapeuten. Dieser sagte mir nach einem ersten Gespräch, dass alles in Ordnung ist.
Nachdem die Welt um mich herum von Woche zu Woche unwirklicher erschien, ich Ende Mai wußte, dass im Juli der neue Job losgeht inklusive Probezeit und ich ein unbefristestes Arbeitsverhältnis aufgegeben habe, dachte ich in der Zeit auch viel darüber nach, dass ich bald auf der Straße leben muss, weil ich ja den Job in dem Zustand verlieren werde bzw. nicht durch die Probezeit komme, ich dann kein Geld mehr habe und meine Miete nicht mehr bezahlen kann. (Vor meiner Haustüre leben tatsächlich viele Obdachlose, das hat mich vermutlich auch stark beeinflusst. Ich finde es immer traurig die Menschen zu sehen und frage mich, warum das sein muss. Früher habe ich die Menschen zwar gesehen, Ihnen auch ab und zu Geld gegeben, aber mir keine Gedanken gemacht. !)
Ich habe mich erneut um einen Psychotherapeuten gekümmert und einen gefunden. Bei diesem habe ich direkt gesagt, dass ich Burn Out habe und er begann Gespräche mit mir, die mir echt gut taten. Bei ihm kam ich zur Ruhe.
Der neue Job begann, ich konnte teilweise nachts gar nicht oder nur 1-2 Stunden schlafen, habe mich allerdings aus Angst, die Stelle zu verlieren, zur Arbeit geschleppt und gute Laune aufgelegt. Ich habe mir erlaubt, mich einen Tag pro Monat jeweils in der Probezeit krank zu melden.
Mein Chef war mir von Anfang extrem sympathisch. Er erinnert mich irgendwie an meinen Bruder. Und auch die Atmosphäre beim neuen Arbeitgeber war einfach 1000 Mal entspannter und freundlicher, als ich es gewohnt war. Ich dachte mir: Okay, hier wirst du gesund. Dennoch hörten die Schlafstörungen nicht auf. Es blieb dabei, dass mir eigentlich nichts mehr Freude machte, dass ich viel nachdachte, dass ich sehr energielos war.
Ich sprach mit meinem Chef über die Schlafstörungen und dachte dann schon - okay, nach dem Gespräch kündigt er mich wieder, wer beschäftigt schon einen psychisch kranken Menschen? Das Gegenteil war der Fall. Er wollte wissen, woran das liegt und ich zählte ein paar mögliche Gründe auf (auch die Situation beim letzten AG, die er verurteilte), so richtig wußte ich es ja auch nicht, dass ich nicht mehr zur Ruhe kam. Dann nahm er mir jeglichen Druck, bestätigte mir, dass er mit meiner Arbeit sehr sehr zufrieden sei (was schon sehr verrückt ist, wenn ich an meinen wenigen Schlaf denke). Wie gesagt, er ist ein Guter.
Ich unternahm dann noch einen einwöchigen Urlaub im September, der mir auf jeden Fall sehr gut tat. Dennoch hielt auch im Urlaub die Energielosigkeit bzw. Freudlosigkeit an, allerdings schlief ich wie ein Baby. Ich unternahm eine etwa 600km lange Radtour, fuhr den ganzen Tag Rad und schlief abends im Zelt.
Mein Psychotherapeut hat mich auch nach etwa 10 Sitzungen entlassen mit den Worten Tun Sie einfach, was Ihnen Spaß. Da ging es mir dann richtig gut und ich lief glücklich nach Hause. Das hielt aber nicht lange an und auf meine Frage, was er mir denn diagnostizieren würde, sagte er nur Ich vermute, dass sie eine Kränkung haben. Das wird mit der Zeit schon weggehen. oder es an dem hin und her mit dem L Thyroxin lag.
Jetzt ist meine Probezeit vorbei. So richtig verstehen kann ich das noch nicht. Meine Symptome habe ich allerdings nach wie vor. Ich mache mir viel Gedanken über meine Aufgaben, zweifle an mir selbst, ob das sinnvoll ist, was ich da tue, ob es am Ende zum Erfolg führt, ob ich der Richtige dafür bin bzw. ob ich die richtigen Fähigkeiten mitbringe. Alles Fragen, die ich mir vorher, z.B. während meiner Master-Arbeit niemals gestellt habe! Da hatte ich nur Gedanken für Physik, Freunde usw. und war auch einfach von mir überzeugt bzw. hatte das richtige Selbstvertrauen. Auch während dem Urlaub über die Weihnachtstage wurde es nicht besser, allerdings konnte ich da besser schlafen und etwas abschalten!
Ich bin völligst energielos, auch freudlos, schlafe oft sehr schlecht insbesondere wenn ich zur Arbeit muss oder sonst früh aufstehen muss, kann manchmal gar nicht wirklich abschalten, liege am Wochenende - wenn ich mich nicht ganz feste zwinge - gut und gerne mal 18 Stunden nur im Bett. Und habe auch immer mal wieder Brustschmerzen.
Ich frage mich halt, ob es jetzt wieder an der Arbeit liegt, dass es mir so geht? Ich kann mir aber gerade nichts vorstellen, was mir wirklich Spaß macht! Und jetzt kommt die Überleitung zu meiner Geschichte aus dem ersten Studiensemester. Mein Zustand fühlt sich ganz anders an, als damals. Damals hatte ich schnell Energie, bin viel Fahrrad gefahren und kam nach den Klausuren und nach 2-3 Wochen im Hotel-Mama wieder zu kräften. Allerdings hatte ich damals auch nie wirklich irgendwelche Sorgen, wie ich sie jetzt bzgl. Finanzen habe (obwohl die auch eher unbegründet sind! Ich habe keine Schulden und außer Zahlung von Miete, Internet und Fitness eigentlich keine verpflichtenden Ausgaben. Ich wohne sehr bescheiden, theoretisch würde ich mit Hartz 4 klar kommen.). Viele meiner Gedanken sind einfach unbegründet. Auch denke ich irgendwie oft über den Tod nach, ich denke oft, dass vieles sinnlos ist, weil wir am Ende eh alle sterben. Sowas kenne ich von mir absolut nicht! Mir gehen die Dinge einfach viel zu nah, mich nervt auch ganz vieles. Aber das liegt vielleicht daran, dass ich nicht mehr zur Ruhe komme.
Tja, was würdet ihr mir raten?
Ich würde mich einfach gerne mal für ein paar Wochen (vllt 6-8 Wochen) krankschreiben lassen und schauen was passiert. Allerdings fühle ich mich dabei extrem schäbig, weil ich ja schließlich noch rumlaufen kann und außerdem werde ich gebraucht - was auch Unsinn ist. Die Welt dreht sich auch ohne mich weiter oder Termine auf der Arbeit werden eben nach hinten verschoben.
Dann würde ich gerne nach und während der Krankschreibung entscheiden: entweder mit meinem Chef darüber sprechen, dass ich die Arbeitszeit vielleicht auf 50% temporär oder dauerhaft reduziere oder eine Umschulung oder sowas zu machen (allerdings habe ich keine Ahnung, was mir Spaß machen könnte, da mir nichts zur Zeit Spaß macht!), zurück zu meinen Eltern ziehen (was mit einem Jobwechsel verbunden wäre) oder in eine WG. denn ich wohne seit drei Jahren auch alleine - während meines Studiums habe ich nur im ersten Semester alleine gewohnt und das tat mir ja auch nicht so gut, sonst immer in einer Wg!
Das verrückte ist eigentlich: Wenn ich gut geschlafen habe, bin ich gerne auf der Arbeit. Die Kollegen sind halt echt freundlich, die Themen finde ich spannend. wenn ich halt nur endlich mal mehr Energie hätte, mehr Freude und ich aufhören würde, mir so negative Gedanken zu machen und so eine energielose Wurst zu sein. Da ärgere ich mich dann über mich selbst.
Grüße