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sille1
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Hallo ihr Lieben,
ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, denn ich war heute bei meiner Hausärztin und bin immer noch relativ schockiert über das, was sie mir gesagt hat. Ich habe letzte Woche schon einmal im Angehörigen-Bereich gepostet, allerdings ist mir in den letzten Tagen ziemlich viel für mich klar geworden, weswegen ich jetzt beim meiner Hausärztin war, was ich euch nun einmal erzählen möchte.
Aber zunächst einmal zu mir, 38 Jahre, weiblich und Lehrerin
Mein Referendariat habe ich 2004 mit sehr gut abgeschlossen (bin auch wohl sehr perfektionistisch), fand dann sofort eine Stelle in der Stadt, in die ich immer wollte. Soweit gut. Erste Stelle und volle Stundezahl. Nachdem ich ein Jahr sehr engagiert und mit Freude unterrichtet habe, häuften sich die schulischen Aktivitäten, die mir Nahe gelegt wurden zu erfüllen und die ich nicht ablehnte, obwohl es mir eigentlich zu viel war, aber ich wollte meine Vorgesetzen und Kollegen nicht enttäuschen und es machte mir ja eigentlich auch noch Spaß. Der Unterricht, der mir ja eigentlich die Freude bereitet, kam in dieser Zeit allerdings häufig zu kurz, weil ich keine Kapazitäten zur Vorbereitung usw. mehr frei hatte.
Diese schulischen Aktivitäten wurden so zahlreich und qualitativ immer wichtiger....ich stieg in die höhere Ebenen mit ein und hatte somit auch noch sehr viel administrativen Krams am Hals. Nach fünf Berufsjahren hatte ich mehr in meinem Port Folio stehen, als so mancher Kollege, der schon sein zwanzig Jahren im Job ist.
Dann fing es vor zwei Jahren 2007 an. Ich wurde krank und bekam einen Gesichtsfeldausfall mit der Diagnose MS. Anscheinend eine leichte Form, denn ich hatte mit 23 Jahren schon einmal diesen Ausfall, der aber nicht diagnostiziert werden konnte. Seit 2007 keine Schübe wieder. Ich funktionierte im Job weiter, obwohl ich große Probleme hatte, mit dieser Diagnose fertig zu werden. Ich verdrängte alles und sprach nicht darüber. Meine Beziehung ging nach drei Jahren in die Brüche, weil wir beide mit der Diagnose auch wohl nicht umgehen konnten. Ich verdrängte das alles, um damit fertig zu werden. Im Job hab ich aber immer schön funktioniert und war weiterhin erfolgreich. Es begann aber, dass mich Tätigkeiten einfach anödeten und ich Dinge einfach wegschob. Auch zu hause blieb an Vorbereitung viel liegen, weil ich einfach keinen Nerv hatte mich damit zu beschäftigen. Auch machte ich Dinge halbherzig. Ach ja und nebenbei habe ich meinem Bruder bei seinem zweiten Staatsexamen (auch Lehrer) geholfen, den er war das erste Mal durchgefallen. Sehr anstrengend war das. Aber abgrenzen konnte ich mich nicht
Dann ein Jahr später also im Sommer 2008 Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich. Ich war 4 Wochen krankgeschrieben und konnte nicht mehr vernünftig laufen, weil der Nerv eingeklemmt war. Aber völlige Genesung von den Beschwerden. Ich habe mich dann wieder viel bewegt, fast täglich 15 km Rad gefahren, Rückenschule usw.
Dann habe ich im November einen neuen Partner kennen gelernt und ich war glücklich. Es handelte sich um eine Fernbeziehung (ca. 150 km). Neben dem Job allerdings ziemlich anstrengend, wenn wir uns jedes Wochenende sehen wollten. Trotzdem, ich war glücklich....er war glücklich und ich habe gedacht, endlich denjenigen gefunden zu haben, den ich immer wollte, weil wir uns wirklich erstklassig verstanden haben und eine Menge Spaß miteinander haben. Er hat genauso gedacht, zumindest hat er das immer gesagt und auch so gezeigt. Im Job funktionierte ich wie gewohnt, aber immer noch oft angeödet. Manchmal, wenn von allen Seiten Fragen kamen im Lehrerzimmer von Kollegen, Referendaren oder ähnliches, spürte ich förmlich, wie ich kaum noch Kraft hatte, zuzuhören und völlig abschaltete und die Antworten wie im Trance gab. Ohne Emotionen dabei. So ähnlich fühlt es sich jedenfalls an. Allerdings habe ich mir da weiter keine Gedanken drüber gemacht und dachte, das wäre eben einfach so eine Phase.
Dann vor ca. 5 Wochen erneute Rückenprobleme, die wieder ins Bein zogen, so dass ich nicht mehr vernünftig laufen konnte. Der Orthopäde konnte mir nicht helfen und ich wechselte zum Neurochirugen und bekam CT-gesteuerte Spritzen. Die Beschwerden wurden besser und morgen bekomme ich die 6. Spritze. Kann mich aber wieder normal bewegen jetzt.
So, und dann kam der Knall und jetzt funktioniere ich gar nicht mehr. Vor ca. zwei Wochen stellte mein Freund von heute auf morgen unsere Beziehung in Frage. Ohne dass es dafür vorher Anzeichen gegeben hätte. Er sagte, er spüre so großen Druck und damit könne er nicht mehr umgehen. Es sei nur noch Leere in ihm und er wisse gar nichts mehr. So...zack...da saß ich dann.. Vor den Kopf gestoßen, verletzt. Ich konnte sein Verhalten nicht einordnen und hab mich ständig gefragt, was das alles sollte. Ich dachte zuerst an Depressionen aus der Erschöpfung heraus bei ihm oder ähnliches. Ich beschäftigte mich dann die ganze letzte Woche damit, warum er sich so verhalten hat und stieß das erste mal auf dieses Forum, weil hier im Angehörigenbereich die Menschen von ähnlichen Erfahrungen berichten. Ich begann ihn und seine Gefühle ein wenig zu verstehen, denn sein Verhalten und seine Situation passt ebenfalls sehr deutlich in die BO-Problematik. Ich teilte ihm meine „Recherchen“ mit, worauf er sich an seinen Hausarzt wenden will, denn ihm geht es wirklich auch sehr schlecht. Mir allerdings auch. Ich schlafe nicht mehr richtig und essen kann ich auch nichts. Magenprobleme (Erbrechen und Durchfall) habe ich auch
Und jetzt frage ich mich seit dem Wochenende, warum ich mich nicht wieder einigermaßen auf die Reihe kriege. Es änderte sich nichts. Meine Emotionslage stabilisierte sich nicht ansatzweise, obwohl doch eigentlich die Zeit auch ein wenig Linderung bringt (und ich das auch so von mir kenne). Aber es tut sich nichts. Ich kann mir auch nichts Gutes tun, weil ich es nicht schaffe mich irgendwie abzulenken. Ich bin zittrig und habe eine permanente innere Unruhe. Schlafen kann ich immer noch nicht. Und arbeiten erscheint mir momentan als völlig unmöglich. Ich weiß nicht mal was ich da soll und bin völlig angeödet.
Daraufhin bin ich heute morgen zu meiner Hausärztin und erzählte ihr die ganze Geschichte mit meiner Beziehung und wie es mir geht. Da sie mich kennt (Bandscheibenvorfälle und MS) hinterfragte sie, warum ich den meinen würde, mich nicht mehr sortieren zu können, denn das würde ja von einer ziemlichen Instabilität meiner Seelenlage herrühren. Sie stellte sehr geschickte Fragen und ich erzählte ihr im Grunde das, was ich euch jetzt auch aufgeschrieben habe.
Tja, und dann sagte sie mir, dass ihr das aber sehr stark nach einer Form des Burn Outs bei mir aussieht und die Beziehungsprobleme jetzt nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein würden. Möglicherweise habe ich in der Beziehung ja eine Lösung für meine vorherige Überlastung gesucht. Allerdings sei das jetzt geplatzt und es ist mir anscheinend nicht möglich, mich wieder zu sortieren, weil ich keine Kraft mehr habe. Sie hat mir ein leichtes Beruhigungsmittel verschrieben und ich solle versuchen, zur Ruhe zu kommen und dann morgen oder am Montag wieder kommen. Ich wollte das auch selber alles erst mal sacken lassen und mit meinen Freunden darüber reden.
Ich wäre euch für ein paar Meinungen zu meiner Situation sehr dankbar und ich informiere mich auch weiterhin hier im Forum, allerdings bin ich doch ziemlich verwirrt momentan....obwohl ich auch schon mit vielen Menschen darüber geredet hab, die mir schon auch sagen (Kollegin), dass sie das schon öfter vermutet hätte, weil meine Rückengeschichten schon sehr deultiche Zeichen sind und mein Arbeitspensum wirklich sehr hoch ist. Ich bin jedenfalls immer noch ziemlich schockiert, weil ich mir sozusagen an den „Kopf packe“, dass ich das bei meinem Freund und anderen Menschen sehe, bei mir selber allerdings nicht. Obwohl das ja auch zum Verhaltensmuster passt, sich in Arbeit zu stürzen und zu verdrängen.
Ich danke euch für das Lesen und Antworten schon mal im voraus......:-)
LG von sille
ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, denn ich war heute bei meiner Hausärztin und bin immer noch relativ schockiert über das, was sie mir gesagt hat. Ich habe letzte Woche schon einmal im Angehörigen-Bereich gepostet, allerdings ist mir in den letzten Tagen ziemlich viel für mich klar geworden, weswegen ich jetzt beim meiner Hausärztin war, was ich euch nun einmal erzählen möchte.
Aber zunächst einmal zu mir, 38 Jahre, weiblich und Lehrerin
Mein Referendariat habe ich 2004 mit sehr gut abgeschlossen (bin auch wohl sehr perfektionistisch), fand dann sofort eine Stelle in der Stadt, in die ich immer wollte. Soweit gut. Erste Stelle und volle Stundezahl. Nachdem ich ein Jahr sehr engagiert und mit Freude unterrichtet habe, häuften sich die schulischen Aktivitäten, die mir Nahe gelegt wurden zu erfüllen und die ich nicht ablehnte, obwohl es mir eigentlich zu viel war, aber ich wollte meine Vorgesetzen und Kollegen nicht enttäuschen und es machte mir ja eigentlich auch noch Spaß. Der Unterricht, der mir ja eigentlich die Freude bereitet, kam in dieser Zeit allerdings häufig zu kurz, weil ich keine Kapazitäten zur Vorbereitung usw. mehr frei hatte.
Diese schulischen Aktivitäten wurden so zahlreich und qualitativ immer wichtiger....ich stieg in die höhere Ebenen mit ein und hatte somit auch noch sehr viel administrativen Krams am Hals. Nach fünf Berufsjahren hatte ich mehr in meinem Port Folio stehen, als so mancher Kollege, der schon sein zwanzig Jahren im Job ist.
Dann fing es vor zwei Jahren 2007 an. Ich wurde krank und bekam einen Gesichtsfeldausfall mit der Diagnose MS. Anscheinend eine leichte Form, denn ich hatte mit 23 Jahren schon einmal diesen Ausfall, der aber nicht diagnostiziert werden konnte. Seit 2007 keine Schübe wieder. Ich funktionierte im Job weiter, obwohl ich große Probleme hatte, mit dieser Diagnose fertig zu werden. Ich verdrängte alles und sprach nicht darüber. Meine Beziehung ging nach drei Jahren in die Brüche, weil wir beide mit der Diagnose auch wohl nicht umgehen konnten. Ich verdrängte das alles, um damit fertig zu werden. Im Job hab ich aber immer schön funktioniert und war weiterhin erfolgreich. Es begann aber, dass mich Tätigkeiten einfach anödeten und ich Dinge einfach wegschob. Auch zu hause blieb an Vorbereitung viel liegen, weil ich einfach keinen Nerv hatte mich damit zu beschäftigen. Auch machte ich Dinge halbherzig. Ach ja und nebenbei habe ich meinem Bruder bei seinem zweiten Staatsexamen (auch Lehrer) geholfen, den er war das erste Mal durchgefallen. Sehr anstrengend war das. Aber abgrenzen konnte ich mich nicht
Dann ein Jahr später also im Sommer 2008 Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich. Ich war 4 Wochen krankgeschrieben und konnte nicht mehr vernünftig laufen, weil der Nerv eingeklemmt war. Aber völlige Genesung von den Beschwerden. Ich habe mich dann wieder viel bewegt, fast täglich 15 km Rad gefahren, Rückenschule usw.
Dann habe ich im November einen neuen Partner kennen gelernt und ich war glücklich. Es handelte sich um eine Fernbeziehung (ca. 150 km). Neben dem Job allerdings ziemlich anstrengend, wenn wir uns jedes Wochenende sehen wollten. Trotzdem, ich war glücklich....er war glücklich und ich habe gedacht, endlich denjenigen gefunden zu haben, den ich immer wollte, weil wir uns wirklich erstklassig verstanden haben und eine Menge Spaß miteinander haben. Er hat genauso gedacht, zumindest hat er das immer gesagt und auch so gezeigt. Im Job funktionierte ich wie gewohnt, aber immer noch oft angeödet. Manchmal, wenn von allen Seiten Fragen kamen im Lehrerzimmer von Kollegen, Referendaren oder ähnliches, spürte ich förmlich, wie ich kaum noch Kraft hatte, zuzuhören und völlig abschaltete und die Antworten wie im Trance gab. Ohne Emotionen dabei. So ähnlich fühlt es sich jedenfalls an. Allerdings habe ich mir da weiter keine Gedanken drüber gemacht und dachte, das wäre eben einfach so eine Phase.
Dann vor ca. 5 Wochen erneute Rückenprobleme, die wieder ins Bein zogen, so dass ich nicht mehr vernünftig laufen konnte. Der Orthopäde konnte mir nicht helfen und ich wechselte zum Neurochirugen und bekam CT-gesteuerte Spritzen. Die Beschwerden wurden besser und morgen bekomme ich die 6. Spritze. Kann mich aber wieder normal bewegen jetzt.
So, und dann kam der Knall und jetzt funktioniere ich gar nicht mehr. Vor ca. zwei Wochen stellte mein Freund von heute auf morgen unsere Beziehung in Frage. Ohne dass es dafür vorher Anzeichen gegeben hätte. Er sagte, er spüre so großen Druck und damit könne er nicht mehr umgehen. Es sei nur noch Leere in ihm und er wisse gar nichts mehr. So...zack...da saß ich dann.. Vor den Kopf gestoßen, verletzt. Ich konnte sein Verhalten nicht einordnen und hab mich ständig gefragt, was das alles sollte. Ich dachte zuerst an Depressionen aus der Erschöpfung heraus bei ihm oder ähnliches. Ich beschäftigte mich dann die ganze letzte Woche damit, warum er sich so verhalten hat und stieß das erste mal auf dieses Forum, weil hier im Angehörigenbereich die Menschen von ähnlichen Erfahrungen berichten. Ich begann ihn und seine Gefühle ein wenig zu verstehen, denn sein Verhalten und seine Situation passt ebenfalls sehr deutlich in die BO-Problematik. Ich teilte ihm meine „Recherchen“ mit, worauf er sich an seinen Hausarzt wenden will, denn ihm geht es wirklich auch sehr schlecht. Mir allerdings auch. Ich schlafe nicht mehr richtig und essen kann ich auch nichts. Magenprobleme (Erbrechen und Durchfall) habe ich auch
Und jetzt frage ich mich seit dem Wochenende, warum ich mich nicht wieder einigermaßen auf die Reihe kriege. Es änderte sich nichts. Meine Emotionslage stabilisierte sich nicht ansatzweise, obwohl doch eigentlich die Zeit auch ein wenig Linderung bringt (und ich das auch so von mir kenne). Aber es tut sich nichts. Ich kann mir auch nichts Gutes tun, weil ich es nicht schaffe mich irgendwie abzulenken. Ich bin zittrig und habe eine permanente innere Unruhe. Schlafen kann ich immer noch nicht. Und arbeiten erscheint mir momentan als völlig unmöglich. Ich weiß nicht mal was ich da soll und bin völlig angeödet.
Daraufhin bin ich heute morgen zu meiner Hausärztin und erzählte ihr die ganze Geschichte mit meiner Beziehung und wie es mir geht. Da sie mich kennt (Bandscheibenvorfälle und MS) hinterfragte sie, warum ich den meinen würde, mich nicht mehr sortieren zu können, denn das würde ja von einer ziemlichen Instabilität meiner Seelenlage herrühren. Sie stellte sehr geschickte Fragen und ich erzählte ihr im Grunde das, was ich euch jetzt auch aufgeschrieben habe.
Tja, und dann sagte sie mir, dass ihr das aber sehr stark nach einer Form des Burn Outs bei mir aussieht und die Beziehungsprobleme jetzt nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein würden. Möglicherweise habe ich in der Beziehung ja eine Lösung für meine vorherige Überlastung gesucht. Allerdings sei das jetzt geplatzt und es ist mir anscheinend nicht möglich, mich wieder zu sortieren, weil ich keine Kraft mehr habe. Sie hat mir ein leichtes Beruhigungsmittel verschrieben und ich solle versuchen, zur Ruhe zu kommen und dann morgen oder am Montag wieder kommen. Ich wollte das auch selber alles erst mal sacken lassen und mit meinen Freunden darüber reden.
Ich wäre euch für ein paar Meinungen zu meiner Situation sehr dankbar und ich informiere mich auch weiterhin hier im Forum, allerdings bin ich doch ziemlich verwirrt momentan....obwohl ich auch schon mit vielen Menschen darüber geredet hab, die mir schon auch sagen (Kollegin), dass sie das schon öfter vermutet hätte, weil meine Rückengeschichten schon sehr deultiche Zeichen sind und mein Arbeitspensum wirklich sehr hoch ist. Ich bin jedenfalls immer noch ziemlich schockiert, weil ich mir sozusagen an den „Kopf packe“, dass ich das bei meinem Freund und anderen Menschen sehe, bei mir selber allerdings nicht. Obwohl das ja auch zum Verhaltensmuster passt, sich in Arbeit zu stürzen und zu verdrängen.
Ich danke euch für das Lesen und Antworten schon mal im voraus......:-)
LG von sille