A
Alfalfa
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Hallo ihr Angehörigen und Betroffenen!
Ich brauche derzeit einen Raum meine Situation revue passieren zu lassen um vielleicht klarer sehen zu können und ggf. sogar etwas Feedback zu erhalten.
Mein Partner und ich sind/waren nun 2x 2 Jahre zusammen. Nach den ersten 2 Jahren hat er ein wenig Mist gebaut, wir haben uns getrennt, uns 1,5 Jahre vermisst, uns auf einer Hochzeit wieder getroffen und waren sehr glücklich wieder zusammen. Die ersten 4 Monate des 2. Teils unserer Beziehung waren wunderbar. Wir hätten kaum glücklicher sein können, auch wenn er damals schon über seinen Arbeitskollegen klagte, der intrigant an seinem Stuhl säge. Mein Freund leitete damals ein soziales Projekt und hatte zum ersten Mal Erfolg und die Anerkennung seiner Eltern. Nach den 4 Monaten fing es an, dass er sich weniger meldete, weniger zu mir kam (wir führten eine Fernbeziehung) und wenn wir uns sahen nur noch schlief. Ich moserte ein bisschen vor mich hin, aber alles in allem war er noch liebevoll und es lief ok. Dann zog ich zu ihm, habe meinen Umzug alleine bewältigt und wurde auf einen herben Boden der Tatsachen gesetzt: es war viel schlimmer als jemals angenommen. Wenn er konnte blieb er auf der Couch (dort schlief er auch weil er mich wegen seiner Schlafprobleme nicht wecken wollte). Er konnte kaum etwas essen, schlief schlecht oder gar nicht und nach kurzer Zeit entschloss er sich die Arbeit aufzugeben (der Kollege + 60 Stunden-Woche waren einfach zu viel) und noch mal zu studieren. Er hat das alles gut geplant, bekam ein Stipendium und es sah so aus als würde es besser werden. Leider kamen wir in der Stadt beide nicht klar und planten für Ende 2018 einen Umzug - der ihn wieder komplett umhaute. Er hatte sich dummerweise noch auf ein Forschungsprojekt beworben, was bewilligt und gefördert wurde und war dann somit einen Monat im Ausland, wo das BO noch mal zuschlug und ihn mit voller Wucht umhaute. Als er zurückkam war er müde und ausgelaugt und fest entschlossen sich nun professionelle Hilfe zu suchen. Das war im April, bisher hat er nun zwar eine offizielle Diagnose (mittelschwere depressive Episode), bekommt Antidepressiva, aber nach wie vor keinen Therapieplatz.
Er klagt immer wieder über schwerer werdende Zwänge, ein unglaubliches Bedürfnis nach Freiheit (ich störe ihn dabei) und offensichtlich manifestiert sich bei ihm der Gedanke, dass die während der Krankheit verstärkt auftretende Egozentrik eher stärker als schwächer würde, auch wenn er wieder gesund sei.
Und hier ist unser Problem. In den vergangenen 1,5 Jahren habe ich unheimlich viel zurückgesteckt, habe einiges übernommen, mich erstmal hintenangestellt und war bestimmt nicht immer glücklich und fair damit. In den letzten Monaten habe ich aber beschlossen mich nicht mehr runterziehen zu lassen und an mir gearbeitet. Mein Erfolg sind Fähigkeiten, die ich nie in mir vermutet hätte (u.a. mich ehrlich ablenken zu können, nicht emotional abzudriften, meine Gefühlswelt kontrollieren und benennen zu können ohne in die Luft zu gehen und ganz wichtig: akzeptieren. Seine Krankheit, meine Gefühle, die Situation, neue Situationen). Das gibt mir Mut und Kraft gelassen zu sein und nicht sofort den Kopf in den Sand zu stecken und mich in Selbstmitleid zu verkriechen.
Am Freitag hatten wir nun ein Gespräch, darüber wie unsere Zukunft langfristig aussehen solle. Er ist mit Leib und Seele Musiker und zieht daraus seine Kraft. Das ist das einzige, was ihm derzeit etwas gibt und er ist dafür ständig unterwegs. Dazu fühlt er sich zuhause nicht wohl, kommt mit keinerlei Veränderung klar (ich stelle ein Glas falsch hin, ihn ärgert das, er unterdrückt es, damit wir uns nicht streiten, er bekommt das Gefühl der Beklemmung - so in etwa läuft es wohl in ihm ab) und glaubt, dass er auch nach einer Therapie so gut wie nicht zuhause sein kann, weil er einfach raus müsse. Ich habe ihn gefragt wie er sich die Beziehung vorstellt wenn er mal wieder arbeiten kann, weil er ja jetzt schon keine Zeit mehr für mich hat oder sie sich nimmt. Die Frage hat ihn offenbar zum Nachdenken gebracht, denn er glaubt nicht daran, dass er sich zurücknehmen könnte. Ich bin nun seine 3. Freundin in einer Langzeitbeziehung die ihn fragt, warum er denn überhaupt eine Freundin hat, wenn er sie ständig nur zurückweist.
Nun. ich habe nach wie vor die Hoffnung, dass es an der Krankheit liegt. Ich versuche ruhig zu bleiben und mich abzulenken, meine Gedanken zu sortieren und stark zu sein. Im Allgemeinen hatte ich immer die Hoffnung, dass Menschen mit Burn-Out wieder ähnlich werden wie vor der Krankheit. Ich stimme ihm zu, dass wir die Beziehung beenden müssen, wenn diese Perspektive fehlt, denn ohne Perspektive ist das ganze für mich nichts mit Zukunft. Mir ist ganz klar, dass ich ihn gehen lassen muss, weil ich nicht möchte, dass er sich weiter durch meine bloße Anwesenheit unter Druck gesetzt fühlt und er selber sagt er müsse alles loslassen. Daran kann und werde ich ihn nicht hindern. Es tut mir außerdem unglaublich leid ihn so leiden zu sehen, zu sehen wie er versucht auswege zu finden und sich dennoch im Kreis dreht. Hier kommt dennoch das kategorische Aber: er ist ein wahnsinnig toller Mensch, er fasziniert mich, ich habe mich darauf gefreut mit ihm Alt zu werden. Durch seine Art bin ich irgendwie mehr ich selbst geworden, ich mag mir einfach nicht vorstellen mein Leben nun wirklich ohne ihn verbringen zu müssen. Das hatten wir schon mal und haben uns einfach nur vermisst.
Hatte jemand eine ähnliche Situation und vielleicht ein aufmunterndes Wort?
Ich brauche derzeit einen Raum meine Situation revue passieren zu lassen um vielleicht klarer sehen zu können und ggf. sogar etwas Feedback zu erhalten.
Mein Partner und ich sind/waren nun 2x 2 Jahre zusammen. Nach den ersten 2 Jahren hat er ein wenig Mist gebaut, wir haben uns getrennt, uns 1,5 Jahre vermisst, uns auf einer Hochzeit wieder getroffen und waren sehr glücklich wieder zusammen. Die ersten 4 Monate des 2. Teils unserer Beziehung waren wunderbar. Wir hätten kaum glücklicher sein können, auch wenn er damals schon über seinen Arbeitskollegen klagte, der intrigant an seinem Stuhl säge. Mein Freund leitete damals ein soziales Projekt und hatte zum ersten Mal Erfolg und die Anerkennung seiner Eltern. Nach den 4 Monaten fing es an, dass er sich weniger meldete, weniger zu mir kam (wir führten eine Fernbeziehung) und wenn wir uns sahen nur noch schlief. Ich moserte ein bisschen vor mich hin, aber alles in allem war er noch liebevoll und es lief ok. Dann zog ich zu ihm, habe meinen Umzug alleine bewältigt und wurde auf einen herben Boden der Tatsachen gesetzt: es war viel schlimmer als jemals angenommen. Wenn er konnte blieb er auf der Couch (dort schlief er auch weil er mich wegen seiner Schlafprobleme nicht wecken wollte). Er konnte kaum etwas essen, schlief schlecht oder gar nicht und nach kurzer Zeit entschloss er sich die Arbeit aufzugeben (der Kollege + 60 Stunden-Woche waren einfach zu viel) und noch mal zu studieren. Er hat das alles gut geplant, bekam ein Stipendium und es sah so aus als würde es besser werden. Leider kamen wir in der Stadt beide nicht klar und planten für Ende 2018 einen Umzug - der ihn wieder komplett umhaute. Er hatte sich dummerweise noch auf ein Forschungsprojekt beworben, was bewilligt und gefördert wurde und war dann somit einen Monat im Ausland, wo das BO noch mal zuschlug und ihn mit voller Wucht umhaute. Als er zurückkam war er müde und ausgelaugt und fest entschlossen sich nun professionelle Hilfe zu suchen. Das war im April, bisher hat er nun zwar eine offizielle Diagnose (mittelschwere depressive Episode), bekommt Antidepressiva, aber nach wie vor keinen Therapieplatz.
Er klagt immer wieder über schwerer werdende Zwänge, ein unglaubliches Bedürfnis nach Freiheit (ich störe ihn dabei) und offensichtlich manifestiert sich bei ihm der Gedanke, dass die während der Krankheit verstärkt auftretende Egozentrik eher stärker als schwächer würde, auch wenn er wieder gesund sei.
Und hier ist unser Problem. In den vergangenen 1,5 Jahren habe ich unheimlich viel zurückgesteckt, habe einiges übernommen, mich erstmal hintenangestellt und war bestimmt nicht immer glücklich und fair damit. In den letzten Monaten habe ich aber beschlossen mich nicht mehr runterziehen zu lassen und an mir gearbeitet. Mein Erfolg sind Fähigkeiten, die ich nie in mir vermutet hätte (u.a. mich ehrlich ablenken zu können, nicht emotional abzudriften, meine Gefühlswelt kontrollieren und benennen zu können ohne in die Luft zu gehen und ganz wichtig: akzeptieren. Seine Krankheit, meine Gefühle, die Situation, neue Situationen). Das gibt mir Mut und Kraft gelassen zu sein und nicht sofort den Kopf in den Sand zu stecken und mich in Selbstmitleid zu verkriechen.
Am Freitag hatten wir nun ein Gespräch, darüber wie unsere Zukunft langfristig aussehen solle. Er ist mit Leib und Seele Musiker und zieht daraus seine Kraft. Das ist das einzige, was ihm derzeit etwas gibt und er ist dafür ständig unterwegs. Dazu fühlt er sich zuhause nicht wohl, kommt mit keinerlei Veränderung klar (ich stelle ein Glas falsch hin, ihn ärgert das, er unterdrückt es, damit wir uns nicht streiten, er bekommt das Gefühl der Beklemmung - so in etwa läuft es wohl in ihm ab) und glaubt, dass er auch nach einer Therapie so gut wie nicht zuhause sein kann, weil er einfach raus müsse. Ich habe ihn gefragt wie er sich die Beziehung vorstellt wenn er mal wieder arbeiten kann, weil er ja jetzt schon keine Zeit mehr für mich hat oder sie sich nimmt. Die Frage hat ihn offenbar zum Nachdenken gebracht, denn er glaubt nicht daran, dass er sich zurücknehmen könnte. Ich bin nun seine 3. Freundin in einer Langzeitbeziehung die ihn fragt, warum er denn überhaupt eine Freundin hat, wenn er sie ständig nur zurückweist.
Nun. ich habe nach wie vor die Hoffnung, dass es an der Krankheit liegt. Ich versuche ruhig zu bleiben und mich abzulenken, meine Gedanken zu sortieren und stark zu sein. Im Allgemeinen hatte ich immer die Hoffnung, dass Menschen mit Burn-Out wieder ähnlich werden wie vor der Krankheit. Ich stimme ihm zu, dass wir die Beziehung beenden müssen, wenn diese Perspektive fehlt, denn ohne Perspektive ist das ganze für mich nichts mit Zukunft. Mir ist ganz klar, dass ich ihn gehen lassen muss, weil ich nicht möchte, dass er sich weiter durch meine bloße Anwesenheit unter Druck gesetzt fühlt und er selber sagt er müsse alles loslassen. Daran kann und werde ich ihn nicht hindern. Es tut mir außerdem unglaublich leid ihn so leiden zu sehen, zu sehen wie er versucht auswege zu finden und sich dennoch im Kreis dreht. Hier kommt dennoch das kategorische Aber: er ist ein wahnsinnig toller Mensch, er fasziniert mich, ich habe mich darauf gefreut mit ihm Alt zu werden. Durch seine Art bin ich irgendwie mehr ich selbst geworden, ich mag mir einfach nicht vorstellen mein Leben nun wirklich ohne ihn verbringen zu müssen. Das hatten wir schon mal und haben uns einfach nur vermisst.
Hatte jemand eine ähnliche Situation und vielleicht ein aufmunterndes Wort?