Ilse77
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ich versuche zur Zeit herauszufinden, was mit mir los ist. Ich habe demnächst auch Termin bei Psychologin und Neurologe, wollte die Wartezeit aber dazu nutzen, mich selbst schon etwas schlauer zu machen. Bin jetzt die 3. Woche krank geschrieben.
Vielleicht kurz zu meiner Vorgeschichte:
Ich bin 40 und war schon immer ein ängstlicher Mensch. In den 20ern und frühen 30ern hatte ich öfter Panikattacken in sozialen Situation (Konzerte, Restaurant, Flugzeug), hab mich aber trotzdem immer wieder in die Situationen begeben und konnte einigermaßen normal leben. Leider nie so entspannt wie viele andere Menschen, aber trotzdem auch mit Freude. Bin seit 19 Jahren berufstätig im Büro, davon waren 2 Jahre schrecklich (cholerischer kontrollwütiger Chef, konnte zum Glück intern wechseln), die letzten 4 Jahre ging es leider wieder bergab, dazu später mehr.
Mit Mitte 30 brach in meinem Leben einiges zusammen, mein geliebter Papa starb, mein jetzt EX-Mann war 0 für mich da sondern nur noch am flirten mit anderen Frauen, in Online chats aktiv usw. Dann wurde meine Mama noch schwer krank, ich hab mich viel um sie gekümmert und versorge sie heute noch mit Alltagsdingen (Arztbesuche, Einkaufen usw.). Den Hund musste ich auch noch einschläfern lassen. Von meinem Mann habe ich mich dann getrennt, nach der Trennung hat er mich bedroht, bin lange nur mit Pfefferspray aus dem Haus, hab Selbstverteidungskurs gemacht usw. Habe seit 4 Jahren einen lieben Freund, bin beziehungstechnisch sehr glücklich. Nach der Scheidung war ich 5 Wochen in psychosomatischer Reha (Anpassungsstörung) und machte bereits davor eine Therapie wg. der Ängste, die gut anschlug.
In den letzten 12 Monaten gab es leider noch zwei schwere Krankheitsfälle in der Familie mit 1 tödlichen Ausgang (derjenige war in meinem Alter). Und die Lage auf der Arbeit hat sich deutlich verschlechtert, mein jetziger Chef lügt, manipuliert, intrigiert, die Kollegen schieben nur noch Frust, mein Bürokollege kriegt regelmäßig cholerische Ausraster (nicht wegen mir, wegen Chef), keiner hat mehr Lust. Meine Aufgaben wurden vom Chef so aufgebaut, dass ich jetzt viel Verantwortung habe und viel präsentieren muss (was ich nicht gerne mache, hab jedesmal Schlafstörungen davor). Druck von oben gibt er direkt weiter. In unserem Bereich sind schon 2 Kollegen mit Burnout ausgefallen und 1 Kollege ist an Tinnitus erkrankt. Ich selbst habe zur Zeit keine Vertretung, bin ich krank, bleibt es liegen und ich muss es nacharbeiten. Ab November soll ich eine Vertretung bekommen. Ich arbeite 80%, da ich mich ja auch zusammen mit meinem Freund noch um meine Mama kümmere (was ich gern mache, sie ist ein lieber, dankbarer Mensch, leider aber auch sehr ängstlich). Das Arbeitsvolumen, sprich die Menge selbst, ist nicht das Problem. Da komme ich gut klar.
Vor einigen Monaten ging es mit körperlichen Beschwerden los, zunächst nur der Nacken. Physio half nur kurzzeitig. Nachts üble Alpträume (vom EX oder vom Chef), Nachtschweiß, Aufschrecken mit dem Gefühl, mein Kopf explodiert. Dadurch dann Angst, die sich aber schnell legte. Dann kam plötzlich Schwindel, zuerst auf der Arbeit, dann beim Einkaufen oder spazieren gehen. Termin beim HNO, alles ok. Und dann kam plötzlich immer wieder so ein Druck im Kopf und Kribbeln in den Fingern beider Hände. Unruhe. Weinkrämpfe ein Wochenende lang. Schlafstörungen (frühes Erwachen, grübeln, nicht mehr zur Ruhe kommen). Keine Energie mehr für größere Aktionen. Vor über einer Woche wurde es so schlimm, dass ich abends eine massive Panikattacke bekam, als der Druck im Kopf wieder kam. Zu diesem Zeitpunkt war ich wg. Schwindel schon 1 Woche krank geschrieben. Der Hausarzt kam und gab mir eine Beruhigungsspritze, Atemübungen und alles was ich vorher versuchte nutzten nichts, ich kam von dieser Panik nicht runter. Die Spritze half nur 1 Stunde, dann tigerte ich wieder durch die Wohnung, die ganze Nacht. Vor lauter Anspannung musste ich mich übergeben. Am nächsten Tag beim Hausarzt bekam ich angstlösende Medikamente, damit kam ich endlich zur Ruhe. Jetzt kommt die Unruhe nur noch ab und zu deutlich schwächer, ich kann wieder Entspannungsübungen machen. Der Druck im Kopf kommt allerdings immer mal wieder, anscheinend wenn ich zu viel denke oder zu viel mache. Dann leg ich mich hin und atme tief, davon wird es besser.
Das Schreiben dieser Zeilen macht mich auch unruhig und wieder Druck im Kopf.
Bin noch 1 Woche krank geschrieben bis zum Neurologen Termin.
Was mir keine Ruhe lässt: Was war die Henne, was das Ei? Bin ich überlastet und dadurch wieder Panik, oder hab ich mich vor lauter Angst selbst in diese Überlastung gebracht? Ist das in erster Linie eine Angststörung oder bin ich tatsächlich ausgebrannt? Der pflichtbewusste Teil von mir würde am liebsten wieder auf die Arbeit gehen, der andere Teil sagt, nein, auf keinen Fall, am besten dort gar nicht mehr. Davon dann wieder Zukunftsangst. eine üble Spirale, in der ich gerade stecke.
Danke fürs Lesen und ganz liebe Grüße
Ilse77