Friederle
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Mein Hintergrund ist, dass ich seit 11 Jahren Depressionspatient bin, einen Psychiater habe und eine tiefenpsychiologisch fundierte Psychotherapie hinter mir habe. Bis auf kleinere Einbrüche war ich in den letzten Jahren ziemlich stabil.
Seit fast 6 Jahren bin ich mit meiner Partnerin zusammen und die Beziehung war lange harmonisch, glücklich und auf gleicher Augenhöhe. Als wir uns kennen lernten bin ich gerade aus einer schweren Depression gekommen und sie hat mir unbewusst dabei auch wieder auf die Beine geholfen. Sie war damals sehr aktiv was mir damals schon fast zu viel war Kultur, Museen usw. Wir haben ähnliche Interessen und so haben wir auch gemeinsame Urlaube und sonstige Freizeit gut verbringen können.
Vor etwa zwei Jahren wurde ihre Mutter immer kränker sie ist auch schon weit über 80 und war oft im Krankenhaus. Meine Partnerin hat einen Job in einer notorisch unterbesetzten Abteilung der Firma und macht oft Überstunden und arbeitet am Wochenende dann noch oft für ein paar Stunden von Zuhause aus oder fährt gleich ins Büro. In der Zeit als ihre Mutter immer hinfälliger wurde hat sie immer mehr Interesse an Freizeitaktivitäten verloren und hat, selbst bei besten Wetter, lieber mit Decke über sich auf dem Sofa vor dem Fernseher zugebracht und wirklich blödsinnige Sendungen geschaut und nicht einmal gemerkt wenn sie die schon einmal geschaut hat. In der Zeit begann ihre Wohnung zu verkommen und zu zumüllen. Früher habe ich oft für uns gekocht aber das war nicht mehr möglich weil ihre Küche völlig unbrauchbar wurde. Ich bin jetzt nicht der Ordnungsfanatiker aber so etwas habe ich in meinen schwersten Depressionen nicht zustande gebracht und jeder der Depressionen kennt weiß was man in dem Zustand an Chaos anrichten kann.
Im weiteren Verlauf hat sie dann die Haushaltsführung ihrer Mutter übernommen und ihr Arbeitspensum im Job wurde nicht weniger. Sie ist morgens um 7 Uhr aus dem Haus gegangen und oft erst um 21 oder 22 Uhr erschöpft nach Hause gekommen. Am Samstag hat sie dann noch den Wocheneinkauf für sich und ihre Mutter erledigt. Während dieser Zeit ist dann noch ihre Firma in ein sehr ungeliebtes Bürogebäude umgezogen in dem keine persönlichen Gegenstände auf den Schreibtischen mehr geduldet wurden weil sie das Design stören würden.
Das war dann der Zeitpunkt an dem sie von der Wohnungtür direkt ins Bett gegangen ist und nur noch mit dem Handy gedaddelt hat, die Sonntage fast nur im Bett verbracht hat außer den obligatorischen Besuch bei ihrer Mutter.
Ab März dieses Jahr habe ich dann seit langem mal wieder selber mit einer Depression zu kämpfen und wurde von meinen Psychiater auf Valdoxan umgestellt. Vorletztes Wochenende kamen die Nebenwirkungen des Valdoxans bei mir so richtig zum tragen ist bei dem Zeug wohl normal wenn sich der Stoffwechsel darauf anpasst. Ich habe mich also nicht wirklich gut gefühlt musst aber trotzdem an sie denken. Ich habe dann mir dann ein wenig von der Seele geschrieben was mich stört Vermüllung, dieser ständige Rückzug von ihr etc. Dabei habe ich aber auch geschrieben, dass ich sie liebe und meine Leben mit ihr verbringen möchte.
Letztes Wochenende dann war ich wieder ganz gut wieder hergestellt und das Valdoxan hat zumindest seine antriebssteigernde Wirkung bereits entfaltet. Ich war also bei ihr und sie war noch nicht da. Als sie dann kam ist ein kurzes Hallo gekommen und sie hat die Katzen gefüttert. Als sie davon zurück kam hat sie derartig wütend geschaut so habe ich sie noch nie erlebt. Sie meinte dann nur Du hast mir Druck gemacht. Das war in letztes Zeit eh keine Beziehung mehr (womit sie leider recht hat). Ich beende deshalb jetzt die Beziehung. Als Freund will ich die jedoch nicht verlieren. Ich geschockt und wusste nicht wie mir geschah. Da wir beide noch nichts gegessen hatten ich hatte deshalb extra auf sie gewartet hat sie mich dann zu Essen eingeladen wobei mir überhaupt nicht nach Essen zumute war. Als wir wieder zurück waren musste ich mich erst einmal aufs Bett legen und mich sammeln. Irgendwann nach 10 Minuten meinte ich dann Ich muss jetzt alleine sein und fahre Heim. Sie hat mich ziemlich entsetzt angeschaut und ich hatte den Eindruck sie hätte es gerne wenn ich wie immer das Wochenende bei ihr verbracht hätte. Sie meinte dann nur noch Wenn du magst melde dich. Nunja habe ich bis heute nicht gemacht denn ich brauche erst einmal Abstand.
Ich schreibe das unter Burnout denn ich habe den Eindruck das so etwas hier im Spiel ist. Depression ist es nicht denn die Verhaltensmuster kenne ich selber zur Genüge.
Entschuldigung für den Roman aber kürzer gings nicht.