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Burnout und Hochbegabung

M
Hallo liebe Mitglieder,
ich bin neu im Forum und habe bei meiner Suche keinen Beitrag gefunden zum Thema Burnout und Hochbegabung, das mich aber auf Grund meiner eigenen Lebensgeschichte interessiert.

Kurze Info zu meiner Person vorab:
- Hochbegabung stand seit Kindertagen immer irgendwie im Raum, wurde aber damals nie weiter vertieft/analysiert/getestet - mangels Interesse und Wissen von Seiten meiner Familie, Erziehern, Lehrern und auch mir selbst (war mir nie wichtig).
- Burnout vor einigen Monaten diagnostiziert, jetzt bei Psychologin in Behandlung.

Durch die wegen Burnout begonnene Therapie habe ich auch angefangen, mich mit dem Thema Hochbegabung zu beschäftigen. Und da wären wir auch schon bei des Pudels Kern: Die Dinge, die ich in meinem Leben gemacht habe, erfolgten stets aus 2 verschiedenen Beweggründen heraus: entweder, weil sie mich wirklich interessierten, oder aber, weil man sie eben machen musste (um ein hochgestecktes Ziel zu erreichen, um Geld zu verdienen). Für meine Anstrengung bedeutete das: entweder habe ich mich aus Freude und Leidenschaft intensiv mit etwas beschäftigt oder eben aus einem äußeren Zwang heraus. Selbst die Dinge, die ich aus Zwang heraus erledigt habe, gelangen mir immer leicht (u.a. 3 Uniabschlüsse und eine Exzellenzprüfung im Vorbeigehen). Fazit: ich habe nie gelernt, eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu schaffen. Dass etwas schups-di-wups gelingt war ebenso normal wie Arbeiten bis zum Umfallen (egal, ob aus Zwang oder Interesse) und der Verzicht auf Pausen, Hobbys und Ausgleich. Wenn dann aber etwas erledigt/abgehakt war, hat mich der Drang nach Nichtstun oft so dermaßen eingeholt, dass Nichtstun tatsächlich bedeutete: Schlafen, Couch, Fernsehen, Chips, Alk.. Ein Problem wurde das Ganze dann, als die Couch-Phasen immer häufiger und länger wurden, sprich: als das Burnout nicht mehr zu leugnen war.

Hat jemand von euch eine ähnliche Erfahrung gemacht? Ich bin sehr an einem Austausch interessiert. Und ja, es ist nicht ganz einfach (und manchmal tut es auch ganz schön weh), wenn man im Alter von 40 Jahren erkennen muss, dass es so nicht weitergeht, dass man etwas ändern möchte, und dass man nicht allmächtig ist.
Vielen Dank im Voraus für Eure Kommentare.
LG,
me_and_myself

27.10.2020 18:04 • x 3 #1


buddl1
.... vielleicht ist es ja gerade deshalb jetzt so,
weil man eben nicht mehr allmächtig sein kann,
das Alter seinen Tribut fordert.
und du auch trotz Hochbegabung merkst,
das hierbei vieles auf der Strecke blieb....
jetzt fragst du dich sicher selbst,
wie weiter Leben, wie weiter bestehen,
was kann ich lassen oder eben auch noch tun?

es ist schwer sich von gewohnten lösen zu können
auch wenn es bisher der von dir aufgezeigte Luxus wie Chips, Alk und Co ist...
frage dich was du erreicht hast, was es dir jetzt nützt und vor allem
was du noch möchtest und wie dein Weg dahin realistisch Aussehen könnte.
ich vermisse bei dir jegliches Wort über das was für viele so wichtig ist,
Partner, Kinder...
buddl1,

28.10.2020 15:55 • #2


A


Hallo me_and_myself,

Burnout und Hochbegabung

x 3#3


M
Hallo buddl1,
danke für deine Anregungen.
Dass diese Couch-Potatoe-Phasen Luxus sind, weiß ich. Aber: man kann sie nicht genießen, wenn man sie sich nicht freiwillig und bewusst nimmt, sondern wenn sie vom eigenen Körper auf Grund von Erschöpfung eingefordert werden.
Kleine Info zum Alter: ich bin erst 39 und habe nicht das Gefühl, dass das schon seinen Tribut fordert. (Wobei du natürlich recht hast, dass Gesundheit und Leistungsfähigkeit eines Tages auf Grund von Alter nachlassen werden.)
Kleiner Exkurs zum Thema Familie und Kinder (Exkurs deshalb, weil in meinem Fall kein Bezug zu meinem Burnout besteht, ich aber gern auf dein Nachhaken eingehen möchte): Kinder spielen für mich absolut keine Rolle und ich würde es - im Gegensatz zu vielen anderen Menschen - auch nicht als Lebensaufgabe oder sinnstiftend sehen, welche zu haben. Im Gegenteil: die aktuelle Welt finde ich kein gutes Lebensumfeld für einen neuen Erdenbürger. Außerdem habe ich nicht diesen (für mich größenwahnsinnig anmutenden) Anspruch, mich reproduzieren zu wollen. Was ich zudem im Freundeskreis sehe: Da werden Kinder bekommen aus romantischen Gründen oder, weil man das eben so kennt und so macht - alles ohne Hinterfragen. Wenn die lieben Kleinen dann da sind, ist das Geschrei groß: Schlafmangel; Geldknappheit; Eheprobleme, weil das Leben als Paar zu kurz kommt, etc. Alles Faktoren, die man auch ohne Hochbegabung (!) schon im Vorfeld hätte erkennen können, wenn man die rosarote Brille abgesetzt bzw. mit gesundem Menschenverstand über die langfristigen Konsequenzen nachgedacht hätte. Aber: das ist ein weites Feld, das jeder für sich selbst entscheiden muss, und das eine Burnout-Situation beeinflussen kann.
Ich für meinen Teil habe eine sehr herzliche und liebevolle Herkunftsfamilie und einen tollen Ehemann. Ich habe sie nicht erwähnt, weil sie nichts (oder nur indirekt) mit der Entstehung des Burnouts zu tun haben.

Wo du recht hast: Ich frage mich tatsächlich, was jetzt noch kommt. Ich habe in meinem Leben sehr viel erreicht - beruflich und privat. Jetzt ist der Punkt, wo ich mich frage: Alle bisherigen Ziele sind abgehakt, was macht mein Leben für die kommende Zeit (Monate, Jahre) lebenswert und sinnvoll? Der x-te Uniabschluss, der x-te Karriereschritt, die nächste Gehaltserhöhung, die nächste Beförderung, das nächste tolle Kleid, etc. sind es sicher nicht (alles Oberflächlichkeiten,Äußerlichkeiten).
Vielen Dank nochmal für deinen Kommentar.
Wenn ich fragen darf: bist du selbst denn auch betroffen vom Thema Burnout und Hochbegabung?
LG,
me and myself

28.10.2020 16:30 • x 1 #3


Kate
Zitat von me_and_myself:
Da werden Kinder bekommen aus romantischen Gründen oder, weil man das eben so kennt und so macht - alles ohne Hinterfragen. Wenn die lieben Kleinen dann da sind, ist das Geschrei groß: Schlafmangel; Geldknappheit; Eheprobleme, weil das Leben als Paar zu kurz kommt, etc. Alles Faktoren, die man auch ohne Hochbegabung (!) schon im Vorfeld hätte erkennen können, wenn man die rosarote Brille abgesetzt bzw. mit gesundem Menschenverstand über die langfristigen Konsequenzen nachgedacht hätte.

Hi,
nun ja. Das lass ich am besten mal so stehen, absolut unverständlich warum man das so krass schreiben muss!
Zitat:
Alle bisherigen Ziele sind abgehakt, was macht mein Leben für die kommende Zeit (Monate, Jahre) lebenswert und sinnvoll? Der x-te Uniabschluss, der x-te Karriereschritt, die nächste Gehaltserhöhung, die nächste Beförderung, das nächste tolle Kleid, etc. sind es sicher nicht (alles Oberflächlichkeiten,Äußerlichkeiten).

Versuch es doch mal mit schlichter Selbstzufriedenheit angesichts der Dinge, welche Du erreicht hast?
Muss es denn immer höher und weiter und mehr?
Gibt es nichts, was Dir reichen könnte? Vielleicht ein erfüllendes Ehrenamt. Da gibt es so viele unterschiedliche Bereiche.
Was hat denn Dein Leben in der Vergangenheit sinnvoll erscheinen lassen?
Zitat:
Durch die wegen Burnout begonnene Therapie habe ich auch angefangen, mich mit dem Thema Hochbegabung zu beschäftigen. Und da wären wir auch schon bei des Pudels Kern: Die Dinge, die ich in meinem Leben gemacht habe, erfolgten stets aus 2 verschiedenen Beweggründen heraus: entweder, weil sie mich wirklich interessierten, oder aber, weil man sie eben machen musste (um ein hochgestecktes Ziel zu erreichen, um Geld zu verdienen).

Ich denke dies geht jedem so und hat mit Hochbegabung jetzt nicht unbedingt so viel zu tun.
Jeder handelt doch aus diesen Beweggründen, meinst Du nicht?

Was würdest Du denn an Deinem Leben gern ändern? Da wäre ein guter Ansatz zu mehr Zufriedenheit.

LG Kate

28.10.2020 16:58 • #4


M
Hallo Kate,
vielen Dank für deine Rückmeldung.
Das Thema Kinder kriegen war nur ein Exkurs, da ein anderes Mitglied in seiner AW auf meinen Eintrag danach gefragt hatte. Es betrifft das Thema Burnout in meinem Fall nicht. Ich weiß aber, dass viele Freundinnen, die Kinder haben, auf Grund ihrer familiären Situation tatsächlich im Burnout landen. Und ja, das , was ich dazu so krass geschrieben habe, meine ich auch so. Allerdings steht weiter unten in meinem Beitrag auch, dass das jeder für sich beurteilen und entscheiden muss. Das nennt man Toleranz...
Dass alle Menschen entweder aus intrinsischer oder extrinsischer Motivation heraus handeln (oder beides), stimmt natürlich. Die für mich in Zusammenhang mit Burnout und Hochbegabung entscheidende Frage stand weiter unten: wie umgehen mit der Situation, wenn man nie gelernt hat, eine Work-Life-Balance zu schaffen?
Ein Ehrenamt ist eine tolle Anregung. Kommt für mich aber nicht in Frage, da ich unter anderem eben deshalb im Burnout erst gelandet bin: alle anderen (Kunden, Kollegen, Vorgesetzte, Freundinnen) und alles andere (Job) war immer wichtiger als ich selbst, meine Gesundheit, meine Bedürfnisse. Berechtigte Grenzen setzen und Nein sagen gab es nicht. Ich bin gerade dabei, dies zu lernen.

28.10.2020 17:10 • x 1 #5


Kate
Zitat von me_and_myself:
wie umgehen mit der Situation, wenn man nie gelernt hat, eine Work-Life-Balance zu schaffen?
Ein Ehrenamt ist eine tolle Anregung. Kommt für mich aber nicht in Frage, da ich unter anderem eben deshalb im Burnout erst gelandet bin: alle anderen (Kunden, Kollegen, Vorgesetzte, Freundinnen) und alles andere (Job) war immer wichtiger als ich selbst, meine Gesundheit, meine Bedürfnisse. Berechtigte Grenzen setzen und Nein sagen gab es nicht. Ich bin gerade dabei, dies zu lernen.

Im Grunde hast Du Dir alle Deine Fragen schon wunderbar selbst beantwortet. Schaff Dir ein Leben in dem alles Platz hat. Work-Life-Balance etc.
Ein Ehrenamt kann im Übrigen ein echter Ausgleich zum stressigen Alltag sein. Nichts ist befriedigender, als Dinge für andere zu tun. Und sich dabei nicht selbst zu vergessen! Ich habe mal eine Zeit lang auf einer Kinderstation im Krankenhaus aus Büchern vorgelesen. Das war für mich eine win-win Situation.

28.10.2020 17:17 • x 2 #6


buddl1
ich gebe dir völlig recht,
Menschen die sich gegen eine Reproduktion entscheiden haben den gleichen Anspruch in ihrer Entscheidung und Wertung, wie jene die dies dennoch tun, egal aus welcher Motivation.
mit dem Alter- ich habe dein Alter sehr wohl gelesen, sehr auch deine Ambitionen,
doch so wie es bereits geschrieben wurde...
was bleibt am Ende.
das soll kein Vorwurf oder eine Kritik über das Sein oder dein Sein sein,
es ist schlicht die Suche nach dem was du suchen zu glauben musst, nach Gründen
warum es nicht mehr so einfach wie vor ca. 10 Jahren geht oder eben ist.
da hattest du nicht nur noch erreichbare Ziele, mehr Power, auch fehlte dir nichts...
jetzt ist so eine, ich will mal schreiben, Entscheidung zur Kehrtwende, oder eben so wie bisher mit entsprechenden geringfügigen Abstrichen weiter zu verfahren.
und dazu bedarf es weder Kind noch Partner.
letzteres gibt es nun ja und alles weiter ist deine bzw. eure Entscheidung.
es ist nur,
du schreibst von einem wundervollen Elternhaus,
nichts davon will weitergeben werden.
daran ist weder was verwerfliches noch mahnendes,
das nennt sich Freiheit wie sie hier verankert ist.
ich kenne- einschließlich mich selbst- dass es viel Einschränkungen, auch Verzicht bedeutet,
Kinder in diese verrückte Welt zu setzen, zumal man nicht weiß, ob diese es dann danken oder wenigstens zu schätzen wissen- wer wüsste das nicht besser als ich-
aber letztlich, fragst du dich schon:
was nun?
was kann noch folgen, wo ist das nächste Ziel...
du wirst ja nicht nur körperlich älter
sondern mit zunehmenden Alter
weiser
- oh Gott, wie oft habe ich das über mich gehört...
aus diesem Grund fragst du dich ja,
so hast du über dich nie zurück geschaut,
es gab bisher immer ein vorwärts, ein Ziel und ja ein Leben zu leben.

zu deiner Frage,
nein, hochbegabt waren immer die anderen, ich war und bin nicht mal hübsch
aber wenn ich lese, dann versuche ich zu verstehen und versetze mich in diese,
das hinterfragen ist dann nur das Ergebnis.
es soll dann auch schon mal vorkommen, dass ich der Kern treffe oder diesen streife...
@Kate hat dies schon kompakt zusammen gefasst, wo siehst du in Zukunft deinen Platz,
vor allem der dich erfüllen kann.
buddl1,

28.10.2020 20:14 • x 1 #7


Mas83
Liebe me-and-myself,

Danke, dass du als Antwort auf mein Thema von Depression und Hochbegabung, mich auf dein Thema aufmerksam gemacht hast.

Das mit den Kindern lass ich mal so stehen, da es auch eigentlich gar nicht das Thema war.

Gut, wer bin wohl ich, dich Rat zu geben? Bei mir hat es auf mit einem Burnout, oder besser gesagt, bore out angefangen, bis ich in die Depression rutschte. Während meine Depression habe ich erst entdeckt hochbegabt zu sein (wir haben unsere Tochter, und dann auch mich testen lassen) .

Seit wann weiß du es?

Hb ist Fluch und Segen gleichzeitig. Es ist toll, dass du beruflich soviel erreicht hast. Sei stolz auf dich! Vielleicht kannst du dein Alk Konsum mindern, wenn du dein Gehirn einschaltet. Lies über die Folgen und was genau passiert in deinem Körper. Wie ich es kenne, wird diese Info dann nicht mehr aus deinen Kopf gehen.

Bei Hb ist es oft so, dass man ganz viele Ideen hat, die man irgendwie alle kann und das das Gehirn so platzt, dass man am Ende nichts davon durchführt.

Ich habe mir ein Coach geholt, die selber hochbegabt ist und ich merke, dass sie mich sehr viel besser versteht als meine Psychologin. Ich habe sie gefunden auf UnIQate, ein Platform für hochbegabte Frauen. Vielleicht wäre das was für dich? Wenn du Kontakten haben möchtest, gerne auch PN.

Als ich meine Psychologin versucht habe, bestimmte Schwierigkeiten zu erklären, kam da nur die Antwort :Da gibt's mehr als nur einen hohen IQ.

Leider hat die Gesellschaft noch immer das Bild von den geeky Hochleister, der sich nicht beschweren soll. Natürlich wenn man die Entwicklung von besonderen Leistungen noch die Leistungsmotivation, Gewissenhaftigkeit oder der Glaube an die eigenen Fähigkeiten dazu nimmt, hat man bessere Chance einen Hochleister zu werden. Das würde aber wiederum bedeuten, dass, wenn man Hochbegabung nur so definieren würde, die große Gruppe der Underachiever plötzlich nicht mehr hochbegabt wäre. Und das wiederum würde bedeuten, daß Hochbegabung, gar nicht anerkannt wird. Das Bild der Hochleister ist jetzt schon ein großes Problem für viele Hochbegabte und deren Umfeld.

Du schreibst, dass in deiner Kindheit nicht wirklich was mit Hb gemacht worden ist. Wie bei mir. Werden Fähigkeiten oder Interessen aber ignoriert (wissentlich oder aus Versehen), verliert ein Kind schon Interesse und ist das Ergebnis Unterforderung und Underachievement.

Unterforderung ist genauso schlimm wie Überforderung.
Ich glaube schon, dass da ein großteil meine und deine Burnout mit zu erklären ist.

Ich habe angefangen, mich mit dem Hb anzufreunden und bin jetzt z. B. MENSA Mitglied. Ich bin jetzt zertifizierte Begabungspädagogin (Fernstudium). Ich lese Immanuel Kant und schaue mich Videos an auf Youtube über Einstein und seine Theorie und mach mich Notizen. Ich lerne ein neues Instrument.
Ich mache es noch zu wenig, weil ich keine Energie habe, aber gleichzeitig fühle ich, dass wenn ich mein Gehirn herausfordere, es mir sehr gut tut. Es gibt nämlich auch Energie

Vielleicht kannst du das auch versuchen.

Das sind die Tips die ich dir geben kann. Es sind keine Lösungen, aber es unterstützt mich.

Du kannst mir auch immer privat schreiben.

LG,
Mas

29.10.2020 10:29 • x 1 #8


A


Hallo me_and_myself,

x 4#9


C

30.10.2020 22:06 • #9

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