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Burnout und Jobwechsel, was sind eure Erfahrungen ?

kalle68
Hallo Freunde
hättet ihr Lust eure Erfahrungen und Meinungen mit mir zu teilen ?

Meine Vorgeschichte:
Nach 18 Jahren Dienst wurde Im Mai 2019 bei mir Burnout diagnostiziert und konnte noch bis Ende des Jahres durcharbeiten, jedoch der eigentliche Zusammenbruch kam im Januar 2020. Seit dem bin ich durchgehend krank geschrieben und warte insgesamt seit 8 Monaten auf einen Reha Termin.
Ich habe mich inzwischen seelisch von der Arbeitsstelle so dermaßen entfremdet, dass weder ich die Kollegen anrufe oder schreibe, noch die mich fragen, wie es mir geht. Ich bin schon fast 18 Wochen krank geschrieben und immer, wenn meine Gedanken an Arbeitsstelle schweifen, werde ich von Wut und Zorn heimgesucht. Auch eine Arbeitsbeziehung lebt nun mal von Kommunikation, Fairness und gegenseitige Unterstützung. Nach 18 Jahren frage ich mich, was eine gute Arbeitsstelle ausmacht. In einem sehr großen Betrieb sind wir sehr wenige Mitarbeiter mit vielen Ingenieurs, wo man alles bedienen und alles können muss. Es wurden nie Arbeitsbesprechungen und Planungen gehalten sondern, man hat das abgearbeitet, was immer an viel. Die Ingenieure haben die Mitarbeiter so koordiniert und benutzt, wie sie wollten. Die höher bezahlten Kollegen mit Autoritätsbefugniß mit dem Bereichsleiter zusammen haben sich lieber in ihr Büro zurückgezogen (Computer Kramen und Bestellungen) und ich wurde in meinem Bereich den arbeitsgeilen Ingenieuren überlassen und musste sie bedienen und alles andere anfallende Arbeiten tun bis ich zusammenbrach.
Allein die räumliche Trennung, mangelnde Kommunikation, schleichende Ignoranz und Gleichgültigkeit hat dazu geführt dass ich mich schon vor Jahren entfremdet habe. Leider wurde auch des Friedens willen viel Alk. am Arbeitsplatz konsumiert (B. und Schnap.). Ich bin inzwischen an einem Punkt gelangt, wo ich mir selbst den Vorwurf mache, warum ich mich in Stich gelassen habe und warum ich zulassen habe, das Gesindel sei es Arbeitsgeilheit oder Sauferei mit mir machen konnten, was sie wollten und nicht was ich wollte.
Durch die lange krank schreibung werde ich jeden Monat vom Bereichsleiter angerufen und ausgehorscht, wie es mir geht und ob von der Klinik Front, was neues gibt. Ich muss mich jedes mal zusammen reißen, meine Maske aufsetzen und so tun als wäre alles in Ordnung.

Jetzt zu meine Frage:
Es gibt ein Kollege der früher bei uns gearbeitet und nach 9 Jahren die Stelle gewechselt hatte wegen ähnliche Probleme. Zu dem habe ich Kontakt aufgenommen und hat mich gleich gefragt, ob ich Interesse hätte da zu arbeiten wo er ist. Ich soll mal sein Chef anrufen und die Optionen besprechen.

Also mir geht es darum, ob ihr mitten in Burnout schon mal Job gewechselt habt ?
Nach 18 Jahren Stelle zu kündigen und zu wechseln, wenn man nicht der jüngste ist und finanzielle Verpflichtungen hat scheint nicht so einfach zu sein. Aber wenn die alte Stelle tot ist was bleibt übrig.
Was sind eure Erfahrungen und was könntet ihr mit raten ? vielen vielen Dank schon mal und bleibt gesund
LG

17.05.2020 15:10 • x 3 #1


Kate
In einer seelisch miserablen Lage, trifft man mitunter nicht die besten Entscheidungen. Vielleicht wäre es erstmal ratsam, das Für und Wider sicher abzuwägen? Wenn Du 18 Jahre dort gearbeitet hast, war ja anscheinend nicht alles schlecht. Und wer weiß was die neue Firma so mitbringt. Ich bin in solchen Sachen aber auch eher ein vorsichtiger Mensch, der lieber das Übel wählt was er kennt.
Liebe Grüße

18.05.2020 09:39 • x 3 #2


A


Hallo kalle68,

Burnout und Jobwechsel, was sind eure Erfahrungen ?

x 3#3


Dani82a
Ich warte ebenfalls derzeit auf eine Reha. Bin seit fast 16 Jahren im Unternehmen und durchlebe dieselben Emotionen und Gedanken, wie du - stelle ich fest.

Ich persönlich werde erstmal abwarten, was die Reha mir bringt. Vorher werde ich keine neue Stelle antreten geschweige denn den unbefristeten Arbeitsvertrag kündigen.

Das ist sicherer.

Nach der Reha würde ich dann schauen, wie meine Kräfte sind und was ich mir zutrauen kann.

LG!

18.05.2020 10:04 • x 2 #3


kalle68
Hallo Kate+,
Zitat:
In einer seelisch miserablen Lage, trifft man mitunter nicht die besten Entscheidungen.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen

Zitat:
Vielleicht wäre es erstmal ratsam, das Für und Wider sicher abzuwägen?

Am aktuellen Arbeitsplatz läuft ein BEM Verfahren und dieser wird erst dann abgeschlossen, wenn ich meine Reha antrete und beende. Mir ist sehr klar geworden, dass ich die Zustände bei der Arbeit nicht ändern kann aber ich kann mich ändern dh weniger Perfektionismus, sich nicht für jeden Misst verantwortlich fühlen und auch mal liegen lassen, was ich nie konnte. Und das läuft halt nur überm BEM Verfahren, in dem man sich rechtlich absichert und durchzieht. Das ist leider nur die hälfte der Medallion.

Zitat:
Wenn Du 18 Jahre dort gearbeitet hast, war ja anscheinend nicht alles schlecht.

Als ich meine Psychiaterin ein mal sagte Ich hab es noch gut es gibt bestimmt schlimmeres im Leben, dann sagte sie zu mir Menschen in Burnout oder unter Depressionen suchen sich Trost, in dem sie an schlimmeres denken und sehen, dass sie besser dran sind. Mein Kollege hat es 9 Jahre aus gehalten und hat gewechselt, wo er jetzt ist und hatte nie ein Burnout. Ich habe 18 Jahre durchgestanden und muss doch mit Burnout leben. Wer ist besser dran ? Sicherlich ist nicht alles schlecht in 18 Jahren, aber auch ein Betrieb durchläuft Transformation wie Kollegen gehen in Rente, Stellen werden abgeschafft oder gekürzt. Arbeit nimmt immens zu. Leitung wird falsche Leute überlassen oder hin und her geschoben. Lang jährige Kollegen fangen an sich wie ein altes Ehepaare zu benehmen, so nach dem Motto man kennt sich ja und man muss nicht viel miteinander reden. Und wenn man doch miteinander redet dann sind Fußballergebnisse, Reiseziele, wer hat was gekocht, warum trägt die Kollegin blaue Strumpfhose und nicht schwarz Geschichten viel wichtiger. Ich verbringe an der Arbeitsstelle mit Überstunden weit über 40 Stunden mit diesen Menschen. Es mag gut sein, dass man sich bei der Arbeit, wie zu Hause fühlt und sein Müll dem Nächsten gleich ins Schlund weiterreichen möchte aber an der Arbeitsstelle hat Arbeit, Arbeitsablauf, Arbeitssicherheit, Arbeitsklima, Planung, Ordnung, Weiterbildungsmöglichkeiten viel höhere Wichtigkeit als Stagnation und sich wie zu Hause fühlen. Wenn ich einen guten Chef habe, der bemüht ist für ein gutes angenehmes Arbeitsklima zu sorgen. Wenn die Arbeitsabläufe so gut koordiniert und durchdacht sind, dass ich mich nicht überarbeiten muss, wenn Kollegen sich Mühe geben anstatt Gleichgültigkeit Fairness und Respekt weiten zu lassen und Alk. aus der Mitte verbannen, dann gibt es weder Burnout noch Mobbing und noch ist man genötigt seinen Arbeitsplatz wechseln zu wollen.

Zitat:
Ich bin in solchen Sachen aber auch eher ein vorsichtiger Mensch, der lieber das Übel wählt was er kennt.

Man durchläuft mit Burnout ein Prozess, den Außenstehende so nicht begreifen können. Früher, wenn ein Kollege mich fragwürdig angeschaut hatte plagte mich gleich Sorgen, ob ich was falsch gemacht habe. Ich habe mich stets für vieles bedankt und auch entschuldigt, obwohl unnötig oder überzogen war, weil ich immer über korrekt sein wollte. Jetzt mit Burnout fühle ich keine Freude. Mein Psychiaterin sagt, dass diese Emotion wieder zurückkehren wird. Dinge die ich früher erahnen konnte, jedoch durch falschen überzogenen Emotionen nicht einordnen konnte, sehe ich jetzt klarer.
Ich bin auch ein sehr vorsichtiger Mensch, aber ob ich lieber das Übel wähle, was ich kenne, bin ich mir in zwischen nicht mehr sicher.
Jeden falls vielen lieben Dank für Deine Worte und Teilnahme

18.05.2020 13:40 • x 1 #4


kalle68
Hallo Dani82a,
Zitat:
Bin seit fast 16 Jahren im Unternehmen und durchlebe dieselben Emotionen und Gedanken, wie du - stelle ich fest.

Ein verdi Zitat von 01/2020
Arbeit darf nicht krank machen. Psychische Belastungen haben massiv zugenommen. Beschäftigte müssen vor Gesundheitsgefahren geschützt werden.
Diese Emotionen waren schon immer da und solange ich stark genug war und die Probleme gerade noch zu bewältigen waren, wurden sie unterdrückt. Mit Burnout erlebt man diese Emotionen besonders intensiv und man sieht viel klarer.

Zitat:
Ich persönlich werde erstmal abwarten, was die Reha mir bringt. Vorher werde ich keine neue Stelle antreten geschweige denn den unbefristeten Arbeitsvertrag kündigen.

Ich sehe das auch so. Mein Kollege hat mit mir Kontakt aufgenommen und gefragt, ob ich an einen neuen Job interessiert wäre. Ich habe ihm gesagt, dass ich bald eine Reha machen werde und alles weitere erst danach machen möchte. Er meinte, dass ich jetzt schon mal telefonisch mit sein Chef die Optionen besprechen könnte, was ich auch zu verfrüht ansehe. Außer dem wüsste ich nicht, Was ich sein Chef sagen soll, wenn er mich fragen würde, warum ich eine Reha mache.

Zitat:
Nach der Reha würde ich dann schauen, wie meine Kräfte sind und was ich mir zutrauen kann.

Du bringst es auf dem Punkt. Momentan machen mir zwei Sachen Sorgen meine Kräfte, Gedächtnis und Konzentrationsschwäche. Für eine neue Stelle braucht man genug Energie.

18.05.2020 14:14 • x 2 #5


mrsrobot
Wenn ich einen guten Chef habe, der bemüht ist für ein gutes angenehmes Arbeitsklima zu sorgen. Wenn die Arbeitsabläufe so gut koordiniert und durchdacht sind, dass ich mich nicht überarbeiten muss, wenn Kollegen sich Mühe geben anstatt Gleichgültigkeit Fairness und Respekt weiten zu lassen und Alk. aus der Mitte verbannen, dann gibt es weder Burnout noch Mobbing und noch ist man genötigt seinen Arbeitsplatz wechseln zu wollen.

Das ist nur sehr selten, wie geht man damit um, wenn es nicht so ist und der Rest aber das fordert, so zu sein?

18.05.2020 14:26 • x 3 #6


Dani82a
Momentan machen mir zwei Sachen Sorgen meine Kräfte, Gedächtnis und Konzentrationsschwäche. Für eine neue Stelle braucht man genug Energie.

Das ist es. Exakt.
Man braucht Energie für einen neuen Job.
Mein Gedächtnis und die Konzentrationsschwäche nerven mich sehr...

18.05.2020 15:06 • x 3 #7


kalle68
Hallo Mrsrobot,
Zitat:
Das ist nur sehr selten, wie geht man damit um, wenn es nicht so ist und der Rest aber das fordert, so zu sein?

Bei mir auf der Arbeit gibt es verschiedene Bereiche und jeder Bereich hat seine eigene Ordnung und Mentalität, ob wohl jeder Bereich für ein und die selbe Firma arbeitet. Während manche Bereiche mit Ordnung und gute Führung vor sich hin prahlen, zeigen sie auch, dass sie im sozialen Bereich besser dran sind. Das heißt sie kommunizieren nicht nur auf persönliche Ebene, sondern geben der Arbeitsstelle höhere Priorität. So lange man das Ziel dh die Arbeit vor Augen hält und persönliche Emotionen weniger freien Lauf gibt, dann gibt es auch keinen freien Raum für Mobbing Ursachen. Wenn man dagegen andere Bereiche besucht und mal da reingeht, dann will man schnell wieder raus, weil solche Bereiche von Unordnung behaftet sind. Unordnung ist ein Indiz dafür, dass man es nicht im Griff hat. Leidtragende sind meistens die armen Schweine von Mitarbeiter. In solchen Bereichen sieht man, wie die Mitarbeiter, wie verwirrte Lemminge hektisch arbeiten. Die alten Mitarbeiter haben schon längst resigniert und bei den neueren Mitarbeiter sieht man den Gesichtsausdruck Wo bin ich bloß gelandet. Jetzt könnte man sich die Frage stellen, wie so was an einer Firma möglich sein kann. Vor vielen Jahren gab es ein Wirtschaftsbericht über Japan und Deutschland. Die Japaner haben ein starkes Arbeitsnetzwerk und arbeiten auf allen Ebenen parallel und so teilen sie Ihre Erfahrungen und Infos miteinander, um größt mögliche Effizienz zu erzielen. Deutschland arbeitet seriell dass heißt jeder Bereich ist für sich verantwortlich ohne sich in andere Bereiche einzumischen. Das heißt entweder bin ich in einen guten Bereich gelandet oder die Ar. gezogen.
In meinem Fall konnte ich nichts machen, solange irgend wie gut lief. Leider hat die Seele kein Frühwarnbremssystem, um rechtzeitig was zu machen. Ich musste richtig übel krank werden und das nennt sich Burnout. Erst jetzt als kranker Mensch kann ich mein Leben etwas lenken. Durch das BEM Verfahren wurde bei der Arbeit Gegenmaßnahmen eingeleitet, um Überlastung zu vermeiden, was vorher nicht möglich war. Wenn ich wollte könnte ich Zwangsversetzung anordnen, was vorher auch nicht ging.
Ich glaube, dass es keinen pauschalen Rettungsweg gibt, jeder muss sich selbst aus dem Hamsterrad erkämpfen. In den jungen Jahren sollte man sich besser viel mit Unternehmenskultur beschäftigen anstatt, wo man mehr Geld verdienen kann. Geld kann man immer verdienen Gesundheit aber nicht.

18.05.2020 17:16 • x 4 #8


kalle68
Hi Dani82a,
Mir geht es genau so wie dir. Ich konnte vorher so schnell Kopf rechnen und im Supermarkt habe ich immer mitgerechnet, weil es Spaß gemacht hatte. Jetzt, wenn ich einfache Plus Minus Aufgaben rechne muss ich mich sehr anstrengen. Oder wenn ich mich an etwas erinnern möchte fällt mir nicht ein. Wir stehen das durch

18.05.2020 17:24 • x 1 #9


Dani82a
Wir stehen das durch

Das werden wir!
So oder so.
Auf die eine oder andere Art und Weise wird
eine Veränderung kommen.
Und die können nur wir herbeiführen.
Mithilfe von Außen.

18.05.2020 17:30 • x 1 #10


Dani82a
@mrsrobot

Zitat von mrsrobot:
Das ist nur sehr selten, wie geht man damit um, wenn es nicht so ist und der Rest aber das fordert, so zu sein?


Die Anderen haben oft auch Probleme mit den Happenings am Arbeitsplatz. Sie gehen damit aber anders um, als wir. Sie denken evtl weniger nach und machen einfach. Oder sie haben eine hohe Ausgeglichenheit. Oder sie verdrängen und passen sich lieber an (fragt sich, wie lange das gut geht).

In dem Moment, indem wir beginnen das Große Ganze zu betrachten, setzen wir einen Denkprozess in Gang, der unseren Blick auf den Arbeitsplatz und all seinen Habitus nachhaltig verändert.

Wir fangen an zu strampeln und geraten immer mehr in einen Zwiespalt zwischen dem, was wir immer getan haben (und tun sollten gem. Gesellschaft) und dem, was wir erkennen (das uns das so nicht gut tut).

Die meisten AG kümmern sich leider nicht weiter drum, wenn nur eine Person ein Problem hat. Die anderen bekommen doch alles hin. Somit wird man selbst zu einem Problem für den AG : man kann die Leistung nicht mehr bringen.
Paradox.

Die einzige Möglichkeit ist oft nur noch, sich aus dem vergifteten Umfeld hinaus zu begeben. Alles andere wird auf Dauer noch größere Schäden verursachen: Depressionen und /oder Burnout.

18.05.2020 17:43 • x 2 #11


Kate
Man verliert auf der Arbeit das Gefühl für die eigenen Grenzen. Es ist ganz natürlich, dass man sich dagegen wehrt, wenn man im Kern seines Wesens angegriffen wird, schließlich geht es in solchen Situationen um die eigene Existenz. Wenn man aber die Arbeit zum integralen Bestandteil des eigenen Ichs macht, reagiert man zwangsläufig schon auf mildeste Kritik an irgendeinem Aspekt der Arbeit, als ob es eine tödliche Attacke auf den Kern des Selbst, eine existenzielle Bedrohung sei.
Es fällt allerdings schwer, uns ganz besonders, dies zu trennen. Ich denke aus dem Grund zieht es einem die Beine nach einer gewissen Zeit weg.

18.05.2020 17:53 • x 3 #12


Anima
Generell ist ein Jobwechsel sicher nicht verkehrt. Ich schließe mich all den Vorschreiber/innen an, dass ein Jobwechsel alleine die Erkrankung nicht heilt.

Nur gesund macht es Sinn, einen neuen Job anzutreten, alte Fehler zu vermeiden - so möglich. Manchmal liegt es auch nicht an der Arbeit alleine, sondern an den Vorgesetzten, den Kollegen etc. - wichtig ist zu wissen, was man wirklich will.

18.05.2020 21:35 • x 1 #13


kalle68
@Anima
Zitat:
Nur gesund macht es Sinn, einen neuen Job anzutreten, alte Fehler zu vermeiden

Ja du bringst es auf dem Punkt. Unabhängig davon wie gut oder wie schlecht einem Arbeitsklima bestellt ist, sind wir als emotionale Menschen an gewisse Kompromisse angewiesen. Es gibt gesunde Kompromisse in Form von Fairness und gegenseitige Unterstützung, um dem guten Arbeitsklima beizutragen. Es gibt wiederum ungesunde Kompromisse, zB Rudelgesinnung unter dem Deckmantel Teamgeist und Teamfähigkeit, Gewohnheiten von anderen nachahmen, um nicht ausgeschlossen zu werden zB gemeinsames Saufen, gemeinsames Essen, gemeinsames Tratschen, private Unternehmungen. Das führt immer mehr zum emotionalen Stress und hat an erste Linie mit der Arbeit selbst nicht zu tun. Durch diese ungesunde Gewohnheiten entstehen Fehler, die man entweder sehr schwer korrigieren oder nicht mehr korrigieren kann. Aus dem Grunde wäre meiner Meinung nach ein Jobwechsel mit einem gesunden Arbeitsklima viel versprechender als man es versucht am alten Arbeitsplatz die Scherben zu kehren ohne sich zu schneiden.

Zitat:
Manchmal liegt es auch nicht an der Arbeit alleine, sondern an den Vorgesetzten, den Kollegen etc. -

Eine Studie der Krankenkassen besagt, dass überwiegend der Krank Schreibungen auf psychische Ursachen zurückzuführen sind. Ich habe bei der Arbeit sowohl Arbeitsstress als auch emotionalen Stress. Beides zusammen führen garantiert zum Burnout. Und dennoch empfinde ich den emotionalen Stress viel schlimmer als die Arbeit selbst, weil man irgend wann nicht mehr abschalten kann. Aus diesem Grunde muss die nächste Arbeitsstelle sehr sorgfältig ausgesucht werden.

Zitat:
wichtig ist zu wissen, was man wirklich will.

Ja früher wollte ich auf Kosten der Gesundheit mehr Geld und mehr Anerkennung. Jetzt möchte ich meinen Rentenalter in gesundem Zustand erreichen, damit ich als Rentner nicht von Arzt zu Arzt rennen muss, weil ich in der Vergangenheit meine Gesundheit für nichts ruiniert habe.

18.05.2020 23:51 • x 4 #14


A


Hallo kalle68,

x 4#15


maya60
Hallo Kalle, ich habe noch nicht alle deine Beiträge gelesen, aber da sind schon so viele Stichworte drin, die typisch für unsere heutige Burnout-Arbeitswelt sind, dass ich jetzt einfach schon antworte, um sie nicht alle zu vergessen.

Du fragst dich in deinem ersten Beitrag, wann du dich selber im Stich gelassen hast. Dann schreibst du, dass das einfach so undurchschaubar alles läuft, dass man einfach da reinrutscht und seine Seele verliert oder vergisst oder nicht mehr spürt, weiß die Formulierung nicht mehr genau. Dann schreibst du, dass man seine eigenen Grenzen nicht mehr spürt.

Genau so ist es und bei vielen von uns begann das schon früh mit der Erziehung, Schule, Ausbildung oder Studium gelernten Arbeitsmoral einer Leistungsgesellschaft, die einem geradezu beibringt, seine Grenzen nicht zu beachten. Nur die Harten kommen in den Garten usw. Wie du schon schreibst, kam nach deinem ersten Burnout dann noch der richtige Zusammenbruch. Und danach verstehen wir das Ganze im Grunde immer noch nicht, denn da ist so vieles völlig im Nebel, nicht nur, dass wir nie gelernt haben, unsere Grenzen und Intuition zu achten, auch die anderen Kollegen und Chefs haben das nicht gelernt. So redet Überforderung mit Überforderung.
Dann ist bei der menschlichen Kommunikation so vieles unbewusst oder nonverbal, dass es wirklich völlig verwirrend ist, was wo genau schief läuft und wo der Finger drauf zu legen ist.

Dann ist auch unklar wie sehr sich über all die Jahre mit all diesem Nebel von Burnoutvorgeschichte bei dir dein Burnout nun und vielleicht auch noch Begleiterkrankungen so stark ausgebildet haben, dass du erstmal gar nicht mehr arbeitsfähig bist?

Gut ist, dass du eine anscheinend sehr gute Psychotherapeutin hast, die dir hilft. Gut ist auch, dass du in Selbstfürsorge eine Therapeutin und Behandlung deiner Krankheit hast und dass du nämlich gar nicht völlig verlernt hast, für dich selber zu sorgen, also auch in Selbsthilfe hier aktiv für dich bist.
Du beginnst, deine 18 jährige Betriebszugehörigkeit zu durchschauen, soweit sie wie gesagt überhaupt durchschaubar ist. Denn unsere Leistungsgesellschaft und dann noch verschärft immer reinere einzige Wirtschaftsorientierung in allem erzieht zur Höchstleistung ohne was zu merken, was um einen herum und in einem selbst vor sich geht. Also im Grunde so als ob alle dort im Betrieb im Nebel vor sich hinwurschteln.

Um darum sowohl einzuschätzen, wo genau du gerade gesundheitlich stehst in deiner Arbeitsfähigkeit und ob es momentan besser wäre, die alte Betriebszugehörigkeit beizubehalten bis nach der Reha oder seine Fühler neu auszustrecken zu der Arbeitsstätte deines Ex-Kollegens, dazu ist deine Situation, finde ich, immer noch zu nebulös.

Ich würde mir da ehrlich gesagt einen Arbeitstherapeuten suchen, dessen Job solch ein Nebel ist und der konkret an deiner Situation ansetzt und mit dir deine gesundheitliche Wiederherstellung ebenso im Blick hat wie die Verbesserung deiner beruflichen Situation und ggfs. der Arbeitsplatzanpassung an deine Überlastungserkrankungen.
ArbeitstherapeutInnen sind auf Arbeitstherapie spezialisierte Ergotherapeuten und werden von der Krankenkasse bezahlt.

Ist ewig lange her bei mir, dass ich die Ausbildung machte und in die Arbeitstherapie reinschnupperte, aber das Ganze hatte Hand und Fuß und die Arbeitstherapeuten arbeiten mit deinen anderen Therapeuten, wenn du das möchtest, auch zusammen. Sie kennen sich vor allem in der krankmachenden Arbeitswelt mit all ihren Widersprüchen und in Punkto berufsbedingter Stresserkrankungen, aber auch in der Arbeitsmedizin und dem Arbeitsrecht und können da auch bei Bedarf weitere Kontakte vermitteln.

Ich selber habe schon burnoutbedingt umgeschult, da gab es noch gar kein Burnout und den Begriff Stress quasi auch noch nicht. Das kam erst noch alles.

Das also wäre mein Tipp.

Alles Gute und herzliche Grüße! maya

19.05.2020 06:05 • x 3 #15

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