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ChaosDad
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Liebes Forum,
ich schreibe euch heute die folgenden Zeilen, weil ich mich in einer Lebenskrise befinde.
Ich bin 38 Jahre alt, seit zwölf Jahren glücklich verheiratet, finanziere ein Eigenheim und bin Vater einer gesunden sechsjährigen Tochter. Außerdem stehe ich seit fast 20 Jahren mit beiden Beinen im Berufsleben.
Als IT-Experte bin ich mittlerweile seit etwa zehn Jahren bei meinem aktuellen Arbeitgeber in Vollzeit beschäftigt und habe dort mit der Zeit mehr und mehr Aufgaben übernommen und mir durch meinen stets helfen wollenden Charakter einen sehr guten Ruf erarbeitet.
Vor knapp einem Jahr habe ich durch die fristlose Kündigung eines langjährigen und geschätzten Kollegen einen tränenreichen Nervenzusammenbruch im Büro im Beisein von Vorgesetztem und eines Betriebsrats erlitten. Nach dem Vorfall ging ich sofort nach Hause und meldete mich für zwei weitere Tage vom Dienst ab. Es ging mir besser und ich fuhr wieder ins Büro. Dort angekommen, sah ich mich nicht im Stande bis dahin einfachste Dinge wie ein Telefonat zu führen oder eine Email zu Lesen. Im gleichen Moment fing plötzlich mein gesamter Körper vor und zurück zu wackeln. Da dieses Wackeln nicht aufhörte, fuhr ich nach Rücksprache mit meiner Partnerin sofort zu meinem Hausarzt. Dort wackelnd vor ihm sitzende und meine Situation beschreibend, erhielt ich die Diagnose Erschöpfungsdepression aka Burnout, bekam Ruhe verordnet und wurde für zwei Wochen krank geschrieben.
Ich versuchte mich auszuruhen, machte aber auch Sport und wollte vorallem verstehen, was meiner Gesundheit so zugesetzt hat. Beschäftigte mich mit dem Thema Burnout, Achtsamkeit und Resilienz am Arbeitsplatz und suchte (leider vergebens) einen Psychotherapie Platz. Ich wollte wieder arbeiten, hatte Schuldgefühle gegenüber meinem Arbeitgeber und außerdem waren ja Rechnungen zu bezahlen. Meine Familie brachte mich dazu, immerhin sechs Wochen zuhause zu bleiben. Im Nachhinein betrachtet, bereue ich, so schnell wieder in den Job zurückgekehrt zu sein.
Nach meiner Rückkehr startete ich ein betriebliches Wiedereingliederungsmanagement, ging am Arbeitsplatz offen mit meinem Ausfall um und arbeitete weiterhin Vollzeit. Ich hatte zunächst das Gefühl, dass die Firma meine Krankheit verstand und mir in meiner Situation helfen wollte…
Leider wurde einige Wochen später mein Vorgesetzter ersetzt. Ich versuchte, den neuen Chef, auch im Rahmen des betriebliches Wiedereingliederungsmanagement bestmöglich abzuholen und mein Krankheitsbild zu erklären. Der Vorgesetzte wirkte zunächst sehr verständnisvoll, sorgte aber letztlich mit seiner Art zu führen, dem Zwischenmenschlichen und der Entscheidung, zwei Kollegen zu kündigen und nicht zeitnah nach zu besetzen dafür, dass ich Mitte Februar einen schweren gesundheitlichen Rückfall erlitten habe.
Ich lag Abends und Nachts vollkommen wach im Bett, die Gedanken kreisten um die Arbeit, da machte sich mein Körper heftig bemerkbar, so dass ich stundenlang nur noch zitternd da lag und nicht in den Schlaf fand. Morgens offenbarte ich meiner Frau meinen immer noch zitternden Körper. Ich brach völlig aufgelöst unter tränen zusammen und offenbarte ihr meine Arbeitsplatz bezogenen Sorgen und den Stress der letzten Monate. Da mich mein zittern nicht Autofahren ließ, brachte mich meine Partnerin am selben morgen zum Hausarzt, der mir abermals eine Erschöpfungsdepression diagnostizierte und mich sofort arbeitsunfähig schrieb.
Ich bin nun seit Mitte Februar krank geschrieben und weiß aktuell nicht wie es weitergehen soll.
Entschieden ist, dass ich zu meinem aktuellen Arbeitgeber nicht zurückkehren werde, da dort die Ursache meiner Erkrankung liegt und ich keine zukünftige Besserung für meine gesundheitliche Situation sehe. Ich versuche mittlerweile zaghaft, einen neuen Job zu finden, habe aber Angst, dass mich dieses aktuell zu sehr stressen würde. Zwischenzeitlich war ich gedanklich soweit, ohne einen neuen Job zu haben einfach zu kündigen aber auch dieser Gedanke stresst mich sehr, so dass ich davon momentan wieder absehe. Mich beschleicht auch mehr und mehr der Gedanke ob nicht ein gänzlicher Berufswechsel ein sinnvoller Ausweg sein könnte. Die Gedanken kreisen…
Die Tage zuhause vergehen und ich finde mich lediglich im Wechsel entweder schlafend im Bett, auf der Couch oder auf der Terasse in der Sonne liegend wieder und "betäube" mich mit TV oder Internetvideos. Ich habe das Gefühl, ich sollte mich anders beschäftigen, dabei aber möglichst entspannen.
Habe es mit Sport oder Meditation versucht, habe es aber meist bei dem einen Versuch belassen.
Ich habe Schuldgefühle, dass ich momentan so wenig tue.
Meine Partnerin hat mir Ruhe verordnet, bittet aber darum, dass ich mir Hilfe von außen besorge.
Frau und Tochter leiden zusehends unter meiner gesundheitlichen Situation, so dass wir sehr aufpassen müssen, dass sie nicht auch völlig erschöpft zusammenbricht.
Ich möchte mich gern jemand anderem als meiner leidenden Partnerin anvertrauen, bringe aber aktuell den Mut nicht auf. So habe ich zB die Seelsorge unserer Kirchengemeinde angefragt, habe aber deren Angebot bislang ungenutzt ins Leere laufen lassen. Ebenso fühle ich mich gehemmt, mich Freunden oder Familie außerhalb des eigenen Haushalts anzuvertrauen.
Ein Lichtblick ist, dass ich ab Mitte Juni ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten habe.
Ich fühle mich momentan einfach in meinen Gedanken gefangen, bin verzweifelt und hoffe, dass ich hier jemanden finden kann, der oder die mich versteht und an einem weiteren Erfahrungsaustausch bzgl. des Krankheitsbildes Interesse hat. Freue mich über alle erdenklichen Ideen und warmen Worte, wie es für mich weitergehen könnte.
Vielen Dank für das Lesen bis hierhin und für alle weitere Unterstützung.
ich schreibe euch heute die folgenden Zeilen, weil ich mich in einer Lebenskrise befinde.
Ich bin 38 Jahre alt, seit zwölf Jahren glücklich verheiratet, finanziere ein Eigenheim und bin Vater einer gesunden sechsjährigen Tochter. Außerdem stehe ich seit fast 20 Jahren mit beiden Beinen im Berufsleben.
Als IT-Experte bin ich mittlerweile seit etwa zehn Jahren bei meinem aktuellen Arbeitgeber in Vollzeit beschäftigt und habe dort mit der Zeit mehr und mehr Aufgaben übernommen und mir durch meinen stets helfen wollenden Charakter einen sehr guten Ruf erarbeitet.
Vor knapp einem Jahr habe ich durch die fristlose Kündigung eines langjährigen und geschätzten Kollegen einen tränenreichen Nervenzusammenbruch im Büro im Beisein von Vorgesetztem und eines Betriebsrats erlitten. Nach dem Vorfall ging ich sofort nach Hause und meldete mich für zwei weitere Tage vom Dienst ab. Es ging mir besser und ich fuhr wieder ins Büro. Dort angekommen, sah ich mich nicht im Stande bis dahin einfachste Dinge wie ein Telefonat zu führen oder eine Email zu Lesen. Im gleichen Moment fing plötzlich mein gesamter Körper vor und zurück zu wackeln. Da dieses Wackeln nicht aufhörte, fuhr ich nach Rücksprache mit meiner Partnerin sofort zu meinem Hausarzt. Dort wackelnd vor ihm sitzende und meine Situation beschreibend, erhielt ich die Diagnose Erschöpfungsdepression aka Burnout, bekam Ruhe verordnet und wurde für zwei Wochen krank geschrieben.
Ich versuchte mich auszuruhen, machte aber auch Sport und wollte vorallem verstehen, was meiner Gesundheit so zugesetzt hat. Beschäftigte mich mit dem Thema Burnout, Achtsamkeit und Resilienz am Arbeitsplatz und suchte (leider vergebens) einen Psychotherapie Platz. Ich wollte wieder arbeiten, hatte Schuldgefühle gegenüber meinem Arbeitgeber und außerdem waren ja Rechnungen zu bezahlen. Meine Familie brachte mich dazu, immerhin sechs Wochen zuhause zu bleiben. Im Nachhinein betrachtet, bereue ich, so schnell wieder in den Job zurückgekehrt zu sein.
Nach meiner Rückkehr startete ich ein betriebliches Wiedereingliederungsmanagement, ging am Arbeitsplatz offen mit meinem Ausfall um und arbeitete weiterhin Vollzeit. Ich hatte zunächst das Gefühl, dass die Firma meine Krankheit verstand und mir in meiner Situation helfen wollte…
Leider wurde einige Wochen später mein Vorgesetzter ersetzt. Ich versuchte, den neuen Chef, auch im Rahmen des betriebliches Wiedereingliederungsmanagement bestmöglich abzuholen und mein Krankheitsbild zu erklären. Der Vorgesetzte wirkte zunächst sehr verständnisvoll, sorgte aber letztlich mit seiner Art zu führen, dem Zwischenmenschlichen und der Entscheidung, zwei Kollegen zu kündigen und nicht zeitnah nach zu besetzen dafür, dass ich Mitte Februar einen schweren gesundheitlichen Rückfall erlitten habe.
Ich lag Abends und Nachts vollkommen wach im Bett, die Gedanken kreisten um die Arbeit, da machte sich mein Körper heftig bemerkbar, so dass ich stundenlang nur noch zitternd da lag und nicht in den Schlaf fand. Morgens offenbarte ich meiner Frau meinen immer noch zitternden Körper. Ich brach völlig aufgelöst unter tränen zusammen und offenbarte ihr meine Arbeitsplatz bezogenen Sorgen und den Stress der letzten Monate. Da mich mein zittern nicht Autofahren ließ, brachte mich meine Partnerin am selben morgen zum Hausarzt, der mir abermals eine Erschöpfungsdepression diagnostizierte und mich sofort arbeitsunfähig schrieb.
Ich bin nun seit Mitte Februar krank geschrieben und weiß aktuell nicht wie es weitergehen soll.
Entschieden ist, dass ich zu meinem aktuellen Arbeitgeber nicht zurückkehren werde, da dort die Ursache meiner Erkrankung liegt und ich keine zukünftige Besserung für meine gesundheitliche Situation sehe. Ich versuche mittlerweile zaghaft, einen neuen Job zu finden, habe aber Angst, dass mich dieses aktuell zu sehr stressen würde. Zwischenzeitlich war ich gedanklich soweit, ohne einen neuen Job zu haben einfach zu kündigen aber auch dieser Gedanke stresst mich sehr, so dass ich davon momentan wieder absehe. Mich beschleicht auch mehr und mehr der Gedanke ob nicht ein gänzlicher Berufswechsel ein sinnvoller Ausweg sein könnte. Die Gedanken kreisen…
Die Tage zuhause vergehen und ich finde mich lediglich im Wechsel entweder schlafend im Bett, auf der Couch oder auf der Terasse in der Sonne liegend wieder und "betäube" mich mit TV oder Internetvideos. Ich habe das Gefühl, ich sollte mich anders beschäftigen, dabei aber möglichst entspannen.
Habe es mit Sport oder Meditation versucht, habe es aber meist bei dem einen Versuch belassen.
Ich habe Schuldgefühle, dass ich momentan so wenig tue.
Meine Partnerin hat mir Ruhe verordnet, bittet aber darum, dass ich mir Hilfe von außen besorge.
Frau und Tochter leiden zusehends unter meiner gesundheitlichen Situation, so dass wir sehr aufpassen müssen, dass sie nicht auch völlig erschöpft zusammenbricht.
Ich möchte mich gern jemand anderem als meiner leidenden Partnerin anvertrauen, bringe aber aktuell den Mut nicht auf. So habe ich zB die Seelsorge unserer Kirchengemeinde angefragt, habe aber deren Angebot bislang ungenutzt ins Leere laufen lassen. Ebenso fühle ich mich gehemmt, mich Freunden oder Familie außerhalb des eigenen Haushalts anzuvertrauen.
Ein Lichtblick ist, dass ich ab Mitte Juni ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten habe.
Ich fühle mich momentan einfach in meinen Gedanken gefangen, bin verzweifelt und hoffe, dass ich hier jemanden finden kann, der oder die mich versteht und an einem weiteren Erfahrungsaustausch bzgl. des Krankheitsbildes Interesse hat. Freue mich über alle erdenklichen Ideen und warmen Worte, wie es für mich weitergehen könnte.
Vielen Dank für das Lesen bis hierhin und für alle weitere Unterstützung.