Ellis
ich möchte hier etwas über meine Erkrankung schreiben, und eine kleine Zusammenfassung wie mein Leben verlaufen ist, und wie sich die Depression mit der Zeit entwickelt hat. Einige Menschen vertreten die Ansicht, dass die Grundvoraussetzung für Depressionen angeboren sind, also bei manchen die Wahrscheinlichkeit deutlich höher ist, daran zu erkranken als bei anderen. Kann gut sein, dass es auch bei mir so ist, weil so weit meine Erinnerung zurückreicht, eigentlich immer gewisse Tendenzen vorhanden waren. Ob es jedoch hauptsächlich wegen genetischen Faktoren so war, oder andere Umstände eher maßgeblich beeinflussend waren, kann man im Endeffekt nur vermuten. Ich möchte hier auch nicht anfangen, die Erziehungsmethoden meiner Eltern in Frage zu stellen.Deshalb schreibe ich etwas über die Zeit von etwa meinem zwölften Lebensjahr an, und wie äußere Faktoren sich auf meine Krankheit ausgewirkt haben.
Unter Depressionen leide ich schon seit vielen Jahren. Anfangs waren die Symptome hauptsächlich Schlafstörungen, später auch wenig Selbstbewusstsein, Konzentrationsschwäche, Erschöpfungszustände. mit den Jahren wurde es immer schwieriger, mich für Dinge der Notwendigkeit zu motivieren bzw ich bin irgendwann an einem Punkt angelangt, wo es überhaupt nicht mehr möglich war, einen normalen Tagesablauf zu haben oder einer geregelten Tätigkeit nachzugehen.
Bis es soweit kam, waren viele Jahre vergangen, es war ein schleichender Prozess.
Meine Eltern wollten lange nicht anerkennen, dass ich an Depression erkrankt bin, und ich selbst konnte es auch nicht wahrhaben. Körperliche Beeinträchtigungen, die ständige Müdigkeit in der Schule. es wurden Schlafstörungen als Ursache genannt. Weil ich zu wenig Leistung erbrachte und große Schwierigkeiten hatte dabei mich in eine Klassengemeinschaft zu integrieren, wurde ich schon damals zu Schulpsychologen geschickt, die machten irgendwelche Tests auf kognitive Defizite und fanden nichts. sie gaben Tipps und Hinweise, wie ich mein Verhalten zu ändern hatte, um von anderen besser akzeptiert zu werden, aber es half mir nichts.
Durch intensives Mobbing wurde die Depression sehr verstärkt. mehrere Schulwechsel änderten nichts an meiner Situation, wenn ich wo neu hinkam, ging es fast genauso weiter wie davor. Lehrer und Bezugspersonen begegneten der Sache meistens mit Desinteresse. Als ich nach der zehnten endlich meinen Abschluss hatte, war ich froh von der Schule weg zu sein und freute mich fast schon auf arbeiten.
Abends einschlafen war nach wie vor schwierig, dafür habe ich irgendwann G. geraucht, was ich als ein Medikament auf natürlicher Basis ansah. Chemische Medikamente habe ich mitunter auch genommen, aber es traten heftige Nebenwirkungen auf. Jedenfalls half nichts davon auf Dauer, um den Anforderungen des Arbeitslebens gerecht zu werden.
Ausbildung, weiterführende Schulen, Arbeiten, Praktikas.
egal was ich probiert habe, nichts konnte ich bis zum Ende durchziehen, weil die depressiven Phasen immer wieder so stark wurden, dass ich morgens nicht aus dem Bett kam und auch sonst nicht wirklich leistungsfähig war.
Dann hieß es aber nur das war wohl nicht das richtige, dann versucht man halt was anderes.
Und so ging es einige Jahre weiter, die emotionalen Tiefs fielen immer heftiger aus, und ich brauchte jedesmal länger, um mich nach einem Rückschlag wieder zu erholen. Zwischendurch gab es Termine bei Schlaftherapeuten und Verhaltenscoaches. was für mich kein bisschen hilfreich war, vielleicht auch deshalb, weil nicht das eigentliche Problem behandelt wurde.
Irgendwann kam ich in eine psychosomatische Klinik. Da wurde dann zumindest festgestellt, dass es sich definitiv um Depression handelt, und keine körperlichen Ursachen vorliegen. Jedoch brachten mich auch die dort praktizierten Therapiemethoden nicht weiter. Und nach einer weiteren Behandlung, in einer Tagesklinik, die auch gar keinen Erfolg brachte, musste ich für mich persönlich feststellen, dass mir die allgemein verwendeten Behandlungsmethoden einfach nichts bringen.
Vielleicht ist es einfach dafür zu spät. man sagt ja auch, dass Therapien die besten Erfolgschancen haben, solange die Depression sich noch im Anfangsstadium befindet. Vielleicht ist aber auch sonst zu viel schief gelaufen, was ich einfach nicht aufarbeiten kann. es heißt Erfahrungen in der Kindheit und Jugend die man macht, prägen einen für immer. Was man in dieser Zeit erlebt, ist das Fundament worauf das spätere Leben aufbaut.
Wenn es nicht stabil ist, kann alles andere auch nichts werden.