Guten Morgen,
jetzt ist fast ein halbes Jahr vergangen. Ich schreibe hier, und ich weiß gar nicht, weshalb. Es hat sich eine Menge getan bzw. eigentlich hat sich nichts getan bei mir. Ich bin müde geworden, über mich zu reflektieren, zu reden und zu schreiben.
Ich hatte einige Phasen, in denen schien es aufwärts zu gehen. Immer wieder wurde ich eingeholt. Die Antriebslosigkeit hat ein anderes Gesicht bekommen. Früher war ich einfach nur müde und musste schlafen. Heute bin ich nur noch einmal am Tag so richtig müde, es geht zwischen 11 und 14 Uhr los und dauert zwei bis drei Stunden, manchmal auch kürzer. Abends bin ich immer sehr wütend und enttäuscht über mich, dass ich wieder einen Tag vergeigt habe. Morgens geht es fast noch am besten. Aber ich mache nichts, was ich eigentlich tun müsste, ich beschäftige mich mit meinen Gedanken, Illussionen, lese viel, schreibe Mails oder beschäftige mich mit eigentlich unwichtigen Dingen. Haushalt usw. lasse ich schleifen. Letzte Woche hatte ich anstrengende Ereignisse, war jeden Tag irgendwie unterwegs und mit bedrohlichen Dingen konfrontiert. Freitag bis heute habe ich nur nichts gemacht, mit Ausnahme am Samstag einen Kurs besucht, was ich musste (Erste Hilfe für Führerschein). Aber gleich wieder nach Hause. Obwohl ich nun schon in der Stadt war, hätte ja bummeln oder einkaufen oder spazieren gehen können.
Die Einsamkeit bestimmt mein Leben. Ich kann und will nicht unter Menschen. Allerhöchstens mal irgendwo was essen gehen und andere wildfremde Menschen beobachten. Das tut gut. Ansprechen kann ich niemanden. Menschen, die mich kennen, meide ich. Habe keine Lust über mich zu reden.
Seit Juni habe ich zusätzlich psychosomatische Belastungen. Es begann mit Kopfschmerzen und Tinnitus. Teilweise waren die Schmerzen so stark, dass ich was nehmen musste. Ich versuche es zu vermeiden, weil sie so oft da sind. Aber ein bis zwei mal pro Woche brauche ich Kopfschmerztabletten. Der Tinnitus beginnt schon nach dem Aufwachen. Im Tagesverlauf nimmt er untercshiedlich mal zu mal ab. Bei Ablenkung höre ich ihn nicht. Das Schlimmste wr aber der Schwindel. Als ich beim zweiten heftigen Mal fast auf der Haustreppe zusammengeklappt bin, ging ich erst zur Ärztin. Habe nun diverse Untersuchungen hinter mir, nichts wesentliches bzw. organisches gefunden. Der Blutdruck ist manchmal sehr konfus, aber keine klare dauerhafte Problemtik, mal wesntlich zu hoch, oft auch niedrig, vor allem wenn der Schwindel da ist. Nachts mal mit tierischen Kopfschmerzen, Wadenkrämpfen wach geworden - als ich endlich hoch kam, war mir schwarz vor Augen und zum Glück lag ich dann wieder wieder. Die ersten beiden Versuche zu messen, gingen mit error daneben, dann hatte ich 62/31 Blutdruck. Schwindel ist jetzt seit zwei Wochen nicht mehr aufgetaucht, nurch noch Kopfschmerz und regelmäßig Tinnitus. Nach Belastung (zB Therapiegespräch, böse Post oder so) deutliche unmittelbare Reaktion.
War letzte Woche wieder beim sozialmedizinischen Dienst der KV. Dort Verständnis und Ratlosigkeit, Empfehlung mal über Tagesklinik nachzudenken. Habe Post bekommen, dass ich mich arbeitslos melden soll, weil ich zum 29.11. ausgesteuert werde. Habe nun auch zunehmend Zukunftsangst. Dennoch verdränge ich es sehr oft, wie alles Unangenehme. Ich reite mich sozusagen immer tiefer rein und denke, tja, eigentlich denke ich mir nichts dabei, außer, was soll das alles. Klar gibt es Gesetze und Regeln und die müssen sein, aber ich möchte nur meine Ruhe haben.
Ich versuche jetzt einen Termin beim VdK zu bekommen. Am 30.09. habe ich den nächsten Termin beim Psychiater. Er meinte beim letzten Mal (da war ich irgendwie aufgedreht und habe geredet wie ein Wasserfall und habe vrsucht deutlich zu machen, dass ich mir ja Mühe gebe), wir sollten noch abwarten wegen einem Rentenantrag, vielleicht ginge es ja aufwärts.
Da glaube ich jetzt nicht mehr dran. Ich möchte den Rentenantrag versuchen. Das wäre von der Dauer her besser, dann hätte ich mal ne Zeit lang Ruhe vor der ständigen Erklärungsnot. Bei ALG I weiß ich gar nicht, ob ich es überhaupt bekomme, da muss ich dann ja auch zu (neuen) Gutachtern und es muss eine Prognose mind. 6 Monate herauskommen, damit ich ALG I überhaupt bekomme (so mein Kenntnisstand). Selbst wenn das gelingt, wie oft werde ich dann begutachtet? Auch wieder alle zwei Monate? Also EU auf Zeit wäre da eine gute Lösung mit mehr Zeit und Ruhe vor diesem Druck. Tja, und finanziell sind das auch gut vierhundert € Unterschied. Irgendwann muss ich wahrscheinlich aus meiner Wohnung, zu groß, zu teuer.
Tja, alles irgendwie blöd und ich habe kaum Kraft für diese Herausforderungen. Ich komme mit der Einsamkeit nicht klar, möchte aber auch nicht reden müssen. Ich finde es seit über vier Jahren ohne Partnerin doof, aber ich traue mir auch keine neue Partnerschaft zu, obwohl ich so gerne mal wieder einfach nur bei jemanden im Arm liegen möchte. Mehr geht sowieso nicht wegen den Nebenwirkungen von 40mg Citalopram. Ich kann mir nicht vorstellen, in diesen Job zurückzukehren und habe riesige Angst vor neuer Verletztheit. Früher war es aber mein Ein und Alles und mit diesem Erfolg und dass ich gebraucht wurde und gut war ging es mir gut, weil ich Anerkennung bekam und ich Menschen immer einen Gefallen getan habe. Das ist das einzige was ich kann, anderen einen Gefallen zu tun. Und ich soll nun lernen, mich selbst zu lieben und kann es nicht. Ohne andere Menschen und deren Feedback bin ich wertlos, aber ich kann sie im Moment nicht sehen. Ich versuche neue Bekanntschaften über das Internet aufzubauen, verschweige aber meine Krankheit, weil sonst gleich alle wegrennen. Wer will sich schon mit jemand treffen, der in der Psychiatrie war.
Und immer wieder die Frage, was soll das alles noch. Es hat doch irgendwie keinen Wert, es gibt keine Perspektive. Wieder in eine Klinik zu gehen, ist eine Üerlegung. Da geht es mir sicher besser. Aber das ist ja auch nur auf Zeit, danach kommt wieder ein Loch. Tja, ich weiß nicht weiter.
Danke fürs Zuhören.
VG Frank.
23.09.2013 10:03 •
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