Leonore
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Ich stelle mich und meine Krankengeschichte kurz vor.
Ich bin Leonore, 51 Jahre alt und seit Ende Juli 2018 krank geschrieben.
Bereits im Herbst zuvor hatte ich eine Episode der Gereiztheit, Konzentrationsschwierigkeiten, habe während der Arbeitszeit immer wieder begonnen zu weinen. Schon lange vorher (vielleicht 1-1,5 Jahre?) haben ernsthafte Schlafstörungen begonnen.
Über diese erste Episode habe ich weggearbeitet, habe sie ignoriert und keinen Gedanken an Krankheit zugelassen, natürlich auch keine Hilfe gesucht. Es wurde erst auch ein wenig besser.
Im Frühsommer wurde es dann sukzessive schlimmer (es gab auch einige Faktoren wie schwere Erkrankungen und Todesfälle in der Familie), ich habe immer mehr Kraft aufbringen müssen, mich für die Arbeit und die Anliegen meiner Kunden zu interessieren, hatte häufig unmotivierte Tränenausbrüche, war zunehmend gereizt und mißtrauisch meinen Kolleginnen gegenüber, d.h. habe mich zunehmend grundlos abgelehnt gefühlt. Außerhalb der Arbeitszeit habe ich gar nichts mehr tun können außer Essen, Schlafen, Fernsehen, Weinen.
Von mehreren Seiten bin ich zunehmend gedrängt worden, etwas zu unternehmen, schlußendlich hat sogar meine Arbeitgeberin mir geraten, mich krankschreiben zu lassen und mir Hilfe zu suchen.
Mein erster Gang war der zur benachbarten Hausärztin; dort wurde ich mit einem Krankenschein, einem Rezept für Escitalopram und dem Rat, mir einen Psychotherapeuten zu suchen, versorgt.
In der folgenden Zeit bin ich vollkommen abgestürzt, es war, als hätte ich die Rüstung abgelegt, die mich aufrecht gehalten hat. Es ist mir ein Rätsel, wie ich so lange habe funktionieren können.
Zusätzlich zu der erdrückenden Traurigkeit und Müdigkeit hatte ich somatische Beschwerden wie bleischwere Beine wie Beton und ein so ausgeprägtes Schwächegefühl, daß ich mich habe an Wänden abstützen müssen.
Ich habe eine Psychotherapeutin gefunden, bei der ich mich gut aufgehoben fühle, und einen ebensolchen Neurologen, der mich wegen ausbleibender Besserung auf Venlafaxin umgestellt hat.
Es ging dann erst mal ein wenig bergauf.
Seit etwa drei Wochen erlebe ich eine deutliche Verschlechterung mit neuen Symptomen (Dissoziation, Derealisation, zunehmendes Cocooning - mag gar nicht mehr raus gehen). Ein kurzer Besuch mit meinem Mann in einem Baumarkt endete in einem Totalausfall mit Schweißausbruch, versagenden Beinen, Weinkrampf.
Und jetzt?
Ich kann mich nicht mehr auf mich verlassen. Ich bin dünnhäutig, meine Stimmung kann innerhalb eines Tages zig mal kippen. Eigentlich habe ich kaum gute/schlechte Tage, sondern überwiegend gemischte.
Mein Selbstwertgefühl ist am Boden, nicht mehr vorhanden. Anders als viele depressive Menschen habe ich ( als Trost-Schoki-Junkie, schon mein leben lang) in kürzester Zeit unfaßbar zugenommen - nicht gerade hilfreich.
Da ich so nicht voran komme, habe ich mich in einer Klinik angemeldet für eine Art Notfall-Programm Teilstationär, muß aber dennoch gute 2 Wochen auf einen freien Platz warten. Das ganze wird auch nur 14 Tage dauern, dann bin ich wieder auf mich selbst gestellt.
Es gibt sehr viele Einzelheiten, Gefühle, Dinge die für mich neu und gruselig sind, über die ich mich gerne austauschen würde; ich mag aber im Rahmen meiner Erstvorstellung nicht in die Einzelheiten gehen.
Ich hoffe, daß ich das so richtig gemacht habe, ich habe keine extra Ecke für Neuankömmlinge gefunden.
Lg, ich hoffe noch auf ein wenig Schlaf