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Cocooning - ziehe mich immer mehr zurück

Leonore
Hallo, ich habe mich gerade hier angemeldet und weiß noch nicht wirklich, wie das hier funktioniert.
Ich stelle mich und meine Krankengeschichte kurz vor.

Ich bin Leonore, 51 Jahre alt und seit Ende Juli 2018 krank geschrieben.
Bereits im Herbst zuvor hatte ich eine Episode der Gereiztheit, Konzentrationsschwierigkeiten, habe während der Arbeitszeit immer wieder begonnen zu weinen. Schon lange vorher (vielleicht 1-1,5 Jahre?) haben ernsthafte Schlafstörungen begonnen.
Über diese erste Episode habe ich weggearbeitet, habe sie ignoriert und keinen Gedanken an Krankheit zugelassen, natürlich auch keine Hilfe gesucht. Es wurde erst auch ein wenig besser.

Im Frühsommer wurde es dann sukzessive schlimmer (es gab auch einige Faktoren wie schwere Erkrankungen und Todesfälle in der Familie), ich habe immer mehr Kraft aufbringen müssen, mich für die Arbeit und die Anliegen meiner Kunden zu interessieren, hatte häufig unmotivierte Tränenausbrüche, war zunehmend gereizt und mißtrauisch meinen Kolleginnen gegenüber, d.h. habe mich zunehmend grundlos abgelehnt gefühlt. Außerhalb der Arbeitszeit habe ich gar nichts mehr tun können außer Essen, Schlafen, Fernsehen, Weinen.

Von mehreren Seiten bin ich zunehmend gedrängt worden, etwas zu unternehmen, schlußendlich hat sogar meine Arbeitgeberin mir geraten, mich krankschreiben zu lassen und mir Hilfe zu suchen.
Mein erster Gang war der zur benachbarten Hausärztin; dort wurde ich mit einem Krankenschein, einem Rezept für Escitalopram und dem Rat, mir einen Psychotherapeuten zu suchen, versorgt.

In der folgenden Zeit bin ich vollkommen abgestürzt, es war, als hätte ich die Rüstung abgelegt, die mich aufrecht gehalten hat. Es ist mir ein Rätsel, wie ich so lange habe funktionieren können.
Zusätzlich zu der erdrückenden Traurigkeit und Müdigkeit hatte ich somatische Beschwerden wie bleischwere Beine wie Beton und ein so ausgeprägtes Schwächegefühl, daß ich mich habe an Wänden abstützen müssen.

Ich habe eine Psychotherapeutin gefunden, bei der ich mich gut aufgehoben fühle, und einen ebensolchen Neurologen, der mich wegen ausbleibender Besserung auf Venlafaxin umgestellt hat.
Es ging dann erst mal ein wenig bergauf.

Seit etwa drei Wochen erlebe ich eine deutliche Verschlechterung mit neuen Symptomen (Dissoziation, Derealisation, zunehmendes Cocooning - mag gar nicht mehr raus gehen). Ein kurzer Besuch mit meinem Mann in einem Baumarkt endete in einem Totalausfall mit Schweißausbruch, versagenden Beinen, Weinkrampf.

Und jetzt?
Ich kann mich nicht mehr auf mich verlassen. Ich bin dünnhäutig, meine Stimmung kann innerhalb eines Tages zig mal kippen. Eigentlich habe ich kaum gute/schlechte Tage, sondern überwiegend gemischte.
Mein Selbstwertgefühl ist am Boden, nicht mehr vorhanden. Anders als viele depressive Menschen habe ich ( als Trost-Schoki-Junkie, schon mein leben lang) in kürzester Zeit unfaßbar zugenommen - nicht gerade hilfreich.

Da ich so nicht voran komme, habe ich mich in einer Klinik angemeldet für eine Art Notfall-Programm Teilstationär, muß aber dennoch gute 2 Wochen auf einen freien Platz warten. Das ganze wird auch nur 14 Tage dauern, dann bin ich wieder auf mich selbst gestellt.

Es gibt sehr viele Einzelheiten, Gefühle, Dinge die für mich neu und gruselig sind, über die ich mich gerne austauschen würde; ich mag aber im Rahmen meiner Erstvorstellung nicht in die Einzelheiten gehen.
Ich hoffe, daß ich das so richtig gemacht habe, ich habe keine extra Ecke für Neuankömmlinge gefunden.

Lg, ich hoffe noch auf ein wenig Schlaf

29.03.2019 02:04 • x 6 #1


A
Liebe Leonore, guten Morgen und willkommen hier im Forum!
Du hast alles richtig gemacht, sowohl von der Wahl des Themenbereichs als auch damit, dir bereits Hilfe geholt zu haben. Nun schlaf noch ein bisschen und später kannst du dich ja mit dem Forum vertraut machen, lesen, stöbern und mitschreiben. Wir freuen uns auf dich.
Viele Grüße einstweilen von Mayke, die auch schon länger wach ist.

29.03.2019 05:40 • x 4 #2


A


Hallo Leonore,

Cocooning - ziehe mich immer mehr zurück

x 3#3


Anouk67
Liebe Leonore,

Auch von mir ein willkommen im Forum. Schau Dich hier mal ein wenig um. Du wirst feststellen, Du bist nicht allein und es gibt hier viele Leute mit denen Du Dich austauschen kannst.

Lass Dir Zeit und schreib, wenn Dir danach ist.

Ganz liebe Grüße
Anouk

29.03.2019 07:12 • x 4 #3


Y
Liebe Leonore,
ein Willkommen auch von mir. Komm erst mal an und mach dich mit allem vertraut. Du triffst hier auf freundliche, zugewandte Menschen und du wirst dich hoffentlich bald wohlfühlen.
Liebe Grüsse Ylvi

29.03.2019 08:52 • x 4 #4


Leonore
Hallo nochmal
und vielen Dank für die Willkommensgrüße.
Heute ist ein besonders schlechter Tag. Ich bin aufgewacht mit der Erkenntnis, daß ich um eine Haarwäsche nicht mehr herumkomme; allein der Gedanke an diese Mühsal hat mich bleiern im Bett liegen lassen.
So ein Tag eben.
Mittlerweile habe ich die Sanierung meiner Außenhülle hinter mich gebracht und bin so erschöpft, daß ich kaum die Arme heben kann.
So ein Tag eben.
Aber diese Art von Tag ist nicht die Regel, gottseidank. Morgen ist es hoffentlich wieder besser.

Wenn Ihr etwas über mich wissen wollt, fragt.
LG

29.03.2019 14:31 • x 2 #5


F
liebe Leonore,

auch von mir ein ganz herzliches Willkommen hier im Forum. Schön das es dich gibt und das du uns hier gefunden hast.

Lege deine Ängste und Sorgen nieder , die dich gerade aufessen wollen. Du musst keine Ängste haben das du versagst, das du missachtest und nicht beachtet wirst in deinem Leben, das du bedeutungslos bist, das du immer wieder zu kurz kommst.

Das sind Lügen, die dir dein Leben und die Depression einreden möchten. Sei nicht zu kritisch mit dir selbst, schaue nicht so auf andere Menschen, denen es scheinbar besser geht.

Nein, DU bist gut, so wie du bist, nicht so wie du dich selbst oder andere haben wollen.
. Du genügst, und du hast ein Recht mit dir so glücklich wie möglich zu werden, auf deine eigene und persönliche Art, denn du bist ein wertvolles Original, niemand ist wie du!

Lasse dich nicht von deinem Innersten antreiben, mache dir doch keinen so großen Druck.

Ich wünsche dir von Herzen, das du irgenwie zur Ruhe kommen darfst, lasse deinen Druck und deine Schmerzen, alles was dich belastet aus dir raus. Schreie es heraus, schreibe es heraus.

Das du wieder etwas genießen darfst, es dir wieder schmeckt.


in guten Gedanken für dich,

viele liebe Grüße für dich,


Frederick

29.03.2019 19:12 • x 2 #6


Acon
Liebe Leonore,

Schön, dass Du da bist. Das mit der Erschöpfung kenne ich auch nur zu gut. Ich bin manchmal so müde und erschöpft, dass mir alles egal ist. Ich nicht rausgehen kann, mir sogar die Versorgung meiner selbst zu viel ist. Jeder Schritt fällt schwer und ich bin dann immer so kurzatmig.
Für mich ist das Forum ein Ort der Begegnung mit vielen verschiedenartigen Menschen geworden. Fühle mich hier sehr wohl. Unser Umgang miteinander ist sehr fürsorglich und mitfühlend, es ist gut zu wissen, dass ich hier gut aufgehoben bin.

Ganz liebe Grüße
Andrea

30.03.2019 00:29 • x 5 #7


Leonore
Ich muß unbedingt lernen, meine derzeitigen Einschränkungen zu akzeptieren.
Ich will einfach nicht begreifen, wie gering meine Kraft ist, wie wenig Ausdauer ich habe.
Meine Automatismen sehen nicht vor, Ich kann nicht im voraus zu sagen.

Also plane ich Aktivitäten, und - so klein diese Aktivitäten auch sein mögen - hole ich mir immer wieder einen Frust ab, weil die Pläne von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.

Ich bin seit 8 Monaten krank geschrieben und begreife es irgendwie immer noch nicht.
Es fühlt sich so an, als hätte mich mein eigener Kopf in den Schritt getreten.
Ist das alles nicht schon schlimm genug, ohne daß man sich selber zur Schnecke macht?

31.03.2019 19:39 • x 3 #8


Leonore
Zu allem Übel habe ich in der Wohnung eine Renovierungsbaustelle hinter mir.
Ich will nicht meckern, es ist wirklich toll geworden und ich hatte wenig praktischen Anteil, aber es war schon stressig.
Jedenfalls riecht es seit gestern nach Bratkartoffeln statt nach Silikon und Farbe, das macht ein deutlich besseres Lebensgefühl.

Ich bin auch nicht mehr ganz so schlapp und bleiern, aber ich weiß, wie schnell sich das ändert.
- Kennt das jemand: während mir der Körper den Dienst versagt und ich ihn hinter mir herschleifen muß, vibriert etwas in mir wie ein dünnes Kabel. Heute sitzt es zwischen den Schulterblättern und macht mich wahnsinnig. Vielleicht ist das beispielhaft für meine Lage - ich scheine gleichzeitig auf Gas und Bremse zu stehen. Es wäre schön, mich endlich als kranke Sis annehmen zu können, aber da sagt der Bauch einfach was anderes als der Kopf und will mich treiben, treiben, treiben. Wahrscheinlich hatte ich auch deshalb diesen vernichtenden Rückfall: ich habe es einfach immer noch nicht und in aller Deutlichkeit und Konsequenz kapiert und meineinnere Kontrollinstanz hat mich erneut gründlich auf die Bretter geworfen, bevor ich allzu abenteuerlustig werde.

Das ist die große Diskrepanz: mein jahrzehntelang errichtetes Selbstbild, allzu eng verwoben von dem, was ich glaube, wie andere mich sehen: mit Leidenschaft und Zuverlässigkeit einem schönen Beruf ausübend, bodenständig, hilfsbereit und immer für einen Spaß zu haben und dann auf der anderen Seite das, was die Depression davon übrig gelassen hat - nämlich eigentlich nichts. Ich habe sogar meine sprachliche Eloquenz verloren.

Ich filtere 3 Aufgaben heraus:
1. Endlich akzeptieren, daß ich wirklich richtig krank bin, ohne eigenes Verschulden und ohne es einfach durch Willenskraft abschütteln zu können
2. Endlich lernen, auf die Signale zu achten, die mir sagen, wie es mir wirklich geht - etwas, daß ich mein Leben lang stur mißachtet habe
3. Herausfinden, wer dieser Mensch ist, den die Krankheit noch übrig läßt und den ich hinter diesen vermeintlichen Tugenden vor mir selbst versteckt habe.

Toll. Ich fühle mich wie eine Schabe und habe die To-Do-Liste eines Feldherren.
Wie soll ich das schaffen?

01.04.2019 07:55 • x 3 #9


A
Liebe Leonore,
du hast dich so treffend geschildert, dass ich mich in deinen Zeilen komplett darin wiederfinde.
Ich komme gerade vom Amtsarzt und muss auch seine Ansichten erst einmal verdauen. Sie stehen im krassen Gegensatz zu dem, was ich denke, fühle und weiß und widersprechen auch den Empfehlungen meines Kardiologen. Es ging heute nur um Pflichterfüllung um jeden Preis. Ob die Maßnahmen sinnvoll und gesundheitsförderlich sind, interessierte nicht. Ich bin geschockt.
Das Vibrieren kenne ich auch! Ich bemerke es, wenn ich so müde bin, dass mir die Augen zufallen oder wenn ich in die körperliche Entspannung komme. Mit der Einnahme von B-Vitaminen ist der Zustand besser geworden, obwohl ich überhaupt keinen Mangel an wichtigen Mineralien und Vitaminen habe.
Ich bin ein kleines Stück weiter als du, weil ich herausgefunden habe, wer ich trotz Krankheit bin. Doch genau diese akzeptiere ich nicht, obwohl Wut und Ärger alles nur noch viel schlimmer machen. Es sind Gedanken um mein Leben vor der Krankschreibung. War es wirklich ein erfüllendes oder doch ein überforderndes? Und wenn es in seiner Gestaltung nicht das richtige Leben war, warum trauere ich dann den vergangenen Zeiten hinterher und bin fassungslos, zu sehen, was noch übrig geblieben ist?
Alles Gute dir! Wir lesen wieder voneinander!
Mayke

01.04.2019 08:50 • x 2 #10


Leonore
Liebe Mayke,
danke für Deine Antwort.
Es ist, wie Du sagst: warum will man das alte Leben zurück, wenn es einem doch das Kreuz gebrochen hat?
Ganz einfach - weil es sich bestimmt für die meisten immer noch besser angefühlt hat als das Nichts, vor dem man danach steht. Ich würde in meinem Fall noch einen draufsetzen: Ich habe in meinem Traumberuf gearbeitet, und ich glaube, ich habe es nicht schlecht gemacht.
Meine seelische Sollbruchstelle wäre wohl auch unter anderen Umständen gerissen, aber ich fürchte, ich werde das Leben, daß ich geführt habe, nicht mehr leben können. Ich habe zuviel Angst davor. Ich träume jede Nacht von Arbeit, Kolleginnen, Krankenschein und Scheitern.

Das mit Deinem Amtsarztbesuch klingt schlimm.will er Dich losschicken zu etwas, daß Du nicht kannst? Ich glaube, davor haben hier Viele Angst.
Bitte lass von Dir hören, wie es Dir geht.

Ich habe heute eine Dusche und einen Minispaziergang geschafft. Hurra. (Ironie).
Am benachbarten Supermarktbesuch bin ich mal wieder gescheitert.

Liebe Grüße an Euch

Neue Erfahrung für mich: den Kopf mit LeidensgenossInnen zusammenstecken. Es tut wirklich gut zu wissen, daß es anderen auch so geht. Ich fühle mich nicht mehr ganz so sehr wie ein Alien.

01.04.2019 14:20 • x 2 #11


Jedi
Hallo Leonore !

Zitat von Leonore:
Es wäre schön, mich endlich als kranke Sis annehmen zu können

warum möchtest du dich als kranke annehmen ?
Villt. reicht es auch schon, deine gesammte situation anzunehmen !
möglich, dass das wort, Kranke dir gar nicht so gut tut !
ich finde, dass der umgang mit unserer sprache dabei wichtig sein kann, weil es unsere gefühle u. emotionen beeinflusst.
versuch einmal deinen satz dir zu sagen, mit dem wort Kranke u. danach den satz mit, meine situation u. dann versuch zu spüren, wann u. was für mögliche, evtl. unterschiedliche gefühle sich zeigen.
einfach mal ausprobieren !
Zitat von Leonore:
da sagt der Bauch einfach was anderes als der Kopf und will mich treiben, treiben, treiben.

ist es villt. gar eher umgekehrt ?
ein innerer Antreiber od. gar Kritiker sitz in unserem kopf u. über die gedanken erzählen sie uns etwas über uns u. dazu gehört unteranderem, gib endlich gas, runter von der bremse, du musst was schaffen, andere könen es doch auch, lass dich nicht zu hängen, was sollen andere von dir denken, du willst doch keine versagerin sein, oder ?, uvm.
schau ob da nicht der kopf der chef ist, vor deinem bauch.
Zitat von Leonore:
ch habe es einfach immer noch nicht und in aller Deutlichkeit und Konsequenz kapiert und meineinnere Kontrollinstanz hat mich erneut gründlich auf die Bretter geworfen

was hast du noch nicht kapieren können ?
überlege einmal, bist du ein mensch, der gerne die kontrolle behält ?
hat möglicherweise, dies, die kontrolle behalten zu wollen, so viel energie verbraucht, dass für anderes nicht mehr genug übrig geblieben ist ?
Zitat von Leonore:
die große Diskrepanz: mein jahrzehntelang errichtetes Selbstbild,

das was du beschreibst, dass ist mir nicht unbekannt.
oft erschaffen wir uns ein zu großes bild von uns u. wenn unsere wirklichkeit mit unserem Selbstbild, was wir von uns haben, dann nicht übereinstimmt, kommt es nicht selten zur krise.
nun, wir müssen uns auch nicht kleiner machen, doch schauen, dass wir eher ein realitisches bild von uns erschaffen.
Zitat von Leonore:
Ich filtere 3 Aufgaben heraus:

erlaube mir deine sätze etwas wohlwollender zu formulieren.
hatte ja schon eingangs meines beitrags, dir dazu etwas geschrieben.
1. ich möchte akzeptieren können, dass meine jetzige situation, so ist, wie sie jetzt schon einmal ist.
ich brauche mich jetzt auch nicht schuldig zu fühlen, weil ein solches denken mir gerade nicht nützlich ist.
2. ich werde in zukunft lernen, die signale meines körpers u. meiner seele schon früh beachtung zu schenken u. werde sie nicht mehr länger mißachten. denn ich bin mir in meinem leben wichtig u. bin es mir wert.
3. in einer therapie werde ich Selbsterfahrung machen können u. dies wird mich zu dem menschen führen, der ich bin u. der ich zukünftig sein möchte.
versuch mal, ob sich beim lesen, dabei nicht ein anderes gefühl, bei dir einstellt.

LG Jedi

01.04.2019 17:56 • x 4 #12


Leonore
Danke für Deine Antwort, Jedi.
Zitat von Jedi:
was hast du noch nicht kapieren können ?
überlege einmal, bist du ein mensch, der gerne die kontrolle behält ?
hat möglicherweise, dies, die kontrolle behalten zu wollen, so viel energie verbraucht, dass für anderes nicht mehr genug übrig geblieben ist ?

Damit hast Du fast wörtlich meine Therapeutin zitiert.
Und natürlich stimmt das auch. Situationen, die für mich schwierig und anstrengend sind (mehrere Familienmitglieder in einem Raum zum Beispiel) lassen mich dieser Tage völlig erschöpft zurück, weil ich immer noch das Visier heruntergeklappt halte, aber meine Kraftreserven einfach nicht mehr da sind.

Du hast es wahrscheinlich herausgelesen.es fällt mir schwer, mich mit Geduld und Wohlwollen zu betrachten. Ich nehme mir mich selbst übel, und ich nehme mir auch immer noch übel, in diese Lage gekommen zu sein. Daß das schädlich und nicht zielführend ist, weiß ich selbst.

Wahrscheinlich liest sich deshalb vieles, was ich schreibe, auch wie eine Kampfansage gegen mich selbst.

01.04.2019 18:40 • x 1 #13


Jedi
Hallo Leonore !

Zitat von Leonore:
Damit hast Du fast wörtlich meine Therapeutin zitiert.

wichtig dabei ist, dass es dir dabei bewusst wird, dass kontrolle, enorm viel energie verbraucht.
da aber in einer solchen situation, in der du dich befindest, energie so absolut wichtig ist, solltest du schauen, wo es sinn macht, energie reinzustecken u. energie dort nach möglichkeit einzusparen oder erst gar nicht zu verbrauchen, wo es keinen nutzen für dich hat.
Zitat von Leonore:
weil ich immer noch das Visier heruntergeklappt halte,

Oh, ja, dieses visier runtergeklappt zu halten, verbraucht enorm an energie.
mal war es sicherlich durchaus nützlich, dieses visier runtergeklappt zu haben.
doch nun, wenn du genau diene situation anschaust, macht es keinen wirklichen sinn mehr.
meine persönliche erfahrung nach, verbirgt sich hinter diesem heruntergeklappten visier viel angst u. was macht die angst mit uns, sie erzeugt, Stress.
angst ist nicht grundsätzlich etwas schlechtes, aber dann, wenn wir auch tatsächlich bedroht werden u. flüchten müssen.
in deiner jetzige situation, ist die Angst nicht nützlich, da keine lebensbedrohliche gefahr von außen da ist.

Zitat von Leonore:
Ich nehme mir mich selbst übel, und ich nehme mir auch immer noch übel, in diese Lage gekommen zu sein.

frage dich doch einmal, wofür steht, mir selbst übel nehmen ?
mags du dich gerne Selbst zu verurteilen ?
glaubst du, dass deine jetzige situation, eine bestrafung , einer höheren macht ist ?

Schau Leonore, wie wenig sinn es macht, dir deine jetzige situation übel zu nehmen.
oder kannst du einen wirklichen sinn darin erkennen ?
Zitat von Leonore:
und nicht zielführend ist, weiß ich selbst.

wenn dir das doch klar ist, dann hör auf mit diesen selbstverurteilenden gedanken !
werde du wieder der chef in deinem kopf !
Zitat von Leonore:
Wahrscheinlich liest sich deshalb vieles, was ich schreibe, auch wie eine Kampfansage gegen mich selbst.

nicht nur wahrscheinlich !
es ist eine kampfansage !
würdes du einer freundin oder hier im forum einem mitglied raten so mit sich umzugehen ?
beantworte doch einmal für dich die frage, was würdest du einer guten freundin sagen oder hier im forum einem forenmitglied,
zbspl. Mir schreiben ?
diese antwort wird dir den weg weisen, wie du nun mit dir umgehen solltest !

LG Jedi

01.04.2019 19:29 • x 1 #14


Leonore
Natürlich mag ich es nicht, mich mir selbst übel zu nehmen.
Natürlich mag ich es nicht, gegen mich selbst zu kämpfen.
Natürlich sehe ich in meinen Gefühlen mir selbst gegenüber keinen tieferen Sinn.

Aber sie sind eben da, und ich bin eben leider nicht Herrin über meinen Kopf.
Wenn es anders wäre, säße ich jetzt vielleicht nicht hier.

In einem Punkt möchte ich Dich korrigieren, Jedi: das von mir selbst geschaffene Selbstbild war nie zu groß, es war immer klein.
Jetzt lasse ich nichts mehr von mir übrig und ich verachte mich.

Einen Sinn darin gibt es nicht. Das Leben könnte schön sein, wenn ich es mir nicht selbst zur Hölle machen würde.

02.04.2019 11:42 • x 3 #15


Leonore
Ich kann mir einfach nicht einreden, ich sei liebenswert.
Und wenn ich ehrlich bin: ich habe das Gefühl, das sei nie anders gewesen.

Ich brauche Hilfe.
Am 16.4. gehe ich für etwa 14 Tage in eine Tagesklinik, vielleicht bringt mich das ja schon mal ein bißchen hoch.

02.04.2019 11:49 • x 2 #16


Jedi
Hallo Leonore !

Zitat von Leonore:
Am 16.4. gehe ich für etwa 14 Tage in eine Tagesklinik,

ich finde, es ist der richtige schritt u. auch die richtige entscheidung , die du getroffen hast.
Zitat von Leonore:
vielleicht bringt mich das ja schon mal ein bißchen hoch.

das würde ich dir sehr wünschen !
Zitat von Leonore:
Ich brauche Hilfe.

diese erkenntnis stimmt mich für dich hoffnungsvoll !
denn, dass würde nicht jede so deutlich sagen oder schreiben.
etwas sehr wertvolles in dir, hat sich da zu wort gemeldet.

Zitat von Leonore:
Ich kann mir einfach nicht einreden, ich sei liebenswert.

es geht auch nicht darum, sich etwas einzureden.
es geht darum etwas bei sich wahrzunehemen,
wie denke ich über mich ?
was fühle ich, wenn ich das über mich denke, was ich denke ?
dann geht es weiter, sich bewusst werden, dass du heute als erwachsener eine freie entscheidung treffen kannst.
du bist nicht mehr in der vergangenheit.
dan beginnt das langsame herantasten an deine Selbstansprache.
so wie wir mit uns sprechen, ich bin nicht liebenswert, so reagieren auch unsere gefühle u. emotionen darauf.
Zitat von Leonore:
wenn ich ehrlich bin: ich habe das Gefühl, das sei nie anders gewesen.

weil du so mit dir selbst weiterhin umgegangen bist u. du diese alte rolle, noch nicht losgelassen hast.
die therapie kan Dir/Uns helfen, unsere alte rolle loszulassen u. macht uns fähig, dass wir eine andere entscheidung treffen können u. durch das loslassen, dieses alte gefühl, nicht liebenswert zu sein, nicht mehr brauchen.
dies ist ein prozess, der benötigt zeit u. eine längerer zeit der therapeutischen begleitung.

Zitat von Leonore:
Natürlich mag ich es nicht, mich mir selbst übel zu nehmen.
Natürlich mag ich es nicht, gegen mich selbst zu kämpfen.
Natürlich sehe ich in meinen Gefühlen mir selbst gegenüber keinen tieferen Sinn.

Aber sie sind eben da, und ich bin eben leider nicht Herrin über meinen Kopf.

das kenne ich von mir auch, fühlte mich ohnmächtig.
aber darum geht es, du/wir versuchen mit hilfe der therapie einen neuen zugang zu uns zu finden, um wieder die Herrin in deinem/unserem kopf werden zu können.
Zitat von Leonore:
Wenn es anders wäre, säße ich jetzt vielleicht nicht hier.

stimmt absolut !
und wenn es in meinem leben anders gewesen wäre, dann wäre ich in einem solchen forum auch nicht angemeldet !
nun war es bei mir eben anders gekommen.

aber dafür sind wir hier, in diesem forum, von unseren erfahrungen zu berichten, tipps u. impulse hier zu lassen, ängste zu nehmen oder auch nur kleiner werden zulassen, vor einem klinikaufenthalt, vor einer psychotherapie, vor einer rehamaßnahme.
Zitat von Leonore:
Jedi: das von mir selbst geschaffene Selbstbild war nie zu groß, es war immer klein.

verstehe was du meinst u. du hattest auch geschrieben,
Zitat von Jedi:
Zitat von Leonore:
die große Diskrepanz: mein jahrzehntelang errichtetes Selbstbild,

doch, ob groß oder klein, wir erschaffen uns unbewusst ein bild von uns, villt. wie wir gerne sein wollen.
doch wenn wir feststellen, dass es eine größere diskrepanz gibt, zwischen diesem von uns erschaffen bild u. unserer realität,
dann erschüttert es unsere seele.
davon, von meinen erfahrungen her, wollte ich berichten.
Zitat von Leonore:
ich verachte mich.

Zitat von Leonore:
Einen Sinn darin gibt es nicht.

wenn du es schon für dich klar hast, dass es keinen sinn ergibt, dann besteht meiner meinung nach auch die möglichkeit, damit aufzuhören, dich selbst zu verachten.
das würde für mich sinn machen !
Zitat von Leonore:
Das Leben könnte schön sein, wenn ich es mir nicht selbst zur Hölle machen würde.

schau , auch hier stellst du selbst schon fest, wenn ich es mir nicht selbst .
und da kan die therapie ansetzen, dir dabei zu helfen, dass du dich von deinem wissen verabschieden kannst u. nun lernen kannst, durch selbstbestimmung, die entscheidung zu treffen, dir selbst das leben nicht mehr zur hölle machen zu müssen.

themen, die du auch gut mit in die therapie mitbringen kannst u. dort mit der TP besprechen kannst.
aber auch in die tagesklinik, zur sprache bringen könntest.

Warum Leonore soltest du nicht was schaffen, was ich u. auch schon andere geschafft haben !

LG Jedi

02.04.2019 13:43 • x 1 #17


Leonore
Vielen Dank Jedi.
Heute kann ich nicht mehr viel schreiben, es geht mir seit heute mittag superschlecht.
Ich habe rasende Kopfschmerzen, mir ist schwindelig und leicht übel und alles ist laut oder zu hell.
Ich hatte noch nie Migräne, aber das könnte gut eine sein.
Klasse, Körper, danke für garnix.
So long.

02.04.2019 20:27 • #18


Jedi
Hallo Leonore !

Zitat von Leonore:
es geht mir superschlecht.


Wünsche dir, dass es dir bald wieder besser geht !

LG Jedi

02.04.2019 20:30 • x 1 #19


Axel61
Zitat von Leonore:
Vielen Dank Jedi.
Heute kann ich nicht mehr viel schreiben, es geht mir seit heute mittag superschlecht.
Ich habe rasende Kopfschmerzen, mir ist schwindelig und leicht übel und alles ist laut oder zu hell.
Ich hatte noch nie Migräne, aber das könnte gut eine sein.
Klasse, Körper, danke für garnix.
So long.


Wenn es wirklich Migräne ist, da gibt es Mittel. ZB AscoTop Nasal. Ist verschreibungspflichtig. Hab ich mir vor Jahren mal verschreiben lassen, aber nur einmal genommen. 10 Minuten und das Kopfwe ist weg. Aber es gehen auch die Lichter aus Würd ich nur bei extrem Situationen nehmen, wenn man eh nur noch liegen kann.

02.04.2019 21:01 • x 1 #20


Leonore
Es geht mir besser, die Kopfschmerzen sind fast weg.
Ich kann auch wieder essen und habe heute mitteg einen kleinen Spaziergang mit einer lieben Freundin und unseren Hunden gemacht.
Ich bin dankbar, daß es nicht mehr so warm und so hell ist, weil ich mich sonst draußen sehr unwohl fühle.das ist jetzt wieder ein bißchen schräg, weil ich es schlecht beschreiben kann.ich habe außerhalb meiner Wohnung ein zunehmendes Fremdheitsgefühl. Keine Angst, einfach Fremdheit. Die vertraute Gegend sieht aus wie immer, aber trotzem irgendwie plakativ, falsch. Ich habe das Gefühl, anders zu sein als die anderen Leute draußen, irgendwie außerhalb. An schlechten Tagen fühlt es sich sogar so an, als könnten sie das sehen.
Wenn es sehr hell ist draußen, ist es immer schlimmer.

Darum gehe ich nicht mehr gerne raus. Nicht in den Supermarkt nebenan, schon gar nicht zum Flohmarkt (habe ich früher gern gemacht) oder in die Stadt zum Bummeln.

Heute hatte ich Besuch von meiner Chefin. Wir haben ein nettes, fast freundschaftliches Verhältnis, und alle paar Wochen kommt sie, trinkt einen Kaffee mit mir, grüßt mich von Kolleginnen und Kunden. Sie drängt mich nicht, aber ich weiß, daß sie möchte, daß ich irgendwann zurückkomme. Ich sehe das im Moment nicht, ich kann mir nicht mal vorstellen, mir meinen Job je wieder zuzutrauen.

Wenn ich mich frage, ob ich Ängste habe, dann ist die Antwort - ja, ich habe Angst, daß dieser Zustand, in dem ich jetzt bin, nicht mehr weggeht oder immer wieder kommt. Ich habe Angst, nicht mehr so leben zu können, wie ich es gewohnt bin.

Im Moment habe ich mehr ein Überleben als ein Leben.

03.04.2019 16:13 • x 2 #21


Leonore
Die Kopfschmerzen und die Übelkeit nehmen wieder zu.
Ich habe ein bißchen nachgelesen, Migräne und Depression sind nicht selten vergesellschaftet, heißt es. Was kommt als nächstes?

03.04.2019 17:10 • x 1 #22


M
Hallo liebe Leonore,

habe gerade Deine Beiträge gelesen und ich hatte das Bedürfnis Dir zu schreiben.

Mir geht es im Moment wie Dir. Keine Kraft zu nix.
Bin jetzt die 3. Woche krank geschrieben.

Auch ich habe große Schwierigkeiten meinen Zustand anzunehmen und noch schwerer ist es
ihn auszuhalten.
Sitze nur daheim und es macht mir große Angst wenn ich daran denke demnächst wieder arbeiten zu gehen.

Wie geht es Dir gerade?

LG Sybsilon

03.04.2019 18:16 • x 2 #23


Leonore
Ich habe mich hingelegt. Hoffe auf Ruhe, und daß ich mich etwas entspannen kann.

Ich glaube, ich bin vor allem deswegen so genervt, weil ich vor ein paar Wochen richtig gut drauf war. Es sah so aus, als käme ich raus aus dem Loch, ich konnte mich wieder freuen und Interesse aufbringen, habe wieder Bücher gelesen, Musik gehört.
Ich habe damit gerechnet, daß es mal 2 Schritte vor und 1 zurück geht, aber 1 vor und 3 zurück fühlt sich mies an.

Erzähl mir von Dir, Sybsilon. Ist das etwas Neues für Dich oder hattest Du zuvor schon Depressionen?
Hast Du Hilfe finden können, eine/n Therapeut/in?
Fühlst Du Dich auch so, als hätte sich die Schwerkraft verdreifacht?

LG

03.04.2019 18:59 • x 1 #24


M
Hallo,

hatte 2014 schon mal sowas wie ein Burn-out. War insgesamt schon 3 x stationär in einer Klinik.
Jedoch habe ich sämtliche Medikation nicht vertragen, und leide seit fast 4 Jahren an sämtlichen körperlichen Entzugssymptomen.
Ich konnte mich seit Anfang 2016 mehr oder weniger durch meinen Vollzeitjob kämpfen ohne größere Ausfälle.
Doch im letzten Jahr ist meine Mutter verstorben, welche ich bis zum Schluss gepflegt habe. Natürlich hing es an mir,
da meine beiden Geschwister ja keine Zeit hatten. Bla.
Dann folgte die Auflösung der Wohnung etc. und was so dazugehört.
Dazu kam, dass alles zeitgleich ablief mit einem Riesenprojekt in meinem Job.
Nun dachte ich, dass sich die Lage etwas beruhigt im neuen Jahr, da hat mein Sohn gemeint dass er auszieht und heiratet.
O.k. dachte ich, ist das normale Leben, würde ja irgendwann kommen. Muss dazu sagen, dass ich ihn seit seinem 2.ten Lebensjahr allein groß gezogen habe und wir ein sehr enges Verhältnis haben.

Doch das hat sich schlagartig zum negativen verändert seit er ausgezogen ist. Seit der Hochzeit (Ende Januar 2019 geht es bei mir bergab.
Dazu kommt, dass seine Frau ihn absolut einengt. Sie will, dass er nicht einmal mehr viel Kontakt zu mir hat. Er leidet darunter, er soll auch keine Freunde mehr treffen.
Und weil das noch nicht reicht, bekommt er ausgerechnet mit ihr ein Kind. Es tut mir sehr weh, dass wir fast keinen Kontakt mehr haben, und ich glaube das ist auch der größte Grund warum es mir im Moment so furchtbar schlecht geht.
Jedoch kann ich es nicht ändern. Er muss sein Leben leben und seine eigenen Erfahrungen machen.

LG Sybsilon

03.04.2019 19:15 • x 2 #25


Leonore
Das sehe ich auch so.
Du kannst signalisieren, daß Du für ihn da bist, wenn er Hilfe braucht, aber ob seine Partnerschaft mit dieser Frau gut für ihn ist oder nicht, muß er selbst herausfinden.

Es ist vollkommen logisch, daß die Sorge um Deinen Sohn Dich zermürbt, und wenn ich Dich richtig verstanden habe, lebst Du durch seinen Auszug jetzt allein?

Trotzdem - Dein Sohn hat ein eigenes Leben und Du hast Deins, das ist der Lauf der Dinge.

Hier war schon viel von Kraft die Rede; wenn wir dazu neigen, ohne Rücksicht auf uns selbst alle Notreserven zu verpulvern und sich durch die Lebensumstände mehrere Baustellen gleichzeitig auftun, ist der Akku einfach irgendwann leer. Und wie ich gerade selber schmerzlich erfahren muß, füllt er sich nicht unbedingt durch ein bißchen ausruhen automatisch wieder auf.

Ich habe in den letzten 2 Jahren zwei nahe Angehörige in ihrer Wohnung tot aufgefunden, einen Lieblingsmenschen qualvoll und langsam an Parkinson sterben sehen (im Januar hatte er es endlich hinter sich) und im Dezember meine neuerlich demente Mutter in ein Pflegeheim umgesiedelt - mit dem ganzen Rattenschwanz an Papierkram, Wohnungsauflösung usw. Mein Job hat mich oft bis spät am Abend auf Trab gehalten, und all das hat mir einfach die Füße weggezogen.

Trotzdem stellt sich mir die Frage, warum wir deswegen so gründlich krank haben werden müssen? Wenn ich schlecht für mich sorge und kräftemäßig über meine Verhältnisse lebe, würde nicht ein kleinerer Denkzettel reichen, um mich zu bremsen?
Ich habe immer noch viel mehr Fragen als Antworten. Es wäre schön, wenn sich daran mal etwas ändern würde.

LG

03.04.2019 19:47 • #26


M
Liebe Leonore,

wir ticken da sehr ähnlich. Und ich sehe, dass auch Du viel hinter Dir hast in der letzten Zeit.
Denke dass wir in unserem Alter auch nicht mehr so belastbar sind.
Auch das Thema Wechseljahre spielt bestimmt mit rein.

Ich habe durch einen Zufall eine sehr gute Therapeutin gefunden, oder sie mich.
Die Chemie stimmt und ich hatte auch schon ein paar Termine bei ihr. Sie meinte, dass ich jetzt erstmal meinen Zustand akzeptieren solle. Nicht ständig Alles bewerten und analysieren soll.
Mich einfach mal aushalten und sehen was passiert.
Da ich eher zur Kategorie Workaholic gehören, ist es für mich sehr schwer auszuhalten.
Ständig scanne ich meinen Körper nach irgendwelchen Symptomen.
So kann es auf jeden Fall nicht weitergehen. Denke das Thema Entspannung ist auch etwas was ich unbedingt angehen muss.
Aber selbst dazu habe ich entweder keine Lust oder bin zu müde.

Wie geht es bei Dir jetzt weiter?

LG

03.04.2019 20:02 • x 2 #27


Acon
Liebe Leonore und lieber Marienkäfer,

wie finde ich mich in euren Worten wieder. Rausgehen, nur wenn ich muss, mehr ertrage ich nicht. Bin zur Zeit wie ausgesaugt und gerade jetzt beginnt der Behördentanz. Mal sehen wie lange ich da noch durchhalte. Werde mir wohl einen Betreuer nehmen, denn alleine schaffe ich es nicht. was ich eigentlich vermeiden wollte, doch was ich nicht alleine schaffe muss eben mit Hilfe erreicht werden.

Liebe Grüße
Andrea

03.04.2019 20:32 • x 2 #28


Leonore
Zitat von Jedi:
es geht auch nicht darum, sich etwas einzureden.
es geht darum etwas bei sich wahrzunehemen,
wie denke ich über mich ?
was fühle ich, wenn ich das über mich denke, was ich denke ?
dann geht es weiter, sich bewusst werden, dass du heute als erwachsener eine freie entscheidung treffen kannst.
du bist nicht mehr in der vergangenheit.
dan beginnt das langsame herantasten an deine Selbstansprache.
so wie wir mit uns sprechen, ich bin nicht liebenswert, so reagieren auch unsere gefühle u. emotionen darauf.


Das muß ich mir sortieren.
Nur, damit ich es richtig verstehe - wir sprechen hier von 2 unterschiedlichen Dingen!?

Selbstwahrnehmung lernen
Ich habe von meiner Therapeutin mehrfach die Hausaufgabe bekommen, mehrmals täglich innezuhalten und bewußt über die Frage nachzudenken, wie es mir geht. Ganz einfache Aufgabe.wie ist meine Stimmung, wie mein Körpergefühl? Ich habe nicht einen Tag lang durchgehalten, aber mir scheint das ein sehr wichtiger Punkt zu sein, wichtig genug, um ihn nochmal aufzugreifen. Wenn ich das kann, ist die Frage beliebig erweiterbar.Was mag ich an mir? Was habe ich heute getan, was gut für mich ist? Was kann ich besser machen? WAS AN MIR IST GUT?
Dabei geht es offensichtlich darum, Selbstfürsorge zu lernen - wenn ich ehrlich bin, habe ich bewußt immer das Gegenteil getan, habe den bewußten Blick auf die eigene Befindlichkeit als alberne Nabelschau abgetan.ein grober Fehler, wie ich jetzt weiß. Es hat dazu geführt, mich selbst über alle Grenzen der Vernunft auszupumpen und mich über die Klippe zu treiben, und gemerkt habe ich das erst, als ich schon unten lag.
-Und es geht darum, den Mangel an Selbstwertschätzung überhaupt erst mal zu erkennen.
Ich kann nur Dinge angehen, deren Wesen und Tragweite ich einschätzen kann. Dafür ist Nabelschau unerläßlich und gesund. Ist mir fremd, war für mich nie eine Tugend, muß ich lernen - mit einigem Widerwillen, wie ich gestehen muß.

Selbstwahrnehmung beeinflußen
Weil das alles ja noch nicht reicht, habe ich die Angewohnheit, über mich selbst abfällige Witze zu machen. Ich dummes Schaf mache immer dies und das falsch, Ich nichtswürdiger Schmutzwurm habe schon wieder., Nimmst Du mich so mit oder bin ich häßliche alte Schachtel Dir peinlich?
Seehr lustig. Mach das 30 Jahre lang, dann glaubst Du alles.
Negative Beeinflußung der Selbstwahrnehmung also. Dazu kommt noch die regelrechte Fehlersuche im Stillen. Ich kann nicht lange in den Spiegel sehen, ich suche gezielt nach allem, was mir nicht gefällt, und ich ertrage meinen Anblick nicht. Dies ist repräsentativ für andere, wichtigere Dinge. Ich genüge nicht.ich bin nicht klug genug.ich könnte liebevoller und geduldiger sein.ich habe manchmal unschöne Gedanken.ich bin nicht gut genug.
Mir ist klar, das muß ich unterlassen und bewußt durch positive Gedanken ersetzen. Nicht die Schwächen herauspicken, sondern mir mantramäßig aufsagen, was gut ist an mir.

Ich machs jetzt kurz, weil ich müde bin und sonst auch niemand mehr Bock hat, den Sermon zu lesen.
Das alles und die Notwendigkeiten dahinter sind die eine Sache.
Die jahrzehntelang eingeschliffenen Automatismen und das mir zur Verfügung stehende Verhaltensrepertoire eine andere. Gerade dann, wenn es mir schlecht geht, will ich nicht denken - schon gar nicht über mich selbst - und dann springe ich in die alten Mechanismen, die mir nicht guttun.

Es gibt so viel zu tun. Je mehr ich über mich lerne, desto größer wird die Aufgabe und desto schwieriger wird es, nicht zu verzagen.

Danke.

04.04.2019 05:03 • x 3 #29


A


Hallo Leonore,

x 4#30


Axel61
Selbstwarnehmung und Selbstleibe ist bei meiner Psychologin auch ein grosses Thema. . . . und ich mache es schon wieder. . . . natürlich ist es nicht Ihr sondern MEIN Thema. Wobei ich mich schon mit 'selber mögen' zufrieden geben würden. Aber das ist auch schon wieder eine Relativierung, die ich nicht mache sollte. Sofern man keine Psychopath ist (wie wird das definiert ? ) muss man einfach aufhören sich zu überlegen, was Ander von einem Halten oder wieso man nicht beliebt ist oder wieso sich keiner meldet . . . . . Oft ist es einfach nur, das man sich nicht zeigt. Aber das ist ja hier das Thema. Grade Gestern Abend habe ich darüber wieder nachgedacht. Seit 3 Tagen versuche ich mir einem meiner Cousins zu telefonieren, aber er ist immer unterwegs. Ich sitze vor dem PC und TV. Da kann mich ja keine*r kennenlernen.

WAS AN MIR IST GUT?
WAS WAR HEUTE SHÖN FÜR MICH?
WO WILL ICH HIN?

Das sind die Fragen, die ich mir immer stellen soll. Do kommt nirgends 'die Anderen' vor. Ich habe schon gefragt, ob sie mich zum Egomanen erziehen will? Aber das muss wohl erst mal so sein. Wenn man dann Dinge, die man für Andere tut auch zu den Antworten auf die 3 Fragen zählen kann, dann ist es schon mal viel besser.

Aber erst muss man es schaffen die Mauern zu überwinden. Mit sich selbst alleine auf der Kautsch kommt man nicht weiter.

04.04.2019 06:48 • x 3 #30

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