@Hagebutte:
Naja, ich habe... sagen wir mal, ein bisschen Ahnung von Psychopharmaka. Das Medikament braucht keine zwei Wochen, um einen Spiegel aufzubauen. Der Spiegel ist, zumindest bei Cymbalta, sofort im Blut vorhanden. Der Wirkungseintritt benötigt, den neuesten Theorien nach, so lange, weil das Serotonin nicht sofort eine Wirkung zeigt, sondern eine Weile braucht, bis es seine Wirkung entfaltet. Es ist sozusagen ein konstant hoher Serotoninspiegel erforderlich, damit depressive Symptome abklingen. Setzt man das Medikament ab, so werden es im Falle von Cymbalta über einen Zeitraum vom 8-17 Stunden 50% des Wirkstoffes abgebaut. Man kann also ausrechnen, nach welcher Zeit die Wirkstoffkonzentration gegen 0 tendiert. So, hoffe, das war verständlich.
Ich hoffe auch wirklich, dass da nichts mehr kommt, sondern dass die positive Tendenz erhalten bleibt.
@avelarte:
Ja, ich habe das Medikament abgesetzt, ohne das mit meiner Ärztin zu besprechen.
Und ja, als das Cymbalta gewirkt hat, konnte ich wieder Gefühle spüren, Lachen, Weinen und all das. Aber jetzt, erst nach dem Absetzen, merke ich, dass er mir eben erst jetzt möglich ist objektiv zu reflektieren. Ich möchte es mal so beschreiben: Bevor ich Cymbalta nach, bekam ich unzählige Antidepressivas, die nicht gewirkt haben oder unerträgliche Nebenwirkungen hatten. Mir ging es zu dieser Zeit wirklich sehr schlecht. Ich konnte in dieser Zeit gar keine Emotionen empfinden. Leichte, fast unspürbare Freude... mehr nicht. Und vielleicht nicht mal das. Die einzige Emotion, die ich verspürte, war tiefe Traurigkeit. Sonst war ich innerlich taub.
Dann bekam ich Cymbalta. Erst nach sieben Wochen begann die Wirkung einzusetzen. Diese sieben Wochen waren eine besonders schwere Qual für mich, weil ich wieder dachte, ich hätte erneut ein Medikament, was nicht wirkt. Aber gut, nach knapp zwei Monaten war die Wirkung da. Ich konnte wieder Emotionen empfinden. Freude, Traurigkeit eher weniger, Hoffnungsfröhlichkeit und all diese schönen Dinge, die man eben empfinden kann. Das war schon gut. Mir viel nur auf, dass ich gehemmt war, zu weinen. Ich konnte schon über etwas traurig sein, aber das eben durch Weinen nicht so richtig ausdrücken.
Und jetzt, ohne Cymbalta, kann ich wieder auf eine normalere Weise Emotionen spüren. Wenn ich einen traurigen Film sehe, dann kann ich weinen, wenn mir jemand einen Witz erzählt, kann ich herzhaft lachen. Unter Cymbalta konnte ich nicht richtig mitempfinden. Bei einem traurigen Film hat mich die Geschichte einfach nicht so stark berührt, wie jetzt. Daher konnte ich nicht weinen. Ein Witz hat mich zwar zum Lachen gebracht, aber so richtige Lachanfälle zusammen mit den besten Freunden habe ich nicht erlebt.
Das ist ohne Cymbalta alles besser geworden. Tut mir leid, vielleicht ist das alles ein wenig unverständlich, aber ich bin auch ziemlich müde. Musste meinen Papi heute morgen um vier zum Flughafen bringen und bin dementsprechend auch schon schlappe zwölf Stunden auf den Beinen. Hoffe, ihr nehmt's mir nicht übel.
Bis bald!
der Georg
30.11.2008 16:01 •
#41