Hallo Isi!
Ja, ich denke ähnlich war es. Ich war durch eine lange Krankheit einfach körperlich am Ende. Arbeiten, essen, schlafen. Das war das einzige, was gehen mußte. Mich hat es dann sehr erschrocken, wie wenig Anteilnahme von meinen Freunden kam. Ich hätte auch ganz praktische Hilfe gebrauchen können, war aber nicht dazu in der Lage zu bitten. Ich dachte wenn ich über meinen Zustand spreche, entwickelt sich schon das Gespräch und ich kann mal was anbringen. Aber so war es nicht. Es drehte sich immer wieder um die anderen und sobald ich über mich sprach, wurde ich eh so unsicher. Da stand ich irgendwie beobachtend neben mir und dachte, jetzt jammere ich hier rum und so. Schließlich habe ich mich immer weniger gemeldet und siehe da, die Freundschaften verliefen im Sande.
Dieses Helferlein ist sicher bei jedem anders ausgeprägt. Bei mir ist/war es das Hauptmittel überhaupt Beziehungen zu knüpfen. Ich kenne keine andere Rolle. Durch die Überforderung habe ich gemerkt, daß das keine Basis für Beziehungen ist. Zumal ich auch einen helfenden Beruf habe, da lebt man das genug aus. Als es mir jahrelang sehr schlecht ging, habe ich eine Art Tarnkappe aufgesetzt, mich völlig rausgezogen aus dem gesellschaftlichen Leben, auf Arbeit eine Maske aufgesetzt.
Mittlerweile habe ich einiges gelernt:
-Ich werde nicht mehr gemocht, wenn ich meine Hilfe verschleudere, ich werde nur schneller ausgenutzt.
-Ich habe gemerkt, daß ich mich ärgere, wenn ich mich sehr für jemanden engagiere, der um Hilfe bat und wenn er schließlich doch nichts für seine Situation tut, alle Ratschläge liegen läßt (O-Ton: Es hat ja doch alles keinen Sinn)
-Ich habe gelernt, wenn mir jemand was Gutes tut (ein Kompliment, eine Tafel Schokolade schenken oder so) mich nicht gleich schuldig zu fühlen und zurück zu geben. Einfach mal ne Weile aushalten. Es ohne Gegenleistung und Erwartung annehmen. Ja, ich glaube in diesen lächerlich nebensächlichen Situationen fängt es an.
-Und das vielleicht Allerwichtigste: keine Hilfe anzubieten, wenn man nicht ausdrücklich gebeten wird. Jeder hat das Recht seine Fehler und Erfahrungen zu machen. Über die Beschäftigung mit anderen Menschen übersehen wir nur allzu leicht unsere alten Baustellen.
Ich möchte hier nicht schlaumeierisch rüberkommen. Ich habe viele Jahre Misterfahrungen gemacht, auf die ich gerne verzichtet hätte. Da kommt es notgedrungen, daß man mehr nachdenkt.
Liebe Grüße v. Birke
21.09.2011 07:16 •
#37