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Das kleine Mädchen, der kleine Junge in Uns

Jedi
Hallo Pilsum !

Zitat von Pilsum:
Allerdings frage ich mich oft, warum wir immer den Begriff Kind verwenden müssen

Du hast damit nicht unrecht u. es gibt auch andere Bezeichnungen für das innere Kind !
Nehme einmal das innere Kind als eine Metapher !
Ich habe vor Jahren, therapeutisch eine innere Kind arbeit gemacht.
Bei mir ging es um Gewalterfahrung u. Vernachlässigung in meiner Kindheit.
In einer von dem TP geführten Meditation, bin ich dem Kind Jedi , dass ich einst war, noch einmal virtuell begegnet.
In meiner Vorstellung, mich noch einmal als Kind zu sehen, war mir am Anfang unmöglich.
Da nehm ich ein Foto aus meiner Kinderzeit zur Hilfe.
Später schaffte ich es dann, mich virtuell als Kind gut vorzustellen.
So konnte ich die Gewalterlebnisse, die ich hier jetzt nicht noch aufschreiben möchte, noch einmal sehr real u. fühlbar nacherleben.
Es sind natürlich sehr schmerzliche u. tiefergehende Gefühlserlebnisse, wenn aus dem Unterbewusstsein, die Gefühle der Trauer, der Ohnmacht, der Schmerzen die man hatte u. bestimmte Szenarien, die damit verbunden waren noch einmal durchlebt.

Aber das wichtige bei einer inneren Kind Begleitung durch einen TP ist, dass wir immer wieder zurückkehren, als der heutige Erwachsene !
Zitat von Pilsum:
Dürfen Erwachsene keine intensiven Gefühle haben und sie auch nicht zeigen?

Doch Pilsum u. das unbedingt !

Doch ich habe gelernt, die Gefühle des kl. Jedi ersteinmal anzunehmen u. als der Erwachsene Jedi, dem kl. Jedi sagen zu können, dass die Gewalt aufgehört hat, dass die damit verbundenen Ängste, heute nicht mehr nötig sind, dass ich seinen Kummer, seine Traurigkeit u. Ohnmacht verstehen u. heute, eben als der Erwachsene mit ihm gemeinsam diese Gefühle u. Emotionen aushalten werde !
Es war eine für mich eine neue Erfahrung, dass ein Erwachsener, meine Nöte erkennen konnte u. bereit war, sie mit mir zusammen half zuertragen.
Das hat dabei geholfen, meine Seele, als der heutige Erwachsene Mensch zu beruhigen.
Auch der Prozess, der Verabschiedung von meinem inneren Kind, war ein loslassen können, von den Erlebnissen meiner Vergangenheit.

Ich kann Dir den Prozess, der in einem da stattfindet nicht wirklich gut erklären, aber es fühlte sich an, als wenn du ganz großen Kummer od. Schmerzen hast u. da ist jemand, der dich eine Zeitlang in seinem Armen festhält.
Ich denke, villt. kennst Du od. so manch einer hier dieses Gefühl von Geborgenheit, Vertrauen u. Schutz auch !
Zitat von Pilsum:
Für mich ist es heute meine innere Erwachsenen-Ebene die sich danach sehnt,
Gefühle ausleben zu dürfen.

Verstehe was Du damit meinst !
Und dies gilt für mich heute auch auch so.

doch die innere Kind arbeit, hat mir gezeigt, was gefehlt hat, ein Wissen darum, warum ich mich oft auf unerklärbarer Weise schlecht gefühlt habe.
Trigger, die ich aber damals nicht als Trigger erkannt habe, waren verantwortlich dafür, warum sich immer häufiger die Verletzungen u. die dazu gehörigen Gefühle aus dem Unterbewusstsein gemeldet haben.
Dies führte so manchmal auch zu einem Verhalten, dass einem selbst unerklärlich ist, aber von Anderen nicht als so toll betrachtet wurde.
Ein solches Verhalten passiert natürlich unbewusst, war aber oft im Zwischenmenschlichen störend.

Zitat von Pilsum:
Meiner Meinung nach sollten wir nicht zu oft von dem inneren Kind reden.

Villt. Pilsum konnte ich Dir aus meinem persönlichen Erleben erklärbar machen, warum ich es das innere Kind nenne.

LG Jedi

05.08.2019 16:23 • x 4 #16


Jedi
Erwachsen sein bedeutet selbst dafür zu sorgen,
dass dein inneres Kind das bekommt,
was deine Eltern ihm nicht geben konnten.


LG Jedi

05.08.2019 16:36 • x 6 #17


A


Hallo Jedi,

Das kleine Mädchen, der kleine Junge in Uns

x 3#3


Jedi
Hallo noch einmal

Möchte gerne einmal, wie ich villt. hoffe, eine mögliche interessante Frage an Euch, an Mich selbst stellen.

Was würde das Kind, das Ihr/ Ich einst ward,
über den Menschen denken, der Du heute bist ?

LG Jedi

05.08.2019 17:09 • x 5 #18


Lilly-18
Ich glaube, es würde mich mögen es würde sich vielleicht mich als Mutter wünschen. Wenn ich so darüber nachdenke war es das Ziel meines Lebens, so zu werden wie ich mir als Kind meine Mutter gewünscht habe. Und das ist mir 100 %-ig gelungen.

05.08.2019 21:17 • x 3 #19


Lilly-18
Ob ich für meine Kinder auch die Mutter bin, die sie sich wünschen würden weiß ich natürlich nicht. Aber wir haben ein sehr entspanntes und herzliches Verhältnis zueinander, so wie ich es mir als Kind auch gewünscht hätte. So falsch kann das also auch für meine Kinder nicht sein.
Das soll jetzt nicht überheblich oder besserwisserisch klingen, natürlich habe ich als Mutter auch Fehler gemacht. Aber ich war und bin aus ganzem Herzen Mutter, mit allen Fehlern.
Was mir immer geholfen hat bei meiner Erziehung war, dass ich mich an mich selber als Kind bzw. Jugendliche erinnern konnte und danach meine Entscheidungen traf, was ich als Kind jetzt gerade brauchen würde. Ich habe nichts vergessen, kein Gefühl, keinen Schmerz aber auch kein Glück, das ich empfunden habe. Ich konnte mich entschuldigen bei meinen Kinder, wenn ich etwas rückgängig machen wollte, ich konnte sie fragen, wonach ihnen gerade ist und was sie brauchen. Noch heute bekomme ich ehrliche Antworten von ihnen. Und ich habe dadurch gelernt zu analysieren, was mir genau gefehlt hat.als Kind.
Ich konnte damit ein Stück weit meine inneres Kind heilen. Ich konnte ihm Verständnis entgegen bringen. Ich konnte meiner Mutter verzeihen, obwohl mir das immer noch schwer fällt. Aber die größte Strafe für sie ist zu sehen, was aus meinen Kindern geworden ist und welchen Anteil ich als Mutter daran hatte.

05.08.2019 21:44 • x 5 #20


Pilsum
@Resi

Hallo Resi,
Zitat:
Sicher gibt es die Möglichkeit, einiges nach zulernen, aber eben nicht alles.


Wir müssen nicht alles nachlernen, brauchen nicht perfekt zu sein.


Zitat:
Und, lieber Bernhard, UR-Vertrauen kann man/frau nicht nachlernen, egal, wie
sehr man/frau will


Das ist so. Trotzdem kann man durch verstehen und umlernen ein hohes
Maß an Zufriedenheit erreichen.

Zitat:
Als Erwachsener mußt du erst mal wissen, was da in dir vorgeht, woher diese Gefühle kommen.


Genau, dass ist der Sinn einer Therapie. Herausfinden , was da eigentlich im Kopf
an inneren Bewertungen zu den eigenen Gefühlen passiert ist.

Zitat:
Meistens ist es so, daß etwas passiert und du reagierst.
Das spielt sich auf einer Ebene ab, die völlig entfernt von der Ratio ist.


So weit ist unsere Reaktion gar nicht von der Ratio entfernt. Genau das gilt es
neu dazuzulernen.
Durch ständiges Training kann man seine Reaktionen deutlich näher an die
Ratio heranführen.
Was man hauptsächlich dazu braucht, ist am Anfang deutlich langsamer zu reagieren,
viel langsamer als früher zu antworten.

Die Gefühlsebene braucht keine Zeit um zu antworten, weil Gefühle nicht denken.
Sie sind einfach da.
Die Ratio aber braucht anfänglich viel Zeit, um herauszufinden, wie sie die vorhandenen Gefühle in einer
Situation sortieren soll.
Hat die Ratio es dann gelernt, braucht sie dann kaum noch Zeit. Irgendwann geht es
fast wie automatisch.

Zitat:
Natürlich kannst du ein der Situation entsprechendes Gefühl erlernen, aber diese traumwandlersiche Sicherheit,
die Kinder aus einer liebevollen, sicheren, stärkenden, fördernden Herkunft haben, kann man nicht erlernen.


Dies scheint mir ein Betrachtungsfehler zu sein. Ein Gefühl kann man nicht erlernen.
Es ist einfach da. Man kann und sollte aber die guten Gefühle nach vorn und die
negativen Gefühle möglichst nach hinten sortieren.

Das was vorn steht, macht zufrieden oder unzufrieden.
Zitat:
Und erlerntes Verhalten ist nie wirklich authentisch, sondern eben der Situation angemessen, weil erlernt.


Dies sehe ich komplett anders. Alles, wirklich alles an unseren Verhalten ist erlernt.
Wärst Du mit anderen Menschen aufgewachsen wärst Du auch irgendwie anders geworden.
Authentisch sein bedeutet einfach. Ohne große Angst das aussprechen können,
was man ungefähr denkt. Dadurch fühlt man sich sicherer dabei und wirkt glaubwürdig.
Authentisch sein, kann auch negative Auswirkungen haben.
Betrüger wirken immer authentisch. Sie spielen anderen eine glaubhafte Scheinwelt vor.

Daher ist authentisch sein nicht nur hilfreich.
Zitat:
Ich persönlich sehe mich durchaus nicht als Marionette, ich erkenne an, was ist, und handle danach, aber ich
erkenne auch an, daß es Dinge gibt, die unwiederbringlich dahin sind und die nicht (mehr) erlernbar sind.


Das ist bestimmt so. Einige Dinge wirst Du heute nicht mehr erlernen können.
Du musst aber nicht alles können, brauchst nicht perfekt sein.
Es reicht, wenn Du das lernst, was Dich Deiner Zufriedenheit ein großes Stück näher bringt.

06.08.2019 09:22 • #21


E
Ich sag ja auch nicht, daß ich perfekt sein und alles können muß.

Aber ich möchte hinschauen und verstehen und meinen Weg gehen.
Und das geht für mich nur mit Verständnis und Aussöhnung und dem Inneren Kind, dadurch habe ich einen großen Schritt getan und mehr Zufriedenheit erlebt, als lange Zeit davor.

Das muß niemand nachvollziehen können.
Einfach so stehen lassen ist auch ok.

06.08.2019 09:33 • x 4 #22


Pilsum
@Alexandra2
Zitat:
Außerdem bin ich noch bei Schritt 1: wahrnehmen und therapeutisch bearbeiten. Dem Kind das geben, was es braucht. Und bei mir ist das Sicherheit, es muss nicht mehr aufpassen und kann spielen gehen. Neben der Sicherheit sind es weitere elementare Gefühle: Leben dürfen (Todesangst) , dazu gehören (verloren sein in der Welt) . Dies überdeckt sich schichtartig, wechselt schnell und bis ich etwas wahrgenommen habe, ist die Situation wieder anders.


Die Sicherheit ist das, was uns Menschen in der Regel am wichtigsten ist.
Du beschreibst somit einen grundsätzlichen und normalen Punkt.
Fast alles im Leben ordnen wir unserer Suche nach Sicherheit unter.

Leben dürfen bedeutet vor allem auch Sicherheit haben.
Und Dazu gehören bedeutet vor allem auch Sicherheit haben.

Menschen mit negativen Kindheitserfahrungen haben meistens ein höheres
Bedürfnis nach Sicherheit.
Als Erwachsener kann es helfen zu lernen, dass man nicht mehr so viel
Sicherheit benötigt, wie man es als Kind gebraucht hätte.
Das erscheint am Anfang falsch und unlogisch.

Zitat:
Der Gedanke, ich würde mich damit meinen Freunden nähern, schreckt mich ab.


Dies ist ein Widerspruch. Einen Freund kann man durch Nähe und Ehrlichkeit
kaum erschrecken.
Deine Angst vor möglicher Zurückweisung ist wieder ein etwas hohes Verlangen
nach Sicherheit, welches es so unter Erwachsenen kaum geben wird.

Zitat:
Aber ich will nicht ständig erinnert werden an die Defizite.


Meine Defizite habe ich eigentlich ständig vor meinem geistigen Auge.
Mir gibt es eine gewisse Sicherheit, zu wissen, was ich mich aktuell nicht
so recht traue. Ich werde jedoch bis an mein Lebensende weiter lernen,
meine Defizite zu reduzieren und dadurch meine Sicherheit zu erhöhen.
Dies ist eins meiner Lebensziele.

06.08.2019 09:43 • x 1 #23


Pilsum
Hallo Jedi,

Zitat:
Bei mir ging es um Gewalterfahrung u. Vernachlässigung in meiner Kindheit.
In meiner Vorstellung, mich noch einmal als Kind zu sehen, war mir am Anfang unmöglich.

Es sind natürlich sehr schmerzliche u. tiefergehende Gefühlserlebnisse, wenn aus dem Unterbewusstsein, die Gefühle der Trauer, der Ohnmacht, der Schmerzen die man hatte u. bestimmte Szenarien, die damit verbunden waren noch einmal durchlebt.


Die von Dir beschriebenen Erlebnisse sind für Außenstehende sicher schwer
nachzuvollziehen. Umso mehr finde ich es bemerkenswert, dass Du Dich in einer
Therapie der schwierigen Aufgabe gestellt hast, gedanklich noch einmal in Deine
Vergangenheit zurück zu gehen.

Zitat:
Aber das wichtige bei einer inneren Kind Begleitung durch einen TP ist, dass wir immer wieder zurückkehren,
als der heutige Erwachsene !


Eine beeindruckende Aussage. Da klingt Stärke und Selbstbewusstsein heraus.

Zitat:
Doch ich habe gelernt, die Gefühle des kl. Jedi ersteinmal anzunehmen u. als der Erwachsene Jedi, dem kl. Jedi sagen zu können, dass die Gewalt aufgehört hat, dass die damit verbundenen Ängste, heute nicht mehr nötig sind, dass ich seinen Kummer, seine Traurigkeit u. Ohnmacht verstehen u. heute, eben als der Erwachsene mit ihm gemeinsam diese Gefühle u. Emotionen aushalten werde !
Es war eine für mich eine neue Erfahrung, dass ein Erwachsener, meine Nöte erkennen konnte u. bereit war, sie mit mir zusammen half zu ertragen.


Du beschreibst hier das, was ich auch immer wieder anspreche. Ich hoffe, Du bist
mit dieser Denkweise ein großes Stück vorangekommen.
Zitat:
Auch der Prozess, der Verabschiedung von meinem inneren Kind, war ein loslassen können, von den
Erlebnissen meiner Vergangenheit.


Diese Beschreibung finde ich hilfreich und stimme Dir völlig zu.
Diesen Prozess glaube ich in etwa zu kennen. Man muss es meiner Meinung nicht genau erklären können.

Zu dieser Aussage von Dir würde ich gern von Deiner Sichtweise mehr erfahren.
Viele beschreiben ja immer, von einer nicht enden wollenden Verbindung zu
ihrem Inneren Kind.

Viele Grüße

Bernhard

06.08.2019 10:15 • x 2 #24


Pilsum
Zitat von Jedi:
Erwachsen sein bedeutet selbst dafür zu sorgen,
dass dein inneres Kind das bekommt,
was deine Eltern ihm nicht geben konnten.



Dies finde ich, ist eine besonders wichtige Aussage.
Nur, wie schon gesagt, Du hast auch etwas von der Verabschiedung von Deinem Inneren Kind geschrieben.

Kann man vielleicht sagen?

Erwachsen sein bedeutet selbst dafür zu sorgen,
dass Deine innere Gefühlsebene das bekommt,
was Dir Deine Eltern nicht geben konnten.

06.08.2019 10:24 • x 3 #25


Alexandra2
Lieber Pilsum,
Es ist nicht nur Sicherheit, die ich brauche. Ich brauche die emotionale Gewissheit, willkommen zu sein. Ich als Kind und Erwachsene im Sosein akzeptiert zu werden. Es ist quasi der Kern einer Zwiebel, um die sich weitere Schichten legen und sehr beruhigend im Innern wirken.
Da die Abwehr, Missachtung, Vernachlässigung und Hass zum Leben gehörten, entwickelte ich Antennen für die Stimmungslage. Um mich in Sicherheit zu bringen, entstand die ständige Fluchtbereitschaft. Dieser Dauerstress schädigt das Gehirn und führt dazu, gar nicht mehr entspannen zu können. Leider hat mein Körper diese Überlebensstrategie noch nicht ablegen können. Deshalb ist es wichtig, hinzufühlen, was los ist. Doch das fällt mir sehr schwer, weil Gefühle immer gefährlich waren und sich nicht alles mit dem Kopf regeln lässt. Ich übe, mich in Sicherheit zu wähnen, zu bringen.
Das innere Kind steht für eine Zeitspanne an Gewalterfahrungen. Ich denke, wenn ich in der Therapie nachgelernt habe, können die verletzten Persönlichkeitsanteile ihren Platz einnehmen und müssen sich nicht mehr panisch zu Wort melden.
Sicherheit hat viele Schichten, wie die einer Zwiebel und ich brauche sie unbeschreiblich elementar, daß Worte die benötigte Sicherheit nicht angemessen darstellen. Es geht um Existenzberechtigung und schrittweise Verarbeiten der unbändigen Wut, damit die Depression langfristig verschwindet.
Liebe Grüße Alexandra

06.08.2019 11:07 • x 3 #26


Pilsum
@Alexandra2
Zitat:
Es ist nicht nur Sicherheit, die ich brauche. Ich brauche die emotionale Gewissheit, willkommen zu sein.


Die Gewissheit willkommen zu sein bedeutet doch Sicherheit zu haben.

Allerdings nie ist jeder erwachsene Mensch überall willkommen.
Und es ist auch oft nicht willkommen, was ein Mensch sagt.


Deshalb denke ich, ist es sehr wichtig als Erwachsene eine völlig andere, Dir bis
jetzt vielleicht noch nicht bekannte Form von Sicherheit zu erlernen.

Heute, weil Du ein freier Mensch bist und weil Du erwachsen bist, musst Du nicht mehr
überall willkommen sein.
Zur Not darfst Du Dich wehren und Du darfst als erwachsener Mensch auch Forderungen stellen.
Nicht immer werden Deine Wünsche und Forderungen erfüllt. Aber dadurch, dass Du
Forderungen stellst, beginnt man Dich in der Gesellschaft zu akzeptieren.
Stellst Du keine Forderungen, nimmt man Dich oft nur am Rande war.
Und dann glaubst Du, Dein inneres Kind sei daran schuld.
Dabei ist es nun etwas anderes. Es ist Deine Erwachsenen-Gefühlsebene, die
leider immer noch glaubt, es steht Dir nicht zu, an das Leben und Deine Mitmenschen
Forderungen zu stellen.

06.08.2019 11:27 • x 1 #27


maya60
Hallo Pilsum, das ist aber sehr theoretisch und bei einer so traumatischen Kindheit, dass die emotionale und psychische Entwicklung sowie das ganze Selbstbild dieser Zeit nur eine Ruine darstellt und somit das ganze Erdgeschoss in deinem Lebenshaus eine offen klaffende Wunde darstellt - da kannst du nicht einfach das erwachsene Obergeschoss drauf bauen.

Du kannst dem traumatisierten inneren Kind nicht sagen: Weißt du, du warst zwar nie Willkommen, aber als Erwachsene brauchst du das auch nicht mehr so.

Und Sicherheit und Willkommensein ist doch noch ein Unterschied. Willkommen sein ist: Genau auf dich habe ich gewartet! Sicherheit ist weniger persönlich.

Das innere Kind versteckt sich und sein Trauma und hat seinen Trauma-Tunnelblick und versteht Null rationale Argumente.

Was mir hilft, da ja die Psyche nicht zwischen Visualisierung und Erlebtem unterscheiden kann, ist, mir wunderbare Verwöhnungssituationen vorzuträumen.

06.08.2019 11:46 • x 4 #28


E
Zitat von Pilsum:
Dies scheint mir ein Betrachtungsfehler zu sein. Ein Gefühl kann man nicht erlernen.
.

Sicher kann man das.
Denk an die vielen Kinder, die Haßgefühle lernen gegenüber anderen, die anders sind, etwas anderes glauben, andere Wertvorstellungen haben.

Ein Trauma setzt Gefühle frei- auch das sind erlernte Gefühle, eben weil sie aus einer Erfahrung kommen.
Du kannst es entschärfen, verblassen lassen , aber es ist immer im Hintergrund.

Ich kenne aus einer früheren Gruppe eine Frau, die ganz früh Übergriffe erlebt hat.
Sie hat als Kind gelernt: Mann=Gefahr=Schmerz=Flucht
Die Angst und Furcht vor einem Mann ist ein völlig irrationales Gefühl, daß sie ganz lange in ihr Erwachsenenleben mitgenommen hat, dazu kam, daß sie normal sein wollte, also heiratete, zwei Kinder bekam, aber eine Wahnsinnswut auf ihren Mann hatte, und sich nicht erklären konnte, woher dieser völlig grundlose Haß kam.
Sie versuchte, dies Wut zu unterdrücken und wurde über die Jahre depressiv.
Erst in der Gruppentherapie konnte das Schritt für Schritt aufgedröselt werden.

Ich sehe sie heute noch da sitzen, ein Stofftier im Arm und jämmerlich weinen, weil ihr völlig der Zugang zu sich selbst gefühlt hat, zu diesem kleinen, wehrlosen Kind, das überhaupt nicht einordnen konnte was ihm eigentlich widerfahren ist.
Und ich weiß auch, daß ich das damals überhaupt nicht verstanden habe- ich hatte bis vor einigen Monaten kein Verständnis für das Innere Kind, allerdings ist bei mir irgendwann letztes Jahr der Knoten geplatzt und seither fühle ich mich immer besser, immer mehr bei mir, so komisch ich auch manchmal wirke.

06.08.2019 11:58 • x 6 #29


A


Hallo Jedi,

x 4#15


Jedi
Hallo Pilsum !

Zitat von Jedi:
Auch der Prozess, der Verabschiedung von meinem inneren Kind, war ein loslassen können, von den Erlebnissen meiner Vergangenheit.

Zitat von Pilsum:
Zu dieser Aussage von Dir würde ich gern von Deiner Sichtweise mehr erfahren.
Viele beschreiben ja immer, von einer nicht enden wollenden Verbindung zu
ihrem Inneren Kind.


Verabschidung von dem inneren Kind bedeutet, mit Hilfe einer professionelle Therapie (psychodynamische Behandlung),
so nachdem wir noch einmal durch die Erinnerung u. den Schmerz gegangen sind, sich davon zu Verabschiedung u.
das Loslassen ist so zu verstehen, dass wir die Folgen, die dieses Kind (also in meinem Fall der kl.Jedi), nun nicht mehr den Schmerz, die Gewalt, mit all ihren seelischen u. körperlichen Folgen, die lieblosigkeit, die sich in der Vernachlässigung gezeigt hat, nicht noch einmal durchleben braucht.

Es ist mir hier nicht möglich in Worten zu beschreiben, was für Gefühle aus meinem Unterbewusstsein hochgespült wurden, als ich noch einmal diese alten Erfahrungen durchlebt habe, von denen ich so viel schon Verdrängt hatte u.ich keine Ahnung mehr davon hatte.
Mal ein Beispiel dazu, wenn man mit einem Wehrmachtskoppel verprügelt wird, dass erzeugt sehr starke Schmerzen u. die körperlichen Verletzungen dadurch sind nicht gering.
Je häufiger du verprügelt wirst, irgendwann schützt uns unser Schmerzgedächnis u. man empfindet keine Schmerz mehr.
Da finden Prozesse in unserem Nervensystem statt, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, aber unser Unterbewusstsein hat solche Vorgänge gut abspeichert.
Villt. in etwa so vergleichbar, wie der bekannte Phantomschmerz.

So wie wir vieles andere auch, gut in uns abgespeichert haben u. durch Trigger wachgerufen werden kann, so wird in
der inneren Kind-Arbeit etwas wieder aktiviert, was gut in unserem Unterbewusstsein verborgen war.

Ich kann jedem nur die Empfehlung geben, wer eine innere Kind- Arbeit machen möchte, sollte sich dafür den richtigen Therapeuten mit der nötigen Erfahrung einer geführten innere Kind- Arbeit suchen.
Es allein, zu Hause im stillen Kämmerlein, mit einem Youtube- Video oder einer CD zu machen, davon würde ich dringend abraten !
Bei dem, was bei mir alles wieder hoch kam, das hätte ich niemals ohne eine professionelle Begleitung, ohne sonst nicht selbst Schaden zu nehmen, nie geschafft.
Auch Betroffene, mit denen ich gesprochen habe, die diese innere Kind- Arbeit auch einmal gemacht haben, von denen wurden mir meine eigenen Erfahrungen, dies nur mit einer professionellen Begleitung zu tun bestätigt.

Zitat von Pilsum:
Viele beschreiben ja immer, von einer nicht enden wollenden Verbindung zu
ihrem Inneren Kind.

Nun, dem einen gibt das innere Kind eine schlüssige Erklärung dafür, warum sie psychisch Erkrankung sind.
Einem Anderen hilft es sein Verhalten- u. seine Gedankenmuster besser zu verstehen.
Vielen hilft es, mit seinem inneren Kind zu sprechen, wenn man selbst sprachlos geworden ist oder es uns an einem Gegenüber fehlt, mit dem man so offen u. unverstellt über das was einem bewegt sprechen kann.

Ich nenne es auch Selbstansprache !
Dabei können wir die Erfahrung machen, einen wohlwollenden Sprachgebrauch zu verwenden, so, wie man Vernünftigerweise mit einem Kind auch sprechen sollte.

Ich empfinde auch noch eine Verbindung, zu meinem inneren Kind oder ich könnte auch sagen, ich empfinde eine Verbindung zu der Erfahrung meiner Vergangenheit !
Aber nicht mehr in der Weise, dass ich noch einmal diese ganzen Gefühle wahrnehmen müsste.
Aber so, dass mir bewusst ist, dass das ein oder andere Verhalten, aus der Zeit meiner Prägung u. Konditionierung stammt.

Abschließend meines Beitrags möchte ich noch etwas zu der inneren Kins- Arbeit schreiben !
In der Arbeit mit dem inneren Kind geht es noch einmal genau auf die Geschehnisse zuschauen, noch einmal diese Gefühle spürbar werden zu lassen, um sich dann davon zu Verabschieden u. diese Erlebnisse u. Erfahrungen sie loszulassen !
Ich, als der heutige Erwachsene kann den Part übernehmen, wo Früher kein Erwachsener sie bei uns übernommen hat.
Wir betreiben damit Selbstfürsorge u. können uns so auf den Weg zur Selbstliebe machen, weil dieses Grundbedürfnis sehr lange gefehlt hat.
Das Gefühl nach angenommen sein,
gewollt zu sein, in dieser Familie,
geliebt zu sein, ohne Gegenleistung erbringen zu müssen,
sich gewertschätzt zu fühlen, so wie man ist,
das uns ein Ur-Vertrauen vermittelt wird, so dass wir unseret Induition vertrauen können, unserem Herzen in Vertrauen folgen dürfen,
das wir lernen, dass Krisen zum Leben dazugehören u. wie man mit ihnen einen richtigen Umgang finden,
das wir uns in ersterlinie auf uns selbst verlassen können u. uns nicht abhängig machen, von den Urteilen u. Bewertungen Anderer,
uvm. !

Auch unerfüllte Bedürfniss durch einen Partner/in stillen zulassen, führt oft nicht selten in die Katastrophe.
Geben wir uns zuerst Selbst das, was wir von einem Anderen uns erhoffen oder uns wünschen.

Mein damaliger Therapeut hat mir etwas sehr Weises mit auf meinem Weg mitgegeben !
Du kannst nicht zurückgehen u. den Anfang ändern.
Aber Du kannst jetzt Anfangen u. das Ende ändern .

LG Jedi

06.08.2019 16:31 • x 8 #30

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