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MajaSFin
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Hallo zusammen,
Wie so viele von euch, deren Texte ich bereits mit großem Interesse gelesen habe, würde gerne auch ich meine Geschichte mit euch teilen und mich sehr über die ein oder andere Meinung von euch oder über einen eigenen Erfahrungsbericht freuen.
Meine Geschichte beginnt eigentlich schon im Studium. Da ich mich selbst finanzieren musste und mein Studium in Vollzeit durchgezogen habe, habe ich bereits vor ca. 9 Jahren damit begonnen, eine sehr umfangreiche, stressintensive und druckreiche Arbeitswoche nach der anderen zu führen. Meine Wochen sahen so aus, dass ich von montags bis freitags studierte, abends für die einzelnen Kurse lernte, ab und zu meiner besten Freundin Nachhilfe gab (ebenfalls abends) und am Wochenende sowohl samstags als auch sonntags jeweils zwischen 8-9 Stunden arbeiten ging. Das zog sich über 4 Jahre ohne freien Tag so fort. Nach Abschluss meines Studiums begann ich meinen Job als Projektleitung in der Baubranche. Die Tage wurden länger und länger, die Arbeit ging nie aus. Ich wechselte den Arbeitgeber insgesamt dreimal. Das erste Mal freiwillig, beim zweiten Mal unfreiwillig, da die Abteilung geschlossen wurde, in der ich tätig gewesen war. Beim dritten Arbeitgeber hatte ich mit Freude und großen Erwartungen angefangen (man kannte sich über die Jahre bereits ein wenig), musste jedoch feststellen, dass er hingegen meiner Überzeugung, mich zu kennen, sowohl meine Arbeitsleistung, als auch mein Können und meine Fähigkeiten merklich weit unterschätzte. Besonders während meines ersten Jahres dort, gab er mir regelmäßig indirekt zu verstehen, dass ich mit meinen jungen Jahren eigentlich nur in allem, was ich tat oder vorschlug, falsch und daneben liegen konnte. Was ich, heute betrachtet, für absoluten Humbug halte, da man mir in dem Unternehmen zuvor bereits angeboten hatte, einen höheren Posten einzunehmen. Damals jedoch verunsicherte mich die Einstellung des neuen Arbeitgebers extrem. Ich bekam regelrechte Schweißausbrüche und Panik, wenn etwas schief gehen könnte, traute mich nicht mehr, auch mal ein Risiko einzugehen oder meine Meinung offenkundig zu äußern. Ich wurde zur Ja-Sagerin, die sich jeden Tag abhetzte. Und ich habe es nicht gesehen. Ich habe es sogar bis vor kurzem nicht gesehen. Immer wieder habe ich mich verrückt gemacht für diese Firma, bei welcher ich seit Jahren für unser Personal (und mich) kämpfe, weil unsere Positionen personell unterbesetzt sind. Ich versuche, klar zu machen, dass sich unser Unternehmen regelmäßig mit der Anzahl der Baustellen selbst überfordert. Seit Jahren mache ich allein mit meinem Team mehr als die Hälfte des Jahresumsatzes des gesamten Unternehmens (neben mir gibt es noch 5 weitere Personen, die Baustellen leiten. Die anderen 5 machen zusammen also den Rest des Jahresumsatzes). Es wurden immer Versprechungen gemacht, die bis heute kaum gehalten wurden. Das für mich bis vor kurzem schlimmste Jahr war 2019. Arbeitstechnisch gesehen war es ein Höllenjahr. Ich hatte mehr Baustellen als ich sie mit Mitarbeitern bedienen konnte, jeder Auftrag wurde kurzfristig geändert und Leute haben aufgrund der Überforderung Fehler gemacht, die ich versucht habe zu puffern. Es gab eine Woche, in der ich mehr als das Doppelte einer regulären Arbeitswoche gearbeitet habe. Sonst waren es oft 60-70 Stunden. Ich war Ende 2019 dann innerhalb von 2 Monaten dreimal stark krank gewesen. Es folgte der Ausfall. Und noch einer. Und noch einer. Der Arbeitgeber hat anschließend die Anzahl der Baustellen zurückgefahren. Endlich haben sie auf mich gehört, dachte ich mir.
Heute jedoch ist davon nichts mehr zu spüren. 2022 war wieder solch ein Höllenjahr und nachdem ich an 2019 erinnert habe, ist genau gar nichts passiert. Im Gegenteil, ich habe dieses Jahr noch mehr Baustellen als im Letzten. Meine Worte prallen einfach ab. Seit Jahren schon fühle ich mich dauermüde, in den letzten Monaten ist es so schlimm geworden, dass ich teils eineinhalb Stunden brauche, um morgens überhaupt aus dem Bett zu kommen. Ganz extrem fällt mir in den letzten Wochen auf, dass mir irgendwie der rote Faden in meinen Arbeitsabläufen zu fehlen scheint. Es fällt mir unglaublich schwer, mich zu konzentrieren und eine Sache fertig zu bearbeiten. Ich bekomme einfach kaum noch etwas hin. Ständig vergesse ich etwas, und das so stark, als sei es mir niemals im Leben passiert. Meine Fehlerzahl, besonders die der Flüchtigkeitsfehler, die am Ende jedoch viel Geld kosten, häufen sich extrem. Ich brauche abends ewig, um einzuschlafen, aber das nicht, weil ich grüble, sondern weil ich immer das Gefühl habe, private Zeit zu verpassen oder zu bald wieder auf Arbeit gehen zu müssen. Sobald meinem Körper bewusst wird, dass ich am nächsten Tag auf die Arbeit muss, zieht sich mir der Magen zusammen, als hätte ich gegen eine starke Phobie zu kämpfen. Mir wird schlecht und der Stresspegel steigt. Vor knapp eineinhalb Jahren bekam ich aufgrund einer Tachykardie und andauernden Schwindelattacken Beta-Blocker verschrieben (im Alter von knapp 32 Jahren). Sie haben zwar etwas geholfen, aber ich fühle mich dennoch so, als sei mir die Puste ausgegangen. Ich konnte immer gut ausblenden, aber mittlerweile fallen selbst mir meine Veränderungen auf. Heulattacken hatte ich schon etliche, Migräneanfälle ebenfalls. Vor kurzem war ich erkältet gewesen. Ich lag eine Woche flach und habe davon knappe 4 Tage fast ausschließlich geschlafen. Und immer diese missmutige, schlechte Laune. Man fühlt sich wie ein abgestumpfter Baum mit Füßen, der entweder grimmig durch die Gegend wackelt oder dem alles gleichgültig ist. Zeit für Freunde oder Hobbies habe ich seit meinem Eintritt ins Berufsleben nicht mehr gehabt. Wobei der Beruf eigentlich mein Hobby war. Aber heute. unter Anbetracht der Tatsachen, die ich oben geschildert habe, habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich einfach nicht mehr kann. Ich habe immer versucht, beim Spitzen-Sprintteam, also in dem Fall immer meinen Vorgesetzten, mitzulaufen, wie bei einem Marathon, habe immer versucht, den Anschluss halten zu können, obwohl ich schon längst keine Kraft mehr hatte und meine Beine am Straucheln waren. Und jetzt habe ich zum ersten Mal keine Lust mehr, noch einen weiteren Schritt in diesem Marathon zu machen, weil mir einfach die Kraft fehlt, die Lust und der Sinn darin. Deswegen habe ich mich einfach hinfallen lassen und liege jetzt da. Was meint ihr, kann das Burnout sein?
Wie so viele von euch, deren Texte ich bereits mit großem Interesse gelesen habe, würde gerne auch ich meine Geschichte mit euch teilen und mich sehr über die ein oder andere Meinung von euch oder über einen eigenen Erfahrungsbericht freuen.
Meine Geschichte beginnt eigentlich schon im Studium. Da ich mich selbst finanzieren musste und mein Studium in Vollzeit durchgezogen habe, habe ich bereits vor ca. 9 Jahren damit begonnen, eine sehr umfangreiche, stressintensive und druckreiche Arbeitswoche nach der anderen zu führen. Meine Wochen sahen so aus, dass ich von montags bis freitags studierte, abends für die einzelnen Kurse lernte, ab und zu meiner besten Freundin Nachhilfe gab (ebenfalls abends) und am Wochenende sowohl samstags als auch sonntags jeweils zwischen 8-9 Stunden arbeiten ging. Das zog sich über 4 Jahre ohne freien Tag so fort. Nach Abschluss meines Studiums begann ich meinen Job als Projektleitung in der Baubranche. Die Tage wurden länger und länger, die Arbeit ging nie aus. Ich wechselte den Arbeitgeber insgesamt dreimal. Das erste Mal freiwillig, beim zweiten Mal unfreiwillig, da die Abteilung geschlossen wurde, in der ich tätig gewesen war. Beim dritten Arbeitgeber hatte ich mit Freude und großen Erwartungen angefangen (man kannte sich über die Jahre bereits ein wenig), musste jedoch feststellen, dass er hingegen meiner Überzeugung, mich zu kennen, sowohl meine Arbeitsleistung, als auch mein Können und meine Fähigkeiten merklich weit unterschätzte. Besonders während meines ersten Jahres dort, gab er mir regelmäßig indirekt zu verstehen, dass ich mit meinen jungen Jahren eigentlich nur in allem, was ich tat oder vorschlug, falsch und daneben liegen konnte. Was ich, heute betrachtet, für absoluten Humbug halte, da man mir in dem Unternehmen zuvor bereits angeboten hatte, einen höheren Posten einzunehmen. Damals jedoch verunsicherte mich die Einstellung des neuen Arbeitgebers extrem. Ich bekam regelrechte Schweißausbrüche und Panik, wenn etwas schief gehen könnte, traute mich nicht mehr, auch mal ein Risiko einzugehen oder meine Meinung offenkundig zu äußern. Ich wurde zur Ja-Sagerin, die sich jeden Tag abhetzte. Und ich habe es nicht gesehen. Ich habe es sogar bis vor kurzem nicht gesehen. Immer wieder habe ich mich verrückt gemacht für diese Firma, bei welcher ich seit Jahren für unser Personal (und mich) kämpfe, weil unsere Positionen personell unterbesetzt sind. Ich versuche, klar zu machen, dass sich unser Unternehmen regelmäßig mit der Anzahl der Baustellen selbst überfordert. Seit Jahren mache ich allein mit meinem Team mehr als die Hälfte des Jahresumsatzes des gesamten Unternehmens (neben mir gibt es noch 5 weitere Personen, die Baustellen leiten. Die anderen 5 machen zusammen also den Rest des Jahresumsatzes). Es wurden immer Versprechungen gemacht, die bis heute kaum gehalten wurden. Das für mich bis vor kurzem schlimmste Jahr war 2019. Arbeitstechnisch gesehen war es ein Höllenjahr. Ich hatte mehr Baustellen als ich sie mit Mitarbeitern bedienen konnte, jeder Auftrag wurde kurzfristig geändert und Leute haben aufgrund der Überforderung Fehler gemacht, die ich versucht habe zu puffern. Es gab eine Woche, in der ich mehr als das Doppelte einer regulären Arbeitswoche gearbeitet habe. Sonst waren es oft 60-70 Stunden. Ich war Ende 2019 dann innerhalb von 2 Monaten dreimal stark krank gewesen. Es folgte der Ausfall. Und noch einer. Und noch einer. Der Arbeitgeber hat anschließend die Anzahl der Baustellen zurückgefahren. Endlich haben sie auf mich gehört, dachte ich mir.
Heute jedoch ist davon nichts mehr zu spüren. 2022 war wieder solch ein Höllenjahr und nachdem ich an 2019 erinnert habe, ist genau gar nichts passiert. Im Gegenteil, ich habe dieses Jahr noch mehr Baustellen als im Letzten. Meine Worte prallen einfach ab. Seit Jahren schon fühle ich mich dauermüde, in den letzten Monaten ist es so schlimm geworden, dass ich teils eineinhalb Stunden brauche, um morgens überhaupt aus dem Bett zu kommen. Ganz extrem fällt mir in den letzten Wochen auf, dass mir irgendwie der rote Faden in meinen Arbeitsabläufen zu fehlen scheint. Es fällt mir unglaublich schwer, mich zu konzentrieren und eine Sache fertig zu bearbeiten. Ich bekomme einfach kaum noch etwas hin. Ständig vergesse ich etwas, und das so stark, als sei es mir niemals im Leben passiert. Meine Fehlerzahl, besonders die der Flüchtigkeitsfehler, die am Ende jedoch viel Geld kosten, häufen sich extrem. Ich brauche abends ewig, um einzuschlafen, aber das nicht, weil ich grüble, sondern weil ich immer das Gefühl habe, private Zeit zu verpassen oder zu bald wieder auf Arbeit gehen zu müssen. Sobald meinem Körper bewusst wird, dass ich am nächsten Tag auf die Arbeit muss, zieht sich mir der Magen zusammen, als hätte ich gegen eine starke Phobie zu kämpfen. Mir wird schlecht und der Stresspegel steigt. Vor knapp eineinhalb Jahren bekam ich aufgrund einer Tachykardie und andauernden Schwindelattacken Beta-Blocker verschrieben (im Alter von knapp 32 Jahren). Sie haben zwar etwas geholfen, aber ich fühle mich dennoch so, als sei mir die Puste ausgegangen. Ich konnte immer gut ausblenden, aber mittlerweile fallen selbst mir meine Veränderungen auf. Heulattacken hatte ich schon etliche, Migräneanfälle ebenfalls. Vor kurzem war ich erkältet gewesen. Ich lag eine Woche flach und habe davon knappe 4 Tage fast ausschließlich geschlafen. Und immer diese missmutige, schlechte Laune. Man fühlt sich wie ein abgestumpfter Baum mit Füßen, der entweder grimmig durch die Gegend wackelt oder dem alles gleichgültig ist. Zeit für Freunde oder Hobbies habe ich seit meinem Eintritt ins Berufsleben nicht mehr gehabt. Wobei der Beruf eigentlich mein Hobby war. Aber heute. unter Anbetracht der Tatsachen, die ich oben geschildert habe, habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich einfach nicht mehr kann. Ich habe immer versucht, beim Spitzen-Sprintteam, also in dem Fall immer meinen Vorgesetzten, mitzulaufen, wie bei einem Marathon, habe immer versucht, den Anschluss halten zu können, obwohl ich schon längst keine Kraft mehr hatte und meine Beine am Straucheln waren. Und jetzt habe ich zum ersten Mal keine Lust mehr, noch einen weiteren Schritt in diesem Marathon zu machen, weil mir einfach die Kraft fehlt, die Lust und der Sinn darin. Deswegen habe ich mich einfach hinfallen lassen und liege jetzt da. Was meint ihr, kann das Burnout sein?