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Depression und längere Krankmeldung

D
Hallo zusammen,

ich leide seit ca. 15 Jahren an wiederkehrenden Depressionen, habe mich aber nie in Behandlung begeben.
Aktuell befinde ich mich in einer Phase, die viel intensiver ist, als alle vorhergegangenen. Habe täglich fast durchgehend Suizidgedanken (es handelt sich lediglich um Gedanken) und verletzte mich immer wieder selbst. Habe starke Wutausbrüche, unkontrollierbare Reaktionen und starke Schlafstörungen.

Ich habe eine sehr gute, akademische Ausbildung und stecke in einem (gut bezahlten und anspruchsvollen) Job fest, der mich immer mehr überfordert. Meiner Meinung nach, ist er die Hauptursache für dieses extreme Tief. Mein Vertrag läuft am Ende des Jahres aus aber ich kann aktuell unter keinen Umständen kündigen, da ich somit in starke finanzielle Probleme geraten würde (finanzielle Verbindlichkeiten, Alleinverdiener, Hypothek, etc.). Ich müsste also bis Jahresende irgendwie durchhalten.

Vor ca. drei Wochen ist mit der Ernst der Lage bewusst geworden und ich bin damit zu meinem Hausarzt gegangen. Dieser hat mich an einen Psychiater/Psychotherapeuten überwiesen, allerdings beträgt die Wartezeit bis zum Termin 3,5 Monate. Er hat mich für zwei Wochen krank geschrieben und obwohl ich das Tief nie verlassen konnte, ging es mir während der zwei Wochen doch etwas besser, denn die Suizidgedanken und selbstverletzenden Handlungen nahmen nach ca. 10 Tagen recht stark ab. Ich muss dazu sagen, dass ich seitens meiner Ehefrau sehr stark und geduldig unterstützt werde und quasi mein Anker ist.

Ich bin aufgrund der geschilderten Probleme und der damit zusammenhängenden Konzentrationsunfähigkeit, permanenten Müdigkeit, Mattheit und Schwermut absolut arbeitsunfähig. Ich bin nicht mehr in der Lage etwas zu leisten und muss mich jeden Tag zur Arbeit quälen, einzig um meine Zeit abzusitzen. Kollegen denken, ich sei unfreundlich und wenden sich bereits von mir ab (ich kann das Thema auf keinen Fall bei der Arbeit thematisieren, da es die Situation nicht ändern würde).
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es mir nicht darum geht blau zu machen (leider werden Depressionen oft für diese Zwecke missbraucht), sondern die Situation ist einfach nur unerträglich.

Nun stelle ich es mir schwierig vor, alle zwei Wochen zum Arzt zu gehen und mich krank melden zu lassen, denn irgendwann könnte selbst er auf den Gedanken kommen, dass ich einfach nur der Arbeit fern bleiben möchte.

Wie war es bei Euch zwecks Krankmeldung? Wie sind Eure Erfahrungen und wie würdet Ihr vorgehen?

Vielen Dank im Voraus und beste Grüße!

05.02.2020 11:39 • #1


ZeroOne
Hallo @darkcastle !

Die Verlängerung der Krankmeldung sollte kein Problem sein.
Üblicherweise schreibt der Hausarzt krank bzw. verlängert die Krankschreibung so lange, bis man den Facharzttermin (Psychiater) hat und ab da übernimmt dann dieser.

Du musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn du dir immer wieder eine Verlängerung der Krankschreibung bei einem Arzt holst, so lange dies dein Gesundheitszustand erfordert.
Und ein Arzt, der die schwere deiner Erkrankung erkennt, wird auch nie damit zögern, oder eine abfällige Bemerkung deswegen machen. Und tut er es doch, dann ist es der falsche Arzt.

Auch beim Psychiater wird es wahrscheinlich keine längere Krankschreibung geben - meine persönliche Erfahrung sind max. 4 Wochen am Stück und dann eben immer wieder eine Verlängerung.
Sobald man aus der Lohnfortzahlung fällt und ins Krankengeld kommt, ist auch ein gewisser Druck der Krankenkassen da, dem sich viele Ärzte ungern stellen.

LG
ZeroOne

05.02.2020 12:07 • x 3 #2


A


Hallo darkcastle,

Depression und längere Krankmeldung

x 3#3


Irgendeine
Zitat von darkcastle:
allerdings beträgt die Wartezeit bis zum Termin 3,5 Monate.


Was das angeht, ruf mal deine Krankenkasse an. Manche bieten einen Terminservice an. Ich hatte dank meiner Krankenkasse (AOK) bisher bei jedem Facharzt innerhalb von max. 3 Wochen einen Termin.
Klar ist die Auswahl dann etwas eingeschränkt, aber wechseln kann man immer noch.

05.02.2020 16:29 • x 2 #3


D
Habt vielen Dank für Eure Beiträge! Sie haben mir sehr geholfen.

06.02.2020 09:11 • #4


Y
Mein damaliger Hausarzt hat es mir schon an der Nasenspitze angesehen, dass es mir schlecht geht. Die Krankschreibung war war überhaupt kein Problem. Soweit ich weiss, schreibt der Hausarzt krank, bis man einen Termin beim Psychiater hat.
Von einer Bekannten weiss ich, dass der Psychiater sehr lange krankgeschrieben hat. Sie hat eine Verhaltenstherapie begonnen und Medikamente eingenommen. Das musste ja erstmal Wirkung zeigen, bevor sie wieder arbeitsfähig war.

06.02.2020 10:57 • x 1 #5


D
Vielen Dank, Ylvi13! Mir sieht man es leider nicht so sehr an, da ich ein recht verschlossener Charakter bin und schwer zu deuten. Mir macht Deine Erfahrung aber definitiv Mut und der nächste Arztbesuch wird für mich erträglicher. Danke!

06.02.2020 11:02 • #6


Y
Wenn ich da nochmal nachhaken darf. Ich bin auch nicht unbedingt ein offener Charakter. Dennoch glaube ich, dass die Depression einen in einer Art verändert, die eindeutig ist, ganz besonders im Gesicht. Zumindest für einen Arzt sollte das sehr gut zu erkennen sein.

06.02.2020 11:07 • #7


111Sternchen222
Ja, meine Kollegin bekommt irgendwie einen starren Blick und die Augen glänzen nicht mehr.

06.02.2020 19:13 • x 1 #8


A


Hallo darkcastle,

x 4#9


D
Das ist natürlich durchaus möglich. Ich konnte es nie an mir selbst beobachten, da ich mich nicht sehe aber der Arzt hat auf mich nicht den Eindruck gemacht, dass er mir nicht glauben würde.

07.02.2020 14:18 • #9

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