Vielen Dank für Eure Kommentare. Habe den Ratschlag befolgt und mal alles aufgeschrieben was ich meinem Arzt morgen sagen will. Ich werde das ausdrucken und ihn bitten das in meinem Beisein zu lesen und dann mit mir drüber zu reden. Habe einen Termin ganz früh morgens, da ist das Wartezimmer nicht so voll und er wird wohl etwas mehr Zeit für mich haben. Ich kopiere den Text mal hier rein. Würde mich freuen zu hören was ihr davon haltet und ob ich was wichtiges vergessen habe oder auch etwas weglassen sollte.
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Immer wenn ich eine Arzpraxis verlassen habe, fällt mir ein was ich vergessen habe zu erwähnen, worum ich bitten wollte und was ich nicht verstanden habe. Sobald ich im Behandlungszimmer sitze spüre ich Zeitdruck, was durch ein volles Wartezimmer noch verschlimmert wird. Ich habe panische Angst davor jemandem zur Last zu fallen und darüber vergesse ich dann die Dinge anzusprechen, die mir wichtig sind. Damit das nicht wieder passiert schreibe ich nun alles auf, auch weil es mir ohnehin schwer fällt über meine Gefühle und Ängste zu sprechen.
Am 02.03. war ich zum zweiten Mal bei Herrn Dr. x.. Obwohl ich der einzige Patient war, hat das Gespräch wieder nur 3 Minuten gedauert und ich habe mich wieder verzettelt und die Hälfte vergessen. Nach 3 Minuten hatte ich ein Rezept für ein Antidepressivum (Mirtazapin 15mg) in den Händen und stand wieder vor der Tür. Allerdings ohne die Arbeitsunfähigkeit, um die ich ihn bitten wollte. Ich weiß heute schon nicht mehr ob ich ihn darauf überhaupt angesprochen habe. Darauf folgte dann gleich wieder ein emotionaler Zusammenbruch, weil ich mich so unfähig, hilflos und unverstanden fühlte.
Ich bin mit der Diagnose „Depression“ irgendwie überfordert. Ich weiß nicht was ich tun oder lassen soll, habe das Gefühl nirgends an der richtigen Adresse zu sein und mache mir dadurch selbst immer mehr das Leben zur Hölle. Ich will mich aufraffen, komme aber aus eigener Kraft nicht aus diesem Loch.
Auch wenn meine Freundin sich das nicht anmerken lässt, leidet sie sehr unter meinem Zustand. Sie muss alles organisieren. Sie kümmert sich um den Haushalt, obwohl ich seit Wochen den ganzen Tag zuhause bin. Sie muss sich um unsere sozialen Kontakte kümmern, weil ich das derzeit nicht kann. Ohne sie wäre ich schon längst verwahrlost und völlig einsam.
-Ich sehe nicht sonderlich krank aus aber ich fühle mich krank. Emotional, körperlich und geistig krieche ich auf dem Zahnfleisch.
-Alles was ich mache geschieht im Schneckentempo. Kleinste Anstrengungen erschöpfen mich. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, bin unfähig Entscheidungen zu treffen und wünsche mir das Andere die Zügel für mich in die Hand nehmen.
-Ich würde mich gerne mehr bewegen, kann mich aber noch nichtmal zu einem kleinen Spaziergang aufraffen.
-Ich schlafe seit Wochen schlecht. Nach 3, maximal 4 Stunden wache ich auf. Meist schweißgebadet. Auch tagsüber kann ich nicht schlafen obwohl ich immer müde und erschöpft bin.
-Ich habe immer Hunger aber keinen Appetit und ich kann mich auch nicht aufraffen mir etwas zu kochen. Wenn mir dann vor Hunger richtig schlecht wird, esse ich etwas schnell verfügbares, das keine Zubereitung erfordert (Tiefkühlpizza).
-Ich trinke an fast jedem Tag Alk. und *beep*. Das geht nun schon seit einigen Jahren so und wurde immer extremer. Nach einem Tag im Büro, auch wenn dieser nicht sonderlich anstrengend war, half mir das den Kopf frei zu bekommen und abzuschalten. Ich muss dann zumindest für ein paar Stunden nicht darüber nachdenken wie unglücklich ich bin. Auch in meiner jetzigen Phase trinke ich zuviel und ich habe wieder angefangen Zig. zu rauchen (Nach 5 Monaten Abstinez). Angesichts meines Bluthochdrucks eine unverzeihliche Dummheit aber es beruhigt mich ein wenig.
- Ich habe innerhalb eines Jahres ca. 15 kg zugenommen
Ich habe im Beruf immer schnell und zuverlässig gearbeitet und konnte mich auch in neue Aufgaben schnell einfinden. Nach über 10 Jahren im gleichen Job kann man das wohl auch erwarten. Meine Kollegen kennen mich lebensfroh, hilfbereit und immer zu einem Scherz aufgelegt. Diesen Schein habe ich versucht zu wahren, auch wenn es in mir ganz anders aussah. Ich bin oft auf die Toilette verschwunden, um dort zu weinen und verbrachte meine Mittagspausen lieber allein als mit Kollegen oder Freunden. In den letzten Wochen vor meinem Urlaub (Dezember) habe ich aber selbst die einfachsten Standardaufgaben nicht mehr bewältigen können und das hat sich auch nach meinem Urlaub nicht gebessert. Ich starrte auf meinen Bildschirm, konnte mich aber nicht aufraffen etwas zu Ende zu bringen oder etwas neues anzufangen.Daraus resultieren dann Selbstzweifel, Vorwürfe und Ängste. Angst davor als faul oder nichtsnutzig hingestellt zu werden. Ich WILL ja aber ich KANN nicht!
ENDE TEIL 1
03.03.2010 10:25 •
#9