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Depressionen werden immer stärker
Einen schönen guten Abend liebe Gemeinschaft,
Mein Name ist Benjamin (Name geändert) ich bin mittlerweile 22 Jahre alt und leide an für mich sehr großen Problemen. Ich denke ich fange am besten mit meiner Lebensgeschichte an, damit sich jedermann ein Bild von meiner momentanen Situation machen kann. Ich möchte euch hiermit auf dem Weg geben, dass ich nicht Aufmerksamkeit, sondern eine Lösung für meine Probleme suche. Ich weiß mittlerweile einfach nicht mehr weiter.
Als Kind wuchs ich den Großteil der Zeit bei meiner Großmutter auf, meine Eltern leben seit meiner Geburt getrennt. Der Grund dafür, meine Mutter verbrachte aufgrund Ihrer chronischen Schizophrenie einen Großteil meiner Kindheit in einer Psychiatrie. Ihre Schizophrenie verlautbarte sich größtenteils durch Agressions- und Angstzustände (So habe ich das zumindest in Erinnerung). War Sie nicht in der Psychiatrie, so wohnten meine Mutter und ich in einer kleinen aber sehr schönen Wohnung. Die für mich als Kind nicht zu deklarierenden Stimmungsschwankungen und Stimmen im Kopf meiner Mutter waren für mich schwer zu ertragen. Öfters warf meine Mutter Geschirr durch die Küche um Ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen. Ich dachte damals (und auch heute noch) daran, an der Situation schuld zu sein. Ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe. Ich malte Ihr immer Bilder in der Hoffnung, Ihre Aggressionen würden verschwinden. In Erinnerung habe ich auch noch ein besonders schlimmes Ereignis. Meine Mutter stand eines Tages am Balkon der Wohnung, damals war die Wohnung noch ein Rohbau (ein Geländer oder Absperrung war nicht vorhanden). Sie stand ganz dicht an der Kante und wollte springen. Ich rief Ihr mit weinender Stimme zu das Sie doch mich habe und ich Ihr in dieser schweren Zeit zur Seite stehen werde. Ich war damals 4 Jahre alt. Aufgrund von Wechselwirkungen der Tabletten (so wurde mir das später erklärt) erstarrte Sie einige male. Sie konnte sich nicht bewegen, keine Emotionen zeigen und schon gar nicht sprechen. Auf Fragen reagierte sie nicht, sie schaute mich nicht an sondern starrte nur in eine Richtung. Als Kind steht man solchen Situationen machtlos gegenüber. Ich wusste zum damaligen Zeitpunkt auch nicht was ich machen solle. Glücklicherweise kam einige Stunden später meine Tante und alarmierte die Rettung. Die Einsätze des Roten Kreuzes habe ich noch gut in Erinnerung. Ich danke allen Helfern das es euch gibt und das meiner Mutter geholfen wurde.
In der Grundschule hatte ich aufgrund unseres Religionslehrers (Pfarrer) viele Fehlstunden. Ich litt ständig an Bauschmerzen wenn sein Unterricht bevorstand. Ich konnte am Tag davor nie schlafen, weinte die ganze Nacht. Wie sich später herausstellte litt dieser Mann an schweren psychischen Problemen. Ich erinnere mich daran wie er die schwächeren (auch bezogen auf schwache Familien) vor der gesamten Klasse bloßstellte. Er bewarf uns auch öfters mit Kreidestücken und beleidigte mich zutiefst. Ein Satz der mir in Erinnerung blieb: Deine Eltern sind nicht verheiratet, was soll aus so einem *beep* wie dir eigentlich werden. Ich kann es dir sagen, du bist nichts und aus dir wird auch nichts. Fast jeder hatte Angst vor diesem Mann, auch ältere Leute in der Dorfgemeinschaft. Meine Großmutter wurde eines Tages von Ihm in der Kirche, als Sie die Gebühren für das lesen einer Messe zahlen wollte, bedroht.
Meine Noten reichten glücklicherweise aus um ein Gymnasium zu besuchen. Leider musste ich nach der siebten Schulstufe aufgrund von schwerem Mobbing (ausgehend von Schülern und Lehrern) die Schule verlassen. Ich erinnere mich noch gut daran in ständiger Angst in die Schule gegangen zu sein. Besonders der Sportunterricht bereitete mir panische Angst. Und das obwohl unser Sportlehrer sehr nett zu uns allen war.
Auch zu dieser Zeit verbrachte ich wieder einen Großteil der Zeit bei meiner Großmutter. Bei Ihr wohnten auch noch meine beiden Tanten. Beide leiden ebenfalls an Schizophrenie und schweren Depressionen. Eine Tante versuchte vergebens sich zwei mal das Leben zu nehmen. Meine andere Tante beobachtete ich wie Sie meinen damals 13 jährigen Cousin schlug.
Bei meiner Tante welche sich das Leben nehmen wollte nahm ich einige Zeit lang Klavierunterricht. Auch Sie war teilweise sehr aggressiv zu mir und meiner Mutter. Meine Mutter sagte Ihr eines Tages dass sie in der Schule das anders beigebracht bekam als ich. Daraufhin warf meine Tante meine Mutter und mich aus dem Haus. Klavierunterricht hatte ich dann keinen mehr.
Meinen leiblichen Vater sah ich sehr selten, unsere Beziehung ist auch heute nicht gerade die beste. Nach dem Schulwechsel litt ich an sehr schweren Angstzuständen. Aufgrund dieser Angstzustände blieb ich öfters von der Schule fern. Nach dem Abschluss der achten Klasse versuchte ich es erneut an einer höheren Schule welche ich wiedermal wegen Mobbing abbrechen musste. Mein Vater machte mir damals immer wieder Vorwürfe: Ohne Matura/Abitur bist du nichts Wert. Meiner Mutter ging es zu dieser Zeit glücklicherweise schon um einiges besser, sodass sie beschloss mit mir zu ihrem neuen Lebensgefährten zu ziehen. Ich versuchte mich damals mit allen mitteln gegen diesen Umzug zu wehren. Der Ort an dem wir ziehen sollten war nicht gerade um die Ecke. Meine beiden Freunde welche mir ein bisschen halt gaben würde ich aufrund des Abstandes verlieren, so meine damalige Vermutung. Ich musste leider recht behalten. An dieser Situation bin ich aber auch selbst schuld. Ich hätte mir mehr mühe geben können, den Kontakt zu Ihnen aufrecht zu erhalten. Zusammen mit meiner Mutter sind wir also zu meinem Stiefvater gezogen. Das Haus und der Garten waren wunderschön, mein Zimmer war groß und auf allen Seiten gab es Fenster wo das Sonnenlicht herein strahlte. Damals lernte ich auch seine beiden Kinder kennen, welche ich sofort ins Herz schloss. Seine Kinder waren 8 und 10 und leben in Deutschland. Bei uns zu Besuch waren Sie nur sehr selten. Mein Stiefvater war schwerer Alk. und litt zudem an schweren Depressionen und Schizophrenie. Zum damaligen Zeitpunkt war ich aufgrund des Schulabbruchs arbeitslos. Nach langem Suchen fand ich eine wunderbare Lehrstelle mit wirklich tollen und einmaligen Kollegen. Einige Wochen nachdem ich meine Lehrstelle antrat musste ich leider den nächsten Schicksalsschlag feststellen. Ich fand meinen Stiefvater leblos am unteren Ende des Stiegenhauses. Er war gerade dabei zu sterben. Es war ein fürchterlicher Anblick den ich nicht vergessen kann. Meine Mutter kam kurze Zeit später vom Einkaufen nach Hause. Der daraufhin alarmierte Notarzt konnte leider nur mehr seinen Tod feststellen. Aufgrund dieses Ereignisses konnten wir nicht mehr im Haus schlafen. Daher entschieden wir uns wieder zurück zu meiner Großmutter zu ziehen.
Ich bemerkte zum damaligen Zeitpunkt noch etwas. Meine Blicke richteten sich zunehmend mehr zu Männern als auf Frauen. Meine Familie ist sehr christlich konservativ, ein gleichgeschlechtlich Familienmitglied würde mit Sicherheit abgestoßen werden. Mit 20 gestand ich mir endgültig ein gleichgeschlechtlich zu sein. Meiner Familie werde ich das jedoch nie mitteilen. Genauso wenig werde ich jemals eine Beziehung führen können. Den einzigen gesunden Menschen, meine Großmutter, würde ich dadurch verlieren. Nach dem Tod meines Stiefvaters begann ich unterschiedliche Psychotherapien. Ein Psychotherapeut wollte bei einer Sitzung meine Mutter und meinen Vater anwesend haben. Meine Mutter kam, mein Vater jedoch nicht. Der Therapeut rief ihn daraufhin an und stellte sein Handy auf laut. Ich erinnere mich noch daran wie mein Vater den Therapeuten beschimpfte und meinte, dass bei mir sowieso schon alles verloren sei und er mit Menschen wie Ihm (Therapeut) nichts zu tun haben möchte. Mein Vater gab mir am Abend den Ratschlag die Therapie abzubrechen. Einmal versuchte mein Therapeut uns nochmal alle zusammen an einen Tisch zu bringen. Diesmal gelang ihm das mit viel Mühe auch. Mein Vater sagte mir bei der Therapie: Sieh dich nur an, du bist ein Haufen elend. Ich habe alle diese Therapien, auch welche die ich danach begonnen habe, abgebrochen da ich keinen Mehrwert und auch keine Besserung meines Gemütszustandes darin fand. Mein Vater hatte vermutlich recht.
Der Psychiater zu welchem ich regelmäßig gehen muss verschrieb mir Sertralin und Alprazolam welche ich seither nehmen muss. Mit den Nebenwirkungen kann ich gut leben, die Tabletten helfen mir etwas die Situation aushalten zu können.
Eines Tages war mein Vater bei mir zu Besuch und sah die Tabletten. Er fragte mich was das genau ist und für was das gut sein soll. Nach meiner Erklärung meinte er: Du brauchst sowas nicht. Hör dir Musik an, das hilft. Traurig ist jeder mal im leben.
Die Berufsschule war weit von zuhause entfernt. Aber auch hier fand ich gesunde Menschen die mir Unterstützung und einen kleinen funken Hoffnung und Freude bereiteten. Im Internat der Schule waren wir in einem Vierbett Zimmer untergebracht. Einem Schulkollegen der damals sehr nett zu mir war vertraute ich einen Teil meiner Geschichte an. Was ich mir damals jedoch nicht vorstellen konnte, er verwendete meine Lebensgeschichte gegen mich. Eines Abend drohte er mich umbringen zu wollen. Er meinte, solche Kreaturen wie ich haben auf dieser Welt nichts verloren. Er hoffe doch sehr dass wenn er mich nicht umbringen könne, ich an einer Überdosis meiner Tabletten sterben würde. Ich war nie schlecht oder böse zu ihm, habe ihn immer so gut ich konnte unterstützt. Die einzige Reaktion auf diese Thematik, er wurde in ein anderes Zimmer verlegt. Einige Wochen später (Ich war zu dieser Zeit krank und nicht in der Schule) drohte er in der Schule mit einem Amoklauf. Der darauffolgende Polizeieinsatz und Gerichtsprozess hat ihm ein Jahr bedingte Haft gekostet. Wie mir ein Lehrer mitteilte litt auch er an einer Schizophrenie.
Ich weiß bis heute nicht wie ich tatsächlich meinen Lehrabschluss erreichen konnte. Ich betete damals sehr oft und viel, dass ich zumindest ein bisschen Bildung in meinem leben habe. Aufgrund der damals wenigen Angstzustände hatte ich damals eine Idee wie ich meiner Mutter vielleicht doch etwas helfen kann. Sie war nach dem Tod Ihres Lebensgefährten ziemlich alleine. Künstlerisches arbeiten hatte Ihr immer viel Spaß bereitet. Ich beschloss daraufhin mit Ihr gemeinsam an einer Kirch zu bauen. Den Kölner Dom im Maßstab 1:50. Rund 4 Meter lang und 4 Meter hoch soll er werden. Mit der Planungspanne begann ich Ende 2014, er besteht aus rund 1500 Teilen. Ich habe Ihr nie mitgeteilt das ich Ihr damit helfen möchte. Wir bauen bis heute daran. Meine Mutter meinte eines Tages zu mir das Ihr die Arbeit mit mir sehr viel Spaß mache und viel Kraft gebe.
Nach meinem Lehrabschluss mietete ich mir eine eigene Wohnung, in der Hoffnung etwas Abstand zu meiner kranken Familie würde mir gut tun. Ich kann ehrlich gesagt nicht beschreiben ob das wirklich so ist. Ich kann nicht beschreiben wies mir momentan geht. Ich kann nur ausdrücken was ich momentan mache. Die letzten Monate schlafe ich das Wochenende meistens durch. Unter der Woche kann ich nachts nicht schlafen. Ich höre ständig Geräusche und denke jemand verfolgt mich bzw. ist in meiner Nähe. Oft wache ich auf und dachte im Traum nicht atmen zu können.
Seit August letzten Jahres leide ich an Scabies. Ich weiß nicht wie ich mir das eingefangen habe und mittlerweile auch nicht wie ich das noch loswerde. Jegliche Therapieversuche (Infectoscab, Antiscabium, Stromectol) blieben erfolglos. Trotz aller Maßnahmen welche ich befolgt habe sind noch immer Milben unter meiner Haut. Diese Parasiten machen mir mittlerweile psychisch sehr zu schaffen.
Meine Selbstmordgedanken werden immer schlimmer. Meine Mutter ist momentan medikamentös sehr gut eingestellt und merkt das es mir schlecht geht. Ich versuche mich jedoch so gut wie es geht, sei es bei Ihr oder in der Arbeit, zu verstellen. Ich möchte Sie mit meinen Problemen nicht belasten. Ich kann jedoch mit keinem über meine Probleme ernsthaft sprechen.
Ich erröte sehr schnell bei jeglicher Art von Situationen. Aus diesem Grund gehe ich auch nicht fort oder suche mir Freunde.
Erst vor kurzem hat sich in meiner näheren Umgebung jemand das Leben genommen. Eine Art und Weise welche ich seit dem Beginn meiner Suizid Gedanken bevorzugen würde. Ein relativ sicherer Weg seinem leben ein Ende zu setzten ohne dass dabei andere Menschen zu schaden kommen. Wirklich versucht habe ich bis dato noch nicht. Als letzten Ausweg sehe ich den Suizid aber schon.
Ich weiß nicht wieso ich in meinem Leben so viele Fehler gemacht habe, ich weiß nicht wie ich diese wiedergut machen kann, ich weiß auch nicht welche Hilfe ich mir hier erwarten kann. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Ich danke euch trotzdem
Benjamin
09.02.2019 23:56 •
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