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Depressionen oder Fehldiagnose?

O
Hallo,
als Kind war ich schon jemand, der relativ viel grübelt und sehr aktiv war. Mit 17 hatte ich Lymphdrüsenkrebs und sofort im Krankenhaus Schlafstörungen, die dann auch von einem Psychiater mit Mirtazapin behandelt wurden.
Von da an hieß es bei jedem Psychiater sofort, ich habe Depressionen und brauche Medikamente. (Es hat 2 Jahre gedauert, einen Termin bei einer bauchbaren Psychiaterin zu bekommen. Die beiden anderen waren recht unfreundlich und haben ohne viel auf das einzugehen, was ich erzählte, starke Medikamente verschrieben.) Psychotherapie habe ich nicht auf Kasse bekommen, obwohl die eigentlich zahlt. Es gibt nur zu wenige Therapeuten, die einen Kassenvertrag haben. Deshalb hab sie und später eine Hypnosetherapie auf eigene Kosten begonnen, war jedoch sehr teuer und wirklich nutzlos. Mit Freunden zu reden hilft mir mehr und ist lustiger.

Jetzt bin ich an dem Punkt: Die Einschlaf-Störungen sind noch immer da. (Liege meist 2-4 Stunden Wach, steh dann aber wieder auf, wenns lang ist.) Ich habe die letzten Jahre Trittico, Mirtazapin, Quetiapin, Antiepileptika und dann verschiedene Mittel (Sertralin etc.) in der Früh bekommen, nur um die Müdigkeit und Erschöpftheit der anderen Medikamene weg zu bekommen. Denn diese Nebenwirkungen sind mein großes Problem. Am wenigsten von ihnen habe ich bei etwa drei mg Mirtazapin abends, das hilft aber auch kaum merkbar beim einschlafen.
Die Nebenwirkungen äußern sich bei allen Medikamenten den ganzen Tag durch Erschöpfung, Müdigkeit, Konzetrations, Merk- und Denkschwierigkeiten. Manche Medikamente haben auch verursacht, dass ich 3-4 Mal in der Nacht aufgewacht bin, oder wirklich Selbstmordgedanken hatte.
Jetzt geh ich zu keinem Arzt mehr, weil's mir wirklich reicht. Und frage mich, was da noch eine Ursache für die Schlafstörungen sein könnte. Und wie sieht das Diagnoseverfahren eigentlich genau aus? Ich habe letztes jahr nur einmal, auf eigenen Wunsch eine professionelle Testung auf Antidepressivas gemacht, welche positiv war. Bei dieser Testung wurde auch angemerkt, dass ich leichte ANzeichen für Depressionen habe (Weil ich etwas Markaber bin). Die Anzeichen für Depressionen, die ich selber bemerke, sind neben den Schlafstörungen ganz klar durch die Medikamente verursacht. Mir ging es noch nie so schlecht, wie mit diesen Medikamenten. -Und keine Sorge, ich habe die Medikamente so genommen, wie es mit dem Arzt abgesprochen war.

Hat einer von euch vielleicht ähnliches Erlebt oder einen Tipp für mich?

Liebe Grüße
Olav

25.08.2018 14:53 • #1


CeHaEn
Moin!

Deine Symptome können natürlich auf Depression hinweisen. Aber wie sieht es denn z.B. mit deinem Antrieb, deinen sozialen Kontakten, deinem Selbstwertgefühl aus? Liegst du dann einfach nur wach, oder grübelst du und bist irgendwie angespannt?
Wenn du sagen kannst, dass es dir - abgesehen von deinen genannten Symptomen - gut geht, dann könnte tatsächlich ein Fragezeichen hinter der Diagnose stehen.

Wenn du den Verdacht hast, dass deine Schlafstörungen einen anderen Grund haben, dann solltest du wohl oder übel erneut zum Arzt gehen. Möglicherweise hilft eine Beobachtung im Schlaflabor weiter. Entweder zeigt sich ein anderer Grund für die Störungen, oder schlafmedizinische Ursachen können ausgeschlossen werden.

25.08.2018 16:00 • x 1 #2


A


Hallo Olav,

Depressionen oder Fehldiagnose?

x 3#3


O
Hallo,
Danke für die schnelle Antwort!
Mein Antrieb war gut, wenn ich keine Medikamente nahm, und trotzdem genug irgendwie geschlafen habe. Das schaff ich während der Uni ohne Medikamente kaum, weil ich ja um 6 raus muss...

Auf die Idee, dass ich mit dieser Behandlung auf den Holzweg bin, kam ich, weil mir die Medikamente überhaupt nicht gut tun. Und die sollten bei Depressionen doch etwas weiteres bewirken, als dass ich (zwar nicht erholsam, aber doch) schlafe. Und mich sonst nicht nur mit solchen Nebenwirkungen belasten. Ich nehme sie schon eine ganze Weile, weil alle Ärzte meinten, man muss sich daran gewöhnen, und irgendwann geht es mir am Tag besser.

Bisher hat das viel geschadet. Freunde hatte ich nie so viele, aber dafür gute. Das ist für mich auch angenehmer, da ich recht Stressempfindlich bin, was viele Leute an geht. Im jetzigen Zustand natürlich noch mehr, und meine Freunde merken, dass die Medikamente meinen Zustand verschlechtern.

Das Geankenkreisen habe ich manchmal, manchmal bin ich aber auch sehr erschöpft und habe es nicht - schlafe dann aber trotzdem nicht ein, sondern liege wie Hypnotisiert im Bett, weil ich zu müde bin um aufzustehen.
Andererseits, is da, wenn meine Gedanken kreisen, oft nichts Negatives der Grund. Zur Zeit beispielsweise ist das vorallem die Vorfreude auf die Uni im Oktober. Obwohl ich im Urlaub bin, freue ich mich
gerade sehr darauf.
Schöne Grüße

25.08.2018 17:25 • #3


JuliaW
Hallo Olav,

in der Tat wirkst Du Deiner Beschreibung nach nicht unbedingt depressiv.

Ich schätze mal, dass Du schon viel gelesen hast zum Thema Schlaflosigkeit und wahrscheinlich sehr gut informiert bist? Kennst Du die Schlafschule? Ich hatte in einem Artikel darüber gelesen und mich erinnert. Keine Ahnung, ob das hilfreich ist für Dich, doch ich poste mal den Link: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sc . -1.3149270

Außerdem hatte ich kürzlich irgendwo gelesen, dass es Meschen zu geben scheint, die die eigene Schlaflosigkeit träumen. Das hatten Forscher im Schlaflabor festgestellt. Interessiert Dich das? Dann schaue ich mal, wo das war.

Hoffentlich findest Du bald eine gute Lösung!

Liebe Grüße
Julia

25.08.2018 19:33 • x 1 #4


JuliaW
Hallo Olav,

was ich gestern nicht geschrieben habe: Ich bin ein Fan davon, der eigenen Intuition zu vertrauen. Ärzte können Dich von außen sehen und Messungen vornehmen, doch Du bist in Dir drin und quasi der Experte Deines Lebens.

Für mich hört sich sinnvoll an, was CeHaEn geschrieben hat:

Zitat von CeHaEn:
Wenn du den Verdacht hast, dass deine Schlafstörungen einen anderen Grund haben, dann solltest du wohl oder übel erneut zum Arzt gehen. Möglicherweise hilft eine Beobachtung im Schlaflabor weiter. Entweder zeigt sich ein anderer Grund für die Störungen, oder schlafmedizinische Ursachen können ausgeschlossen werden.


Liebe Grüße,
Julia

26.08.2018 09:55 • x 1 #5


CeHaEn
Auf mich wirkt das auch nicht so, wie ich Depressionen bei mir und Bekannten (mit-)erlebt habe.

Es ist richtig, dass viele Medikamente ihre volle Wirkung erst nach mehreren Wochen entfalten. Solange sollte man dann schon abwarten. Wenn die erwünschten Effekte allerdings komplett ausbleiben oder die Nebenwirkungen zu stark sind, dann nützt das auch nichts.

26.08.2018 16:25 • #6


S
Ich lese gerade, dass du Mirtazapin und einige andere Medikamente bekommen hast. Mirtazapin hatte man mir auch verschrieben und meine Erfahrungen sind, dass man da relativ schnell wegtritt und meint zu schlafen aber der Geist noch hellwach ist, der Körper nur auf irgendeine Art ausgeschaltet ist und man dann auch 3-5 Stunden später aufwacht und dann mitten in der Nacht hellwach ist. Die Folge ist eine dauerhafte Erschöpfung über den Tag, da der Körper mit Mirtazapin nicht wirklich geruht hat. Wenn du nach dem Aufwachen nachts von Selbstmordgedanken ab und an schreibst dann ist das auch kein Wunder, solche Medikamente können die Psyche wirklich durcheinanderbringen und einem mitten in der Nacht hellwach in ein tiefes Loch fallen lassen. Es mag vielleicht merkwürdig klingen aber manchmal ist es dann besser nicht auf Teufel komm raus wieder einschlafen zu wollen sondern einfach wirklich aufstehen, irgendwas essen oder auf die Terasse gehen, kurz etwas lesen oder ähnliches.

Insbesondere wirkt sich Mirtazapin extrem aus, wenn Wirkstoffe wie Diazepam-Varianten im Körper sind, das kann zum Horrortrip werden! Habe ich erlebt direkt am Arbeitsplatz. Vielleicht war das nicht wirklich die beste Wahl von deinem Arzt.

Wenn ich abends ein Buch lese, dann meist viele Monate, da ich bereits nach sehr wenigen Seiten einschlafe. Das Lesen ermüdet die Augen. Handy oder Tablet im Bett ist weniger vorteilhaft, da durch das spezielle Licht weniger Schlafhormone ausgeschüttet werden.

02.09.2018 00:20 • #7


F
Hallo!
Bist du noch in onkologischer Nachsorge?
Vielleicht ist es eine Folgewirkung der Chemo.

Mein Sohn macht gerade eine Chemo, vorher hatte er schon Bestrahlung und davor eine andere Chemo als jetzt.
Uns haben die Ärzte gesagt, das u.a. Fatigue und auch Schlafstörungen noch Jahre nach Therapieende auftreten können...

02.09.2018 17:51 • #8


JuliaW
Hallo Olav,

beim Lesen dieses Artikels Einschlafmethode Schlafen in nur 2 Minuten: Ein alter Militär-Trick soll es möglich machen (https://www.stern.de/gesundheit/schlaf/ ... 42652.html) habe ich an Dich und Deine Frage gedacht. Möglicherweise einen Versuch wert?

Liebe Grüße
Julia

05.09.2018 12:05 • #9


O
Hallo,
Danke für die vielen Antworten!
Ich bin noch bis vor kurzem zur Nachsorge gegangen, doch die Meinung eigentlich aller Ärzte ist, dass die Chemo das durchaus verursachen kann (Chemobrain) aber dies nicht richtig erforscht ist und auch deshalb keine Hilfe von Seiten der Onkologen möglich ist.
Danke Julia, das klingt auch sehr interessant!
Liebe Grüße

15.09.2018 07:18 • #10


O
Zitat von JuliaW:
Hallo Olav,

beim Lesen dieses Artikels Einschlafmethode Schlafen in nur 2 Minuten: Ein alter Militär-Trick soll es möglich machen LINK habe ich an Dich und Deine Frage gedacht. Möglicherweise einen Versuch wert?

Liebe Grüße
Julia


Hallo,
Ich melde mich so spät, da ich erst einmal etwas abwarten wollte, um das auszuprobieren.
Und es funktioniert wirklich (vielleicht nicht unbedingt 2 Minuten, aber sehr viel schneller als zuvor). Also einschlafen kann ich mittlerweile Problemlos an 9/10 Tagen - und das ohne Medikamente, ohne Therapie und ohne Arzt. Ich nehme allerdings (meistens) 3mg Melatonin am Abend (das zählt bei uns als Nahrungsergänzungsmittel).
Ich schlaf dann auch teilweise wirklich lange, denn das mit dem begrenzen der Schlafdauer funktioniert nicht automatisch. Meistens stelle ich 5 Wecker innerhalb von 30 Minuten auf 2 Handys im Raum verteilt, damit ich wach werde. Nach dem aufwachen bin ich nämlich schon recht ausgeschlafen aber auch körperlich erschöpft...
Wenn ich also 7.5 Stunden schlafe bin ich leicht müde und ein bisschen erschöpft, schlafe ich länger bin ich nicht mehr müde aber sehr erschöpft. Schlafe ich kürzer, bin ich sehr müde und nicht erschöpft. Beides finde ich äußerst unangenehm.
Mit genau 7.5 Stunden Schlaf und einem Kaffe kann ich wirklich sagen, dass es mir gut geht. Es ist vielleicht nicht perfekt, aber wesentlich besser als früher und ich kann mein Leben wieder Ein Leben nennen.

Zum Arzt gehe ich eigentlich gar nicht mehr, auch nicht zu Routinekontrollen. Es ist einfach ekelhaft, zum mehr als hundertsten Mal (das ist kein bisschen übertrieben) Ewigkeiten in einem Wartezimmer zu sitzen, und dann nicht ernst behandelt oder untersucht zu werden. Kurz gesagt, mit fast allen Kassenärzten hatte ich eher schlechte Erfahrungen (Von Chirurgen, Neurologen bis Onkologen, vor meiner Krebsdiagnose, bis danach.)

Beispiele:
Wenn man in der Notaufnahme im Krankenhaus verarscht wird, weil man (weil nicht anders möglich) wegen starker Schmerzen gekommen ist. Und das Krankenhaus nach dem Motto schmerzfreies Krankenhaus arbeitet.

Oder wenn man nach 2 Monaten Wartezeit dann beim Termin von einer Psychiaterin dazu aufgefordert wird einen Psychologen dazu zu überreden, auf seine 6-Monatige Warteliste zu kommen. (Wer will schon von jemandem therapiert werden, der das offensichtlich nicht tun will? Das scheint ein weit verbreitetes Problem zu sein, und ich muss sofort an die vielen Selbstmorde von Personen denken, die eigentlich in Behandlung waren.)

Jetzt Suche ich bei meinen Problemen möglichst selbst nach Lösungen und das hat bisher auch sehr gut funktioniert. Auch mein jahrelanges Problem mit dem Schlaf ist ja immer besser geworden. Auch chronische Schmerzen und andere Probleme sind weniger.

LG

12.01.2019 14:48 • x 1 #11


Juju
Zitat von Olav:

Hallo,
Ich melde mich so spät, da ich erst einmal etwas abwarten wollte, um das auszuprobieren.
Und es funktioniert wirklich (vielleicht nicht unbedingt 2 Minuten, aber sehr viel schneller als zuvor). Also einschlafen kann ich mittlerweile Problemlos an 9/10 Tagen - und das ohne Medikamente, ohne Therapie und ohne Arzt. Ich nehme allerdings (meistens) 3mg Melatonin am Abend (das zählt bei uns als Nahrungsergänzungsmittel).
Ich schlaf dann auch teilweise wirklich lange, denn das mit dem begrenzen der Schlafdauer funktioniert nicht automatisch. Meistens stelle ich 5 Wecker innerhalb von 30 Minuten auf 2 Handys im Raum verteilt, damit ich wach werde. Nach dem aufwachen bin ich nämlich schon recht ausgeschlafen aber auch körperlich erschöpft...
Wenn ich also 7.5 Stunden schlafe bin ich leicht müde und ein bisschen erschöpft, schlafe ich länger bin ich nicht mehr müde aber sehr erschöpft. Schlafe ich kürzer, bin ich sehr müde und nicht erschöpft. Beides finde ich äußerst unangenehm.
Mit genau 7.5 Stunden Schlaf und einem Kaffe kann ich wirklich sagen, dass es mir gut geht. Es ist vielleicht nicht perfekt, aber wesentlich besser als früher und ich kann mein Leben wieder Ein Leben nennen.

Zum Arzt gehe ich eigentlich gar nicht mehr, auch nicht zu Routinekontrollen. Es ist einfach ekelhaft, zum mehr als hundertsten Mal (das ist kein bisschen übertrieben) Ewigkeiten in einem Wartezimmer zu sitzen, und dann nicht ernst behandelt oder untersucht zu werden. Kurz gesagt, mit fast allen Kassenärzten hatte ich eher schlechte Erfahrungen (Von Chirurgen, Neurologen bis Onkologen, vor meiner Krebsdiagnose, bis danach.)

Beispiele:
Wenn man in der Notaufnahme im Krankenhaus verarscht wird, weil man (weil nicht anders möglich) wegen starker Schmerzen gekommen ist. Und das Krankenhaus nach dem Motto schmerzfreies Krankenhaus arbeitet.

Oder wenn man nach 2 Monaten Wartezeit dann beim Termin von einer Psychiaterin dazu aufgefordert wird einen Psychologen dazu zu überreden, auf seine 6-Monatige Warteliste zu kommen. (Wer will schon von jemandem therapiert werden, der das offensichtlich nicht tun will? Das scheint ein weit verbreitetes Problem zu sein, und ich muss sofort an die vielen Selbstmorde von Personen denken, die eigentlich in Behandlung waren.)

Jetzt Suche ich bei meinen Problemen möglichst selbst nach Lösungen und das hat bisher auch sehr gut funktioniert. Auch mein jahrelanges Problem mit dem Schlaf ist ja immer besser geworden. Auch chronische Schmerzen und ander'e Probleme sind weniger.


Hallo.
Ich finde es klasse, dass Du Dich nochmal gemeldet hast und erzählst, dass es Dir besser geht.
Das freut mich sehr für Dich.
Alles Gute Dir!
LG

13.01.2019 11:09 • #12


A


Hallo Olav,

x 4#13


A
Zitat von Olav:
Mir ging es noch nie so schlecht, wie mit diesen Medikamenten.

Ja das ist leider das Problem. Nach allem was ich gelesen habe geht es sehr vielen mit diesen Medikamenten sehr schlecht, was dann oft faelschlich als Krankheit anstatt als 'Nebenwirkung' oder sollte man sagen als Medikamentenwirkung interpretiert wird.

20.12.2022 12:12 • x 1 #13

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