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Depressionen und der Umgang als Angehöriger

N
Guten Tag,
Ich habe bereits ein Thema hier eröffnet, allerdings ist mir langsam bewusst geworden das es nicht unser Problem trifft.

Unser Problem ist folgendes:
Meine Partnerin, mit der ich 13 Jahre zusammen bin, hat laut Arzt schwere Depressionen. Warum sage ich das so. mit mir spricht sie nur sehr zögerlich und verhalten über ihre Sorgen.
Sowieso ist sprechen und reden zwischen uns immer schwer gewesen, leider. Nun hat sie mir vor Wochen offenbart das sie nicht mehr weiß wie ihre Gefühle zu mir stehen. die liebe ist weg. Für brach eine Welt zusammen. das kann nicht sein. Hat sie eine Affäre? Warum tut sie mir das an?.

Ich vertraue meiner Partnerin. mittlerweile konnten wir einige Gespräche führen die von Emotionen ( Freude aber auch Trauer) begleitet worden.

Die Tatsache daß ihre Gefühle für mich evtl. weg sein könnten habe ich noch nicht verkraftet aber mit dem Wunsch ihr zu helfen verdrängt.

Nun kommt das Forum ins Spiel . wie hilft man einem depressiven Menschen, grade wenn es der Partner ist welcher einem sagt ich weiß nicht ob ich dich noch liebe?

Gibt es Lektüre, die passend ist?

Wie soll man ich mich verhalten.?
Ich zeige ihr das ich für sie da bin, leider schaffe ich es nicht den nötigen Abstand dabei zu behalten.

09.06.2019 12:01 • x 5 #1


L
Hi,

dass ihre Gefühle für dich weg sind, hat damit zu tun, dass man bei einer Depression seine Gefühle größtenteils verliert. Freude oder Spaß zu empfinden ist bei einer schweren Depression unmöglich. Auch das Bedürfnis nach Kommunikation und Gesellschaft ist sehr gering ausgeprägt.

Beziehe also ihre Worte nicht auf ihre Liebe zu dir. Sie kann sie im Moment einfach nicht spüren.

Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse, auch während einer Krankheitsphase. Wenn sie es nicht verbalisieren kann, vielleicht schreibt ihr euch Briefe oder besorgt euch ein Buch, das ihr mit schriftlicher Kommunikation füllen könnt. Ich hatte mal eine Freundin, mit ihr habe ich das so gemacht. Obwohl wir uns jeden Tag in der Schule gesehen haben

Findet eine Lösung, die für euch stimmig ist.

Macht sie denn eine Therapie? Dann wäre es eine Möglichkeit, dass sie dich zu einer gemeinsamen Sitzung mitnimmt, wenn sie das möchte, um dir mit Hilfe ihres/r Therapeuten/in zu erklären, was sie jetzt braucht und was nicht.

Ich wünsche euch alles Gute.

Luna

09.06.2019 17:13 • x 5 #2


A


Hallo Norddeutsch,

Depressionen und der Umgang als Angehöriger

x 3#3


F
hallo lieber Norddeutsch,

ja es stimmt, unsere guten Gefühle wie Liebe, Annahme, Durchhaltevermögen, Toleranz zeigen, Hoffnung, Vertrauen, Güte usw. sind in der Depression oft weg. Als Mensch mit Depression kenne ich das auch aus meinem eigenen Leben, und meine liebe Frau leider auch.

Was mich und meine Frau immer motiviert ist, das ein Leben mit Depression nicht sinnlos ist, sondern auch einen Sinn haben kann. Wir haben beide gemerkt, wenn wir einen Sinn für ein Leben mit Depression finden, dann fällt es für uns leichter, damit zu leben.

Ein Leben ohne Werte, ohne Sinn erzeugt immer wieder Krisen. Gerade auch Sinnkrisen, wozu lebe ich überhaupt noch, was für einen Sinn hat mein Leben noch.,

Mich hat das ganz neu herausgefordert, einen ganz persönlichen Sinn für mein Leben zu finden. Und in diesem Sinn für mich unterstützt mich meine liebe Frau.

Mir wurde bewusst, das ich sehr unfrei lebe, geprägt von meiner nicht so tollen Vergangenheit, und auch die meine Zukunft schien mir immer so schwarz, warum?.

Dieser Mangel an Sinn hat meine depressive Verstimmung immer größer werden lassen. Wie ein Grauschleier über meinen ganzen Menschen.

Vielleicht kann du deiner lieben Partnerin am besten helfen, einen Sinn für ihr Leben zu finden, oder sogar einen gemeinsamen Sinn für euch beide, für euer gemeinsames Leben.

Das kann deine Frau stärker machen, und auch eure Beziehung, auch wenn es ein längerer Weg wird, aber dieser Weg lohnt sich, einen Weg für sich selbst zu finden, und gemeinsam einen Weg zu finden.


in guten Gedanken für dich,

viele liebe Grüße,

Frederick

09.06.2019 19:44 • x 6 #3


MelodieSyren
Ich denke es ist wichtig, dass du ihr auch Raum lässt, versuche nicht sie einzuengen.

Sei für sie da, hör ihr zu, aber lass ihr auch mal ihre momente in denen sie lieber allein sein will.

Versuche sie zu unterstützen. dass sie zum arzt geht und richtig behandelt wird

09.06.2019 20:38 • x 3 #4


N
Vielen Dank für euren lieben Worte.
Wir waren heute zusammen mit unserer Tochter auf einer Veranstaltung.meine Partnerin war mir ganz kalt gegenüber.lachen, Freude diese Gefühle waren komplett da. Nur eben mit gegenüber wie gesagt, abweisend ganz kalt.das ist so hart für mich.ich könnte Schreien, Heulen.ach Leute;(

Wie soll ich es schaffen für sie da zu sein und gleichzeitig Abstand zu halten?

09.06.2019 22:16 • x 1 #5


N
Guten Morgen,

Kurzer Nachtrag.

Wir haben kurz über unsere Situation gesprochen, sie geht davon aus das Abstand wirklich das Beste ist. Wie würdet ihr Abstand generieren.so komplett z.b. auch finanziell?
Ich meine sie steht in einer gewissen Abhängigkeit zu mir, und ich denke auch das gilt es dann zu unterbinden. Versteht mich bitte nicht falsch, ich möchte das nicht tun, nur Abstand heißt doch nun Mal Abstand, oder nicht?

Weiter, die Frage wer sollte ausziehen.ich bin mittlerweile der Meinung wer Abstand will soll Abstand aufbauen.

10.06.2019 04:27 • x 2 #6


Y
Hallo Norddeutsch,
ich kenne das, keine Gefühle für meinen Mann, keine für mein Kind, für gar nichts, ich konnte keine Nähe ertragen ich wollte nur Abstand. Nach aussen hin habe ich den Schauspieler gegeben. Aber ich konnte eben auch nichts anderes, nicht handelt, nichts entscheiden, nichts beurteilen usw. Ich war nicht ich selbst, in jeder Hinsicht. Die Depression hatte mich voll im Griff. Abstand , also auch räumlich und finanziell getrennt, dass hätte ich nie im Leben hinbekommen. Von daher weiss ich nicht, ob Abstand nicht in Ruhe gelassen werden bedeutet, keine Forderungen, kein Vorschläge u.ä.
Ich würde sogar soweit gehen und sagen, das sagt nicht deine Partnerin, da spricht die Depression.
Welchen Umfang Abstand hat, wo die Grenzen liegen, was dazu gehört und was nicht , gehört für mich besprochen.

Ich wünsche dir Mut und Kraft.
Viele Grüsse

10.06.2019 08:17 • x 4 #7


N
Hallo und bietet lieben Dank an dich Ylvi13

Diese Worte zu lesen von jemandem der die Situation kennt hilft Grade ungemein, zumindest gegeben sie mir Hoffnung.
Wir kennen die Situation mit Depressionen bereits, damals war der Wunsch nach Ruhe ebenfalls gegeben.nur nicht so stark wie heute. Heute kann ich die Depression nicht erkennen, ich will damit nicht behaupten das es sie nicht bei meiner Partnerin gibt.sicher sind sie da. Nur lässt sie mich nicht teilhaben, das einzige was zwischen uns ist, ist der Wunsch von Abstand, ein kaltes ignorieren. Sie hat Spaß, geht viel ( mehr als sonst) zum Sport.mir gegenüber lässt sie nur wenig Gefühle zu, ich habe sie nur einmal weinen gesehen. Ich habe das Gefühl sie hat mit uns schon lange abgeschlossen.
Sie sagt sie möchte das tun was ihr gefällt, auf die Frage ob ich sie einenge kann sie mir keine Antwort geben, ich möchte das sie tut was ihr gefällt, nur möchte ich daran teilhaben dürfen.


Habt ihr gemeinsam dieses tiefe Tal durchschreiten können?

10.06.2019 08:32 • x 3 #8


Y
Haben wir.
Eine Zeitlang hatte ich mir gewünscht, dass mein Mann sich mehr über diese Krankheit informiert, mittlerweile denke ich vielleicht war es gut , dass er es nicht getan hat. Jede Depression ist anders, man kann nichts vergleichen, was bei einem hilft geht bei einem anderen fürchterlich in die Hose.
Vielleicht schaust du mal , ob in deiner Gegend ein Krankenhaus Vorträge oder Infoveranstaltungen zum Thema Depression anbietet. Ebenso könntest du dich nach einer Selbsthilfegruppe für Angehörige umschaun. Vielleicht gibt es auch eine Beratungstelle, die dir weiterhelfen kann . Wenn deine Partnerin einverstanden ist, könntest du ihren Arzt um ein Gespräch bitten, vielleicht auch zusammen.
Literatur kann ich keine empfehlen, ich habe nur ein Buch, das ich noch lesen möchte, das halte ich aber für ungeeignet.
Es ist ganz wichtig, dass du etwas für dich tust, unabhängig von deiner Partnerin. Tank Kraft auf und schau, dass es eurer Tochter gut geht.
Und um es mal ganz salopp zu formulieren, man muss sich nicht jede Jacke anziehen, die rumliegt,

10.06.2019 09:33 • x 3 #9


Y
P.S. Bei uns gilt die Devise - Depression ist eine Krankheit und kein Freibrief. Als ich wieder klar denken konnte, habe ich mir das bewusst immer wieder gesagt und ich glaube mein Mann hat sich unbewusst so verhalten.
Liebe Grüsse

10.06.2019 09:35 • x 3 #10


N
Ich lese überall man soll den depressiven Menschen nicht unter Druck setzen.aber ist der Angehörige nicht gezwungen eine Art Druck aufzubauen?
Ich meine man braucht doch Antworten auf Frage wie wieso kommt es zu dieser Gefühlslage? oder besteht für mich Hoffnung du sagst es, man soll nicht jede kacke anziehen, aber wenn einem die Jacke gefällt.einmal im Müll bekommt sie nie wieder zurück.deshalb sind Kleiderschränke gerne mit alten dingen so voll. Irgendwann trag ich das nochmal

Wie sah bei euch der Abstand, das in Ruhe lassen aus?

10.06.2019 10:22 • x 2 #11


Mabaja
Hallo Norddeutsch,
im Moment lese ich in deinen Beiträgen, dass du Wut aus Verzweiflung über deine Hilflosigkeit aufbaust. Ja, Abstand bedeutet in Ruhe lassen.
Zitat von Norddeutsch:
aber ist der Angehörige nicht gezwungen eine Art Druck aufzubauen

Wie kommst du auf diesen Gedanken?

10.06.2019 11:03 • x 3 #12


N
Naja, ganz einfach.
Also mir geht es zumindest so, ich brauche Antwort auf die Frage ob es überhaupt noch Hoffnung gibt. Ohne diese Antwort glaube ich nicht das ich für Kraft aufbringen kann die es benötigt dieses tiefe zu bestehen. Und, ich glaube Abstand ohne Druck ist nicht umzusetzen.wie gesagt es besteht eine gewisse finanziell Abhängigkeit.ich möchte das weiß Gott nicht ausnutzen oder so.das wäre die falsche Basis. Aber wenn Abstand dann doch sicherlich komplett oder nicht?

10.06.2019 11:13 • x 2 #13


ZeroOne
Hi Norddeutsch!

Zitat von Norddeutsch:
Ich lese überall man soll den depressiven Menschen nicht unter Druck setzen.aber ist der Angehörige nicht gezwungen eine Art Druck aufzubauen?


Ich denke, dass das Thema Druck ein ganz heißes Eisen ist. Das ist vom Individuum abhängig, der aktuellen Situation, der Dosis, u.v.m.
Daran scheitern sogar Profis. Ich habe erst unlängst eine depressive Patientin mit Essstörung erlebt, die unter installiertem Druck zusammengebrochen ist (Suizidversuch), obwohl dieser von Fachärzten/Therapeuten stationär impliziert und kontrolliert wurde.

Deine Partnerin hat schon direkt auf den Punkt gebracht, dass sie Distanz sucht (wie bereits geschrieben, vielleicht nicht nur von dir als Partner, sondern von den gut gemeinten Ratschlägen und Hilfestellungen - ich z.B. konnte das auch nicht ertragen, obwohl ich wusste, dass es nicht böse sondern gut gemeint war). Insofern solltest du ihrem Wunsch entsprechen, auch wenn es für dich ein harter Brocken zu tragen ist.

Ob der Abstand nun auch finanzieller Art sein sollte, kann ich nicht beurteilen. Aber hier wurde schon ganz toll geschrieben, dass Depression eine Krankheit ist, aber kein Freibrief. Trotz aller Schwere der Erkrankung sollte man kein Cherry Picking fördern - Regeln und Grenzen sollte es immer geben, so meine persönliche Meinung.

LG
ZeroOne

10.06.2019 11:42 • x 3 #14


A


Hallo Norddeutsch,

x 4#15


Mabaja
Deine Frage nach der Hoffnung ist für mich durchaus nachvollziehbar. Das ist ein Punkt, der unbedingt und möglichst bald geklärt werden müsste. Das geht nur in einem Gespräch mit ihr. Damit so ein Gespräch nicht im Chaos und Streit endet, sollte jedoch eine weitere Person dabei sein, die sowohl deine Sicht wie auch die deiner Partnerin versteht.
Es sollte geklärt werden, was genau deine Partnerin mit Abstand meint, ob sie nur eine Auszeit oder ein Aus meint. Vielleicht ist es ihr im Augenblick zu viel, dir ins Gesicht zu sagen, dass sie die Beziehung endgültig beenden will. Vielleicht macht ihr auch die gewisse finanzielle Abhängigkeit, von der du sprichst, Angst, sodass sie es vorsichtshalber nur Abstand statt Aus nennt. Ich kann es nicht wissen.
Ich kann mir aber vorstellen, dass sie mit einer schweren Depression derzeit damit überfordert wäre, sich eine eigene Wohnung zu suchen und einer Arbeit nachzugehen. In diesen Punkten Druck auszuüben, wird sie eher tiefer verzweifeln lassen als aus der Depression holen.

10.06.2019 11:45 • x 4 #15

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