Depressiv nach Trennung - was dagegen tun?

S
Hi David,

Ich sehe das so:
Jetzt, wo du die Medikamente auf die halbe Dosis reduziert hast, hast du die Möglichkeit mit/an all den Dingen, die du oben aufgezählt hast zu arbeiten. Nur so ist es dir überhaupt möglich dich weiter zu entwickeln. Nur so macht -zumindest für mich- eine Psychotherapie überhaupt einen Sinn. Man kann es genauso gut als Fortschritt deuten: Du willst dich all diesen Dingen stellen und damit umgehen lernen, anstatt die Dinge einfach durch Medikamente zu unterdrücken. Möge es dir gelingen!

04.09.2011 22:02 • #31


David Spritz
Hi Salamander!

Dich kenn ich doch! Du hattest Dich schon mal in einem anderen Thread vehement gegen Medikamente ausgesprochen und Dich damit bei den Pillenschluckern unbeliebt gemacht. Ich finde, man sollte da nicht so polarisieren! Es gibt schließlich auch psychische Erkrankungen, die gar nicht heilbar sind, und bei denen man den Betroffenen das Leben mit Medikamenten immerhin erleichtern kann.

Aber unabhängig von der Pillendiskussion: Danke für die aufmunternden Worte!

05.09.2011 20:45 • #32


A


Hallo David Spritz,

Depressiv nach Trennung - was dagegen tun?

x 3#3


S
Mh. Nö, ich habe meine ich niemals gesagt, dass das Einnehmen von Medikamenten immer unangemessen sei.

05.09.2011 22:50 • #33


David Spritz
Ok, lassen wir das mit der Medikamentendiskussion und kommen wieder zurück zu mir!

Morgen ist der besagte 15. September, wo ich meinen Psychiater wieder sehe (alle 4 Wochen) und mit ihm den weiteren Ausstieg besprechen werde. Inzwischen habe ich mich wieder ein wenig stabilisiert, nur einige der oben genannten Symptome sind geblieben:
- ständig müde
- Albträume
- Ängste
- Ziehen in der Brust

Die Müdigkeit schiebe ich jetzt mal auf das Medikament, die Albträume finde ich nicht so schlimm sondern eher aufschlussreich, mit den Ängste kann ich leben da ich weiß woher sie kommen und das Ziehen in der Brust gibt mir die Gelegenheit, in meiner Psychotherapie meine Vergangenheit und den Schmerz aufzuarbeiten, was vorher nicht möglich war.

Ich habe zur Linderung des Schmerzes jetzt wieder das Rauchen angefangen, nachdem ich fast 1 Jahr clean war, aber das soll nur ein vorübergehendes Hilfsmittel sein. Aber das Rauchverlangen war auf einmal so stark, dass ich nicht widerstehen konnte, und ich hatte keine Kraft zum Kämpfen bzw. sehe auch keinen Sinn darin. Glücklich bin ich damit nicht wirklich, aber es ist nun mal im Moment so wie es ist. Es kommen auch wieder glücklichere Tage, und dann werde ich die Glimmstängel (Ja, so schreibt man das jetzt!) vielleicht gar nicht mehr brauchen.

Ich werde also meinem Psychiater vorschlagen, dass wir planmäßig weitermachen und ich Samstag Abend meine vorerst letzte (halbe) Tablette nehme. Für den Bedarfsfall habe ich aber noch genug Tabletten zuhause, so dass ich jederzeit wieder anfangen kann, sie zu nehmen. Mirtazapin eignet sich auch bei Einmal-Einnahme als Einschlafhilfe, die antidepressive Wirkung setzt erst nach einigen Tagen regelmäßiger Einnahme langsam ein.

Ich werde an dieser Stelle dann wieder tagebuchmäßig meine Erfahrungen in den ersten 2 Wochen ganz ohne posten. Ich werde es wieder als Selbstversuch anlegen, bei dem ich also 2 Wochen durchhalte und erst danach entscheide, ob ich wieder auf die halbe Dosis hochgehe oder ohne Tabletten weitermache, das hat sich beim letzten Mal ganz gut bewährt. Ich freue mich jederzeit über jede Rückmeldung eurerseits.

14.09.2011 22:57 • #34


David Spritz
Heute war ich bei meinem Arzt, und er hält mich für stabil genug, den nächsten Schritt zu wagen, auch wenn er darauf hingewiesen hat, dass der Zeitpunkt früher als durchschnittlich gewählt ist. Ich werde wieder erst das Wochenende mit den Kindern abwarten und dann Sonntag Abend meinen Selbstversuch starten. Ein großes Problem wird werden, nicht wieder dem Ehrgeiz zu verfallen, es ohne Medikamente schaffen zu müssen und eine erneute Einnahme als persönliche Niederlage zu betrachten. Ich bemerke da schon wieder so ehrgeizige Tendenzen in mir, die es zu beobachten gilt. Ansonsten bin ich guter Dinge und freue ich sogar schon ein bisschen darauf, Euch ab Montag wieder täglich mit allen Einzelheiten zu meinen Ausfallerscheinungen zu langweilen.

15.09.2011 18:23 • #35


L
hallo du

MICH langweilst du überhaupt gar nie nicht !

Im Gegenteil da ich selbst auch das Mirtazapin nehme verfolge ich diesen/deinen Tread mit großer Aufmerksamkeit.Den auch bei mir wird ja das ausschleichen irgendwann auf den Plan stehen.

daher freue ich mich schon auf weitere Beiträge von dir.

little-tiger

16.09.2011 16:19 • #36


David Spritz
Hatte heute einen besch...eidenen Tag und überlege schon, das Absetzen noch zu verschieben. Zumal ich Montag und Dienstag wichtige Termine auf Arbeit habe, die mich zusätzlich stressen werden.

Aber ich hab ja noch Zeit, es mir zu überlegen!

16.09.2011 20:40 • #37


David Spritz
Nach diesem Wochenende mit meinen Kids halte ich mich nun doch für noch zu instabil, um mit der Mirtazapin-Dosis weiter runter zu gehen. Fahre emotional doch noch ganz schön Achterbahn. Da warte ich doch lieber, bis ich wieder ein bisschen mehr Stabilität empfinde. Heute Abend zum Beispiel habe ich mich plötzlich ganz angespannt gefühlt und wusste nicht, woher es kommt. Mein erster Gedanke war, ich werde wieder depressiv und kann morgen nicht arbeiten. Nachdem ich dann den Film Somewhere gesehen habe, den ich übrigens sehr empfehlen kann, wusste ich, was es wirklich war: Meine Kinder fehlen mir so sehr, dass ich es kaum aushalte. Wenn ich mir jetzt noch vorstelle, diesen Schmerz ohne Medikamente noch deutlicher und direkter zu fühlen, dann glaube ich, dass ich das momentan nicht aushalten könnte.

Von daher: Weg mit dem falschen Ehrgeiz und weiterhin her mit den (halben) Tabletten! Jedenfalls bis auf weiteres.

Da ja bald Herbstferien sind und ich meine Kids für 1 ganze Woche habe und mein Sohn anschließend auch noch Geburtstag hat, werde ich mal grob Anfang November ins Auge fassen. Und plumps: Kaum hab ich das geschrieben, fühle ich mich auch schon gleich ganz erleichtert und entspannt. Das zeigt mir, dass das momentan für mich die richtige Entscheidung ist.

18.09.2011 19:35 • #38


Pyxidis
Hallo David,

ich lese mit Interesse Deinen Thread.

Was ganz deutlich bei Deinem Ausschleichversuch wird, ist, daß Du sehr gut für Dich sorgen kannst. Diese Fähigkeit wird Dich weiterhin sehr gut begleiten. Ich bin sicher, Du findest für Dich den richtigen Zeitpunkt weiter auszuschleichen.

Viele Grüße
Scorpio

20.09.2011 12:14 • #39


David Spritz
Hallo Scorpio!

Vielen Dank dafür! Seit ich mich entschieden habe, bei der halben Dosis zu bleiben, fühle ich mich auch wieder wesentlich stabiler. Das war also eine sehr, sehr gute Entscheidung.

20.09.2011 17:32 • #40


David Spritz
Gestern Abend habe ich vergessen, meine 15 mg Mirtazapin zu nehmen. Ich war der festen Überzeugung, meine Tablette bereits genommen zu haben, wunderte mich dann aber, dass die gewohnte Müdigkeit nicht einsetzte. Ich wälzte ich bis nachts um halb 1 im Bett, bevor ich dann endlich entschlummerte. Ich hatte furchtbare Träume, die sich alle um Unordnung und Missgeschicke drehten und lag zwischendurch noch mehrere Stunden wach, allerdings glücklicherweise ohne das gewohnte negative Gedankenkreisen.

Heute morgen fühlte ich mich wie gerädert und habe mich heute krank gemeldet und bin nicht zur Arbeit gegangen. Nach der Nacht brauche ich erst mal eine Auszeit, um wieder zu mir zu kommen! Ich habe außerdem meine Tabletten gezählt und festgestellt, dass tatsächlich eine zuviel da ist.

Ich interpretiere die Tatsache, dass ich meine Tablette vergessen habe, als Ausdruck meines unterbewussten Wunsches, das Zeug endlich nicht mehr schlucken zu müssen, denn normalerweise vergesse ich niemals die Einnahme. Ich fühle mich durch das Medikament unterdrückt und in meinen Entfaltungsmöglichkeiten arg begrenzt, auch wenn es mich vor allzu großem Schmerz und dem für mich in den letzten Jahren zur zweiten Natur gewordenen übertriebenen Sich-Sorgenmachen beschützt.

Da ich das Medikament sowieso in 11 Tagen in Absprache mit dem Arzt absetzen und auf Johanniskraut umsteigen wollte, überlege ich nun, die Gelegenheit zu nutzen und dies schon jetzt zu tun. Mir steht zwar noch der Kindergeburtstag meines Sohnes übernächstes Wochenende bevor, das ich zunächst abwarten wollte, aber ansonsten verläuft mein Leben momentan in recht geordneten Bahnen, also beste Voraussetzungen fürs Absetzen des Mediakments! Bevor ich wieder auf dem vollen Mirtazapin-Pegel ankäme, würden eh noch einige Tage verstreichen, und es dann gleich abzusetzen wäre eine unnötige Achterbahnfahrt. Dann lieber den momentanen Sturzflug in einen kontrollierten Sinkflug umwandeln und die Sache jetzt durchziehen, denke ich mir!

Meinungen?

02.11.2011 12:27 • #41


Steffi
Hallo David,

Du fragst nach Meinungen.
Meine Meinung ist, dass ich an Deiner Stelle die 15 mg zunächst halbieren und die nächsten Tage mit 7,5 mg schlafen gehen würde. Selbst wenn Du den Unterschied vielleicht nicht bewusst wahrnehmen wirst, ist es die schonendere Methode, als das radikale Absetzen. Ich habe vor 10 Jahren selbst mal Mirtazapin genommen und weiß, wovon ich spreche.

02.11.2011 16:17 • #42


David Spritz
Inzwischen habe ich es mir eh wieder anders überlegt. Ich werde doch noch die 11 Tage abwarten, dann aber komplett aufhören.

Ich bin vor ein paar Jahren schon mal runter von 30 mg auf 0, ging auch!

Trotzdem danke für den Tipp!

02.11.2011 17:05 • #43


Steffi
Tu das, was Du für richtig und gut hältst, David. Damit liegst Du sicher nicht falsch. Ich verlasse mich in solchen Situationen immer auf meine Intuition.

Ich wünsche dir viel Erfolg !

02.11.2011 18:50 • #44


David Spritz
Inzwischen fühle ich mich wieder stabiler. Inzwischen habe ich auch herausgefunden, warum ich an dem Abend so durcheinander war. Es hatte mit einer Situation auf Arbeit zu tun, die meinen zentralen Konflikt berührt hat. Und zwar hatte ich von einer Abteilung den Auftrag bekommen, eine bestimmte Arbeit bis zum 4. November abgeschlossen zu haben, war aber dazu auf Zuarbeit aus einer anderen Abteilung angewiesen. Der Mitarbeiter dort zeigte sich aber nicht nur sehr unkooperativ, sondern auch überheblich und herablassend, was mich sehr geärgert hat. Ich war dadurch nicht mehr in der Lage, den Liefertermin einzuhalten.

Mein Seeleheil hing also von dem Wohlwollen eines Anderen ab, der mir dies aber nicht entgegenbrachte. Und plumps, war ich wieder in der Depressions-Falle! Diese Situation kenne ich nämlich zur Genüge aus meiner letzten Beziehung und habe auch meine gesamte Kindheit in einer solchen Lage verbracht. Und dann gibt es da noch den Mann in meinem Kopf, der behauptet, genau da gehöre ich auch hin.

Inzwischen ist mir aber klar geworden, dass weder mein Seelenheil von der Einhaltung des Liefertermins abhängt noch ich mir irgend was zuschulden hätte kommen lassen, da die Erfüllung des Auftrags ja nicht in meinem Einflussbereich lag. Ich habe meinem Auftraggeber die Gründe für die Verzögerungen genannt und meinen Chef gebeten, die Kommunikation mit meinem Zulieferer zu übernehmen. Ich habe beiden außerdem gebeichtet, dass dies der Grund für meine Krankmeldung war, dass mich die Ignoranz und Arroganz des Kollegen überfordert hat. Dadurch habe ich die Verstrickung aufgelöst, und es ging mir schlagartig wesentlich besser. Mein Auftraggeber hatte selbst vor 6 Jahren Burn-Out und hat dadurch seinen Job verloren, und mein Chef hat auch meine beiden depressiven Episoden miterlebt, beide sind also verständnisvoll, was das betrifft.

Schon krass, wie man aus reiner Gewohnheit immer wieder in die selben Fallen tappt. Aber die ganze Sache hat mich wieder ein kleines Stück weiter in die Bewusstheit gebracht. Ich bin meinem Ar., dem unkooperativen Kollegen, dafür dankbar, dass er mich mit meinen offenen Wunden konfrontiert und mir die Chance zum Heilen gegeben hat, die mir sonst entgangen wäre.

Jetzt fühle ich mich besser gewappnet für den nächsten Schritt auf der Medikament-Absetzen-Leiter. Ich halte weiterhin daran fest, am 13. November von 15 mg Mirtazapin auf 600 mg Johanniskraut umzusteigen. Ich habe das Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Der Mann im Kopf wird dadurch zwar vermutlich an Macht gewinnen, aber wenn ich weiter aufmerksam und achtsam durchs Leben gehe, dann werde ich ihm schon auf die Schliche kommen, auch beim nächsten Mal wieder.

05.11.2011 15:30 • #45


Birke
Hallo David!
ich würde Dir empfehlen, das Johanniskraut jetzt schon parallel zu beginnen, da es seine 14 Tage braucht bis die Wirkung einsetzt.

05.11.2011 21:32 • #46


David Spritz
Ja, ich weiß. Aber das Mirtazapin braucht auch 14 Tage, bis es aus dem Körper raus ist. Ich erhoffe mir daher, dass das Johanniskraut das fehlende Mirtazapin so nach und nach ersetzt. Aber ich rede noch mal mit dem Arzt und frage ihn, ob er das auch so sieht wie Du. Danke jedenfalls für den Tipp!

06.11.2011 13:37 • #47


David Spritz
Leider war mein Arzt am vereinbarten Termin selber krank. Ich sehe ihn also erst nächste Woche Donnerstag und konnte ihn somit noch nicht zu Dosierung etc. befragen.

Ich hatte mich aber so sehr auf den Tag gefreut, an dem ich die Mirtazapin-Einnahme beende, dass ich es jetzt trotzdem wie geplant durchgezogen habe. Ich habe mich von der Arzthelferin und der Apothekerin beraten lassen und mir das Johanniskraut selber gekauft. Vorgestern Abend habe ich mein letztes Mirtazapin genommen und gestern Abend mein erstes Johanniskraut. Ich nehme morgens und abends je eine halbe Tablette mit 650 mg, also 2x täglich 325 mg.

Da das Antidepressivum vom Sonntag gestern noch voll wirksam war, ist heute also mein erster Tag ohne. Die Nacht war schon sehr unruhig, ich habe nur 5 Stunden geschlafen, war häufig wach, habe gefroren und merkwürdige, fremdartige Sachen geträumt, die nicht besonders angenehm waren. Trotzdem fühle ich mich einigermaßen erholt, da der Schlaf ohne einschläferndes Antidepressivum offensichtlich eine andere Qualität hat, selbst wenn er unruhig ist.

Aber seit ca. 1 Stunde fühle ich dann doch die Anspannung, die sich meiner langsam bemächtigt. Die emotionale Achterbahnfahrt geht also los. Aber ich bin bereit, mich darauf einzulassen und fühle mich einigermaßen gewappnet für das, was mich die nächsten 2-3 Wochen erwartet. Als Notbremse habe ich auch noch ein paar Mirtazapin zuhause, falls es zu schlimm wird.

Ich werde hier wieder regelmäßig Bericht erstatten.

15.11.2011 10:47 • #48


Sarah
Hallo David,

wie geht es dir so nach der ersten Woche?

Liebe Grüße

Sarah

21.11.2011 17:57 • #49


David Spritz
Ist ja lieb, dass Du fragst! Immer noch sehr achterbahnig, aber könnte schlimmer sein. Ich versuch mir einfach keinen Stress zu machen und das emotionale Auf und Ab einfach da sein zu lassen, ohne es zu bewerten oder weg haben zu wollen. Ist manchmal schwer, besonders wenn man gerade was Wichtiges auf Arbeit zu tun oder einen Termin hat, aber wenn's nicht geht, dann geht's eben nicht. Inzwischen trau ich mich auch, das zu sagen, und stoße damit bei meinem Arbeitgeber vorwiegend auf Verständnis.

Die zweite Nacht war genauso schlimm wie die erste, und die dritte sogar fast schlaflos (naja, so 3 Stunden!), aber ab der 4. ging's besser. Ich hatte mir nämlich in den ersten 3 Nächsten folgende Einschlafhilfe entwickelt:
- keine Finanztabellen und/oder Diskussionen darüber mit meiner Ex
- Gute-Nacht-Tee
- Wärmflasche mit ins Bett
- Notfallprogramm aufschreiben (Was möchte ich Schönes mit der Zeit anfangen, wenn ich eh nicht schlafen kann?)
- Hanteltraining
- keine Musik (macht mich unruhig beim Einschlafen, egal was für Musik ich höre)
- Raumschiff Voyager gucken (kann ich auswändig mitsprechen und super bei einschlafen)
- einfache Dosis Johanniskraut (hatte einmal die doppelte genommen weil ich morgens vergessen hatte, wurde dann aber innerlich sehr unruhig)

Das Leben nimmt natürlich keine Rücksicht auf meine Entzugserscheinungen und geht einfach trotzdem weiter, hauptsächlich mit Dingen, die ich momentan überhaupt nicht gebrauchen kann. So habe ich erfahren, dass eine Arbeitskollegin, in die ich seit ein paar Wochen verliebt und ihr auch schon ein wenig näher gekommen bin, bereits vergeben ist, und dann erst mal 1 Stunde auf Klo geheult, weil ich die Ablehnung nicht ertragen konnte. Hat natürlich auch meinen ohnehin noch nicht verarbeiteten Trennungsschmerz wieder hervorgeholt, der sich wiederum aus meiner noch nicht bewältigten Kindheit speist.

Außerdem hat sich der erste Kaufinteressent für mein Haus gemeldet und möchte es mit mir besichtigen, ich muss also jetzt alles organisieren und mich auf das Verkaufsgespräch vorbereiten. Ganz schlechter Zeitpunkt gerade! Aber das ist mir so wichtig, dass ich es trotzdem durchziehen werde. Die Kreditbelastung endlich los zu sein, allein der Gedanke daran erleichtert mich, während ich das hier tippe. Das ist ein echter Herzenswunsch von mir, da ich dann auch wieder ein Stück Vergangenheit und ein Stück Verstrickung mit der Ex (die noch drin wohnt aber nicht wie vereinbart zahlt) abgeschlossen haben werde.

Mein Zig. ist gestiegen, aber seit heute habe ich wieder meine bewährte 1-Schachtel-pro-2-Tage-Regel in Kraft gesetzt. Sieht auch gar nicht schlecht aus, von 19 Stück habe ich jetzt 10 heute geraucht, bleiben noch 9 für morgen. Wobei, das wird schwer! Vielleicht sollte ich doch nicht so hart zu mir sein im Moment. Das kann ich auch in 1-2 Wochen noch machen!

Am Montag war ich bei einem Vortrag von meinem Idol Robert Betz, Glücklich leben in einem gesunden Körper. Da haben wir so eine Lichtmeditation gemacht, die bei mir Einiges in Bewegung gebracht hat. Dadurch war ich noch schlimmer durcheinander als eh schon. Aber es hat definitiv was gelöst, sonst hätte ich wahrscheinlich gar nicht so lange weinen können, sondern hätte mich wieder verkrampft und dagegen gekämpft.

Aber in den ersten 3-4 Wochen kann ich noch alles auf die Entzugserscheinungen schieben. Danach wird das Meiste hoffentlich von selbst verschwinden! Und intensiveren Trennungsschmerz sowie schnelleres Gedankenkarussell hatte ich in dieser Phase eh schon erwartet. Wobei der Trennungsschmerz auch ganz wunderbar das Gedankenkarussell ausbremst, hat also nicht nur Nachteile!

23.11.2011 23:30 • #50


M
Hallo David,

Du arbeitest hart an Dir, das beeindruckt mich schon sehr. Anfangs war ich sehr skeptisch bei dem, was Du vorhattest.
Zitat von David Spritz:
Wobei der Trennungsschmerz auch ganz wunderbar das Gedankenkarussell ausbremst, hat also nicht nur Nachteile!
Hm, nur da weiß ich grad nicht, was schlimmer ist?

24.11.2011 08:57 • #51


S
hey David,

es würde mich interessieren was du die Woche über alles isst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Ernährung die hauptsächlich aus Kohlenhydraten besteht einen erhebenden Einfluss auf den Gemütszustand hat. Als ich vor einem Jahr ca. meine Ernährung umgestellt hatte auf 90% Kohlenhydrate und kein Fleisch, hab ich einen wesentliche Verbesserung meines Allgemeinzustandes bemerkt. Keine Müdigkeit, besseres Sehvermögen, ein gesteigertes Gefühl der Zufriedenheit, unendlich Energie, klarer Kopf, hellwach. Ich hatte zwar noch nie Depressionen aber im Vergleich dazu war ich vorher depressiv. Ich lebe quasi ausschliesslich von Früchten und Gemüse, 4000 Kalorien am Tag. Natürlich wirst du eine Gewichtsabnahme erfahren, falls du übergewichtig bist, welches sich wiederum positiv auf dein Gemüt auswirken wird. Ich würde nie mehr zurück gehen. Das Gefühl den ganzen Tag high zu sein ist unbezahlbar. Wenn du Näheres darüber erfahren möchtest, lass es mich wissen.

ich sehe auch dass du rauchst. Das ist sehr schlecht und solltest du meiner Meinung nach absetzen noch bevor du irgend etwas anderes absetzt. Solltest du wegen des Rauchens irgend ein Leiden entwickeln, dürfte sich das erheblich auf deinen Gemütszustand auswirken und all deine vergangenen Bemühungen zunichte machen.

was wir in unseren Körper hineintun formt unseren zukünftigen Körper und Geist.

liebe Grüsse, Sanduhr

24.11.2011 09:08 • #52


David Spritz
@Martina: Natürlich ist der Schmerz schlimmer als das Gedankenkreisen. Aber er ist besser als Schmerz und Gedankenkreisen!

@sanduhr: Ich esse auch viel Obst und Gemüse und fühle mich sehr wohl dabei. Das Rauchen find ich weniger schlimm als die Antidepressiva, daher habe ich mich so entschieden. Wenn ich den Antidepressiva-Entzug verkraftet habe, kann ich mich immer noch dem Rauchen zuwenden. Tbk ist wenigstens aus der Natur! Mirtazapin ist Teufelszeug, reine Chemie! Und mein Entzug gerade macht mir erst so richtig deutlich, wie schlimm diese Tabletten sind und wie tiefgreifend sie mein Erleben und Empfinden verändern. Zig. sind da sanfter. Das Problem ist bloß der Teer (das Teer?), aber ich hör ja wie gesagt in einigen Wochen wieder ganz auf. Ist nur ne vorübergehende Maßnahme, hilft mir den Schmerz zu ertragen.

28.11.2011 22:50 • #53


S
Zitat von David Spritz:
@sanduhr: Ich esse auch viel Obst und Gemüse und fühle mich sehr wohl dabei. Das Rauchen find ich weniger schlimm als die Antidepressiva, daher habe ich mich so entschieden. Wenn ich den Antidepressiva-Entzug verkraftet habe, kann ich mich immer noch dem Rauchen zuwenden. Tbk ist wenigstens aus der Natur! Mirtazapin ist Teufelszeug, reine Chemie! Und mein Entzug gerade macht mir erst so richtig deutlich, wie schlimm diese Tabletten sind und wie tiefgreifend sie mein Erleben und Empfinden verändern.


Aha verstehe ! Ich wusste nicht dass diese Medikamente solche krassen Nebenwirkungen haben. Und wenn du da so eine Abneigung mittlerweile empfindest, dann denke ich ist es auch der richtige Zeitpunkt um das aufzugeben.

viel Erfolg !

Sanduhr

03.12.2011 20:49 • #54


David Spritz
Die Experten streiten sich noch über das Suchtpotential von Mirtazapin. Ich empfinde es aber für mich persönlich als hoch.

04.12.2011 10:36 • #55


David Spritz
Kurzes Update zwischendurch: Ich gehe meinen Schmerz jetzt mit der Meditations-CD Befreie und heile das Kind in Dir von Robert Betz an, jeden zweiten Morgen. Das ist eine sehr anstrengende weil tiefgehende Meditation, aber sie tut mir sehr gut. Die Schmerzen in der Brust, die seit dem Tabeletten-Absetzen wieder da sind und die schon wieder angefangen hatten, mich in den Wahnsinn zu treiben, sind dadurch phasenweise sogar komplett weg, und ich fühle mich einigermaßen kraftvoll und energiegeladen.


Es gibt aber noch häufig kleine Einbrüche, wo ich nachdenklich und auch antriebslos werde und anfange zu frieren, besonders wenn ich mich mit meiner Ex auseinandersetzen muss. Aber fürs Wundenlecken nehme ich mir dann auch immer Zeit, jedenfalls wenn der Arbeitsalltag es zulässt.

Insgesamt bin ich sehr froh, keine chemischen Stimmungsaufheller mehr nehmen zu müssen und fühle mich endlich wieder überwiegend wohl in meiner Haut. Nur die Sache mit dem Hausverkauf belastet mich sehr, aber da muss ich jetzt durch. Sonst werde ich meine Schulden nicht los, und dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis mich die nächste Depression ereilt. Mein Leben selbst in die Hand zu nehmen kostet zwar Kraft, aber mein Herz freut sich darüber, wenn ich wieder etwas geschafft habe, und schenkt mir immer wieder neuen Mut, um das durchzustehen.


Die dritte Woche ist jetzt fast rum, und ich rechne damit, nach 4 Wochen keine Entzugs-Beschwerden mehr zu haben. Alles, was mich dann noch quält, kann ich nicht mehr auf die Tabletten schieben.

04.12.2011 21:37 • #56


David Spritz
Ich bin wieder einen Schritt weiter. Nachdem ich zu dem Schluss gekommen war, dass meine Ex Borderline hat und mir ein Selbsthilfebuch für Angehörige von Borderlinern gekauft und bereits zur Hälfte gelesen habe, wurde mir schmerzhaft bewusst, was ich da all die Jahre mit mir habe machen lassen. Ich wurde emotional vergewaltigt und habe die selbstzerstörerischen Muster, die sie mir antrainiert hat, tief verinnerlicht und trage sie noch heute mit mir rum. Noch immer habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich etwas für mich tue, z.B. abends vorm Schlafengehen die Zähne putzen oder am Wochenende die Wohnung saubermachen. Ich verfalle noch häufig in leichte Depressionen, Ängste und eine leichte Hypervigilanz, nachdem ich mit ihr gesprochen habe, weshalb ich unseren mündlichen Kontakt auf ein absolutes Minimum begrenze. Ihr Stimme ist noch immer in meinem Kopf, und es wird noch eine Weile dauern, bis ich sie da rauskriege.

Ich fühle mich gedemütigt und beschmutzt, weil sie in meine Gedanken und meine Gefühle eingedrungen ist und dies auch noch heute immer wieder versucht. Sie weiß halt, welche Knöpfe sie bei mir drücken muss, um mich zu manipulieren. Ich überprüfe aber jetzt jedes ihrer Worte mit Hilfe von Freunden und Foren auf Realitätsgehalt, und das meiste was sie mir sagt, übersteht diese Prüfung nicht.

Es war zwar etwas niederschmetternd, dass sie noch so viel Macht über mich hat. Ich dachte, ich wäre schon weiter. Aber der Trennungsschmerz ist dafür jetzt komplett dem anderen Gefühl gewichen. Das ist dann wohl der nächste Schritt auf meiner Leiter in die Freiheit!

23.12.2011 21:14 • #57


S
Das ist doch schon mal ganz viel, was du erkannt hast. Du kannst jetzt dagegen agieren und vor allem auch reagieren. Du weisst jetzt, wie es läuft.

Serafina

23.12.2011 21:19 • #58


David Spritz
Noch nicht ganz. Aber ich bin auf dem Weg.

24.12.2011 00:13 • #59


A


Hallo David Spritz,

x 4#30


S
Zitat von David Spritz:
Ich wurde emotional vergewaltigt und habe die selbstzerstörerischen Muster, die sie mir antrainiert hat, tief verinnerlicht und trage sie noch heute mit mir rum.


yep, die falschen Freunde zu haben kann sehr zerstörerisch sein ! Wie bist du drauf gekommen ?

mfG Sanduhr

24.12.2011 11:40 • #60

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