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Depressiver Freund und ich am Ende

crempita
Hallo liebe Leidensgenossen,

wenn man nicht mehr weiter weiß, dann schreit alles nach Hilfe...ich wende mich an Euch weil ich nicht weiß an wen ich mich sonst wenden kann...niemand versteht, niemanden interessiert es WIRKLICH wie es mir geht. Ich hoffe es erbarmt sich jemand von Euch und ließt meinen Text und weiß vielleicht sogar einen Rat. Es wird ein langer Text, aber ich habe irgendwo gelesen das es helfen soll, DIE GANZE GESCHICHTE einmal aufzuschreiben oder jemandem zu erzählne. Nun, ich habe niemandem dem ich sie erzählen könnte, also werde ich versuchen sie hier aufzuschreiben. Vielleicht hilft mir das... Darf man das hier, sich einfach den Frust von der Seele schreiben...??? Ich mach es einfach mal und wenn das nicht hierher gehört, dann verschiebt mich oder löscht es...das geht in Ordnung! Aber erstmal schreibe ich jetzt...ich werde wohl zwei Tage benötigen (schreibe in der Mittagspause)...also wird der erste Teil hier unvollständig sein...egal..

Mein Freund und ich kennen uns nun seit fast 3 Jahren...er ist Depressiv und ich habe ihn kennengelernt als ich noch verheiratet war und er am Ende einer Beziehung. Wir kannten uns flüchtig aus den 80ern und hatten gemeinsame Bekannte. Immer wenn wir uns damals gesehen hatten haben wir herumgealbert und uns gegenseitig Traumfrau und Traummann genannt. Das war aber auch. Wir sind uns nie näher gekommen. Haben jeder unser Leben gelebt und unsere Wege haben sich nie mehr gekreuzt. Und nun die ganze Geschichte:

2009.
Ich war in meiner Ehe unglücklich. Meine beste Freundin war im Februar bei einem Autounfall gestorben. Mein Mann war mir in meiner Trauer überhaupt keine Stütze und ich war (unter vielen Freunden und Bekannten) allein. Es ging soweit das ich weinend eingeschlafen und aufgestanden bin...und das auch noch Monate nach dem Tod meiner Freundin. Ich wurde depressiv - irgendwie. Ich sprach oft mit meinem Mann und erzählte ihm von meinen Gedanken, und dass ich vielleicht einen Therapeuten besuchen sollte. Er hat es immer abgetan mit sowas brauchst du nicht.
Wie Zufällig traf ich dann wohl auf meinen jetztigen Freund...auf Facebook, glaub ich. Wir haben bissl gechattet und irgendwann erzählte er mir das er depressiv ist. Ich hatte plötzlich jemanden der mich verstanden hat und das hat mir sehr geholfen. Aber es entfernte mich von meinem Mann (dem ich immer offen erzählt habe das ich da mit jemendem schreibe den es interessiert). Mein Mann war froh das er sich mit meinen Problemen nicht auseinandersetzen musste, also machte ich mein Ding. Ich merkte wie ich mich langsam in den anderen Mann verliebte...und naja es dauerte noch bis ich mir das erlaubte bzw. wirklich eingestand...

2010.
Im Mai habe ich meinen Mann verlassen. Bin erstmal zu meinen Eltern gezogen die die meiste Zeit des Jahres im Ausland verbringen. So war ich nun allein in ihrem Haus. Alle meine Freunde waren plötzlich weg. Ich war die Böse und habe meinen Mann verlassen, da musste ich mich nicht wundern. Und so kam es wie es kommen musste - der andere Mann und ich wurden im August ein Paar.
Von seinen Depressionen habe ich anfangs nicht viel mitbekommen. Er war vom ersten Tag an euphorisch und voller Tatendrang. Liebeserklärungen und Zukunftspäne waren an der Tagesordnung. Er erzählte ständig wie fantastisch wir zusammen passen und das er sein Leben lang auf eine warmherzige Frau wie mich gewartet hätte. Ich war glücklich. Ich war verliebt. Zwischendurch hatte ich ein schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber, aber wir waren getrennt, also was sollte mich aufhalten? Ich genoss jede Sekunde...
nach 3 Monaten unfassbaren Glücks wurde er merkwürdig. Ich kann es kaum beschreiben. Er zog sich immer öfter mal zurück. S., war schleichend sehr selten geworden und ich fühlte mich sehr unsicher. Irgendwie traute ich mich nicht ihn darauf anzusprechen, dachte es sei eine Phase..aber eine Phase nach bereits 3 Monaten? Nein...als ich ihn dann fragte was los wäre, war immer alles okay...ich hab das Bild noch vor Augen: er trägt ein rotes Sweatshirt und eine weiße Jogginghose, nimmt mich in den Arm und sagt mach dir keine Sorgen, ich liebe Dich...zwei Tage später hat er sich von mir getrennt mit der Begründung, seine Gefühle für mich wären weg...sie hätten sich in etwas Freundschaftliches verwandelt...es wäre keine Liebe mehr da...
Zusammenbruch. Ich bin total zusammengebrochen...noch nie in meinem Leben habe ich so gelitten. Wenn ich daran denke, dann bekomme ich heute noch Angst vor dem Schmerz den ich damals empfunden habe. Ich dachte ich müsste sterben. Ich war nicht mehr in der Lage irgendetwas zu tun. Das war die Zeit in der ich mich hier im Forum angemeldet habe... (Pause ist zu Ende...schade...das schreiben tut mir gut.. :-)..

06.11.2012 13:46 • #1


Steffi
Hallo crempita,

ich habe dein posting gelesen und kann Deine Zeilen, Deine Wut, Deinen Schmerz sehr gut nachempfinden.
Zitat:
Darf man das hier, sich einfach den Frust von der Seele schreiben...???

Das darfst Du nicht nur, das sollst Du ! Dazu sind wir da.
Magst Du weiter schreiben ? Dann tu es. Vielleicht ist dies der erste Schritt nach vorne. Mich interessiert, wie die Geschichte weitergeht. Was ist aus Deiner Ehe geworden ? Was ist in der Zwischenzeit nach der Trennung von Deinem Freund in Deinem Leben passiert ?

Was mir beim Lesen auffiel : du beschreibst Deinen Freund in den ersten Wochen als sehr euphorisch, dann als sehr depressiv. Kann es sein, dass er manisch-depressiv ist ?

06.11.2012 14:10 • #2


A


Hallo crempita,

Depressiver Freund und ich am Ende

x 3#3


Brave
Hallo Crempita,

bin auch schon gespannt wie Deine Geschichte weitergeht.
Es tut gut, so etwas auch mal aufzuschreiben.

Lg Brave

06.11.2012 20:42 • #3


crempita
hmmm..ich habe auf Antworten geklickt...und nicht auf Schnellantworten...hoffe das war jetzt richtig so...??!?!?

ich habe heute morgen schon mal kurz hier reingeschaut und muss sagen das ich erstmal angefangen habe zu weinen weil Ihr mir so lieb geschrieben habt...hat mich wirklich berührt - das es wohl doch jemanden interessiert...unglaublich...ich hatte nicht damit gerechnet...ich danke Euch, ganz ehrlich..vielen, vielen, vielen liebn Dank :-)...da kommen mir gleich wieder die Tränen :-(

durchatmen...
der Teil den ich gestern geschrieben habe, ist nur ein kleiner Teil von dem was da noch kommt...ich nenne es Schmerz in drei Akten :-(
ich muss aber auch sagen, dass ich mich gestern schon ein bisschen leichter gefühlt habe...also danke das ich meine Geschichte hier aufschreiben darf.
Wer mich kennt, der weiß das ich mich nicht wirklich kurz fassen kann..lächel...ich entschuldige mich jetzt schon mal dafür, aber ich werde mir mühe geben ;-)

07.11.2012 11:06 • #4


crempita
also weiter gehts....(wenn mein Chef kommt muss ich abbrechen...lach..)

2010...weiter gehts...
habe vergessen zu erwähnen das er ein halbes Jahr in einer Gesprächstherapie wegen seinen Depressionen war. Die Therapie endete während wir zusammen gekommen sind und der Therapeut meinte wohl sie (also ich) ist ihr bestes Antidepressivum...während der Therapie hat er Venlafaxin genommen...und heute weiß ich das er sie mit Ende der Thearpie eigenmächtig abgesetzt hat.

So nun zurück zu mir..ich war nach dem plötzlichen AUS total am Boden...es war (glaub ich) Oktober...ich war mutterseelen allein mit meinem Hund und wurde auch noch krank. Mein Bruder kam zwar ein zwei mal um mir die Gassigänge mit meinem Hund abzunehmen, aber im Grunde war er mir keine Hilfe. Tut mir leid wenn ich das so dagen muss...er ist ein Feingefühlskrüppel ;-)...ich schweife ab...lach...ich habe bis Ende November 18 Kilo abgenommen (von 80kg auf 62kg) und war höchst depressiv. Kein Kraft zu gar nix...dann bekam ich eine Nachricht bei Facebook von seiner besten Freundin und ExFreundin (ich hatte viel von ihr gehört, aber sie nie kennengelernt)...sie hat sich an mich gewand weil mein Ex (unser Ex) wohl wieder in einem schlimmen Loch saß und sie meinte, wenn es mir nicht zu schwer fallen würde, ob ich mich nicht mal bei ihm melden könnte. Er hatte ihr damals immer in tollsten Tönen von mir erzählt und das ich ihn wohl wie kein anderer Mensch verstehen würde. Tja, was soll ich sagen...da war sie: die Hoffnung!!! Die Hoffnung die mir ganz leise ein vielleicht kommt er zu mir zurück ins Ohr geflüstert hat...Ich habe mich bei ihm gemeldet..auf die Tour hab irgendwie gespürt das es dir nicht gut geht...(lach...im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt, oder??) Der (mittlerweile) gemeinsamen Freundin musste ich versprechen nicht zu verraten das sie mich aktiviert hat. Er weiß es bis heute nicht...
Der Kontakt zwischen ihm und mir wurde freundschaftlich sehr eng...er hat viel geweint...ich habe versucht ihm Ausgleichsprogramm zu bieten...er hat mich so oft in den Arm genommen...und mir ist jedes mal der Atem weg geblieben...wir haben so viel geredet...viele Abende zusammen verbracht...als Freunde! Aber mein Herz wollte einfach viel mehr als nur das...ich hab es ihn nicht merken lassen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie oft ich geweint habe wenn er gegangen ist. Ich hatte keine Ahnung wieviel Schmerz einem so eine unerwiederte Liebe zufügen kann. Ich bin 37 und habe so einige Beziehungen hinter mir...

Mitte November wurde er arbeitslos...nicht seine Schuld...aber es zog ihn verständlicherweise runter. Er hat sich seine Zeit tagsüber in irgendwelchen Chats vertrieben und erzählte mir immer wieder von anderen Frauen. Vor allem wie sehr sie alle auf ihn abfahren. Ich muss dazu sagen, er ist ein verdammt guter Redner..einfühlsam und er weiß irgendwie wie wir Frauen ticken. Zu meinem ohnehin schweren Herzen kamen jetzt also noch die Geschichten über andere Frauen...mich hats zerrissen...ich hätte gehen sollen. Ich hätte die Freundschaft beenden müssen. Aber ich habe es nicht getan. Ich konnte nicht. Wenn ihr gesehen hättet wie er mich manchmal angesehen hat - wie er mich manchal berührt hat...ich bin nicht naiv oder blind romantisch - aber alles an ihm schrie manchmal irgendwie ich liebe Dich...das waren noch andere Dinge die ich einfach nicht ignorieren konnte: wir waren mal gemeinsam im Einkaufscenter und sind aufs Parkdeck um eine zu rauchen. Da sanden noch andere Leute und rauchten. Ein Mann (sah aus wie der Pate...lach...) hat uns eine Zeit beobachtet und kam dann auf uns zu. Er stellte sich vor meinen Ex und sagte es ist wunderschön und nicht zu übersehen, wie sehr sie ihre Frau lieben. DAS IST KEIN WITZ !!!! ES WAR HAARGENAU SO!!! Mir ist das Herz in die Hose gerutscht und ich war wie versteinert...mein Ex jedoch sagte sofort: nein ich liebe sie nicht. neine, nein, wir sind nur Freunde...der Mann lächelte und sagte nun gut, wenn sie das sagen, drehte sich um und ging...wir gingen auch sofort wieder rein und an den Rest des Tages kann ich mich nicht mehr erinnern...ich weiß nur das er nie einen Ton darüber verloren hat und wir nie darüber gesprochen haben...aber als ich wieder allein zu Hause (immernoch in meinen Eltern´s Haus), habe ich geweint und Gott verflucht, warum es denn nicht sein kann und warum er mich nicht lieben kann...wenn ich für ihn doch der wichtigste Mensch bin...die einzige die ihn versteht...die Frau mit dem warmherzigsten Herzen die er je kennengelernt hat...und bla bla bla...
(klappt ja super mit dem kurzfassen...lach :-))

solche Begegnungen mit wildfremden Menschen hatten wir dann noch zweimal...es klingt ausgedacht und unecht, aber bitte bitte glaubt mir...die Frau in der Pommesbude spricht heute noch unaufgefordert davon, wie sehr dieser Mann mich geliebt haben muss. Ihr müsst mir glauben - ich bin eine sehr realistische und faktische Frau. Das alles war tatsächlich so und nicht vielleicht eine Wunschgedanke...
Zurück zum eigentlichen...

mir ging es nicht gut. Alles drehte sich um ihn. Ich habe mich mit niemendem verabredet, denn es hätte ja sein können das ER sich mit mir treffen will. Ich stand auf Abruf bereit. natürlich habe ich versucht das zu kaschieren und ich habe ihm auch vorgespielt ich hätte Dates usw. Das war ein Fehler, denn er erzählte mir dann von seinen Dates...in denen es am Ende eigentlich immer um S. ging. Er erzählte mir von jeder einzelnen Frau und jeder zweite Satz begann mit...Du hättest es anders gemacht...Du hättest mich verstanden...sie ist nicht wie Du wenn sie......die Einzelheiten seiner Treffen haben mich so sehr verletzt...das er jede dahergelaufene Frau an sich heran lässt und jede abcheckt ob sie nicht die Frau fürs Leben sein könnte...und ich??? Ich stand nicht zur Debatte...ich kam wie selbstverständlich nicht in Frage...das hat mich fast umgebracht...der Schmerz war mein treuer Begleicter...
(Chef kommt..)

07.11.2012 11:49 • #5


crempita
weiter gehts...(ich bin nicht böse wenn ihr keine Lust habt weiter zu lesen :-)...mir tut es gut zu schreiben...und mit jedem Tastendruck gehts mir besser...ich habs noch nie jemandem erzählt und einfach darüüber zu schreiben und sich auch wieder an Einzelheiten zu erinnern, hilft- auch wenns weh tut...

2010 (immernoch..lach...)
es ging auf Weihnachten zu und meine Eltern kamen Heim. Ich hatte im Haus meiner Eltern mein ehemaliges Kinderzimmer bezogen...im Dachgeschoss, Schlafzimmer, Wohnzimmerchen und ein eigenes Bad...und ER war oft bei mir. Kurz vor Silvester sind meine Eltern wieder gefahren und die Silvesterplanung stand zur Debatte. Was soll ich sagen? Ich hab nen Hund und kann nirgends hin. Er will nirgends hin. Also habe ich angeboten Silvester zusammen zu feiern. Bei mir. So kam es dann auch. Haben zusammen gesessen und Fondue gemacht. Um Mitternacht hatt er natürlich auch seine Eltern angerufen...seine Mutter fragte wo er denn wäre und er sagte er wäre bei mir. Sie kannten mich wohl von seinen Erzählungen (Lautsprecher war an) und seine Mutter fing ein Lied von Helene Fischer an zu singen:Manchmal kommt die Liebe einfach so oder so ähnlich...er wurde verlegen und Mutter (wusste ja nicht das ich sie hören kommte) sagte, er solle auf sein herz hören...wie ich mich dabei gefühlt habe kann man sich denken...die Hoffnung hat nun nicht mehr geflüstert sonder wurde immer lauter...wenn doch sogar seine Mutter das merkt!!!! Ach Hoffnung...könnte man dich doch nur auslöschen wenn man es möchte...

2011 (endlich....lach..)
in der Silvesternacht waren wir uns ehr, sehr nah...das waren wir häufig...das waren dann immer die Momente in denen er sagte ich wäre sein zu Hause...leider hat es sich auch für mich so angefühlt. Wenn wir zusammen waren, dann hat sich meine Welt gedreht...wenn ich ohne ihn war, dann stand mein Leben still. Wenn mir das ne Freundin über sich erzählt hätte, ich hätt gesagt sie hat sie nicht mehr alle und macht sich viel zu abhängig von dem Kerl. I
mis chef schon wieder...

07.11.2012 12:19 • #6


crempita
zurück zur Silvesternacht...
in dieser Nacht haben wir miteinander geschlafen...es kam einfach so...mir war klar das das nicht bedeutet das wir jetzt zusammen sind. Wie gesagt, so naiv bin ich nicht.
Am 06.01. hatte er Gebutstag. Den er natürlich bei mir verbrachte. Ich hatte ihm ein Buch über Psychologie geschenkt, das er sich mal lange in einer Buchhandlung angeschaut aber wegen dem Preis nicht gekauft hatte. Dazu gab es noch ein schwarzes Notizbuch. Sein Therapeuth hatte ihm damals zu einem Depressions-Buch geraten, in dass er alle schlechten Gedanken schreiben sollte...dieses Buch war ROT. Er hatte mich mal darin lesen lassen, daher wusste ich das. In das schwarze Buch das ich ihm geschenkt habe, habe ich reingeschrieben, dass dieses Buch vielleicht für die guten Gedanken und das gute in seinem Leben sein könnte...denn davon hat er so viel. Begleitet wurde das ganze von einer Karte mit einem großen alten Baum drauf (wir lieben beide alte Bäume) in der ich ihm geschrieben habe, das ich ihm eine glückliche Zukunft wünsche. Und das ich daran glaube das die Sehnsucht in seinem Herzen irgendwann gestillt wird. Und das ich mir wünsche das er sehr gut auf sich aufpasst, schliesslich wäre da jemand in seinem Leben der ihn sehr vermisssen würde...
Er war total begeistert und sehr weich...immer wieder der Satz wie viel ich ihm bedeute usw...
In den nächsten Tagen habe ich nichts von ihm gehört...gar nichts...keine Lebenszeichen auf Facebook oder sonstwo...ich hatte mittlerweile die Einstellung ihm nicht hinterher zu laufen, also habe ich mich auch nicht gemeldet. Dann passierte etwas sehr, sehr schlimmes...ICH habe etwas sehr, sehr schlimmes gemacht...ich schäme mich heute noch dafür, aber ich habe meine gerechte Strafe dafür erhalten...und zahle heute noch dafür... Als er mal bei mir war hat er sich von meinem Laptop bei Facebook angemeldet...und die Anmeldedaten nicht gelöscht...also war sowohl mein Login, als auch sein Login bei mir hinterlegt...tja, und vor lauter Sorge habe ich mich über seinen Account eingelogt...ich kann nur zu meiner Entschuldigung sagen - ich war WIRKLICH in Sorge...ich hatte ein komisches, ungutes Gefühl...also habe ich auf Enter gedrückt und drinn war ich. Ich hätte das nicht tun dürfen...

07.11.2012 12:46 • #7


crempita
sorry...musste erstmal durchatmen...wenn ich das hier so offen zugebe und dann auch noch schwarz auf weiss lese, dann wird mir ganz schlecht...

Nachdem ich auf Enter gedrückt hatte (mein Herz hat gepocht wie verrückt und ich hab sofort nen Zitter bekommen), bin ich mitten in einen Chat geraten- zwischen ihm und einer Frau. Sie verabredeten sich grade für den Samstagabend...ich war wie versteinert und konnte einfach nicht aufhören mitzulesen...mir war (entschuldigt die Ausdrucksweise) kotzschlecht und ich dachte ich klapp gleich zusammen. Wie er mit ihr sprach...was er ihr schrieb...wie verliebt er klang...ich hab sofort angefangen zu weinen. Sie hat ihm Handynummer und Adresse durchgegeben. Dann habe ich mich ausgelogt. Und bin irgendwie gestorben.
Ich wußte ja das er sich manchmal verabredet aber wenn man es ließt..vor allem wenn man ließt was er einer fremden Frau schreibt und wie fremd er einem dann ist. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben ! Was ich beschreiben kann ist der Schmerz und das Wissen, dass man selber für diesen Mann nichts Wert zu sein scheint - man fühlt sich klein und mickrig und dazu kommt das schlechte Gewissen das man da eine Grenze überschritten hat, die man nicht überschreiten darf. Und ich blöde Kuh habe mir Sorgen um ihn gemacht...pah...wer weiß wie lange die schon miteinander schreiben...tausen Gedanken und Fagen und Bilder...vor allem Bilder...ich sah ihn vor meinem geistigen Auge, wie er sie küßt, sie ihn berührt..er mit ihr lacht...

Der Samstagmorgen kam...ich hatte von ihm nichts mehr gehört (klar hab ich mir gedacht - schliesslich braucht er mich jetzt nicht mehr) und ich wurde wütend. Die Wut hat mir irgendwie Kraft gegeben und ich dachte Prima! Mit Wut auf ihn, geht auch die Liebe weg und mit Wut auf ihn, tut der ganze Mist nimmer so weh. Ja das hab ich gedacht...
Am Samstagabend war nichts mehr da von der Wut...nur noch Schmerz und Trauer und Bilder über Bilder...ich dachte ich werde verrückt...habe zusammengekauert auf dem Fussbodengelegen und einen Heulkrmpf nach dem anderen gahabt. Ich hatte die Beiden vor Augen...und die Bilder gingen nicht weg...das war meine Bestrafung! Und ich hatte sie verdient...
Am nächsten Morgen fühlte ich mich leer..so leer wie noch nie in meinem Leben...und ich dachte: So!!! Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder Du machst dem ganzen hier ein Ende...oder...du stehst auf und du schmeisst diesen Menschen aus deinem Leben, damit die Zeit endlich die Wunden heilen kann. Ich wollte keinen Tag länger mehr mit diesem schweren Herzen leben...
Es kam ein erlösender Anruf von meiner Cousine deren Freund aus beruflichen Gründen nach Bayern musste und ob ich nicht mitfahren möchte damit sie nicht so allein ist während er arbeitet. Nach kurzer Besprechung mit meinem ExMann ob er den Hund für ein paar Tage nehmen könnte und einem Anruf bei meinem Chef, war für mich klar - weg hier! Genau das brauchte ich! Und ich habe es getan.... Ich habe nachmittags gepackt.

07.11.2012 13:29 • #8


Steffi
Hallo crempita,

ich hoffe, Du schreibst weiter. Deine Geschichte berührt.

07.11.2012 14:34 • #9


Brave
Ja - schreibe bitte weiter...
Habe alles in einem Rutsch gelesen.

LG Brave

08.11.2012 16:15 • #10


crempita
Guten Morgen Ihr Lieben :-)

ja ich werde weiter schreiben...aber ich musste erstmal ein bissl verarbeiten...die Vergangenheit aufzuschreiben und nochmal über alles nachzudenken, hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen...hatte erstmal Angst weiter zu schreiben weil ich nachts drauf kaum schlafen konnte und ich den ganzen Tag die Gedanken nicht frei bekommen habe, aber ich werde es z Ende bringen...wer weiß - vielleicht ist das meine Therapie...

also bis später
und ganz, ganz liebe Grüße an Euch :-)

09.11.2012 08:59 • #11


Steffi
Zitat von crempita:
ja ich werde weiter schreiben...aber ich musste erstmal ein bissl verarbeiten...die Vergangenheit aufzuschreiben und nochmal über alles nachzudenken, hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen...hatte erstmal Angst weiter zu schreiben weil ich nachts drauf kaum schlafen konnte und ich den ganzen Tag die Gedanken nicht frei bekommen habe, aber ich werde es z Ende bringen...wer weiß - vielleicht ist das meine Therapie...

Liebe crempita, das ist vollkommen verständlich. Ich selbst habe erst vor wenigen Wochen in den Untiefen meines Lebens graben müssen und war anschließend Tage lang sehr aufgewühlt. Es strengt an, doch es macht auch Dinge bewusst, die bis dahin tief im Innern blieben. Darüber zu schreiben ist allerdings noch viel besser, als nur darüber zu reden.
Mir hat unlängst jemand einen sehr schönen Rat gegeben : schreibe auf, was Dich quält, Dir zu schaffen macht usw. und verbrenne anschließend den Zettel/das Papier. Eine Art, sich von quälenden Gedanken und Gefühlen zu verabschieden.

Das Tempo in diesem Thread bestimmst nur Du !

09.11.2012 13:11 • #12


crempita
Dankeschön :-) das nehme ich gerne an, denn im Moment fällt es mir sehr schwer zu schreiben. Ich merke das ich es mir nicht vornehmen kann wann ich schreibe...zu dem kommt, dass es mir grad nich besonders geht und ich mich eigentlich zu rein gar nichts aufraffen kann...
aber ich werde es mir weiter vornehmen, denn (auch wenns ein paar unschöne Nebenwirkungen gibt) es hilft...auch wenn es dann vielleicht niemanden mehr interessiert. Ich zieh das jetzt durch...und lege meine ganze Hoffnung in diese Selbst-Therapie :)

12.11.2012 11:01 • #13


crempita
weiter gehts
2011 (immernoch)

also hab ich gepackt...habe einer Freundinund meinem Bruder Bescheid gesagt...und IHM natürlich. Habe ihm geschrieben dass ich Abstand brauche und das ich nicht einfach nur befreundet sein kann...das es mir weh tut kein Teil seines Lebens zu sein und das ich denke das es das Beste für mich (und auch für ihn) ist, wenn wir den Kontakt abbrechen. Diese Entscheidung von mir ist unumstößlich und er soll sie bitte respektieren. Bedeutet: keine Nachrichten, keine Anrufe, kein gar nix! Und dann hab ich mich verabschiedet...und bin mit Cousinchen und ihrem Freund losgefahren.

Wir waren in einem schnuckeligen kleinen Hotel in Landshut untergebracht und ich hatte ein wunderschönes Einzelzimmer. Ein Buch und gutes Essen haben mir geholfen mich wenigstens ein kleines bisschen besser zu fühlen. Mein Handy hatte ich die meiste Zeit ausgeschaltet. Ich wurde ruhiger. Viele Gespräche mit meiner Cousine haben ihr übriges getan, so dass ich emotional gestärkt nach Hause gekommen bin. Leider hat mich bereits auf der Rückreise eine schlimme Grippe erwischt...schon wieder...heute denke ich, dass die ständigen Krankheiten von meiner ständigen Trauer kamen. Vermutlich rühren meine heutigen Symptome auch daher...wer weiß das schon !?

Zurück zu Hause lag ich also wieder flach. Wieder allein und keiner der sich kümmert. (Komme aus einer sehr liebevollen Familie und bin es eigentlich gewohnt umsorgt zu werden...lach.) Aber es war niemand da und ich war wieder am Boden...hab mich nach dem Sinn gefragt. Wieso aufstehen? Wieso essen? Lieber Gott, lass mich einschlafen und morgen nicht mehr wach werden...dann hört der Schmerz wenigstens auf...

Vier Tage später klingelte das Telefon...ER...hätte von unserer gemeinsamen Freundin (seiner Ex) gehört das ich schlimm krank wäre und ob er was für mich tun könnte...ich solle nicht böse sein das er sich meldet, aber er hätte sich solche Sorgen gemacht und könnte nicht einfach ignorieren das niemand da ist der sich um mich kümmert...ihr Lieben, was soll ich sagen? Wiedereinmal - war sie da. Die bescheuerte Hoffnung. Ganz, ganz leise. Geflüstert hat sie: er liebt dich...er gesteht es sich bestimmt nur nicht ein! Zum kotzen! Ich dachte es wäre vorbei...ich dachte ich hätte verstanden das es keinen Sinn hat. Aber nix da!!! Er kam...ging für mich einkaufen...ging mit dem Hund...und nach meiner Genesung war er plötzlich wieder weg! Ich hatte damit gerechnet und bin nun nicht mehr aus allen Wolken gefallen...schliesslich sah er mich nur als einen Freund. Ich habe versucht das ganze im Sande verlaufen zu lassen...und irgendwie weiter zu machen!
Dann kam Karneval. Meine bekannten Mädels haben mich überredet mit ihnen zu einer Zeltparty am Dorfplatz zu gehen. Ich hatte keine Lust. Ging aber mit.

Es tat mir gut. Mein Selbstbewußtsein wurde poliert..lach..viele Komplimente...viele männlche Interessenten...es tat mir gut. Aber keiner, niemand hat mich interessiert. Nach ein paar Stunden tralala sah ich ihn dann an der Theke stehen. Ich sah wie er mich beobachtete. Ich hab mich rumgedreht und bin an meinen Tisch. Musste mich setzen. Zitter und Herzschlag. Keiner meiner Mädels da, alle tanzten oder standen irgendwo und unterhielten sich. Er kam auf mich zu und ich dachte: sei cool - lässig - lustig und vor allem LOCKER ! Er stellte sich vor mich und ich stand auf um ihn zu begrüßen. Ich war noch nicht ganz oben da fiehl er mir schon um den Hals und drückte mich soooo fest, das meine (schei.) Knie nachgeben wollten. Wie gehts dir? Siehst toll aus! Ich freu mich so dich zu sehen! Bla bla..dachte ich..bla bla bla..und dann hab ich es auch gesagt: Alles nur bla bla bla und dann prustete es aus mir raus. Einfach so.

Ich habe ihm alles an den Kopf geworfen. Ich habe ihm gesagt das er ein Heuchler ist. Das er mich eigentlich liebt und das er feige ist. Das er dumm ist und nicht sieht das er jede Frau mit mir vergleicht und wenn sie nicht ist wie ich, er sie dann wieder abserviert. Ich habe ihm gesagt das er keine Frau auf dieser Welt finden wird die ihn so liebt wie ich. Und das er immer seine beknackte Sehnsucht nach Liebe mit sich rumschleppen wird und das er es auch nicht anders verdient hat. Es gäbe keine Freundschaft mehr mit mir, weil ich das nicht länger ertragen kann. Ich habe sehr lange auf ihn eingeschimpft und er hat mich mit großen Augen angesehen und seine Augen füllten sich immer mehr mit Tränen. Wir wurden von einer betrunkenen Freundin unterbrochen und ich nutzte die Gelegenheit und ging auf die Toilette um ein wenig runter zu kommen. Ich wollte auch nicht mehr zu ihm zurück. Aber er kam mir nach...schnappte mich und küßte mich mit den Worten: Du hast mit allem Recht....
Und ich??? Ich hab mich wieder drauf eingelasssen...ich habe ihm geglaubt. Es folgten Wochen voller Liebeserklärungen. Ich hatte eine Wohnung gefunden und war mit der Renovierung beschäftigt. Er kam regelmäßig um zu helfen. Ich hatte Angst davor und habe ihm das auch gesagt. Ich hatte Angst meine Wohnung mit Erinnerungen mit ihm zu füllen um dann in einem Sicheren Moment wieder von ihm verlassen zu werden. Ich soll nicht so verrücktes Zeug reden, sagte er. Und nach drei Monaten (wovon er in den letzten Wochen schon schleichend komisch wurde...wieder kein S....wieder öfter Abstand...aber immer keine Sorge, alles ist gut. ich liebe dich)..nach drei Monaten waren seine Gefühle nicht mehr da, nachdem ich wissen wollte was mit ihm los ist!

Wieder Absturz...wieder Schmerz und Trauer...zeitweise dachte ich ich würde ersticken...ich hatte einen bleiernen Stiefel auf der Brust der mich erdrückt hat...es war Ende Mai/Anfang Juni...ich kann die Zeiten nicht mehr so hundertprozentig nachvollziehen.
Ich habe den Kontakt zu ihm abgebrochen und es schien ihm auch nichts aus zu machen!
Einen Monat später (mein Herz war immernoch sooo soooo schwer) fing ich an mich mit einem anderen Mann zu verabreden...

(sorry...brauch ne Pause)

13.11.2012 14:02 • #14


Steffi
Hallo crempita,
ganz oben hast Du geschrieben
Zitat:
niemand versteht, niemanden interessiert es WIRKLICH wie es mir geht.

Ich denke, ich verstehe dich und ich glaube zu wissen, wie es Dir geht. Jede Zeile Deiner Geschichte zeigt deinen derzeitigen und damaligen Gemütszustand.
Ich weiß noch nicht, wo genau Du JETZT stehst, was in den letzten Monaten noch geschehen ist. Ich lese auf jeden Fall sehr interessiert mit.

13.11.2012 19:16 • #15


Brave
Auch ich habe Deine Geschichte weiterverfolgt.
Und wenn es Dir soweit geht, möchte ich weiterlesen.
Dir alles Gute, crempita.

Brave

13.11.2012 22:22 • #16


crempita
weiter gehts....sorry - hat bissl gedauert :(...

2011 (immernooooooch )

ich fing also an mich mit einem anderen Mann zu verabreden. naja, wir haben viel telefoniert und gechattet - hab ja den Hund und kann nicht ausgehen! Meinem geschundenen Ego tat es gut, aber meinem Gewissen nicht. Der Andere hatte ganz offensichtlich die Absicht etwas Ernstes mit mir anufangen und ich muss ehrlich sagen ICH HÄTTE ES ZUGERN zugelassen...aber mein Herz war besetzt und ich hab mich schlecht gefühlt weil ich den anderen ja irgendwie ausgenutzt habe damit ich auf andere Gedanken komme und es mit wenigstens ein kleinwenig besser geht. Ich hab ihn auf Abstand gehalten und versucht ihm keine Hoffnung zu machen. Hab ich mir wohl schön geredet..als ob das geht !?!?!
Nun ja...
es wurde Oktober/November und ich erhielt mal wieder die Nachricht von unserer gemeinsamen Freundin (seiner Ex) dass es ihm wieder sehr schlecht geht. Er hat seinen Job verloren. Der Todestag von Robert Enke näherte sich. (Er hat eine besondere Beziehung zu ihm...selber depressiv...beide Torhüter usw.) Sie sagte er hätte wieder keine Lebenslust und würde nimmer aus dem Haus gehen usw. das übliche. Ich habe ihr gesagt dass mich das nichts mehr angeht und ich mich nicht einmischen will...es hat Tage in mir gebrodelt und als sie mir dann sagte, dass er bei einem Spaziergang mit ihr total zusammengebrochen ist und geweint hat und nimmer aufhören konnte (sie wusste nicht wie sie sich verhalten sollte und wie sie mit ihm umgehen sollte und flehte mich an ihr zu helfen)...da hab ich mich dann entschieden ihn anzuschreiben. Meine Gedanken waren sowieso nur noch bei ihm und ich machte mir große Sorgen.
Er hat sich gefreut von mir zu hören..nicht überschwenglich, eher neutral. Und ich weiß dann wie ich ihn aus dem Loch bekomme...ich setze ihn nicht unter Druck, ich gerate nicht in Panik wenn er mir erzählt dass er einen Abschiedsbrief an seine Eltern geschrieben hat und ich gebe ihm keine Ratschläge wie das wird schon wieder oder reiss dich zusammen, so wie andere das tun. Dadurch fühlt er sich bei mir wohl und vertraut sich mir an. Und ich bin beruhigt weil ich weiss das er nicht allein ist und Gott weiß was anstellt...
Es schmerzt ihn dann so zu sehen...ich liebe ihn...auch wenn ich immer wieder versuche es nicht zu tun. Man kann sich einfach nicht vornehmen jemanden nicht zu lieben....leider... :((( ich habe seinen Hausarzt angerufen und ihn gefragt was ich unternehmen kann...er hat mir klipp und klar gesagt, dass wenn er von Suizd spricht - man ihn zwangseinweisen müsste. Er bat mich ihn zu überreden bei ihm vorbei zu kommen. Ich tat es und er ging zu ihm. Sie besprachen sich und er bekam eine Einweisung in die Klinik. Keine Zwangseinweisung. Er wartete dann auf einen freien Platz und Anfang Dezember war es dann soweit. Seine Verfassung als er in die Klinik ging war stabil und eigentlich ging es ihm zu gut...

21.11.2012 09:11 • #17


crempita
Ich hatte von unserer gemeinsamen Freundin gehört, dass er in den vergangenen Monaten, dann und wann,was mit einer Bekannten von ihr laufen hatte...ich habe gebeten mir Details zu ersparen...
Er ging also in die Klinik.
Wir haben fast jeden Abend telefoniert und er hat mir erzählt wie begeistert alle von ihm sind und das es ihn erdet. Er war der Meinung das es gut war in die Klinik zu gehen wo es ihm eigentlich gar nicht soo schlecht geht...so sieht er das es anderen schlechter geht und das es bei ihm vielleicht alles gar nicht so tragisch ist. Ich hab ihn reden lassen. Nach zwei Wochen bin ich ihn besuchen gefahren. Er sah schlecht aus. Er wurde wieder auf Venlafaxin eingestellt und hatte schlimme Nebenwirkungen...Kopfblitze, Übelkeit, Schwindel, konnte sich nicht konzentrieren. Er war unendlich dankbar das ich da war, denn niemand hat ihn sonst besucht und seine Eltern haben nicht einmal angerufen. Nach 3 Wochen durfte er übers Wochenende Heim. Ich habe mir das ganze Wochenende freigehalten...dachte irgendwie ich würde an dem We teilhaben - lach...wie naiv...
wir haben an dem WE natürlich mal telefoniert und er kam auf einen Kaffee vorbei. Aber es war ganz deutlich, dass ich NULL mit ihm oder seinem Privatleben zu tun habe. Ich war sehr, sehr enttäuscht und es hat mir (mal wieder) sehr weh getan. Andererseits, was hab ich denn gedacht? Wir waren kein Paar, also was geht es mich an was er treibt !??! Merkwürdig war, dass er nach diesem Wochenende imemr wieder angefangen hat von UNS zu sprechen. Immer wieder Anspielungen dass wir doch ein tolles Paar wären usw. Ich bin nicht darauf eingegangen und habs immer ins lächerliche gezogen.
Dann stand das Weihnachtswochenende vor der Tür...meine Eltern waren zu Besuch bei mir (hatten ihr Haus mittlerweile verkauft und besuchten mich dann in meiner 45qm Wohnung...oh je). Am Telefon erzählte er mir dass er Heiligabend und am 1. Weihnachtstag zu seinen Eltern fährt und das er aber nachmittags am 1. Weihnachtstag auf einen Kaffee kommen wolle. Er kam. Wir saßen alle (zusammengequetscht...lach) in meinem Wohnzimmer und es war gemütlich, weihnachtlich und vor allem sehr warmherzig...
Er redete ständig wie toll ich doch bin und fragte meinen Vater (im Spaß) was er denn davon halten würde wenn er und ich heiraten würden...meine Mutter (kennt meine Leidensstory) meinte nur, dass er sich erstmal beweisen müsste...natürlich ALLES IM SPASS...
er konnte sich kaum von uns trennen. Ich habe ihn zur Tür gebracht und die Umarmung zum Abschied schien nimemr aufhören zu wollen. Ich habs genossen. Sehr sogar. Dann ging er...dreht sich rum...kam zurück und küsste mich. Dann war er weg.
Da ich Enttäuschungen gewohnt war, habe ich dem ganzen keine große Bedeutung beigemessen...aber wem machte ich was vor? - Sie war SCHON WIEDER da - die besch..... Hoffnung!!! Wir haben uns an dem WE nicht mehr gesehen. Und in den nächsten Tagen bekam ich immer wieder Liebesgesäusel-SMS von ihm. Ich habe ihm dann irgendwann gesagt, dass ich mein Herz geschlossen hätte und das ich Angst hätte es für ihn NOCHMAL zu öffnen. Er solle mir Zeit geben damit ich sehen kann ob ich mich nochmal auf ihn einlassen kann. Er war einverstanden.
Silvester kam und unsere gemeinsame Freundin hatte uns zu sich eingeladen. Einfach sitzen, quatschen und nett Essen. Sie hatte mir aber im vertrauen erzählt, dass die Frau (mit der er die Monate zuvor eine Affaire hatte) ihn auch eingeladen hat und er ihr abgesagt hatte, mit der Begründung ICH seine beste Freundin bräuchte ihn. Er wollte ihr nicht weh tun, hat er mir dann erzählt, weil er ja lieber den Abend mit mir verbringt. Sie sagte dann wohl noch dass ich auch herzlich eingeladen wäre...was mich etwas stutzig machte!? Bedeutete wohl, dass er mich bei ihr als NUR beste Freundin verkauft hatte. Naja- mir wars erstmal egal! Silvester um Mitternacht dann - machte er mir quasi vor allen Anwesenden einen Antrag. Am 12.12.2012 würde er mich gerne Heiraten...wir haben alle darüber gelacht und er hat es auch wirklich lustig rüber gebracht. Es war nicht wirklich sein ernst. Aber könnt ihr Euch vorstellen wie es in mir aussah? Der Mann den ich so sehr liebe macht mir aus Spaß nen Antrag...behandelte mich wie eine Prinzessin....
Kurz nach Mitternacht sind wir dann zu ihm. Ich habe mich dann verabschiedet und er hätte es gern gehabt wenn ich doch (nur als Freundin) bei ihm übernachte. Ich blieb standhaft und fuhr Heim.
In der Woche darauf erzählte mir unsere gemeinsame Freundin, dass er ständig von mir sschwärmt und das er ihr gesagt hat - er wüßte jetzt endlich das ich die Frau seines Lebens bin. Ich war zwar happy dies zu hören, aber ich hatte keinen großen Glauben an der Nachhaltigkeit seiner Äusserung. Klar, meine Freundin die Hoffnung hüpfte und tanzte - aber mein Herz blieb schwer. Ich hielt es für gesüner für mich auf Abstand zu gehen. Ende der Woche war sein Geburtstag. Ich schickte ich ihm eine Geburtstagskarte in die Klinik. Er hat geweint vor Freude. Und er war seht bewegt von den Worten, die ich ihm geschrieben hatte...ich versuch mal sie zu rekonstruieren:

22.11.2012 13:43 • #18


crempita
Nach meiner Meinung ist es nie zu spät der zu sein, der man sein will. Es gibt keine zeitliche Begrenzung. Fang damit an, wann du willst. Du kannst dich ändern oder so bleiben wie du bist. Es gibt keine Regel. Du kannst das Beste daraus machen oder das Schlechteste.
Ich hoffe du machst das Beste daraus. Ich hoffe du siehst erstaunliche Dinge. Ich hoffe du erlebst Gefühle wie nie zuvor.
Ich hoffe du begegnest Menschen, die die Welt anders sehen als du. Ich hoffe du lebst ein Leben,
auf das du stolz sein kannst. Und wenn es nicht so ist, dann hoffe ich du reißt dich zusammen und fängst nochmal von vorne an.
Denn wie gesagt - es ist nie zu spät der zu sein, der man sein möchte...

23.11.2012 08:46 • #19


crempita
...

an diesem Freitag hat er die Beziehung beendet....ich bin leider nicht soweit gekommen Euch zu erzählen, dass er seit März bei mir wohnt...
der Mann den ich liebe, hat (mal wieder) keine Liebe mehr für mich...
er hat ein paar Sachen gepackt und wohn vorerst bei seinem besten Freund...
ich kann nimmer...
wieder den Boden unter den Füßen weggezogen...
ich halts nicht aus...kann nicht aufhören zu weinen...
fühl mich im Stich gelassen und sooooo allein...
ich kann das echt nimmer...
wie soll ich das aushalten?
und jetzt kommt auch noch Weihnachten....und Silvester?
ich hab Angst...
seh keinen Sinn...
allles tut weh....

05.12.2012 08:51 • #20


Eisbärchen
Hallo Crempita,

lass Dich erstmal in den Arm nehmen ! Ich hab so mitgefiebert, bei Deiner Erzählung, dass ich hoffte, dass ein Happy Ending am Schluss stünde.

Vielleicht ist es bei Deinem Freund so, dass er auch unter starken Gefühlsschwankungen leidet? Mal denkt er vielleicht, dass er es nicht wert ist, von Dir geliebt zu werden? Mal ist es wieder eher normal und er kann Eure Liebe geniessen????

Ich wünsche Dir einfach viel Kraft, weil Trost gibt es in so einer Situation keinen. Versuche, gut für Dich zu sorgen!

Hab einen angenehmen Abend!
Viele Grüße
Eisbärchen

06.12.2012 22:15 • #21


Katie
Liebe Crempita,

dein Bericht hat mich sehr berührt.
Doch es fällt wirklich schwer, Worte zu finden.
Wie geht es dir denn nun inzwischen? Ich hoffe, du schreibst deine Gedanken hier weiterhin auf, zumal es für dich selbst erleichternd gewesen ist, die
Emotionen in Worte zu fassen.

Ich wünsche dir viel Kraft.
Liebe Grüße
Katie

07.12.2012 22:08 • #22


K
wow!

ich hab zwar nur die hälfte gelesen, die geschichte ist aber dermassen aufregend und lebensnah und auch so dicht am selbst erlebten, wenn auch in anderer weise und intensität. ich glaube dir jedes wort. es ist oft so unbeschreiblich. ein wahre horrorshow. gut zu wissen das andere ähnliche probleme haben. ich kann nur jedem wünschen das er die kurve aus dem dilemma findet. auch wenn es noch so aufregend ist.

viel erfolg!

08.12.2012 11:39 • #23


R
Hallo crempita,
Ich habe DEINE Zeilen total verfolgt. Ich habe zwar keine Geschichte so erlebt wie Du....Aber Dein Schreibstift ist ähnlich dem Meinem.... Immer versuchen zu lachen und Fröhlichkeit rein zu bringen, obwohl man sich ja gar nicht danach fühlt.

Ich hoffe so sehr, dass es Dir gut geht. Schade, dass Du Deine Geschichte nicht weiter geschrieben hast

Mich und wahrscheinlich die anderen würde es wahnsinnig interessieren, wie es Dir heute geht!

Ganz liebe Grüße
Renesmee72

28.09.2016 08:00 • #24


Nogua
Liebe crempita, auch ich lese gespannt mit und es geht mir sehr nah was dir wiederfahren ist. Ich wünsche mir so sehr einen guten Ausgang deiner Geschichte :)

29.09.2016 11:23 • #25


T
Moin aus dem hohen Norden liebe crempita.

Zuerst möchte ich dir für diese Offenheit danken, dann finde ich es sehr beeindruckend wie sehr du eigentlich in diesen Phasen auf dich achtest.
Du hast deinen Mann verlassen, weil er dich nicht in deiner Krankheit verstanden hat bzw unterstützt. Hast auf dein Herz gehört und getan was (in diesem Augenblick) für dich gut tut.

Zu deinem (EX) zuerst dachte ich er weiß und empfindet durch die Depression eine Art Verschwimmung von Gefühlen.
Doch das er dann mit einer anderen Frau schreibt, flirtet, etc. irritiert mich. (Vielleicht nicht Beziehungsfähig oder doch nur ein Test wie weit kann er gehen um sein Gefühl zu verstehen?)

Der Kontaktabbruch dann danach war von dir Vorerst dann auch der richtige Schritt.
Verfolge die Story gern weiter ...

29.09.2016 11:54 • #26


L

17.03.2021 19:17 • #27


R
Hallo Lukas,
vielleicht war es deinem Freund unangenehm, dass er dir dann doch sagen musste warum er momentan wenig schreibt und Probleme hat. Er hat dir ja gesagt, dass es ihm schwer fällt darüber zu reden, dass er an Depressionen leidet.
Ich kann das aus eigener Erfahrung nur bestätigen, dass es sehr, sehr schwer ist über diese Erkrankung zu sprechen oder überhaupt dazu zu stehen.
Leider gehört der Rückzug auch zu dieser Erkrankung dazu. Ich vermute, dass er dich damit nicht belasten will. Er kann momentan nicht glücklich sein und will sich in seinem Zustand dir nicht zumuten. Dass er online ist kann ja viele Gründe haben und vielleicht ist er ja auch in einem Forum wie diesem, wer weiss?
Ich würde seinen Wunsch respektieren, dass er erstmal keinen Kontakt mehr haben will. Es setzt ihn sonst zu sehr unter Druck und Druck ist für diese Erkrankung nicht hilfreich.
Wünsch dir noch einen schönen Abend
Robbe

17.03.2021 19:48 • x 3 #28


Heideblümchen
Hallo @Lukas2000

du hast schon alles richtig gemacht. Und meine Erfahrung ist, dass es Männern meist oder oft viel schwerer fällt als Frauen, sich über die Merkmale der Depression an sich und über die Probleme im Einzelnen auszusprechen. Eigentlich schade, denn man möchte ja helfen.
Dass mitfühlenden Menschen, die einem anderen, der unter Depression leidet, vor den Kopf geschlagen wird, weil der Kranke Hilfe ablehnt und dann auch oft Kontakte abbricht oder sogar meidet, ist leider so und für Betroffene, Freunde oder Angehörige erst mal sehr schmerzhaft.

Ich denke auch, dass du mometan nicht mehr machen kannst, als ab und an mal zu schreiben, dass du an ihn (deinen Freund) denkst, er sich melden soll, wenn er Redebedarf hat oder den Kontakt wieder sucht und du immer für ihn da bist.

Somit zeigst du ihm, dass du ihn nicht vergessen hast, hast aber so auch die Möglichkeit der eigenen Beruhigung, nicht untätig gewesen zu sein, kannst dich aber auch wieder deinem Leben zuwenden. Denn oft verlieren sich Menschen, die sich zu viel über andere Gedanken machen, ihr eigenes Leben aus dem Blick und opfern sich sehr auf, bis sie selber keine Energie mehr haben.

Du kannst ja, wenn du magst, uns hier im Forum erzählen, wenn und wie die Geschichte weiter geht. Ob es eine Änderung oder sogar Besserung gibt. Andere profitieren vielleicht dann auch von deiner Erfahrung. Alles Gute !

18.03.2021 13:03 • x 1 #29


A


Hallo crempita,

x 4#30


R
Liebe @crempita , ich habe gerade, neun Jahre später, ganz gebannt deine komplette Geschichte durchgelesen. Sie hat mich so gepackt, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen und total gespannt war, wie es dir jetzt geht und was es Neues gibt.

Es tut mir leid, dass du eine unglaublich lange Zeit lang so leiden musstest und kann mich nur den vorherigen Kommentaren anschließen: Du kannst so unfassbar stolz auf dich sein. Die Kraft, die du in der Zeit entwickelt hast - weg davon, dein Leben nach der Person auszurichten, die du liebst und die dich immer wieder hat sitzen lassen und dich selbst endlich mal an mehr oder weniger erste Stelle zu setzen - hin zu einer Frau, die natürlich nach wie vor sich ihren wahren Gefühlen gegenüberzustehen sieht. Ich hoffe, du hast dir nicht allzu viele Selbstvorwürfe gemacht, denn genau das ist unheimlich wertvoll! Der liebe- und verständnisvolle Mensch zu bleiben, der man immer war.

Ich hoffe, ich kann nochmal was von dir lesen.

Ganz liebe Grüße und einen genauso dollen Drücker,

radysa

19.03.2021 19:13 • x 1 #30

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