Liebe Liselotte,
Du hast auch so gelitten, wie furchtbar, immer diese Angst im Nacken, die Ablehnung, aus der das Gefühl 'ich bin nicht richtig' entsteht. Diese Gewalt, die uns in Dauerspannung sein lässt, wir haben unser ganzes Leben mit einem streßgeprägtem Nervensystem zu tun. Und deshalb brauchen wir viele viele Pausen.
Und diese Niedertracht der Mütter, manchmal mit unverhohlener Freude, entsetzt zutiefst. Du hast das überlebt und Dir geschworen, ich handele vollkommen anders. Es ist schon ein Luxus, sich reflektieren zu können. Ich meine es in dem Sinne, daß Viele es nicht können, weil sie keine Worte finden für das was sie erlebten, Angst haben, sich Hilfe zu holen.
Es ist mir unbegreiflich, daß die Gesellschaft wegschaut, sich wenige trauen, einzugreifen.
Die Hexe ist Vergangenheit, und wir räumen das Trümmerfeld in uns weiter auf. Vieles ist schon entrümpelt, Manches umfunktioniert, und Manches liegt noch da, wartet auf die Bearbeitung. Zwischen dieser ganzen Vergangenheit blühen schon Blümchen, die positiven Gefühle uns selbst und anderen gegenüber, die Lebenserfahrung, wozu Du doch in der Lage warst,wo Du mehr bewältigst und neu geschaffen hast, als Du Dir jemals vorstellen konntest.
Ich stelle mir gerade einen halbwilden Garten vor, der etwas eingerichtet werden möchte: eine Hängematte zwischen alten Obstbäumen, eine Recamiere, ein Teehäuschen, ein großes Rosenbeet, viele Vogelhäuschen.
Ein ganz privates Refugium über das wir allein bestimmen, wer reindarf, wer nicht. Dort können wir entspannen, weiter arbeiten, wenn wir das möchten (!). Dort ist nur Platz für Empathie, Geduld, Wertschätzung und Liebe.
Ich nehme Dich mal ganz feste in den Arm Liselotte,
04.03.2019 11:55 •
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