Lost111
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Weg ins Tief bin, ich habe die Anzeichen wohl bemerkt, aber nicht rechtzeitig genug die Reißleine gezogen.
Jetzt geht nichts mehr. Ich habe keine Kraft mehr. Was hält mich noch? Ich weiß es nicht.
Ich war heute sogar noch arbeiten - so verdammt pflichtbewusst bin ich! Ich könnte kotzen!
Zum Mittagessen war ich bei Mama und Stiefvater. Ich merkte schon, dass meine Mama komisch wurde, als ich
sagte, dass es mir nicht gut geht und ich zum Arzt gehen will.
Nach dem Essen folgte dann die Debatte und ich musste mir sagen lassen, ich hätte doch dies und das schon längst tun müssen, die Krankschreibung wäre nur Vermeiden und sie hätte an meiner Stelle schon längst (z.B. in der Arbeit) das Gespräch mit der Geschäftsleitung gesucht, wenn sie unzufrieden mit ihrer Arbeit wäre. Ihrer Meinung nach wäre ich bockig und festgefahren. Dabei weiß sie, wie schwer es mir fällt, mit Vorgesetzten/Respektspersonen im Allgemeinen zu sprechen.
Ich konnte kaum die Tränen zurückhalten, aber ich wollte vor den beiden auch nicht heulen. Ich fühlte mich absolut unverstanden. Ich meine, es ist ja nichts neues, dass sie meine Krankheiten, Ängste etc. nicht versteht oder verstehen will, aber heute war sie wirklich sehr hart in ihrer Wortwahl. Ich sah allerdings keinen Grund dazu, mich zu rechtfertigen. Ich sagte nur, dass sie nicht in meiner Haut steckt und dass jeder Mensch anders ist. Ich bin dann gegangen.
Im Auto habe ich mich dann bestraft (wofür auch immer). Das konnte ich nicht abwenden.
Und da mein HA sehr aufmerksam ist, bemerkte er es natürlich und kümmerte sich, aber das war mir dann auch
schon egal. Ich konnte eh kaum ein Wort rausbringen, da mir ständig die Tränen kamen.
Er hatte natürlich auch kein Allheilmittel für mich, aber immerhin zeigte er viel Verständnis und war
sehr empathisch. Er empfahl mir, zeitnah eine Therapie zu machen. Als wenn das so einfach wäre.
Er hat einfach eine wohltuende Art an sich, am Ende meinte er: Halten Sie durch!.
Und wenn es bis zum 11.11. nicht besser sein sollte (was ich stark befürchte), solle ich wieder rein kommen.
Ich bräuchte keine Angst zu haben. Ich und keine Angst?!
Jetzt sitze ich hier und habe - wie ungewöhnlich für mich! - nicht das geringste schlechte Gewissen meinen
Kollegen gegenüber! Ich habe mich lange genug dazu gezwungen, arbeiten zu gehen, und das war echt hart.
Nur meine unmittelbare Kollegin weiß darüber ein wenig Bescheid. Ihr sagte ich auch Ende letzter Woche, dass es mir schlecht geht. Sie ist so eine liebe und verständnisvolle Person, ihr vertraue ich. Sie ist auch keine Klatschbase.
Bei allen anderen Kollegen ist es so, dass ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie es mir geht.
Nun muss ich nur noch morgen früh beim Arbeitgeber anrufen. Schön ist das nicht, aber eben unumgänglich.
Die negativen Gedanken in mir machen mir keine Angst. Ich heiße sie willkommen!
Hast du dich jemals gefragt
Was von dir bleibt, wenn du gehst
Wenn du diese Welt verlässt?
Hattest du das Leben, das du wolltest?
Hast du nichts zu bereuen?
Hat dein Leben dich erfüllt?
Konntest du die Sehnsucht stillen
In deiner Zeit auf dieser Welt?
Hast du dein Ziel erreicht?
War dein Weg zu steinig?
War dein Weg zu weit?
Hat die Wirklichkeit
Dich am Ende doch besiegt?