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Eine Frage unter Menschen über Freundschaft

R
Ohne große Umschweife würde ich gerne wissen, wie eure Freundschaften eigentlich entstanden sind. Wie stehen die Verhältnisse zu den jeweiligen Beziehungen? Und wie viel Offenheit ist da im Spiel?

Also ganz konkret: Wie definiert ihr Freundschaft?

Ich frage deshalb, weil ich im Laufe meines Lebens viele Bekanntschaften hatte, aber irgendwie hat sich nie etwas wie Freundschaft entwickelt. Es waren eher wie entspannte Gespräche am Bahnhof – nett, aber man weiß, dass man gleich wieder getrennte Wege geht.

Da gibt es jemanden, den ich seit 18 Jahren kenne. Sie meinte mal beiläufig zu mir: „Naja, man kennt nun mal Menschen, mit denen man sich trifft, aber eher, weil nichts anderes verfügbar ist.“ Ihre Formulierung war nicht ganz so barsch, aber die Botschaft kam klar rüber – so nach dem Motto: „Du bist die letzte Wahl, aber hey, willkommen im Club!“ Das hat mich ein wenig tangiert.

Rückblickend stellt man fest, dass es nie so etwas wie Freundschaft gab.

Ich will hier nicht im Selbstmitleid versinken; ich bin einfach nur neugierig, wie eure Freundschaften entstanden sind ?

Danke

Gruß
Rira

11.10.2024 11:57 • x 2 #1


W
Interessante Frage. Ich denke, dass die Vorstellungen was Freundschaft ausmacht ziemlich weit auseinander gehen können. Der Begriff verliert durch diverse Social Media schnell an Bedeutung, wenn man jede Person mit der man sich mal nett unterhalten hat, zu seiner Freundesliste hinzufügt. Dennoch reicht eine nette Unterhaltung auch aus, um jemand im realen Leben schnell mal als Freund anzusehen. So kommt man recht schnell auf eine große Anzahl an Personen die man als Freunde bezeichnet, obwohl man sie eigentlich gar nicht richtig kennt, was ich persönlich jedoch als Voraussetzung ansehe um jemanden Freund zu nennen. In meinen Augen wird der Begriff Freund zunehmend inflationär gebraucht, es hat nicht viel zu bedeuten.
Meine Definition von Freundschaft ist, dass man sich gut kennt, Vertrauen hat, viele gemeinsame Erlebnisse, und natürlich eine offene Kommunikation. Demnach habe ich nur zwei Freunde, alles andere sind Bekanntschaften.

11.10.2024 14:52 • #2


A


Hallo Rira,

Eine Frage unter Menschen über Freundschaft

x 3#3


Stromboli
Liebe Rira

Danke für deine interessante Frage.

Mir ist es bis vor wenigen Jahren, also bis gegen 60, ähnlich ergangen mit Freundschaften, für die der Begriff Bekanntschaft zutreffender war. Ich hatte mich immer mal wieder gefragt, wieso keine einzige meiner zeitweiligen Freundschaften, z.B. aus der Gymnasial- und Unizeit oder der langen beruflichen Tätigkeit am gleichen Ort zwischen 35 und 55 Bestand hatte. Als nach 55 noch einmal eine grosse Krise ins Leben einbrach, mit Scheidung und Jobverlust, stand ich ohne einen einzigen Freund oder eine Freundin da. Mein soziales Netz war quasi auf meine beiden Kinder reduziert, die auch gerade erst erwachsen waren und die ich nicht für freundschaftliche Gespräche in meinem Zustand beanspruchen wollte und konnte.

Ich habe dann im Lauf der Therapie, die ich damals wieder anfing, mehr und mehr den Zusammenhang bemerkt, wie sehr die als Kind erfahrene Bezugs- und Bindungslosigkeit es mir verunmöglicht hatte, eine Fähigkeit zum Eingehen, Pflegen und Aufrechterhalten von Freundschaften zu entwickeln. Dem stand viel zu sehr die tief im Unterbewusstsein eingeprägte Überzeugung im Weg, dass ich schlicht und einfach zu uninteressant sei für andere und meine Bedürfnisse an eine Beziehung gar nichts wert waren.

Das muss bei dir jetzt nicht denselben Hintergrund haben, aber irgendeine Wurzel hat es sicher auch.

Aber du fragst eigentlich nur, wie ich Freundschaft definiere, im Gegensatz zu blosser Bekanntschaft. Ich würde es so umschreiben: Eine Beziehung, in der ich mich gesehen und verstanden fühle und in der das gegenseitig so ist, ein Geben und Nehmen. Eine Beziehung, in der ich mich wohl fühle, in der ich nicht Angst habe, so zu sein und mich zu zeigen, wie ich bin, und das auch tue. Eine Beziehung zudem, die lebt, das heisst in der man/frau sich regelmässig sieht, telefoniert und/oder schreibt, etwas zusammen unternimmt, ohne dass es zwanghaft ist, sondern eben weil es ein gegenseitiges Bedürfnis ist. Eine Beziehung, in der ich vielleicht auch mal längere Zeit nichts höre oder von mir hören lasse und trotzdem weiss, der Freund, die Freundin und die Verbundenheit ist da.
Etwa so.

Dass ich das jetzt so benennen kann, hat damit zu tun, dass mir das Leben tatsächlich in den letzten Jahren solche Beziehungen/Freundschaften geschenkt hat, wie ich sie nie real gekannt hatte vorher. Es ist kein grosser Freundeskreis, aber es sind doch etwa ein halbes Dutzend Menschen, die ich als solche Freunde und Freundinnen empfinde. Wenige, aber nahe Freundschaften, das entspricht mir und meinem Wesen auch mehr. Und im Rückblick zeigt sich, dass paradoxerweise die grosse Krise erst den Raum freigemacht hat dafür.

Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.
Herzlichen Gruss an dich

11.10.2024 14:58 • x 1 #3


Mit180gen0
....andersüberegt

11.10.2024 20:59 • #4


R
Zitat von Mit180gen0:
....andersüberegt

?

11.10.2024 21:40 • #5


Grenzgaenger
Zitat von Rira:

11.10.2024 21:45 • #6


R
Meine Frage ist, was damit gemeint ist?

11.10.2024 22:16 • #7


Dys
Ich persönlich bezeichne manchmal jemanden, gegenüber einem anderen Menschen, den ich kenne und mit dem Ich befreundet bin, als Freund. Aber eher nur, weil es der Sprachgebrauch hergibt. Hauptsächlich bezeichne ich diese Menschen aber eher als Bekannte.

Für eine „echte“ Freundschaft hat es bei mir wohl nicht gereicht. Zumindest lege ich da für mich selbst Maßstäbe an, die ich aber niemals jemandem der mir sehr nahe stand, tatsächlich erbringen konnte. Und wenn das für mich nicht kann, so erwarte ich es auch von dem Anderen nicht. Einem Freund, so denke ich, kann man unbedingt vertrauen. Ich kann das aber nicht. Es gibt immer irgendwelche Bedenken meinerseits, was ich jemandem (an)vertrauen könnte. Bei einem „echten“, „wahren“ Freund sollte ich das meines Erachtens aber können.

Auch bin ich der Meinung, ein Freund kann „wahre Worte“ vertragen, habe aber festgestellt, dass es eben so nicht ist. Zwar sage ich offen und ehrlich meine Meinung oder Ansichten einem Bekannten gegenüber, merke aber, dass die wenigsten in der Lage ist, sachliches als solches anzunehmen und reagieren halt entsprechend. Ein Freud sollte da trennen können.

Wohlgemerkt, ich lege das auch für mich so fest und scheitere auch gelegentlich.
Erwartungsgemäß kann ich aber mit Bekannten schon über vieles, dass mich bewegt, sprechen. Auch wenn ich um Rat bitte, kann ich Ratschläge von Ihnen annehmen. Eine Umsetzung ist dann eh nur an mir und ob ich etwas umsetzen will. Ein Freund könnte meines Erachtens damit umgehen, wie auch immer ich mich entscheiden würde. Das erwarte ich von Menschen, die lediglich Bekannte sind, nicht und deshalb kommt es auch mal zu Distanzierungen, die dann mehr oder weniger beständig bleiben können.

Kurzum, einen Freund habe ich nicht und hatte auch nie einen. Zumindest nach meiner derzeitigen Einschätzung. Ob mich jemand als Freund bezeichnen würde oder auch tut, kann ich nicht einschätzen, bezüglich dessen, ob ich das erwidern könnte.

Wer einem „besten“ Freund wohl am nächsten kam, war mein Kater, der jetzt aber schon beinahe zwei Jahre tot ist.

12.10.2024 07:09 • #8


Fritz
Hi Rira
Ich brauche keine Freundschaft, naja bis auf so 2 - 3 Freunde.
Mit ist wichtig, mit Menschen zu sprechen, die meine Gedanken nachempfinden können und umgekehrt.
Ich habe mich in den letzten Jahren von vielen, sogenannten Sonnenfreunde, getrennt.
Für die Freundschaft spielt wohl auch das Alter eine Rolle.
Ich bin bereits 70 Jahre alt und bin nicht von Freundschaften abhängig.
Da lebe ich lieber allein.
Übrigens: Um Freunde zu gewinnen, muss man zuerst selber einer sein.
Du bist ja erst 43 Jahre, da solltest du schon echte Freundschaften haben.
Meine Einstellung
Servus

12.10.2024 07:49 • x 1 #9


A
Hallo Rira.
Ein Freund,
ob weiblich, männlich oder.....
ist für mich etwas ganz BESONDERES.
Ein Freund, ist einer dem ich auf Augenhöhe begegne und umgekehrt.
Ein Freund ist jemand,
der mir zugewandt ist.
Bei dem ich sein kann,
wie ich BIN und er wie er ist.
ohne sich verstellen zu müssen.
Ein Freund ,
ist einer dem ich viel anvertraue,
der viel weiß von mir.
Derjenige muß mich nicht stehts verstehen,
allerdings sollte er mich mit Respekt behandeln.
Mit einem Freund muß ich nicht stehts einer Meinung sein,
man kann sich auch zweinigen.
Ich habe 3 Freude, zur Zeit.
Durch meine Erkrankung bin ich mir sehr nahe gekommen
und weiß was ich möchte.
Danke für die spannende Frage.
Einen schönen Tag wünsche ich dir.

12.10.2024 08:16 • x 1 #10


R
@way2go

zunehmend inflationär gebraucht, es hat nicht viel zu bedeuten.

Meine Definition von Freundschaft ist, dass man sich gut kennt, Vertrauen hat, viele gemeinsame Erlebnisse, u



Das kommt mir ebenfalls verdächtig bekannt vor. Der Begriff ‘Freund’ wird oft leichtfertig verwendet, ohne dass man sich über seine tiefere Bedeutung Gedanken macht. Damit meine ich ganz bestimmte Menschen in meinem Umfeld (Nicht verallgemeinernd) Aber gut, jeder hat wohl seine eigene Vorstellung davon, was Freundschaft wirklich bedeutet.

Danke für deine Rückmeldung !

12.10.2024 08:51 • #11


ZeroOne
Ein spannendes Thema. Danke, @Rira !

Vieles wurde dazu ja schon geschrieben, z.B. die inflationäre Benutzung des Begriffs Freund durch die ganzen sozialen Plattformen (...als Freund hinzufügen...).

Tatsächlich wird jeder den Begriff Freund für sich anders eng oder weit auslegen. Für den einen ist ein Freund einer, mit dem er am Wochenende um die Häuser ziehen und Spaß haben. Für einen anderen ist ein Freund hingegen der Fels in der Brandung. Für einen dritten muss ein Freund vielleicht beides und noch viel mehr erfüllen.

Für mich war ein Freund immer etwas besonderes, der/die weit über Kumpel, Bekanntschaft, etc. steht.

Zu Beginn meiner psychischen Erkrankung vor über einem Jahrzehnt war ich eigentlich immer der Meinung viele, sehr gute Freunde zu haben, die auch in schwierigen Zeiten zu einem stehen. Fail...

Seither habe ich viele - auch teilweise sehr nette, umgängliche - Menschen kennengelernt. Mit manchen verbringe ich auch gerne mal Zeit. Aber früher oder später komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass es zwar sehr angenehme Bekanntschaften sind, ich sie aber nicht als (enge) Freunde bezeichnen möchte.
Dazu würde z.B. für mich gehören, diesen Menschen so weit zu vertrauen, dass ich mich im Ernstfall auf sie verlassen kann. Das sehe ich aber nicht. Und wenn ich das in meinem Gegenüber nicht erkennen kann, dann kann ich selbst auch nicht diesen wesentlichen (Freundschafts-)Dienst anbieten.
Und gerade in den letzten Jahren ist meine Skepsis gegenüber neuen Bekanntschaften weiter gewachsen. Ich bin für jeden Spaß zu haben, aber mir reicht eine oberflächliche Ebene vollkommen aus.

Daher finde ich die Formulierung deiner Bekannten zwar hart (und unglücklich formuliert) aber gar nicht so realitätsfern, zumindest was meine momentane Art zu denken betrifft:
Zitat von Rira:
„Naja, man kennt nun mal Menschen, mit denen man sich trifft, aber eher, weil nichts anderes verfügbar ist.“


Ich selbst würde in meinem Leben nur noch von 2 Menschen (im Zweifelsfall einem) sprechen, die ich als echte Freund*Innen bezeichnen würde. Denen ich voll und ganz vertraue und mit denen auch ich im Ernstfall durch dick und dünn gehen würde.

12.10.2024 08:59 • #12


R
Zitat von Stromboli:
Dem stand viel zu sehr die tief im Unterbewusstsein eingeprägte Überzeugung im Weg, dass ich schlicht und einfach zu uninteressant sei für andere und meine Bedürfnisse an eine Beziehung gar nichts wert waren.

Danke @Stromboli für deine Ansichten..
Es tut mir wirklich leid (Und das soll nicht platitüdenhaft klingen)
Wenn große Schicksalsschläge in unser Leben treten, gibt es oft die Tendenz, dass sich viele Menschen entweder für immer oder für eine gewisse Zeit zurückziehen. Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich denke, es hat nicht nur mit eigenen Themen wie Bindungs- und Entwicklungstrauma zu tun – was es zweifellos fundamental tut. Vielmehr scheinen Themen wie Tod, Krankheit oder Jobverlust so große Ängste auszulösen, dass sich viele nicht damit auseinandersetzen wollen. Ich habe das selbst erlebt, als meine Mutter schwer krank wurde (Krebs). Plötzlich waren nur noch zwei Menschen übrig. Ich war dankbar, dass es sie gab, aber zugleich verwundert über andere, die vorher einen ganz anderen Eindruck vermittelt hatten. Ich habe das auch offen angesprochen, was letztlich dazu führte, dass der Kontakt endete.

Ich verstehe aber, was du meinst. Ich kann nur an meinen eigenen Themen arbeiten und nicht versuchen, andere zu ändern. Trotzdem bin/war ich enttäuscht..

Es hilft aber auch Realitäten zu akzeptieren, anstatt permanent auf etwas hoffen was nicht eintritt..

Danke @Stromboli

12.10.2024 09:03 • x 2 #13


R
Danke für deine Gedanken! @ZeroOne

Dass du diese zwei Menschen in deinem Leben hast, ist ein Gewinn oder vielmehr eine Bereicherung..

Was deine Skepsis gegenüber Bekanntschaften angeht, kann ich das gut nachvollziehen. In den letzten Jahren hatte ich zwei fast schon amüsante Begegnungen (damals waren sie allerdings eher ärgerlich), bei denen es nur um die Anliegen der anderen ging. Es war so offensichtlich, dass die Gespräche immer geschickt auf sie gelenkt wurden. Damals hatte ich das Gefühl, mich ständig an sie anpassen zu müssen, habe aber den Kontakt relativ schnell abgebrochen.

Diese extreme Selbstbezogenheit fällt mir immer wieder auf. Ein kleines bisschen Neid verspüre ich allerdings, weil du diese zwei besonderen Menschen in deinem Leben hast.

Alles Gute weiterhin

12.10.2024 09:17 • x 1 #14


R
Zitat von anir:
allerdings sollte er mich mit Respekt behandeln.
Mit einem Freund muß ich nicht stehts einer Meinung sein,
man kann sich auch zweinigen.
Ich habe 3 Freude, zur Zeit.

Wie du schon sagst, man kann definitiv unterschiedlicher Meinung sein und trotzdem sein Gegenüber als Freund betrachten.

Ich wünsche dir weiterhin wertvolle Freundschaften, die auf gegenseitigem Respekt und Augenhöhe basieren.

12.10.2024 09:21 • x 1 #15


ZeroOne
Zitat von Rira:
Diese extreme Selbstbezogenheit fällt mir immer wieder auf.


Finde ich spannend, dass das anderen Menschen auch auffällt.
Diese Entwicklung scheint aber irgendwie flächendeckend zu sein.
Vielleicht ist es ein Stück weit an die Selbstinszenierung im Web gekoppelt, die heute fast jeder mehr oder weniger mitgeht (Insta Co. lassen grüßen...)?

12.10.2024 09:37 • x 2 #16


R
@ZeroOne

Yo Zero One..
würde gerne was sagen, aber öffentlich leider nicht möglich!

12.10.2024 09:53 • #17


Stromboli
Zitat von Rira:
Wenn große Schicksalsschläge in unser Leben treten, gibt es oft die Tendenz, dass sich viele Menschen entweder für immer oder für eine gewisse Zeit zurückziehen. Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich denke, es hat nicht nur mit eigenen Themen wie Bindungs- und Entwicklungstrauma zu tun – was es zweifellos fundamental tut. Vielmehr scheinen Themen wie Tod, Krankheit oder Jobverlust so große Ängste auszulösen, dass sich viele nicht damit auseinandersetzen wollen.


Das sehe ich genauso und das hört man ja auch oft von Menschen, die einen Schicksalsschlag erleiden. Ich glaube, dann als Freund/Freundin immer noch für den betroffenen Menschen da zu sein, erfordert halt eine eigene Erfahrung und Auseinandersetzung mit den Schattenseiten des Lebens, mit Leiden. Ist das nicht gegeben, sind die bisherigen Freunde, wie das in unserer Gesellschaft halt immer noch der Mainstream ist, bis dahin erfolgreich den schwierigeren Seiten des Lebens aus dem Weg gegangen, dann haben sie kein Instrumentarium zur Verfügung, um damit umzugehen, dass es ihrem Freund/ihrer Freundin plötzlich schlecht geht. Sie fühlen sich dann unwohl, hilflos, ohnmächtig und können aber auch das nicht wirklich wahrnehmen und sich eingestehen, denn das würde ja ihre Strategie in Frage stellen. Also schleichen sie sich davon, melden sich plötzlich nicht mehr oder verteilen die Ratschläge, die man hier in einem anderen Thread findet ... und am Ende ist man besser dran ohne sie, auch wenn das vorerst schmerzt.

12.10.2024 10:20 • x 4 #18


R
Zitat von Stromboli:
können aber auch das nicht wirklich wahrnehmen und sich eingestehen, denn das würde ja ihre Strategie in Frage stellen. Also schleichen sie sich davon, melden sich plötzlich nicht mehr o

Stromboli, ja.
Das Tragische daran ist, wenn es Menschen gibt, bei denen man es so nie erwartet hätte. Ich weiß nicht, ob du das kennst – diese völlige Überzeugung, dass jemand scheinbar genug Rückgrat entwickelt hat, durch die eigene Geschichte und die Tatsache, dass man sich lange genug kennt. Und dann der Rückzieher.

Natürlich gibt es in Beziehungen immer unterschiedliche Gründe und Dynamiken, das kann man nie verallgemeinern.

Aber trotzdem schade.

Da muss man dann für sich die Entscheidung treffen und weiterziehen.

Das Leben ist dafür auch zu kurz..
leichter gesagt zwar als getan, aber trauern, Bestandsaufnahme machen und vielleicht hat man was gelernt, vielleicht auch nicht! Ändern kann man es eh nicht.

12.10.2024 13:41 • x 3 #19


Grenzgaenger
Da meine Antwort wahrscheinlich der Zensur zum Opfer....(Kleiner Scherz) gefallen ist, darf ich mich hier jetzt noch einmal wieder holen...

Freunde das sind Menschen die für Dich da sind, obwohl sie Dir nichts schuldig sind.
Die Du zu schätzen weißt, weil Du weißt was Du an ihnen hast.
Die für Dich da sind - egal wie es dir und auch warum es geht.
Die für dich Wertvoll sind, weil sie etwas besonderes sind....

Ob es die gibt?

Aber ja doch!

Die wachsen natürlich nicht auf den Bäumen und sind bzw. werden immer nur in einer kleinen Menge von 2 oder Drei verfügbar sein...

Doch wenn Du am wenigsten damit Rechnest, werden sie da sein...

12.10.2024 22:40 • x 1 #20


Stromboli
Zitat von Rira:
Das Tragische daran ist, wenn es Menschen gibt, bei denen man es so nie erwartet hätte. Ich weiß nicht, ob du das kennst – diese völlige Überzeugung, dass jemand scheinbar genug Rückgrat entwickelt hat, durch die eigene Geschichte und die Tatsache, dass man sich lange genug kennt. Und dann der Rückzieher.


Liebe Rira, ich habe das Gefühl, dass ich mit meinem letzten Post hier an dir vorbeigeschrieben habe. Was ich da plakativ von mir gegeben habe, wird dem, was du konkret erfahren musstest und wie du das subjektiv erlebt hast, offenbar gar nicht gerecht. Eigentlich wüsste ich, dass das Leben komplex ist und plakative Bilder letztlich keiner konkreten Lebenssituation gerecht werden. Das tut mir leid.

Ich glaube, so wie du es hier schilderst, kenne ich das tatsächlich nicht, da es in meinem Erwachsenenleben dieses überzeugte Vertrauen in jemanden so gar nicht gegeben hat, bis vor wenigen Jahren zumindest. Da war nur die vom Kind nicht zu verstehende Enttäuschung durch die Menschen, die seine Nächsten sind und von denen es gesehen und verstanden zu werden hofft. Aber das ist etwas qualitativ anderes.

Liebe Grüsse und alles Gute auf dem Weg, das enttäuschte Vertrauen zu verarbeiten!

13.10.2024 09:23 • x 1 #21


Nuance
Du darfst im Selbstmitleid versinken. Erst recht, wenn Du niemanden hast, der - ehrlich - empathisch ist.
Dann ist man gezwungen, sich alleine um sich, sein Seelenleben, zu kümmern.

Irgendwie finde ich diese Redewendung nicht richtig und eher brutal. Man hat sie irgendwann, irgendwo - womöglich vom Falschen - aufgeschnappt.
Ist es die Angst davor, - auch hier im Forum - angegriffen zu werden? Verständlich...

Ich - in meinen 50ern - habe immer mal nähere Freunde gehabt. Irgendwo las ich mal: Ein sicheres Zeichen für Freundschaft sei, wenn man gemeinsam über Dritte herziehen würde.

Freundschaft würde ja bedeuten, dass man mit jemandem über alles sprechen kann, der andere - gerne - zuhört, Mitgefühl - und auch Hilfe in Not.

Das was Deine Bekannte sagte, war schon sehr ehrlich. Jeder ist auf seiner höchstpersönlichen Jagd nach dem Glück. Jeder versucht, das meiste herauszuholen.
Und sobald man mehrere Freundschafts-Optionen hat, wählt man aus. Den/die, der/die am besten passt - individuelle Bedürfnisse am besten erfüllen kann.
Und die Bedürfnisse sind unterschiedlich.

So scheinen die meisten Menschen Reißaus vor allem Negativen, Traurigen zu nehmen. Das ist bei mir zB nicht so stark ausgeprägt. Ich fühle mich oft gebraucht und bin auch etwas stolz, wenn Leute sich mir öffnen, von Problemen erzählen, mich um Rat fragen... Um mich leider bei der nächsten Gelegenheit zu verlassen...

Ich wünsche mir - ohne den geringsten Zweifel - immer schon einen eineiigen Zwilling. Beneidenswert, dieser Zusammenhalt...

13.10.2024 10:00 • #22


ZeroOne
Wahrscheinlich definieren viele den Begriff Freundschaft im Laufe ihres Lebens auch immer wieder etwas anders, bzw. die Anforderungen daran.
Als 80 sieht man Freundschaft sicherlich anders, als mit 18. Und durch die Veränderungen, die das Leben fortlaufend mit sich bringt, wird es wahrscheinlich wenige Freundschaften geben, die so lange überdauern. Ähnlich wie Beziehungen.

13.10.2024 12:06 • x 1 #23


Dys
Zitat von ZeroOne:
Wahrscheinlich definieren viele den Begriff Freundschaft im Laufe ihres Lebens auch immer wieder etwas anders, bzw. die Anforderungen daran.

Vermutlich ist das so. Sicher gibt es auch kulturelle und moralische Vorstellungen, was Freundschaft ausmacht und natürlich subjektive Idealvorstellungen, wie der Freund insgesamt sein soll, dass die Freundschaft mit Ihm nie angezweifelt werden muss, oder gar enden könnte.
Je weiter ich mich von Idealvorstellungen lösen kann, umso leichter kann ich ein Verhältnis zu einem anderen Menschen als Freundschaft bezeichnen, wenn es mir oder dem anderen wichtig erscheint, es überhaupt bezeichnen zu müssen. Ich scheue mich dann aber nicht, sie dann eben als Bekanntschaft zu benennen, was der Sache ja keinen Abbruch leistet und auch keine Abwertung bedeuten soll, denn man kennt sich ja trotzdem.

Fakt ist, bei einer Freundschaft ist eine Enttäuschung gefühlt ja wesentlich schwerer zu ertragen, als bei einem wenig freundschaftlichen Verhältnis, obwohl objektiv betrachtet die Enttäuschung ja die gleiche wäre. Da kann man sich dann fragen, weshalb das so zu sein scheint. Ein „Von Dir hätte ich sowas nie erwartet“ oder „Ich dachte immer, wir sind Freunde“ zeigt ja auch nur, dass die eigenen Erwartungen dann nicht erfüllt wurden. Dabei kann man ja durch jeden Anderen auch eine Enttäuschung erfahren und sich dann schlecht fühlen. Hängt einer Enttäuschung aber unter Umständen nicht so sehr nach, weil da ja die Erwartungen andere waren.

Für mich sehe ich eine Freundschaft mittlerweile zumindest nicht unter dem Gesichtspunkt, dass es irgendeine Verpflichtung geben muss, die es einzuhalten gilt. Denn um etwas einzuhalten muss man das halt auch können. Und nur der Wille alleine reicht dann vielleicht nicht, oder bringt eventuell sogar Nachteile für einen selbst mit sich, mit denen man dann umgehen können muss. Dementsprechend habe ich für mich auch Grenzen erkannt, wo Freundschaft alleine, kein Argument mehr sein kann, auf Teufel komm raus an ihr festzuhalten. Gerade bei Vorhaltungen, oder schlimmer noch, Ultimaten, die gegebenenfalls gemacht werden, ist sie meiner Meinung nach, dann eh schon nicht mehr existent, egal ob das ausgesprochen wird, oder nicht. Bei allem Verständnis für den Freund, sollte man auch dem eigenen Verstand mal vorrangig trauen, wenn Zweifel offensichtlich werden, dass es Diskrepanzen bei den „Bedingungen“ der Freundschaft gibt, denn meines Erachtens sorgt alleine schon das eigene Ego dafür, dass es eine tatsächlich bedingungslose Freundschaft ohnehin nicht gibt.

13.10.2024 13:00 • x 1 #24


R
Zitat von Dys:
kulturelle und moralische Vorstellungen, was Freundschaft ausmacht


In meiner Heimat (ich bin dort bis zum Alter von 14-15 Jahren aufgewachsen) spielt die Ehre eine äußerst zentrale Rolle. Wenn du deine Ehre verlierst – völlig unabhängig davon, ob du selbst dafür verantwortlich bist oder nicht – wirst du schnell ausgegrenzt. In einer Kultur, in der konservative Vorstellungen vorherrschen, kann das sehr rasch geschehen. Freundschaften überstehen das selten, besonders wenn sich Familien in die Angelegenheit einmischen. Und wenn du aus einer niedrigeren sozialen Schicht stammst, hast du ohnehin kaum Chancen.

13.10.2024 15:18 • x 2 #25


Grenzgaenger
Zitat von Rira:
In meiner Heimat (ich bin dort bis zum Alter von 14-15 Jahren aufgewachsen) spielt die Ehre eine äußerst zentrale Rolle. Wenn du deine Ehre verlierst – völlig unabhängig davon, ob du selbst dafür verantwortlich bist oder nicht – wirst du schnell ausgegrenzt. In einer Kultur, in der konservative Vorstellungen ...

Bedauerlich zu lesen das Ehre (Meist von Menschen die selber keine haben und sie deshalb wohl von anderen fordern) noch immer so entscheidend sein soll statt der simplen Tatsache, das jeder Mensch ein Recht auf Glück und Freiheit hat....

13.10.2024 15:29 • x 1 #26


R
Es ist auch traurig, und deshalb hat jeder Angst vor kollektiver Stigmatisierung. Lieber bleibt man gesellschaftskonform, selbst wenn ganz offensichtlich jemandem Unrecht widerfahren ist. Ob Kind, Frau oder Mann – es spielt keine Rolle, solange die Ehre gewahrt bleibt. Rebellion gibt es nicht, denn die Bestrafung kann drakonisch ausfallen. Wer Geld und Einfluss hat, hat da natürlich bessere Karten..

Was auch viele hier ganz befremdlich finden ist die Tatsache, dass dort Tanten, Onkeln, und die ganze Sippe sich in sehr private Angelegenheiten einmischt..

13.10.2024 17:29 • #27


Grenzgaenger
Hallo @Rira,

ich kann mir vielleicht geistig vorstellen was das mit einen Menschen macht, aber ich kann mit Sicherheit nicht mal ansatzweise nach empfinden wie es einen Menschen dabei geht...
Und was ich mir dabei immer wieder Frage (und einfach nicht verstehe) ist, was eigentlich Ehre ist?
Das andere aus der Sippe Kontrolle und Macht ausüben - das soll Ehre sein?
Wenn Erwachsene Menschen nicht ihr eigenes und selbstbestimmtes Leben führen können, soll Ehre sein?
Ich selber bin zwar in diesen Land - doch leider auf dem platten Land - groß geworden, und sollte mich auch immer daran halten, was andere von mir wollten, und was Nachbarn über mich dachten...
Und wie ich das gehasst habe!
Denn das kann nicht (Und wird es hoffentlich doch irgendwann) die Zukunft sein.
Deshalb habe ich mich (und auch für andere) in meiner eigenen kleinen Welt immer dagegen gewehrt.
Hat die Welt mit Sicherheit nicht Besser gemacht - aber vielleicht ein ganz, ganz kleines Licht Hoffnung geweckt, auf die vielleicht andere einmal aufbauen können...

13.10.2024 17:55 • #28


A


Hallo Rira,

x 4#29


Mit180gen0
@rira konnte meine Antwort nicht mehr löschen

14.10.2024 14:35 • #29

Pfeil rechts




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