Einsamkeit bekämpfen - wie schaffe ich das? Sozial-Phobie

J
Hallo

ich leide seit Jahren an depressiven Phasen. Mittlerweile habe ich das ganz gut im Griff - habe viele Dinge bei mir gefunden und auch geändert. Ich denke schon, dass ich schon ein gutes Stück mit mir gegangen bin.

Eins ist für mich aber noch immer ein nicht lösbares Thema: Ich fühle mich so einsam.
Ich bin in einer guten Phase rausgegangen, habe ein neues Hobby angefangen (welches meinem Mann nicht so gefällt, weil ich ja jetzt regelmäßig außer Haus bin), treffe Menschen.

Ich kann mittlerweile auch mit fremden Menschen sprechen. Das konnte ich früher nie! Es kostet mich zwar noch immer viel Überwindung - aber ich schaffe es. Ich bekomme auch spontan positives Feedback. Es entwickeln sich aber keine Bekanntschaften, gar Freundschaften. Na ja - 2 Freundschaften habe ich gefunden und bin sehr dankbar darüber.

Allerdings kann ich Menschen, die mir unsympathisch sind, nicht in die Augen schauen. Auf der Arbeit ist das ein großes Problem, wenn es um meinen Vorgesetzten geht. Aber auch da gehe ich kleine Schritte.

Aber mein Grundgefühl geht nicht weg: Ich fühle mich einsam und isoliert.
Nie ruft jemand an (gut - sehr selten), um mal nach mir zu hören. Wie gerne hätte ich einmal, dass sich jemand meldet und fragt: Wie geht es Dir? Wie war dein Tag? Ich interessiere mich dafür.

Manchmal falle ich regelrecht in Panik und fange an meine Mitmenschen mit Nachfragen zu erpressen. Nur ist das natürlich ganz falsch - ich möchte ja ehrliches Interesse an meiner Person.

Auf der Arbeit wurde es vor 2 Jahren sehr schlimm, als ich als Leistungsträger in eine Einzelkämpertruppe eingeordnet wurde. Alle anderen aus meinem damaligen Team wurden in reguläre Arbeitsbereiche versetzt, blieben mehr oder minder als Team zusammen. Ich blieb gefühlt einsam zurück.

Ich denke, dass ich dieses Gefühl der Einsamkeit bekämpfen muss. Wenn ich das schaffe, werde ich wieder ein Stück Stabilität erreichen. Mich vielleicht endlich gut fühlen.

Aber was muss ich machen, um das zu erreichen? Wie kann ich unabhängig werden und nicht immer nach so viel Nähe und Zuneigung buhlen wollen?
Ich will auch nicht immer mit einem Hobby aufhören, nur weil ich keine Anerkennung durch meine Mitmenschen bekomme. Obwohl es mir Spaß macht ... (Das ist eine große Gefahr, das Aufhören...)

Hat jemand Tipps für mich? Anregungen? Ideen?
Ich möchte mich nicht so einsam fühlen.

Ganz lieben Dank!

Josephine

13.12.2010 22:12 • #1


Nogua
Hallo Josephine, wirkliche tipps kann ich dir nicht geben. ich kann aber gut mitfühlen wie es dir geht. kommt mir sehr bekannt vor. was mir meistens hilft wenn ich in dieses einsamkeitsgefühl gerate ist es erst einmal wahrzunehmen und dann zu akzeptieren. meistens geht das gefühl bei mir irgendwann wieder vorbei. manchmal hilft scho ein gespräch mit einer freundin am telefon. erfahrungsgemäß hat auch alles seine zeit. es gibt die zeit für`s all-ein sein und die zeit für gesellschaft. die dinge so anzunehmen wie sie sind nicht ständig an mir zu zweifeln, authentisch zu sein, das hilft mir. je weniger ich den menschen hinterherlaufe destso eher kommen sie auf mich zu. alles gut noch weiterhin auf deinem weg.

13.12.2010 22:47 • #2


A


Hallo Josephine,

Einsamkeit bekämpfen - wie schaffe ich das? Sozial-Phobie

x 3#3


J
Liebe nogua,

danke für Deine Antwort.

Es ist nur immer diese Panik, die ich in solchen Momenten kaum bekämpfen kann. Dieser innere Amoklauf....
Dieses Gefühl macht mich wahnsinnig - und traurig - und so hilflos.

Ich möchte das nicht mehr haben, weil es einfach so sehr anstrengend ist.

Liebe Grüße
Josephine.

13.12.2010 23:07 • #3


S
Also das kenn ich auch von mir. Ich kann nicht einfach mal so bei jedem x-beliebigen anrufen, obwohl ich weiß, dass ich von ihm/ihr was brauche oder einfach nur quatschen will, denk dann, immer was falsch zu machen. Ich kann auch schwer auf andere zugehen, außer mir ist die Umgebung nicht mehr fremd und da hab ich irgendwie meine Probleme.
Ich fühle mich einsam, obwohl Leute um mich sind und mit mir quatschen wollen und meist geht es mit einer depressiven Fase einher!

16.01.2011 14:47 • #4


S
hi,

ich glaube dass man sich einsam fühlt wenn man sich selbst nicht genug ist. Selbsgenügsamkeit ist demnach das Heilmittel. Aber wie ist man selbsgenügsam? Nun, ich denke indem man sich wertschätzt. Indem man schätzt was man hat und nicht dem nachtrauert was man nicht hat. Man könnte den ganzen Tag mit heulen verbringen wenn man darüber nachdenkt was einem alles entgangen ist oder gerade entgeht.

ich möchte hier mal ein Beispiel bringen um zu verdeutlichen was ich meine. Wenn du Zuhause bist, in deiner warmen Wohnung mit Fernseher und vollem Kühlschrank, macht dich das glücklich? Denkst du daran wie schön es ist ein Dach über dem Kopf zu haben, eine warme Stube wo du jederzeit vor dem Wetter geschützt bist? Macht es dich glücklich bei der Vorstellung dich jederzeit ernähren zu können mit allem was das Herz begehrt? Macht es dich glücklich in einem Schlaraffenland zu wohnen wo einem die gebratenen Tauben buchstäblich in die Hand geflogen kommen und wo praktisch Bäche aus Milch und Honig fliessen?

all die Genüsse aller Art auf die wir täglich Zugriff haben als wäre es nichts, wie stehst du dazu? Nimmst du es als selbstverständlich an oder denkst du so wie ich und könntest jeden Tag springen und tanzen vor Freude wenn du daran denkst?

liebe Grüsse, Sanduhr

21.01.2011 23:37 • #5


S
Zitat von sanduhr:
ich möchte hier mal ein Beispiel bringen um zu verdeutlichen was ich meine. Wenn du Zuhause bist, in deiner warmen Wohnung mit Fernseher und vollem Kühlschrank, macht dich das glücklich? Denkst du daran wie schön es ist ein Dach über dem Kopf zu haben, eine warme Stube wo du jederzeit vor dem Wetter geschützt bist? Macht es dich glücklich bei der Vorstellung dich jederzeit ernähren zu können mit allem was das Herz begehrt? Macht es dich glücklich in einem Schlaraffenland zu wohnen wo einem die gebratenen Tauben buchstäblich in die Hand geflogen kommen und wo praktisch Bäche aus Milch und Honig fliessen?

Sich das bewusst zu machen, ist sicherlich wichtig und das sollte auch jeder immer mal tun.

Wenn man ein dach über dem Kopf hat und sich selbst ernähren kann, dann hat das etwas mit materialistischen Dingen zu tun. Man ist eben materiell gut versorgt und sollte darüber natürlich dankbar sein.

Trotz dieser materiellen Versorgung können aber sehr wohl Einsamkeitsgefühle vorhanden sein. Die können vorhanden sein, obwohl man von Menschen umgeben ist, die man kennt.Ich kenne das auch sehr gut.
Und das Wissen darüber, dass man materiell versorgt ist, lässt das Einsamkeitsgefühl nicht schwinden.
Dieses Gefühl hat m.E. etwas mit der emotionalen Versorgung zu tun. Und es gibt einige Menschen, die materiell gut versorgt, aber emotional sehr unterversorgt sind aus den verschiedensten Gründen.

Ich bin sogar der Meinung, dass emotionale Versorgung fast noch wichtiger als materielle Versorgung ist.
Wenn ich an Kinder denke, die in wohlhabenden Familien leben, die alles haben, was sie sich wünschen, und trotzdem unglücklich sind, weil die Eltern vielleicht den ganzen Tag arbeiten und nicht für sie da sein können, dann kann ich mir vorstellen, dass sie liebend gerne alle ihre teuren Spielsachen gegen emotionale Zuwendung ihrer Eltern eintauschen würden.

21.01.2011 23:50 • #6


S
Zitat von Sonnenblume20:
Trotz dieser materiellen Versorgung können aber sehr wohl Einsamkeitsgefühle vorhanden sein. Die können vorhanden sein, obwohl man von Menschen umgeben ist, die man kennt.Ich kenne das auch sehr gut.


ja so ist es, wenn man damit nicht zufrieden ist, wenn es nicht reicht, nicht genügt ;D . Ich finde, dass du in diesem Moment diese materiellen Dinge unterbewertest. Jeder Organismus ist vollständig von diesen Dingen abhängig und kann Glück empfinden wenn all dies in ausreichendem Masse zu Verfügung steht und auch im Hinblick auf die Zukunft zuversichtlich sein kann dass dies auch so bleibt.

um die Brücke zu schlagen zu den emotionalen Errungenschaften, so finde ich, dass gerade diese daraus entstehende Freude und Glück in diese Kategorie gehören. Zumindest schon mal eine gute Basis nicht wahr ;D

na ja, mein Beispiel war gedacht um Genügsamkeit per se zu beschreiben und deren Wirkung. Wie bin ich zufrieden mit mir selbst? Wenn ich zum Beispiel schöne Musik höre empfinde ich einen unbeschreiblichen Genuss dabei. Wenn ich esse, empfinde ich einen unbeschreiblichen Genuss dabei. Wenn ich mich bewege, empfinde ich einen unbeschreiblichen Genuss dabei. Wenn ich einen feinen Geruch wahrnehme, empfinde ich einen unglaublichen Genuss dabei. Kurz, ich geniesse es am Leben zu sein.

ok?

liebe Grüsse, Sanduhr

22.01.2011 00:23 • #7


S
Hallo Sanduhr,

es ist ein schwieriges Thema. Ich weiß ja auch, dass es sehr wichtig ist, dass man sich selbst genügt.

Trotzdem bin ich der Meinung, der Mensch ist dafür gedacht, in Gemeinschaften zu leben, egal wie die auch aussehen mögen.Durch zwischenmenschliche Kontakte wird die Seele genährt.
Ich sehe den Körper und die Seele als zwei verschiedene Materien,obwohl sie eben zusammengehören.
Und es ist wichtig, dass BEIDE Komponenten versorgt werden. Ein verliebter Mensch kann nun mal auf Dauer nicht von Luft und Liebe leben, weil er auch Nahrung für seinen Körper braucht.

Und ein Mensch, der viel besitzt, der alles materielle hat, was er sich wünscht, aber keine menschlichen Kontakte hat, wo er Zuwendung, Angenommensein und Liebe erfährt, wird eben auch auf Dauer verkümmern. Das ist zumindest meine Meinung.

Viele dieser Einsamkeitsgefühle rühren ja auch von der Kindheit her. Es gab/gibt so viele Kinder, die zwar materiell versorgt werden (Computer, I-Pod,Fernseher, tolle Klamotten etc.), die aber keine menschliche Zuwendung erfahren aus welchen Gründen auch immer. Diese Kinder werden in ihrer emotinalen Entwicklung gestört, was viele Auswirkungen auf ihr späteres Leben haben kann.Wenn man denen nun erzählt, dass sie sich doch einfach freuen sollen, dass die Natur so schön gestaltet ist, dass die Blumen schön duften, dass das Essen gut schmecken kann, dann wird es ihnen eben nicht genügen.
Und das hat auch nichts damit zu tun, dass sie hohe Ansprüche haben, sondern damit, dass ein wichtiges Element zum Leben eben fehlt.

Zitat von sanduhr:
Sonnenblume20 hat geschrieben:
Trotz dieser materiellen Versorgung können aber sehr wohl Einsamkeitsgefühle vorhanden sein. Die können vorhanden sein, obwohl man von Menschen umgeben ist, die man kennt.Ich kenne das auch sehr gut.

ja so ist es, wenn man damit nicht zufrieden ist, wenn es nicht reicht, nicht genügt ;D . Ich finde, dass du in diesem Moment diese materiellen Dinge unterbewertest.

Das sehe ich eben nicht so. Ich bin sehr dankbar, dass ich materiell versorgt bin und trotzdem habe ich große Defizite in mir, die von emotionaler Unterversorgung herrühren, die eben solche Einsamkeitsgefühle in mir auslösen.
Ich höre auch gerne Musik, ich rieche auch gerne gute Düfte, aber es ist kein Ausgleich für die emotionale Unterversorgung.
Und das hat nichts mit mangelnder Dankbarkeit zu tun.

Zufriedenheit entsteht meiner Meinung nach dann, wenn man satt ist, d.h. wenn Seele UND Körper gut versorgt sind.
Weißt Du, dass ich als Mensch z.b. schon einige finanziellen Zuwendungen von meinem Vater hatte, wir aber keinen wirklichen Kontakt haben, der Herzenskontakt fehlt eben. Es gibt kein emotionales Interesse von ihm an mir.Ich habe keine körperlichen Zuwendungen als Kind von ihm gehabt, nichts persönliches, aber immer mal wieder einen Scheck unterm Weihnachtsbaum, worüber ich trotzdem dankbar war.
Aber das ist leider kein Ersatz für Liebe, Geborgenheit, Zuwendung.

Zitat von sanduhr:
Jeder Organismus ist vollständig von diesen Dingen abhängig und kann Glück empfinden wenn all dies in ausreichendem Masse zu Verfügung steht und auch im Hinblick auf die Zukunft zuversichtlich sein kann dass dies auch so bleibt.

Es gibt immer wieder Menschen (gerade auch wohlhabende), die sagen, Geld allein macht nicht glücklich, aber es beruhigt.
Dass es beruhigt, ist verständlich und richtig. Aber DAS ALLEINE macht eben nicht das Glück aus, das in einem entsteht.

Vielleicht bist Du ja auch ein Mensch, der in keinem emotionalem Mangel gelebt hat bzw. lebt. Dann sei froh und glücklich darüber, dass Dir nichts fehlt!

22.01.2011 00:56 • #8


Magda
ähm, zu dieser Diskussion möchte ich gerne etwas sagen ...

ich sehe das genauso wie Sanduhr, glaube aber, ihr redet von verschiedenen Dingen!

Sonnenblume, Du redest von Geld als Ersatz für Zuwendung, von Wohlstandsverwahrlosung, von Bergen an überflüssigem Spielzeug im Kinderzimmer und dergleichen ...

Sanduhr, Du redest von der unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung der Welt ... und, ja, das hat durchaus eine emotionale Komponente, darin liegt ein tiefes Glück, wenn man sich dessen erst einmal - emotional, nicht rein rational - bewußt geworden ist!
Sonnenblume, daß Du das nicht kannst, ist sicher ein großer Teil Deines speziellen Problems - und, um zum Thread-Thema zurückzukommen, auch ein großer Teil des Problems der gefühlten Einsamkeit.

Beziehungen zu Menschen sind oft problematisch, besonders, wenn man von Kindheit an vorgeschädigt ist.

Wir haben aber nicht nur Beziehungen zu Menschen, sondern zur ganzen Welt - dieser ganze blaue Planet ist unsere Mutter und unser Vater.
Wir sind perfekt eingepaßt in diese Welt, die uns hervorgebracht hat - wir atmen zum Beispiel Sauerstoff (verkürzt gesagt), und, so betrachtet, kann jeder Atemzug ein Genuß sein ... Wenn wir Durst haben und klares Wasser trinken, kann das ein Genuß sein, und ein Geborgensein in dieser, auf uns zugeschnittenen Welt bedeuten ... und das hat nichts mit Geld zu tun!

Oder, höchstens, wenn eine menschliche Gemeinschaft einigen Menschen sogar Luft und Wasser verweigert - soweit sind wir heute aber (noch?) nicht! Luft, Wasser, Brot, Wärme kann noch jeder auf die eine oder andere Weise in unserer Gesellschaft bekommen.

Diese emotionale Eingebundenheit in eine tragende materielle Welt (nicht im Sinn von Geld verstanden) ermöglicht es auch, menschlichen Beziehungen ein wenig mehr mit Abstand gegenüber zu stehen, nicht soviel von anderen zu brauchen, vielmehr anderen von der Fülle abgeben zu können, die man selber erfahren hat - man strahlt das aus ...

So sind zumindest meine Erfahrungen. Es hat aber auch lange gedauert, bis ich auf diesem Boden angekommen bin, und nicht das nur Materielle als unwichtig beiseite gewischt habe - und natürlich sind trotzdem nicht etwa alle Probleme gelöst

Liebe Grüße an alle

Magda

22.01.2011 10:45 • #9


S
Zitat von Magda:
Wir haben aber nicht nur Beziehungen zu Menschen, sondern zur ganzen Welt - dieser ganze blaue Planet ist unsere Mutter und unser Vater.
Wir sind perfekt eingepaßt in diese Welt, die uns hervorgebracht hat - wir atmen zum Beispiel Sauerstoff (verkürzt gesagt), und, so betrachtet, kann jeder Atemzug ein Genuß sein ... Wenn wir Durst haben und klares Wasser trinken, kann das ein Genuß sein, und ein Geborgensein in dieser, auf uns zugeschnittenen Welt bedeuten ... und das hat nichts mit Geld zu tun!

Dieser Betrachtungsweise kann ich mich voll und ganz anschließen. Ich habe mich mit diesem Thema schon öfter beschäftigt und es hat bei mir viel Resonanz.
Deswegen kann ich natürlich auch verstehen, was Sanduhr mit seiner Schilderung meint.

Ich weiß natürlich auch, was es bedeuten könnte, sich selbst zu genügen, emotional nicht abhängig zu sein von anderen, die einem etwas geben sollen, was man dringend braucht.
Mein Ziel ist es tatsächlich auch, einmal dort hin zu kommen.
Da habe ich aber noch ein Stückchen Weg vor mir.

Solange der Schmerz über all die emotionalen Entbehrungen, die dadurch entstandenen Defizite (ich betrachte das auch als einen Teil von existenzieller Not) noch so präsent sind, ist es unendlich schwer, mit sich und der Welt im Reinen zu sein.
Und das ist m.M nach notwendig, um ein so allumfassendes und zufriedenes Gefühl in sich zu tragen.

An dieser Stelle bin ich oder auch andere noch Kind geblieben. Kinder sind, wie ich ja auch schon erwähnt habe, abhängig von Zuwendung und Liebe. Zumindest ist es eine Grundvoraussetzung dafür, dass sie später als gestärkte und gesunde Charaktere in die Welt gehen können. Und in dem Zusammenhang glaube ich auch, dass wenn diese emotionalen Grundbedürfnisse erfüllt wurden, sie sich tatsächlich auch als einen Teil des Universums, in dem sie einen festen und wichtigen Platz haben, sehen können.

Manchmal ist es mir übrigens aber auch möglich, irgendwo in der Natur zu sein und mich an der Schönheit zu erfreuen, dankbar zu sein, dass es sie gibt.

Ein Glücksgefühl entsteht bei mir immer, wenn ich am Meer bin. Das Meer und die Umgebung habe ich schon immer sehr geliebt.
Leider habe ich es schon 7 Jahre nicht mehr gesehen.

23.01.2011 16:26 • #10


Magda
Hallo

@Josephine: liest Du noch in Deinem Thread? Kannst Du etwas mit den Beiträgen anfangen, oder sind wir Dir zu weit abgedriftet?

@Sonnenblume:
Zitat von Sonnenblume20:
Solange der Schmerz über all die emotionalen Entbehrungen, die dadurch entstandenen Defizite (ich betrachte das auch als einen Teil von existenzieller Not) noch so präsent sind, ist es unendlich schwer, mit sich und der Welt im Reinen zu sein.
Und das ist m.M nach notwendig, um ein so allumfassendes und zufriedenes Gefühl in sich zu tragen.

An dieser Stelle bin ich oder auch andere noch Kind geblieben. Kinder sind, wie ich ja auch schon erwähnt habe, abhängig von Zuwendung und Liebe. Zumindest ist es eine Grundvoraussetzung dafür, dass sie später als gestärkte und gesunde Charaktere in die Welt gehen können. Und in dem Zusammenhang glaube ich auch, dass wenn diese emotionalen Grundbedürfnisse erfüllt wurden, sie sich tatsächlich auch als einen Teil des Universums, in dem sie einen festen und wichtigen Platz haben, sehen können.


Da stellst Du aber ein rigoroses Programm auf: Erst muß man den Schlüssel finden, und dann ist man wie im Märchen glücklich bis ans Ende seiner Tage?

Was mich betrifft, so bin ich meine Dissoziationen, meine Amnesien, meine sonstigen Schwierigkeiten (mit Menschen, natürlich) nicht losgeworden - ich glaube aber, ohne meine Verwurzelung in der außermenschlichen Welt wären meine Schwierigkeiten noch größer!

In vielen Kliniken gibt es auch schon Aufmerksamkeitsübungen oder Meditationsübungen als Bestandteil der Therapie, weil das oft ein guter Weg und eine Hilfe sein kann.

Ich sage nicht, daß das für Dich so sein muß - welcher Weg und welcher Schritt für Dich als nächstes dran ist, das ist ganz allein Sache Deiner eigenen Erfahrung. Aber Du kannst die Tür offenlassen - es gibt keinen Grund, sie durch eine rigide Theorie zuzuschlagen.

Zumal Du selbst sagst, daß Dir dieser Bereich nicht fremd ist:

Zitat von Sonnenblume20:
Manchmal ist es mir übrigens aber auch möglich, irgendwo in der Natur zu sein und mich an der Schönheit zu erfreuen, dankbar zu sein, dass es sie gibt.

Ein Glücksgefühl entsteht bei mir immer, wenn ich am Meer bin. Das Meer und die Umgebung habe ich schon immer sehr geliebt.
Leider habe ich es schon 7 Jahre nicht mehr gesehen.


Das geht mir genauso - ich bin froh, daß ich oft am Meer war, als ich das Geld und die Gelegenheit hatte - und bin noch immer glücklich mit den Erinnerungen ...

Liebe Grüße

Magda

24.01.2011 12:25 • #11


S
Zitat von Magda:
Da stellst Du aber ein rigoroses Programm auf: Erst muß man den Schlüssel finden, und dann ist man wie im Märchen glücklich bis ans Ende seiner Tage?

Ich glaube an dieser Stelle missverstehst Du mich völlig. Ich wollte damit sagen, dass es Menschen, die von Kindheit an gut emotional versorgt sind, es leichter haben, sich als einen Teil des Ganzen zu sehen.
Dass sie es leichter haben, sich selbst zu genügen, weil sie nicht in der großen Not sind, vom anderen etwas haben zu müssen.

Das ist zumindest meine Meinung.

Gefühle kann man zumindest erst mal nicht wegbeamen und ausschalten.

Und wenn sich jemand inmitten dieser großen Welt, die voller Menschen ist, einsam fühlt (was ich ja auch kenne), sich nirgendwo zugehörig fühlt, dann ist dieses Gefühl eben erst mal da (hat meistens ja auch seine Ursache in der Kindheit) und lässt sich durch vernünftiges Denken auch erst mal nicht abschalten. Und in dem Moment kann ich z.b. gar nicht spüren, dass ich ein Teil des Ganzen bin mit einem Platz in dieser Welt. In diesen Momenten löst auch die schöne Blume am Wegrand nichts positives in mir aus, den reinen Sauerstoff in der Luft kann ich nicht als wohltuend wahrnehmen, die gesamte Schönheit der Natur hat keine Farben mehr.

Ich bin bereits dabei, mir das anzuschauen. Mehr kann ich im Moment nicht tun, weil es sich nicht von heute auf morgen lösen lässt.

Zitat von sanduhr:
Jeder Organismus ist vollständig von diesen Dingen abhängig und kann Glück empfinden wenn all dies in ausreichendem Masse zu Verfügung steht und auch im Hinblick auf die Zukunft zuversichtlich sein kann dass dies auch so bleibt.

Der gesunde Organismus mit einer gesunden Seele ja, eine kranke Seele kann das nicht immer, das habe ich ja zuvor beschrieben.

Die Theorie klingt immer so leicht, die Praxis ist nicht immer so leicht umsetzbar.

Liebe Josephine, entschuldige, dass wir hier so abgeschweift sind. Ich hoffe, dass Du aus den Beiträgen auch etwas für Dich rausziehen kannst!

Jetzt überlasse ich den Thread wieder Dir.

25.01.2011 01:10 • #12


S
hallo,

Magda, ich empfinde eine unglaubliche Freude dabei, deine Beiträge zu lesen. Wundervoll wie du dich ausdrücken kannst !

Zitat von Magda:
Was mich betrifft, so bin ich meine Dissoziationen, meine Amnesien, meine sonstigen Schwierigkeiten (mit Menschen, natürlich) nicht losgeworden - ich glaube aber, ohne meine Verwurzelung in der außermenschlichen Welt wären meine Schwierigkeiten noch größer!


das bringt es auf den Punkt. Es geht hier darum, nicht mehr zu leiden als unbedingt nötig ! Das Gefühl Einsamkeit muss nicht sein, nicht in der Form dass es ein zusätzliches Problem darstellt.

liebe Grüsse, Sanduhr

29.01.2011 11:54 • #13


Magda
@Sanduhr, danke!

Ich glaube aber, Sonnenblumes Bemerkungen hierzu sind auch wichtig, weil sie weitverbreitete Schwierigkeiten aufzeigen.

Zitat von Sonnenblume20:
Ich wollte ... sagen, dass es Menschen, die von Kindheit an gut emotional versorgt sind, es leichter haben, sich als einen Teil des Ganzen zu sehen.


Mir scheint, besonders viele Menschen, die von Kindheit an emotional gut versorgt waren, dürften hier im Forum nicht anzutreffen sein.
Also ist es für uns nicht wichtig, was solchen für uns hypothetischen Menschen möglich ist, sondern was für uns möglich ist. Und da würde ich erst mal nichts ausschließen ...

Zitat von Sonnenblume20:
Und in dem Moment kann ich z.b. gar nicht spüren, dass ich ein Teil des Ganzen bin mit einem Platz in dieser Welt. In diesen Momenten löst auch die schöne Blume am Wegrand nichts positives in mir aus, den reinen Sauerstoff in der Luft kann ich nicht als wohltuend wahrnehmen, die gesamte Schönheit der Natur hat keine Farben mehr.


Das ist auch ohne Weiteres verständlich. Wenn Du unter Druck stehst und Dich dann noch weiterhin unter den Druck begibst, daß Du die Blume wahrnehmen solltest, dann funktioniert es nicht. Dann ist der Druck da und nicht die Blume.

Zitat von Sonnenblume20:
Ich bin bereits dabei, mir das anzuschauen. Mehr kann ich im Moment nicht tun, weil es sich nicht von heute auf morgen lösen lässt.


Und mehr solltest Du in diesem speziellen Punkt auch gar nicht tun. Die Tür offenlassen und den Druck rausnehmen. Dann hast Du die Chance, irgendwann, oder gelegentlich, durch die Tür zu fallen.

Liebe Grüße an alle

Magda

29.01.2011 14:05 • #14


A


Hallo Josephine,

x 4#15


S
hallo ihr beiden,

Zitat von Magda:
@Sanduhr, danke!

Ich glaube aber, Sonnenblumes Bemerkungen hierzu sind auch wichtig, weil sie weitverbreitete Schwierigkeiten aufzeigen.


Sonnenblume kann das nicht so wahrnehmen, du aber schon, dafür beglückwünsche ich dich ! Es ist der Schlüssel zum Glück wenn man zu schätzen weiss was man hat. Habt ihr vielleicht den Film Cast Away gesehn mit Tom Hanks. Der ist mit dem Flieger auf ner einsamen Insel abgestürzt und hatte da auch so seine Probleme. Als er dann nach Jahren gefunden wurde und wieder in die Zivilisation kam hatte er sich verändert. Er sah alles mit anderen Augen. Den Wert der Dinge, den Wert des Lebens usw. Ja so richtig harte Entbehrungen können sowas aus dir machen. In diesem Sinne ist Sonnenblume auf direktem Weg ins Paradies ;D

Zitat von Magda:
Zitat von Sonnenblume20:
Ich wollte ... sagen, dass es Menschen, die von Kindheit an gut emotional versorgt sind, es leichter haben, sich als einen Teil des Ganzen zu sehen.


Mir scheint, besonders viele Menschen, die von Kindheit an emotional gut versorgt waren, dürften hier im Forum nicht anzutreffen sein.
Also ist es für uns nicht wichtig, was solchen für uns hypothetischen Menschen möglich ist, sondern was für uns möglich ist. Und da würde ich erst mal nichts ausschließen ...


Meine Mutter hat mich in Liebe ersäuft ;D . Es war eine ziemlich eigenartige Konstellation. Ich wollte ihre Liebe nicht. Meine Eltern waren mir unsympathisch, beide, auch meine Schwester. Was auch immer sie mir geben wollten, ich wollte es nicht. Wahrscheinlich gibt es einen psychologischen Begriff dafür. In meiner Teen-Zeit war ich dann auch kaum mehr zu Hause. Blieb tagelang weg. Als ich volljährig war bin ich am ersten Tag ausgezogen.. Auch heute mag ich meine Eltern nicht, ich besuche sie nur aus Mitleid, lasse mir nichts anmerken. Das Leben geht weiter.. Liebe habe ich zwar gekriegt aber nicht von denen wo ich es mir gewünscht hätte. Damit kommt es wohl aufs gleiche raus. Emotional unterversorgte Kindheit ersten Grades. Ich bekenne mich ;D

man sieht sich, Sanduhr

02.02.2011 00:34 • #15

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