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Einsamkeit bringt mich um

K
Hallo,

ich denke der Titel sagt schon viel aus.

Ich bin jetzt so lange alleine ohne stabile Beziehungen, dass ich schon laut mit meiner Wand diskutiere, was definitiv so ungesund ist, wie es klingt.

Von meiner jahrelangen Clique habe ich einige unerwartete Messer in den Rücken bekommen, von meinem Ex und seiner Familie kamen noch ein paar in die Brust (woran ich wenigstens teilweise selbst schuld war, im Gegensatz zum anderen Fall) und seitdem ein Vertrauensproblem und auch nie wieder richtige Freundschaften/Beziehungen hingekriegt.

Habe mich in den letzten 10 Jahren zu einer Art Monster entwickelt, das sich nur noch selten und ungern im Spiegel ansieht, obwohl ich von Fremden immer noch positives Feedback kriege.

Es ist soviel passiert, was ich nicht rückgängig machen kann, mein stabiles Selbst ist zerfallen und ich weiß seitdem nicht mehr wer ich bin. Ein zurück habe ich versucht, das schaffe ich genausowenig, wie ein vorwärts.

Alles ist so schwer alleine, aber so wie ich geworden bin, ist es mit anderen auch schwer.

Danke fürs lesen
Kaddl

14.06.2022 21:55 • x 3 #1


Mit180gen0
@Kaddl Hey,schön, dass du dich hier öffnen magst und herzlich willkommen.

Hast du schon mal von Selbstliebe gehört? Wenn du dich selber nicht magst, mögen die anderen dich auch nicht.

Dafür gibt es Übungen und auch Meditation, ich könnte dir Mady Morrison oder auch Jan von Wille auf Youtube empfehlen.



Wer sich selber anlächeln kann, kann es bei anderen auch schaffen. Der Rest kann folgen.

Das sagt sich jetzt so leicht. Es wäre ein erster Schritt.

Vielleicht wäre es auch ratsam, wenn du dir ein(n) TherapeutIN suchst.

14.06.2022 22:16 • #2


A


Hallo Kaddl,

Einsamkeit bringt mich um

x 3#3


K
@Mit180gen0

ich bin seit 20 Jahren in Therapie, mal mehr mal weniger, aber es wurde insgesamt schlechter als es war.

Und mit dieser Lächel-Übung habe ich ein Authentizitätsproblem.

Und Selbstliebe kriege ich ohne geliebt werden nicht hin.
Selfcare, ok. Klappt ausser an bad days.

Aber ich habe einen tiefsitzenden Hass auf die Menschheit wegen diverser Geschichten gekriegt und der ist bisher unheilbar gewesen, da niemandem leid tut, was sie mir angetan haben, obwohl zu den Leuten gehören, die bei schweren Schicksalen in den Medien immer ach Gott, die armen Opfer von so grausamen Menschen kommentieren.

Entweder die machen das nur wegen der Außenwirkung oder die peilen nicht, dass sie genauso sind, wie die Täter in den Stories.
Therapeuten inklusive übrigens.

Ich bräuchte Leute, die ähnlich ticken, mit denen ich mich verstehe und das geht mit zerstörtem Selbst halt nicht irgendwie.

14.06.2022 22:37 • x 1 #3


Mit180gen0
Ich habe in meinen letzten Wochen - mittendrin im schönsten Burnout OHNE Therapie - ein paar Dinge gelernt. Es bringt nichts, zu erwarten, dass andere etwas tun oder lassen.
Ich war soooooo sauer auf meine Chefs, es bringt aber nichts.

Setz die Person(en) gedanklich auf einen Stuhl und sag ihnen, was du ihnen immer schon sagen wolltest. Schrei oder bewirf diese Person auf dem Stuhl.

Und dann muss gut sein.

Sonst geht es niemals vorwärts...

14.06.2022 22:43 • x 2 #4


K
@Mit180gen0 ja, werd ich versuchen, aber das hilft ja nicht dabei, neue Freunde zu finden...

14.06.2022 23:48 • x 1 #5


Mit180gen0
Zitat von Kaddl:
@Mit180gen0 ja, werd ich versuchen, aber das hilft ja nicht dabei, neue Freunde zu finden...

Eins folgt nach dem anderen... wer mit sich selber klar kommt, kommt er danach mit anderen klar.

15.06.2022 08:32 • x 1 #6


K
@Mit180gen0 ok, das war jetzt unironisch hilfreich. DANKE!

15.06.2022 08:40 • x 1 #7


G
Zitat von Kaddl:
Aber ich habe einen tiefsitzenden Hass auf die Menschheit wegen diverser Geschichten gekriegt und der ist bisher unheilbar gewesen, da niemandem leid tut, was sie mir angetan haben

Tja, ich mache der Menschheit auch einen Vorwurf, unzwar dass sie mich in so einem gestörten, finanziell schwachen und mitunter brutalen Umfeld hat aufwachsen lassen. Allerdings ist das eine unzulässige Verallgemeinerung meinerseits, denn es sind ja gar nicht alle Menschen dran schuld. Ich mein, wie kann man nur das meinen!? Das ist völlig ungerecht von meiner Seite aus. Da muss man aufpassen, sonst sammelt man unglaublich viel Schmerz an und endet als Misanthrop und Nihilist.

Ich denke, auch du könntest Gefahr laufen so zu enden, obwohl sich unser beider Trauma unterscheidet. Deins ist eher im Erwachsenenalter angesiedelt und meins im Kindes- und Jugendalter.

Ich selbst habe für mich den Grund gefunden, warum sich mein Trauma ereignet hat, unzwar weil wir uns als Gesellschaft nach wie vor in Klassen konstituieren. Somit reproduzieren sich die sozial schlechten Verhältnisse immer aufs Neue. Erst für eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen, kann das weitestgehend auflösen. Klar ist das so, dass es niemand richtig nachempfinden kann, was man durchgemacht hat, das schmerzt dann nochmal zusätzlich - aber dafür können die anderen nichts. Man kann nur nachempfinden, was man selbst kennt. Umgekehrt ist man es manchmal selbst, der nicht nachempfinden kann und tut damit anderen Unrecht.

Zitat von Kaddl:
Habe mich in den letzten 10 Jahren zu einer Art Monster entwickelt, das sich nur noch selten und ungern im Spiegel ansieht, obwohl ich von Fremden immer noch positives Feedback kriege.

Genauso ist das auch bei mir, eigentlich schon seit frühster Jugend an. Bei mir ging die Abneigung gegenüber mir selbst bis zuletzt soweit, dass ich das Gefühl hatte, mich im Spiegel nicht mehr erkennen zu können. Wenn das, was du siehst, zu schmerzhaft ist, besteht die Gefahr, dass es irgendwann zu anstrengend wird, diesen Schmerz zu ertragen. Und dann wirst du gleichgültig.

15.06.2022 09:10 • x 1 #8


K
Zitat von Grothszes:
Misanthrop und Nihilist.

Ja, da stehe ich grade mehr oder weniger.

Hatte jetzt auch etwas Zeit über @Mit180gen0 s Tipp nachzudenken, weiß beim besten Willen nicht, wie das in der Praxis umzusetzen ist.

15.06.2022 14:13 • #9


Mit180gen0
@Kaddl
Zitat von Kaddl:
weiß beim besten Willen nicht, wie das in der Praxis umzusetzen ist.


Ich wusste das am Anfang auch nicht. Aber was hatte ich zu verlieren und so habe ich es ausprobiert.

15.06.2022 14:31 • #10


K
@Mit180gen0 was genau, wie genau?
Ich komme bis Self Care und das mit ordentlich Überwindung.

15.06.2022 14:43 • #11


djamila
Zitat von Mit180gen0:
Setz die Person(en) gedanklich auf einen Stuhl und sag ihnen, was du ihnen immer schon sagen wolltest. Schrei oder bewirf diese Person auf dem Stuhl.

Diesem Rat kann ich nur Beipflichten . wie viele Zwiegespräche habe ich in den vielen Jahren geführt . Es braucht aber auch den Willen . Heilung braucht Zeit .

15.06.2022 14:50 • x 2 #12


G
Zitat von Kaddl:
Ich komme bis Self Care und das mit ordentlich Überwindung.

Self-Care kriege ich persönlich auch nur begrenzt hin. Da ist etwas in mir, das fundamental kaputt ist in Bezug auf mich selbst. Es ist dieser Stolz, ein eigener Mensch zu sein. Dieses Es-sich-wert-sein, das gar nicht mehr oder nur noch rudimentär in mir existiert. Ich stelle mir vor, dass dies wortwörtlich neurologisch in mir kaputt ist. Aber ist das nicht etwas, das man durch Therapie wieder erlernen kann? Ich weiß es nicht. Jedenfalls beruht darauf oftmals meine Antriebslosigkeit. Ich bin einfach ein gebrochener Mensch.

Zitat von Kaddl:
Ja, da stehe ich grade mehr oder weniger.

Vielleicht hilft es ja, ein Stück weit zu wissen, dass auch andere solche starke Schmerzen in sich tragen. Sicherlich ist es von Mensch zu Mensch nicht unbedingt vergleichbar, von woher der Schmerz kommt, aber andere haben ganz oder zumindest zum Teil aus dieser Misere wieder herausgefunden, die Welt zu verfluchen.

15.06.2022 14:55 • x 2 #13


K
Zitat von Grothszes:
Dieses Es-sich-wert-sein, das gar nicht mehr oder nur noch rudimentär in mir existiert.

Ja das ist was ich in dem Thread von @Meniken versucht habe auszudrücken:

Man muss es auch manchmal jemand anderem wert sein,wenn man selbst nicht weiter kann, was menschlich ist, und das bin ich nicht.

Und Therapeuten ist man es eigentlich auch nicht wert, also wie sollen die es authentisch vermitteln?

Man ist denen bestenfalls das Geld von der Krankenkasse oder das Privatvermögen wert, sonst wäre in den letzten 20 Jahren auch eine gute Therapieerfahrung bei mir dabei gewesen,vielleicht kriegen die geistig auch keinen anderen sinnvolleren Beruf hin.


Ich hab irgendwo noch ein Bingospiel mit den häufigsten Sätzen und Ausreden von Therapeuten warum die Therapie nicht klappt.
Wenn ich schon allein meinen Entlassbrief aus der Klapse lese.
Da steht drin, dass ich in einer WG wohnen würde, 5 Zeilen später, dass ich alleine wohne und lauter verletzender abgehobener falscher schei. und auf dem *beep* kann man dann

Wir haben zuviele Patienten um richtig zuzuhören (aber das Gehalt nehmen wir natürlich trotzdem)

Es liegt an der Patientin, sie hat sich unklar geäußert (was ich definitiv nicht habe) und es ist definitiv nicht unsere Schuld, weil wir NIE an etwas Schuld sind, was schief geht

und

machen Sie einen VHS-Kurs

ankreuzen. Den dritten Punkt kann man IMMER ankreuzen, zusammen mit

suchen Sie sich ein Hobby.

Sorry, aber 20 Jahre konsequent schlechte Erfahrungen mit Therapie muss man manchmal satirisch betrachten, sonst läuft man Amok (oder wünscht Putin viel Erfolg beim sich radiaktiv via Polen nach Deutschland durchzubomben).

Bestätigt meine Wertlosigkeit btw

15.06.2022 15:47 • #14


A


Hallo Kaddl,

x 4#15


Jedi
Zitat von Grothszes:
Es-sich-wert-sein, das gar nicht mehr oder nur noch rudimentär in mir existiert.

Dies sich wieder wert zu sein, sich seines Wertes bewusst zu machen u. dies so sein, wie man ist,
annehmen zu können, mit all seinen Anteilen, finde ich etwas elementares um ein Mensch zu sein ! - -
--------
Zitat von Grothszes:
Ich stelle mir vor, dass dies wortwörtlich neurologisch in mir kaputt ist.

Aber ist das nicht etwas, das man durch Therapie wieder erlernen kann?

Ja, dazu möchte ich Dich ermutigen u. auch viele andere, dies sich als eher schon kaputt wähnen.
Ich habe durch Gewalterfahrung in meiner Kindheit, auch lange geglaubt, meine Seele wäre kaputt,
doch das war sie nicht, sondern war mit diesen Erfahrungen nur zugedeckt u. es brauchte die Therapie,
um den dunklen Schleier über meine Ängste u. Traumata wegzuziehen.
---------
Zitat von Grothszes:
Ich bin einfach ein gebrochener Mensch.

Klingt schon so, nach Aufgeben ?
Doch ist es wirklich so ? - Diese Frage kam mir gerade so in den Sinn !
Ich kann es natürlich von außen nicht wirklich beurteilen, doch manchmal ist es eine Sicht u. Beurteilung,
die wir manchmal schon länger so in uns tragen u. dies bleibt oft unreflektiert.
Aber villt. hast Du dies aber schon einmal für Dich reflektiert ?
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Zitat von Grothszes:
Vielleicht hilft es ja, ein Stück weit zu wissen, dass auch andere solche starke Schmerzen in sich tragen.

Ja, dass kann es, weil man doch auch bemerkt, dass man nicht allein damit auf der Welt ist.
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Zitat von Grothszes:
von woher der Schmerz kommt, aber andere haben ganz oder zumindest zum Teil aus dieser Misere wieder herausgefunden,

Von woher der Schmerz kommt, ist sicherlich sehr unterschiedlich u. individuell, doch ich glaube daran u. nicht nur
durch meine eigenen Erfahrungen, dass es einen Weg aus der Misere gibt.
Es kann ein längerer Prozess u. Weg werden, doch wer ihn geht, wird positive Erfahrungen machen können.
Ich mache gerne hier Mut, sich diesem Prozess anzuvertrauen u. Schritt für Schritt seinen Weg zu gehen.
Rückschritte wird es geben, dies sind auch meine Erfahrungen, dann sich aber nicht entmutigen zu lassen u.
den eingeschlagenen Weg wieder aufnehmen u. dann weiterzugehen !

15.06.2022 16:05 • x 1 #15

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