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Einsamkeit und Selbstüberwindung

Z
Hier gibt es schon einige Threads mit ähnlich Inhalten - aber nicht ganz dem worauf ich hinaus will….

Ich fühle mich sehr häufig sehr einsam. Manchmal treffe ich mich mit Leuten, verbringe einen schönen Abend und komme dann nach Hause und falle in ein Loch. Fühle mich noch einsamer als vorher. Lange Zeit habe ich das so hin genommen und habe gedacht ich müsste mich nur mit mehr Menschen umgeben.

Ich habe immer wieder meine Eltern und Großeltern aus Kindertagen im Kopf die mir früher immer wieder nur gesagt haben “Du musst unter Menschen gehen. Du solltest nicht allein zu Hause bleiben.”

Jetzt habe ich etwas anderes festgestellt. Bei wurde eine mittelschwere Depression festgestellt. Niemand von den Leuten mit denen ich mich regelmäßig treffe weiß aber davon. Sie nehmen mich als starken und fröhlichen Menschen war.

Auch wenn ich innerlich traurig bin und erschöpft spiele ich offenbar unter Leuten eine Rolle.

Meine Glaubenssätze die mir im Wege stehen sind “Du darfst keine Last sein!” “Du bist nicht wichtig” “ Für dein Leid interessiert sich keiner” “Stell dich nicht so an”

Ich gehe mit den Menschen mit denen ich mich treffe also gar keine tiefere Beziehung ein…. Die Glaubenssätze stehen mir im Weg. Je schlechter es mir geht umso stärker werden die Glaubenssätze und umso weniger kann ich mich öffnen. Umso einsamer fühle ich mich und umso schlimmer wird die Phase. Ein richtig ätzender Teufelskreis.

Geht es hier jemandem genauso? Habt ihr Ratschläge, wie man sich über solche Glaubenssätze hinweg setzt? Wie man lernt sich zu öffnen?

31.03.2024 13:28 • x 10 #1


W
Yep, geht mir genauso.

Zitat von Zauberbienchen1:
“Du musst unter Menschen gehen. Du solltest nicht allein zu Hause bleiben.”

Wurde mir sooooo oft gesagt, sowohl von Verwandten, als auch von Therapeutischer Seite. Und irgendwann habe ich mich überwunden und es getan. Mittlerweile fällt es mir nicht sonderlich schwer, mich anderen Menschen zu öffnen, über meine Gefühle zu sprechen.
Allerdings mache ich es meist trotzdem nicht, weil ich halt immer nur die Erfahrung mache, das die Leute damit nichts anfangen können...

Zitat von Zauberbienchen1:
“ Für dein Leid interessiert sich keiner”

Genau das, ist für mich längst mehr als ein Glaubenssatz, eher eine feste Überzeugung.

Zitat von Zauberbienchen1:
Habt ihr Ratschläge, wie man sich über solche Glaubenssätze hinweg setzt?

Just do it. Die Frage die ich mir eher stelle ist, warum fällt es so schwer? Und, wie sinnvoll ist es völlig gegen meine Überzeugungen zu handeln?

31.03.2024 19:23 • x 3 #2


A


Hallo Zauberbienchen1,

Einsamkeit und Selbstüberwindung

x 3#3


HDD
Hallo,

Zitat von Zauberbienchen1:
Auch wenn ich innerlich traurig bin und erschöpft spiele ich offenbar unter Leuten eine Rolle.

Das geht vielen Leuten so. Wenn man das eigene komplizierte, widersprüchliche, schwer zu ertragende Innenleben nach außen kommuniziert, ist das für das Gegenüber anstrengend. Die meisten Leute haben nur begrenzt Kapazitäten und Motivation, sich das anzutun. Das Leben ist schon anstrengend genug.

Will man sich nicht (noch mehr...) isolieren, nimmt man darauf Rücksicht. Von daher ist das ein sinnvolles, normales Verhalten. Also mach dir nichts draus: Da bist damit nicht allein.
Zitat von Zauberbienchen1:
“Du darfst keine Last sein!”

siehe oben.
Zitat von Zauberbienchen1:
“Du bist nicht wichtig”

Sagen wir mal, deine Wichtigkeit für andere hält sich in Grenzen. Je nahestehender sie sind, umso wichtiger bist du für sie. Geht dir doch auch nicht anders?
Zitat von Zauberbienchen1:
“ Für dein Leid interessiert sich keiner”

Doch, schon. Aber was hilft es? Letztlich muss jeder mit seinen Problemen selbst fertig werden.
Zitat von Zauberbienchen1:
“Stell dich nicht so an”

Solche Äußerungen müssen nicht sein, sie zeugen von Herzlosigkeit bzw. davon, dass derjenige deine Lage nicht nachvollziehen kann.
Zitat von Zauberbienchen1:
Geht es hier jemandem genauso? Habt ihr Ratschläge, wie man sich über solche Glaubenssätze hinweg setzt? Wie man lernt sich zu öffnen?

Vielen Leuten hier geht es so.
Ratschläge:
- Es hinnehmen, akzeptieren, dass man so ist
- Versuchen, in kleinen Schritten etwas dagegen zu tun (aus dem Haus gehen, Leute kennen lernen...)
- Versuchen, sich selbst neutral zu beobachten (du bist nicht deine Gefühle, du hast nur diese Gefühle, sie gehen vorbei...)
- Andere Interessen entwickeln (müssen ja nicht unbedingt Leute sein, kann auch was Sachliches sein, die Umwelt, Politik, Sprachen, irgendwas, das Spaß macht)
- Nicht so viel grübeln. Deine Aufmerksamkeit auf anderes als dich selbst lenken.

Je krampfhafter du versuchst, dich zu öffnen, umso schwieriger wird das. Versuche, irgendwie locker zu werden, dann geht das von selbst. Mehr oder weniger. (Ich weiß, das klingt jetzt besserwisserisch. Tut mir Leid. Natürlich kannst du dich nicht so einfach locker machen. Das passiert dann, wenn du nicht mehr daran denkst).

Und fange möglichst bald damit an. Als Frau mit 33 hast du beste Voraussetzungen. Zuwarten macht sie nicht besser.

31.03.2024 21:49 • x 2 #3


ana67
Hallo @Zauberbienchen1
Ich lese dich ein wenig auch so, du hast Kontakte, aber diese helfen dir wenig bei deiner gefühlten Einsamkeit?
Und du wünscht dir neue Kontakte, Menschen die dich vielleicht besser verstehen und lesen können?

Als Mensch mit Depressionen (Angststörungen usw.) hat man es schwerer. Das ist für andere alles schwer greifbar und wenn wir nicht darüber reden, dann empfinden uns andere vielleicht als „etwas anders“, wissen aber nicht warum.

Ich fühle mich zeitweise nicht nur einsam, ich BIN einsam. Meine engste Familie besteht nur mehr aus meiner Mutter und für die sind Depressionen usw. „nichts“. Man müsste sich nur mehr bemühen …..

Ich bin sicher, viele von uns versuchen sich zu öffnen, bis man Erfahrungen macht die jegliches öffnen im Keim ersticken.

Wie du schreibst, du kennst diese Leitsätze schon so lange.
Und wie @HDD schreibt, man ist mit alledem nicht alleine. Ich denke auch es geht vielen so.

Ja, man müsste mehr tun, mehr unternehmen, mehr unter Menschen …..
Was aber wenn man die Arbeit gerade noch so halbwegs schafft, oder nicht mal mehr diese?

@Zauberbienchen1, die meisten von uns werden Rollen spielen, vor allem dort wo die „Wahrheit“ nicht erwünscht ist, dort wo erwartet wird dass wir funktionieren.
Mit Depressionen einen neuen Freundeskreis aufbauen stelle ich mir für mich fast unmöglich vor.
Hoffentlich hast du einige Menschen mit denen du dich halbwegs offen austauschen kannst.
Andere haben ja leider oft andere Probleme mit sich herum zu tragen.

Schaue dir vielleicht in Ruhe dein Umfeld an und überlege, wem du dich am besten anvertrauen könntest. Schritt für Schritt.
Wenn du das bei einem Menschen gut geschafft hast, dann folgen vielleicht weitere.
Feiertage sind leider oft besonders schwer, kommt alle gut durch diesen Tag.

01.04.2024 07:01 • #4


Fritz
Hi Zauberbienchen1
Erstmal willkommen.
Negative Glaubensätze haben wir so oft von den Erwachsenen gehört, dass wir es schließlich selbst glaubten.
Das kannst du nicht, dafür bist du zu dumm oder zu faul.
Meine Glaubenssätze die mir im Wege stehen sind.
“Du darfst keine Last sein!”
“Du bist nicht wichtig”
“ Für dein Leid interessiert sich keiner”
“Stell dich nicht so an”
So ein Schmarrn! Du bist doch sehr wichtig!
Versuche doch, dich von diesen alten, negativen Denkmuster zu befreien!

Versuch es mit Spiegelarbeit. (Z. B. 21 Tage Spiegelarbeit von Luisa L. Hay)
Wahrscheinlich musst du diese Übungen mehrmals machen, biss sie endlich wirken.
Schau diesem Menschen im Spiegel tief in die Augen und akzeptiere es, dass dich ein ein liebevoller und wertvoller Mensch anschaut.
Sprich zu ihm, Ich liebe dich, ich liebe dich wirklich.
Spiegelarbeit funktioniert, aber nicht von Heute auf Morgen.
Servus

01.04.2024 07:16 • #5


A
Hallo Zauberbienchen 1
Eine Rolle spielen.
Für mich spielt jeder Mensch eine Rolle,
allerdings eine wichtige Rolle für mein Leben.
Ich verstellte mich sehr lange Zeit,
hinter einer Fassade,
zeigte mich nicht so,
wie es in mir ausschaute,
weil ich mich dessen schämte.
Das verstellen ist mir zu anstrengend geworden
und für mich zu unehrlich.
Ich habe mich von einigen Freunden getrennt
und lebe nun gerne meine Wahrheit und Ehrlichkeit,
die auch darin besteht,
Termine abzusagen,
wenn es mir nicht gutgeht.
Und genau so wie ich andere behandele,
möchte auch ich behandelt werden.
Meistens gelingt mir das gut,
manchmal auch nicht.
Kommunikation, ehrliche,
ist für mich sehr bedeutsam.

01.04.2024 07:21 • x 2 #6


Pilsum
Guten Morgen Zauberbienchen.

Hier im Forum begrüße ich Dich. Zu Deinem Eingangstext fällt mir so einiges ein.
Möglicherweise helfen Dir meine Erfahrungen und Sichtweisen.

Zitat von Zauberbienchen1:
Ich habe immer wieder meine Eltern und Großeltern aus Kindertagen im Kopf die mir früher immer wieder nur gesagt haben “Du musst unter Menschen gehen. Du solltest nicht allein zu Hause bleiben.”


Da haben sie Dir meiner Ansicht nach einen sehr guten Rat gegeben. Ich möchte heute noch das
Gleiche empfehlen.

Zitat von Zauberbienchen1:
Auch wenn ich innerlich traurig bin und erschöpft spiele ich offenbar unter Leuten eine Rolle.

Daran sehe ich nicht Schlimmes. Im Grunde spielt jeder Mensch im Leben eine Art Rolle.
Egal, ob jemand schlecht oder gut drauf ist. Beobachte andere Menschen, wie sie sich verhalten und
was sie sagen. Dann erkennst Du sehr schnell dass die Menschen alle eine Rolle spielen.
Schlimm wird es besonders dann, wenn Ehepartner von einander nur ihre Rollen kennen und
es nicht schaffen, ihre echten persönlichen Gedanken kennenlernen.

Zitat von Zauberbienchen1:
Meine Glaubenssätze die mir im Wege stehen sind “Du darfst keine Last sein!” “Du bist nicht wichtig” “ Für dein Leid interessiert sich keiner” “Stell dich nicht so an”


Nicht nur Dir stehen innere Glaubenssätze im Weg. Glaubenssätze sind gedankliche Annahmen, die
uns manchmal helfen und manchmal behindern. Wir brauchen solche Glaubenssätze, um
uns durch das Leben zu steuern.

Haben wir viele hilfreiche Glaubenssätze in unserem Unterbewusstsein fühlen wir uns eher locker
und gut. Überwiegen die negativen Glaubenssätze, fühlen wir uns eher schlecht und können dadurch sogar
depressiv werden.
Das Gute ist.
Wenn wir davon überzeugt sind, dass uns ein Glaubenssatz behindert, können wir überprüfen, ob
dieser negative Glaubenssatz überhaupt einen Sinn ergibt. Falls nein, können wir
uns einen neuen, hilfreicheren Glaubenssatz ausdenken und diesen mit etwas Mühe langsam in
unser Unterbewusstsein einspeichern.


Ich komme einmal zu den von Dir aufgeführten negativen Glaubenssätzen.

“Du darfst keine Last sein!”
Warum und ab wann könntest Du für einen anderen Menschen zur Last werden?
Und können auch andere Menschen für Dich zur Last werden?

“Du bist nicht wichtig”
Für wen bist Du nicht wichtig?
Und warum bist Du für niemanden wichtig?

“ Für dein Leid interessiert sich keiner”

Warum interessiert sich niemand für Dein Leid?
Ist es eine Grundvoraussetzung, dass sich jemand mit dem Du Kontakt hast, sich dafür interessiert,
wie und warum Du leidest?

“Stell dich nicht so an”

Warum solltest Du es sich anstellen nennen, wenn Du doch berechtigte Sorgen und Bedenken in
Deinen Gedanken täglich mit Dir herumträgst?

Ich würde mich freuen, wenn Du zu jedem Deiner Glaubenssätze mal eine sachliche und auch für mich
nachvollziehbare Antwort schreiben könntest?

Zitat von Zauberbienchen1:
Habt ihr Ratschläge, wie man sich über solche Glaubenssätze hinweg setzt?


Ich befürchte, kein Mensch kann sich über seine eigenen Glaubenssätze hinwegsetzen.
Wir haben Glaubenssätze in unserem Unterbewusstsein, damit wir schnell wissen, wie wir uns im
nächsten Moment verhalten sollen. Das sind unsere persönlichen Regeln.
Das Wichtigste. Danach denken und leben wir jede Minute unseres Lebens.
Ich könnte auch sagen. Jeder Mensch ist - seine Glaubenssätze.

Das Entscheidende ist. Wenn Du für Dich entschieden hast, dass Dich ein Glaubenssatz immer wieder
behindert, dann denke Dir einen neuen Glaubenssatz aus.
Dieser neue Glaubenssatz sollte dann natürlich erst von Dir ausprobiert, also in der Praxis getestet werden.
Funktioniert der Glaubenssatz Deiner Meinung nach gut, sollte er dann in Dein Unterbewusstsein
eingespeichert werden.

Denn sonst wird es ja kein hilfreicher und positiver Glaubenssatz. Sonst wird es keine positive
persönliche Überzeugung.
Dieses Einspeichern solltest Du versuchen zu üben. Das kostet viel Zeit und eventuell auch
Denkkraft.
Jedoch es lohnt sich. Dadurch beginnst Du Dich ganz langsam zu befreien.

Zitat von Zauberbienchen1:
Wie man lernt sich zu öffnen?


Im Grunde ergibt sich das aus dem, was ich hier geschrieben habe. Wenn Du möchtest,
sage ich da noch einiges mehr dazu.

Viele Grüße
Bernhard

01.04.2024 10:09 • x 4 #7


ZeroOne
Hey @Zauberbienchen1 ,

ich finde deinen Post sehr interessant, da er viele Aspekte enthält (Freundschaften/Soziales, Depression, Glaubenssätze), die eine separate Würdigung verdienen, aber ebenso zusammenhängen.
Das war lange auch mein Thema - sehr, sehr lange. Eine schnelle und gute Antwort wird mir deshalb darauf kaum gelingen.

Zitat von Zauberbienchen1:
Manchmal treffe ich mich mit Leuten, verbringe einen schönen Abend und komme dann nach Hause und falle in ein Loch. Fühle mich noch einsamer als vorher.


Denkst du, dass dieses Loch nach dem Heimkommen dann eher Einsamkeit im Sinne von Leere/Alleinsein ist? Oder, weil du am Abend nicht den Menschen gezeigt hast und als dieser gesehen wurdest, der du bist?

Gehst du eher in Gruppen aus, oder mit einzelnen Personen?
Nach meiner persönlichen Erfahrung ist der Rahmen, sich zu öffnen, umso ungeeigneter, je mehr Personen es sind. Und darüber hinaus möchten die meisten Menschen (egal, ob Gruppe, oder einzeln) beim Ausgehen Kurzweil und angenehme Ablenkung vom Alltag erfahren und nicht mit schweren Themen des Gegenübers konfrontiert werden.

Ich bin der Meinung, dass sich richtige Freundschaften, in denen man sich öffnen und tiefer austauschen kann, entwickeln müssen - in einem Rahmen, der weit über den o.g. hinaus geht. Man sagt nicht umsonst, dass es oftmals schwieriger ist, einen wahren Freund zu finden, als einen Partner.

Ich habe das für mich u.a. mittels Realitätscheck gelöst, was Freundschaften betrifft. Für mich bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass man von ein und der selben Umgebung nicht alles erwarten kann.

Zitat von Zauberbienchen1:
Habt ihr Ratschläge, wie man sich über solche Glaubenssätze hinweg setzt? Wie man lernt sich zu öffnen?


Ich persönlich vertrete nicht die häufige Meinung, dass man Glaubenssätze auflösen kann. Was nach meiner Erfahrung aber gut funktioniert ist Reframing. Das wäre an sich schon ein größeres Thema für sich.
Hast du einen Therapieplatz gesucht, nachdem die Depression diagnostiziert wurde?
Ansonsten ist Reframing aber auch ein geeignetes Thema, wo man in Selbststudium mit entsprechender Literatur viel erreichen kann.

Glaubensätze werden (oft zurecht) als etwas schlechtes, destruktives dargestellt.
Man kann aber auch etwas positives darin sehen: sie können - in einem gewissen Rahmen - eine Schutzfunktion darstellen.

Nur auszugsweise ein paar Gedanken von mir dazu. Mehr würde den Rahmen sprengen.

01.04.2024 10:33 • x 4 #8


Schlüsselkind
Zitat von way2go:
Und, wie sinnvoll ist es völlig gegen meine Überzeugungen zu handeln?


Aus meinen Erfahrungen heraus, kann man anfangen sich bewusst andere Fragen zu stellen. Also, sich hier nicht fragen, ob eine Änderung meines eigenen Verhaltens überhaupt zum Ziel führen wird, sondern sich stattdessen besser fragen, wie kann ich mein Ziel stattdessen erreichen, welche neuen Wege gibt es?

Wenn ich merke, dass ich etwas bisher noch nicht erreichen konnte (unabhängig vom Lebensbereich), dann führt das aus meiner Sicht - rein rational gesehen - früher oder später immer irgendwann zur Erkenntnis, dass ich mein Handeln anpassen oder sogar komplett verändern muss, damit es irgendwann überhaupt klappen kann.

Das kann durchaus dann weiter motivieren, wenn man kleine Etappenziele erreicht hat. Einfach (wie so einiges im Leben), ist es gerade - emotional - natürlich nicht. Das fordert viel Geduld mit sich selbst und eine große Überwindung, dann auch mal etwas zu tun, was sich erst einmal vielleicht ungewohnt und daher total unangenehm für sich selbst anfühlt.

Zitat von way2go:
Allerdings mache ich es meist trotzdem nicht, weil ich halt immer nur die Erfahrung mache, das die Leute damit nichts anfangen können...


Dann sind es noch nicht die für Dich richtigen Menschen. Wenn es zwischenmenschlich passt, dann wird man Dir zuhören und versuchen Dich zu verstehen. Da lohnt sich dranbleiben, weiter neue Menschen treffen, trotz Rückschlägen, vielleicht mal an anderen Orten als bisher.

01.04.2024 11:25 • x 1 #9


Dys
Zitat von Zauberbienchen1:
Niemand von den Leuten mit denen ich mich regelmäßig treffe weiß aber davon. Sie nehmen mich als starken und fröhlichen Menschen war.

Vielleicht hilft da der Gedanke, was können Andere von mir wahrnehmen, außer Das wie ich mich zeige oder äußere?
Zitat von Zauberbienchen1:
Auch wenn ich innerlich traurig bin und erschöpft spiele ich offenbar unter Leuten eine Rolle.

Natürlich spielst Du eine Rolle. Nämlich Die die Du (vor)spielst.
Zitat von Zauberbienchen1:
Meine Glaubenssätze die mir im Wege stehen sind “Du darfst keine Last sein!” “Du bist nicht wichtig” “ Für dein Leid interessiert sich keiner” “Stell dich nicht so an”

Ob Deine Glaubenssätze zutreffend sein könnten, wirst Du vermutlich nur erfahren, wenn Du sie gegenüber Anderen mal thematisierst. Dazu braucht es aber eine Offenheit, zu der Du bereit sein müsstest und da nur Du deine Bekannten einigermaßen einschätzen könntest, was deren Reaktion sein könnte, ist es mir auch leider nicht möglich, Dir dazu etwas zu raten. Letztlich ist es eine Frage des Vertrauens und des Trauens, was ein gewisses Selbstvertrauen benötigt. Und welche Erwartungen Du gegenüber deinen Bekannten hegst.

01.04.2024 12:33 • #10


Momo58
Zitat von ZeroOne:

Gehst du eher in Gruppen aus, oder mit einzelnen Personen?
Nach meiner persönlichen Erfahrung ist der Rahmen, sich zu öffnen, umso ungeeigneter, je mehr Personen es sind. Und darüber hinaus möchten die meisten Menschen (egal, ob Gruppe, oder einzeln) beim Ausgehen Kurzweil und angenehme Ablenkung vom Alltag erfahren und nicht mit schweren Themen des Gegenübers konfrontiert werden.

Meine Erfahrung ist ähnlich, ich kann mich besser öffnen, wenn ich mich nur mit einer Person treffe oder etwas unternehme. Möglicherweise kannst du mit Menschen in Kontakt kommen, die ebenfalls Depressionen haben, z. B. in einer Selbsthilfegruppe, und dich dort öffnen.
Ich gehe 14-tägig in so eine Gruppe und eine Frau dort erzählte einmal etwas Interessantes. Es ging um die Erfahrung in Tageskliniken und sie meinte, sie fand die Erfahrung in der Tagesklinik gut und ihre besten Freundinnen, mit denen sie immer noch Kontakt hat, habe sie dort kennengelernt.

01.04.2024 17:01 • x 1 #11


Z
Danke für deine Antwort, Pilsum. Ich werde mal versuchen, deine Rückfragen zu beantworten.

Zitat von Pilsum:
Warum und ab wann könntest Du für einen anderen Menschen zur Last werden?
Und können auch andere Menschen für Dich zur Last werden?


Die Frage beantworte ich zwei geteilt - in Bezug auf die Familie und auf die FReunde.

Für meine Familie werde ich zur Last, sobald ich Wünsche oder Erwartungen und/ oder negative Gefühle äußere. Dies auch unabhängig davon, auf welche Art und Weise ich das jeweilige äußere (ruhig und gefasst, emotional und aufgewühlt, in der Situation oder mit kühlem Kopf).

Ich stamme aus einer großen Familie, mit mehreren Geschwistern, vielen Tanten und Onkels, Cousinen und Cousins und bin in einem Mehrgenerationenhaus mit meinen Großeltern, Eltern und Geschwistern aufgewachsen. „Familie“ und „Zusammenhalt“ sind große werte. Gleichzeitig gab es aber in meiner engsten Kernfamilie (Eltern und Geschwister) schon immer große Stressoren - Alk., Dro.sucht, Krebs, Pflegebedürftigkeit und viele Todesfälle in den letzten Jahren.

Ich bin diejenige, bei der es objektiv am besten läuft im Leben. Mir wurde die Rolle zugerodnet, der Fels in der Brandung zu sein, ruhig und gelassen meinen Weg zu gehen, selbstständig zu sein (d.h. Keine Probleme zu machen, um die man sich „auch noch“ kümmern müsste) und sich um die Chaoten der Familie zu kümmern.

Sobald ich den EIndruck erwecke, dass meine „Felsenhaftigkeit“ bröckelt gerät das Familiensystem in Panik. In dem Moment in dem ich nicht mehr ruhig und gelassen bin und den Eindruck erwecke, ich bräuchte Unterstützung gerät das Familiensystem ins Wackeln und alle kriegen Angst, dass sie ins Meer stürzen. D.h., ich werde ein Unsicherheitsfaktor und dadurch zur Last, dass ich an Stabilität und Verlässlichkeit verliere. Das kann dadurch verursacht werden, , das ich Überforderung äußere, negative Gefühle äußere oder zeige - also vermeintliche Schwäche zeige.

Diese familiäre Situation führt zu einer großen Stressbelastung bei mir.

In Bezug auf Freunde bin ich bisher sehr häufig zur Last geworden, wenn ich mich wirklich öffne und die Probleme mit denen ich familiär ausgesetzt bin adressiere. Ich habe die Erfahreung gemacht, dass Menschen in meinem Alter in der Regel keine Werkzeuge an der Hand haben um mit mir auf Augenhöhe meine Probleme wirklich zu besprechen. Das wiederum löst stress bei ihnen aus. Dieser Stress äußert sich dadurch, dass sie Dinge sagen wie „Mensch, jetzt weiß ich gar nicht mehr was ich sagen soll“ oder „Da kann ich dir auch nicht helfen“ und dann das Thema ablenken. Dadurch löse ich Stress bei den Menschen aus und werde zur Last. Deswegen habe ich mir auch angewöhnt, mich nicht mehr zu öffnen. Es brachte mir schließlich nichts außer angespanntes schweigen und hilflose und mitleidige gesichter.

Ich glaube aber, das ich jetzt älter werde und mehr Menschen in meinem Umfeld in der Lage sein könnten, mir mehr auf Augenhöhe zu begegnen. Daher ich suche ich nun nach Mitteln und wegen diese früher mal notwendigen und hilfreichen Muster zu durchbrechen.


Zitat von Pilsum:
Warum interessiert sich niemand für Dein Leid?
Ist es eine Grundvoraussetzung, dass sich jemand mit dem Du Kontakt hast, sich dafür interessiert,
wie und warum Du leidest?


Die erste Frage habe ich, denke ich, mit der obigen Antwort schon adressiert.

Zur zweiten Frage: Das braucht eine differenzierte Antwort: Nein, es ist nicht für alle Kontakte eine Grundvoraussetzung. Ich habe ja auch viele Kontakte gehabt in meinem Leben, in dem Interesse an meinem Leid überhaupt kein Thema war. Ich kannte es ja gar nicht, dass sich irgendwer dafür interessiert.

Nunmehr ist aber die Brücke zu meinem Ausgangsproblem zu schlagen: Obwohl ich Kontakte habe und pflege und mich austausche fühle ich mich nach treffen häufig einsam. Ich führe das mittlerweile darauf zurück, dass Teil dieser Kontakte eben nicht ist, dass ich mich wirklich öffnen kann. Das heißt, in Kontakten die mir bei dem Kampf gegen dies Einsamkeitsgefühle helfen könnten - ja, da wäre es schon ein Faktor, dass ich als ganze Person von Interesse bin. Also auch mein Leid.


Zitat von Pilsum:
Für wen bist Du nicht wichtig?
Und warum bist Du für niemanden wichtig?


Vielleicht muss ich das präzisieren: Wichtig ist schon, dass ich da bin (muss ja der Felsen sein). Aber nur wenn ich weiter aus stabilem Granit bin und nicht bröckel.

In meiner Familie gab und gibt es Probleme, die immer Vorrang davor hatte, sich um mich zu kümmern. Meine Probleme waren ja immer objektiv kleiner als die der anderen. Ich war immer gesund, gut in der Schule und Selbstständig. Meine Bedürfnisse, Gefühle und mein Wesen waren nicht so wichtig wie die der anderen, weil nicht auf den ersten Blick so existenziell und damit nicht priorisiert. Und da die Kapazitäten der Personen, die sich um mich hätten kümmern können schon aufgebraucht waren, ehe überhaupt der Gedanke auf mich kam, bin ich hinten rüber gefallen.

Mir ist neulich bewusst geworden, dass ich diese familiären Grundbedingungen auch auf meine Freundschaften übertrage. Ich konnte mir lange gar nicht vorstellen, dass ich überhaupt für irgendwen von Bedeutung bin. Das habe ich irgendwann etwas überwunden und habe erkannt dass ich schon Bedeutung bin aber nur wenn ich stark bin - also nicht als ganze Person.

Und jetzt bin ich an dem Punkt an dem mir auch das im Wege steht.


Zitat von Pilsum:
Warum solltest Du es sich anstellen nennen, wenn Du doch berechtigte Sorgen und Bedenken in Deinen Gedanken täglich mit Dir herumträgst?


Siehe oben.

Dieser Ansatz ist ebenfalls aus familiärem Vorleben entstanden. Objektiv gesehen war ich nie Dro.abhängig oder hatte Krebs, wie viele andere in meinem Umfeld. Das heißt, meine Sorgen waren nicht so existenziell wie die der anderen. Ich habe mich nie um mein Leben gesorgt. Das heißt meine Sorgen und Bedenken sind objektiv kleiner gewesen als die der anderen.

Mir diesen Satz anzueignen, war auch ein Weg, damit klar zu kommen, dass keine Kapazitäten hatte sich um mich und meine Sorgen zu kümmern. Wenn ich mir selber sage, dass mein Leid nicht so groß ist, kann ich es auch alleine tragen. Wenn ich sie so groß anerkenne wie sie sind, brauche ich Tragehilfe. Die - so habe ich erfahren - ist für mich aber nicht so leicht zu bekommen.


Ich bin grade also an dem Punkt, an dem ich erkannt habe, dass mir derartige Sätze im Weg stehen und ich etwas ändern möchte.

Ich suche Rat Erfahrungen von anderen die mir vielleicht etwas helfen könnten. Vielleicht sogar wende ich mich das erste mal in meinem Leben so offen nach außen, wie ich es hier grade getan habe…. Deswegen schicke ich den Post jetzt auch schnell ab, bevor ich ihn wieder lösche.

01.04.2024 18:01 • x 1 #12


Z
Zitat von ZeroOne:
Denkst du, dass dieses Loch nach dem Heimkommen dann eher Einsamkeit im Sinne von Leere/Alleinsein ist? Oder, weil du am Abend nicht den Menschen gezeigt hast und als dieser gesehen wurdest, der du bist?

Gehst du eher in Gruppen aus, oder mit einzelnen Personen?
Nach meiner persönlichen Erfahrung ist der Rahmen, sich zu öffnen, umso ungeeigneter, je mehr Personen es sind. Und darüber hinaus möchten die meisten Menschen (egal, ob Gruppe, oder einzeln) beim Ausgehen Kurzweil und angenehme Ablenkung vom Alltag erfahren und nicht mit schweren Themen des Gegenübers konfrontiert werden.

Ich bin der Meinung, dass sich richtige Freundschaften, in denen man sich öffnen und tiefer austauschen kann, entwickeln müssen - in einem Rahmen, der weit über den o.g. hinaus geht. Man sagt nicht umsonst, dass es oftmals schwieriger ist, einen wahren Freund zu finden, als einen Partner.


Vom Alleinsein kommt es nicht. Ich kann gut allein verreisen oder Dinge unternehmen und mich dabei gut fühlen (außer vielleicht jetzt grade in dieser fiesen Episode….).

Es kommt also daher, dass ich mich nicht richtig mitteilen kann und mich so nicht tatsächlich als ganze Person gesehen fühle. Manche Treffen sind für mich eher so dass ich das Gefühl habe, immer mehr Pakete von anderen anzunehmen und keins abzulegen - irgendwann also überladen zu werden.

Ich bin immer eher mit Einzelpersonen ausgegangen, weil Gruppengespräche mich sehr stark fordern. Im Moment versuche ich es aber auch manchmal in Gruppen. Aber grade die Gruppensituationen lassen mich danach gerne in ein Loch fallen.
Zitat von ZeroOne:
Ich persönlich vertrete nicht die häufige Meinung, dass man Glaubenssätze auflösen kann. Was nach meiner Erfahrung aber gut funktioniert ist Reframing. Das wäre an sich schon ein größeres Thema für sich.
Hast du einen Therapieplatz gesucht, nachdem die Depression diagnostiziert wurde?
Ansonsten ist Reframing aber auch ein geeignetes Thema, wo man in Selbststudium mit entsprechender Literatur viel erreichen kann.


Mit dem Reframing werde ich mich mal beschäftigen. Danke dafür!

01.04.2024 18:09 • x 1 #13


Z
Zitat von way2go:
Just do it. Die Frage die ich mir eher stelle ist, warum fällt es so schwer? Und, wie sinnvoll ist es völlig gegen meine Überzeugungen zu handeln?


Ich glaube, es fällt so schwer, weil viele Glaubenssätze früher einmal hilfreich - wenn nicht gar überlebenswichtig - waren. Wir haben irgendwann gelernt, dass ein bestimmtes Verhalten einen Effekt erzielt, der uns kurzfristig in einem bestimmten Umfeld hilft. Wenn das nur lange genug passiert, bildet sich daraus irgendwann eine Überzeugung. Aus dieser Überzeugung wir ein bestimmtes Verhaltensmuster dass sich dann auch auf Lebenssituationen überträgt, die nichts mit dem ursprünglichen Auslöser zu tun haben. Etwas ursprunglich hilfreiches wird zur Last.

Wenn man aber nun versucht dem Hirn klar zu machen, dass diese Grundüberzeugung jetzt aber mal weg muss wird es sich natürlich mit Händen und Füssen wehren. Früher war es ja mal potenziell gefährlich sich anders zu verhalten… Das macht es so schwer und langwierig….

Wenn dir deine Überzeugung nicht den Alltag und deine Lebensqualität durchtrieben ist es sicherlich nicht so notwendig dich davon zu lösen. Wenn das aber doch der Fall ist kann es vielleicht sogar selbstzerstörerisch werden an Überzeugungen festzuhalten, die kontraproduktiv sind.

Letzteres ist wohl grade bei mir der Fall. Mir stehen meine Überzeugungen im Weg. Deswegen ist es schon sinnvoll gegen diese ausgewählten Überzeugungen zu handeln. Andere, gute Überzeugungen wiederum möchte ich schon gerne behalten.

01.04.2024 18:27 • x 1 #14


Pilsum
Hallo Zauberbienchen,

so langsam scheine ich ein wenig zu verstehen, was bei Dir Stress auslöst.

Zitat von Zauberbienchen1:
Für meine Familie werde ich zur Last, sobald ich Wünsche oder Erwartungen und/ oder negative Gefühle äußere.


Das verstehe ich nicht. Was ich verstehe ist, dass ihr in einem sehr großen Familienverbund lebt.
Und wenn ich das richtig verstehe, versucht Dich Deine Familie schon seit Jahren in eine Helfer- und
Unterstützerrolle hineinzuschieben.

Zitat von Zauberbienchen1:
Ich stamme aus einer großen Familie, mit mehreren Geschwistern, vielen Tanten und Onkels, Cousinen und Cousins und bin in einem Mehrgenerationenhaus mit meinen Großeltern, Eltern und Geschwistern aufgewachsen. „Familie“ und „Zusammenhalt“ sind große werte.


Für wen sind Familie und Zusammenhalt große Werte. Mehr für Dich oder eher für die anderen
Familienmitglieder?

Zitat von Zauberbienchen1:
Ich bin diejenige, bei der es objektiv am besten läuft im Leben. Mir wurde die Rolle zugerodnet, der Fels in der Brandung zu sein, ruhig und gelassen meinen Weg zu gehen, selbstständig zu sein (d.h. Keine Probleme zu machen, um die man sich „auch noch“ kümmern müsste) und sich um die Chaoten der Familie zu kümmern.


Ich sehe das gar nicht so, dass Du die Rolle Fels in der Brandung haben sollst. Ich sehe es ehern so, dass
Du die Rolle der Kümmerin und derjenigen übernehmen sollst, die die angeblich Schwachen immer
unterstützen soll und ihnen helfen soll.
Falls das so ist, wäre dies Dir gegenüber nicht fair. Du bist doch nicht die, die ständig die anderen
unterstützen muss. So verstehe ich Familie nicht.
Das ist wohl klar, dass Du Dich in einer solchen Rolle nicht wohl fühlst.

Zitat von Zauberbienchen1:
Dies auch unabhängig davon, auf welche Art und Weise ich das jeweilige äußere (ruhig und gefasst, emotional und aufgewühlt, in der Situation oder mit kühlem Kopf).


Nachdem Du das jetzt einige Jahre gemacht hast, wird das jetzt immer weiter von Dir erwartet.
Vermutlich hilft hier nur eins. Immer häufiger solltest Du mal lernen Nein zu sagen.
Es geht nicht an, dass man sich eine Person ausguckt, die man benutzt, damit möglichst eine
gute Familienstimmung erzeugt wird.
Wer eine solche Harmonie braucht, der soll dafür etwas tun, es aber nicht immer von Dir erwarten.

Zitat von Zauberbienchen1:
In Bezug auf Freunde bin ich bisher sehr häufig zur Last geworden, wenn ich mich wirklich öffne und die Probleme mit denen ich familiär ausgesetzt bin adressiere.


Ich denke, dass ist auch nicht so einfach. Menschen haben häufig keinen Draht zu anderen und
wenig Verständnis für andere. Im Grunde sins ind leben wir Menschen überwiegend egoistisch.
Deshalb halte ich das Verhalten welches Du hier ansprichst gar nicht mal für so außergewöhlich.
Ich sehe es aber nicht so, dass Du für andere in dem Moment zur Last wirst. Sie haben leider nur wenig
Interesse daran mit Dir über diese Themen zu reden. Viele wissen auch wirklich nicht, wie man
solche Situationen verbessern könnte.

Zitat von Zauberbienchen1:
Dieser Stress äußert sich dadurch, dass sie Dinge sagen wie „Mensch, jetzt weiß ich gar nicht mehr was ich sagen soll“ oder „Da kann ich dir auch nicht helfen“ und dann das Thema ablenken.

Was sollen sie denn sonst sagen? Du kannst hier höchstens erkennen, wie oberflächlich viele
Menschen leben. Versuchst Du mit ihnen ein bisschen in die Tiefe zu gehen, fühlen sie sich überfordert und
versuchen das Thema zu wechseln.

Zitat von Zauberbienchen1:
Dadurch löse ich Stress bei den Menschen aus und werde zur Last.

Ein einigen Stellen verstehe ich Dich nicht. Du löst doch dadurch bei anderen keinen Stress aus.
Und Du wirst ihnen schon gar nicht zur Last.

02.04.2024 14:38 • x 2 #15


Z
Zitat von Pilsum:
Ein einigen Stellen verstehe ich Dich nicht. Du löst doch dadurch bei anderen keinen Stress aus.
Und Du wirst ihnen schon gar nicht zur Last.

Woher weißt du das?

Ich habe schon das Gefühl dass ich so zur Last werde….


Zitat von Pilsum:
Du bist doch nicht die, die ständig die anderen
unterstützen muss. So verstehe ich Familie nicht.


Ich würde es mir auch anders wünschen. Das wird von mir aber verlangt. Und dummerweise habe ich diese Rolle ja auch lange ausgefüllt - bis ich das Weite gesucht habe.


Zitat von Pilsum:
Für wen sind Familie und Zusammenhalt große Werte. Mehr für Dich oder eher für die anderen
Familienmitglieder?


Für mich auch. Ich wohne ja allerdings auch nicht mehr daheim. Ich bin die einzige die weit weg gegangen ist und allein wohnt und sich unabhängig gemacht. Das führt aber dazu dass der Kontakt zu mir gehalten wir wenn ich Gut-Wetter mache und wenn es mir nicht gut geht meldet sich keiner mehr.

Wenn ich mal reden will heißt es „lass uns doch mal über was schönes reden“ „Um über Krankheiten zu reden bist du zu jung“

Mir ist Familie also wichtig, ich kann es aber nicht haben und habe mir so einen anderen Weg gesucht. Aber jetzt werde ich ausgeschlossen weil ich das mache.

02.04.2024 19:19 • x 1 #16


Z
Zitat von Pilsum:
Für wen sind Familie und Zusammenhalt große Werte. Mehr für Dich oder eher für die anderen
Familienmitglieder

Zitat von Pilsum:
Was ich verstehe ist, dass ihr in einem sehr großen Familienverbund lebt.

Vielleicht muss ich noch einen Aspekt ergänzen… Ich lebe nicht mehr mit der Familie zusammen. Ich bin die einzige, die ihre Sachen gepackt hat und gegangen ist. Einfach, weil mir alles zu viel wurde und ich das Gefühl hatte runter in die Tiefe gezogen zu werden wenn ich mich nicht in Sicherheit bringe.

In den letzten Jahren sind auch 4 Personen aus meiner engsten Familie gestorben und damit einher gingen viele Streitigkeiten, so dass sich der enge VErbund ziemlich aufgelöst hat.

Die übergebliebenen Familienmitglieder finden es aber ultimativ doof dass ich weg gegangen bin. Sie wollen immernoch, dass ich ihre Probleme löse und für sie da bin. Sind beleidigt, wenn ich es nicht bin.
Das führt dazu, dass der Kontakt zu mir gehalten wir, wenn ich bereit bin den regeln zu folgen - also stützend zu sein - und wenn ich das grade nicht kann, weil es mir nicht gut geht kümmert sich keiner und findet ausreden warum grade keine Zeit für mich ist.

Mir ist nach wie vor Familie aber unfassbar wichtig. Der Gedanke daran den Kontakt abzubrechen fühlt sich an als würde ich planen mir ein Bein abzuschneiden.

Zitat von Pilsum:
Falls das so ist, wäre dies Dir gegenüber nicht fair. Du bist doch nicht die, die ständig die anderen
unterstützen muss. So verstehe ich Familie nicht.


Ja… ich finde es auch nicht fair. Aber das sind halt die vorhandenen Rahmenbedingungen.

Mein Verstand weiß ja dass das alles anders sein sollte als es ist und das es auch Menschen gibt, die anders funktionieren. Meine Psyche ist aber immer noch auf die familiären Verhältnisse geprägt.
Ich fühle mich so Allein-gelassen. Da ich mich aber nicht als Opfer sehen will, will ich Wege finden, wie ich das wieder in die Hand nehmen kann und mir ein Umfeld zu schaffen kann, in dem ich nicht so allein gelassen werde.

02.04.2024 20:40 • #17


Pilsum
Zitat von Zauberbienchen1:
Woher weißt du das?

Ich habe schon das Gefühl dass ich so zur Last werde….


Du sprichst von einem Gefühl. Ich kann natürlich nicht sagen, dass Dich Dein Gefühl täuscht.
Möglicherweise bist Du eine sensible Frau. Vielleicht eine Frau, die etwas mehr Wärme braucht,
um sich akzeptiert fühlen zu können.

Zitat von Zauberbienchen1:
Ich würde es mir auch anders wünschen. Das wird von mir aber verlangt. Und dummerweise habe ich diese Rolle ja auch lange ausgefüllt - bis ich das Weite gesucht habe.


Darf man dass denn von Dir verlangen? Bei vielem, was Du schreibst, habe ich das Gefühl.
Du solltst Dich häufiger mal etwas abgrenzen. Immer mal Nein sagen. Ich kann es natürlich leicht sagen.
Das zu machen ist dann schon etwas schwieriger.

Zitat von Zauberbienchen1:
Das führt aber dazu dass der Kontakt zu mir gehalten wir wenn ich Gut-Wetter mache und wenn es mir nicht gut geht meldet sich keiner mehr.


Ich sehe so etwas eigentlich anders. Ob Familie oder Freunde. Fast immer ist es so. Fast immer passiert
heutzutage folgendes. Wenn man sich bei Freunden und Verwandten nicht meldet, melden sie sich leider
auch nicht. Was die Menschen heute für ein Verständnis haben, wie Beziehungen gehalten werden,
verstehe ich manchmal nicht.

Zitat von Zauberbienchen1:
Wenn ich mal reden will heißt es „lass uns doch mal über was schönes reden“ „Um über Krankheiten zu reden bist du zu jung“


Was Du hier wiederholt erwähnst, verstehe ich bisher allerdings auch nicht. Du wirst doch von den
Menschen akzeptiert. Warum wollen sie mit Dir nicht über bestimmte Sachen reden?

Zitat von Zauberbienchen1:
Mir ist Familie also wichtig, ich kann es aber nicht haben und habe mir so einen anderen Weg gesucht. Aber jetzt werde ich ausgeschlossen weil ich das mache.


Woran machst Du das fest, dass Du ausgeschlossen wirst. Hast Du vielleicht eine etwas sehr hohe
Erwartung an andere Menschen? Was genau sollen sie machen, damit Du Dich wohl fühlst?

02.04.2024 20:55 • x 4 #18


Pilsum
Zitat von Zauberbienchen1:
Mein Verstand weiß ja dass das alles anders sein sollte als es ist und das es auch Menschen gibt, die anders funktionieren. Meine Psyche ist aber immer noch auf die familiären Verhältnisse geprägt.


Das versuche ich zu verstehen. Du sagst ja wiederholt, die Familie ist Dir besonders wichtig.
Das darf ja auch so sein.

Zitat von Zauberbienchen1:
Mir ist nach wie vor Familie aber unfassbar wichtig. Der Gedanke daran den Kontakt abzubrechen fühlt sich an als würde ich planen mir ein Bein abzuschneiden.

Das klingt schon heftig. Du brauchst den Kontakt zu Deiner Familie aber gar nicht abzubrechen.

Zitat von Zauberbienchen1:
Ich fühle mich so Allein-gelassen.


Das ist ein Passiv-Satz. Du kannst nichts machen. Die Familienmitglieder sind wesentlich daran
beteiligt, dass es Dir manchmal schlecht geht.
Oder anders gesagt. Die Erwartungen, die Du an andere Menschen hast, werden meistens nicht erfüllt.

Wenn man Erwartungen an andere Menschen hat, kann man natürlich leicht enttäuscht werden.
Die anderen haben ja auch Erwarungen an Dich. Da steht es scheinbar 1:1 .
Eine Lösung scheint erst dann in Sicht zu sein, wenn eine Partei sich grundlegend eine andere Meinung
zulegt. Jetzt steht es offensichtlich:
Verwandte gegen Zauberbienchen, 5:1 für die Verwandten. Was denkst Du sollte passieren, dass das Spiel
mindestens unentschieden ausgeht?

Zitat von Zauberbienchen1:
Da ich mich aber nicht als Opfer sehen will, will ich Wege finden, wie ich das wieder in die Hand nehmen kann und mir ein Umfeld zu schaffen kann, in dem ich nicht so allein gelassen werde.


Das Du versuchst neue Wege auszuprobieren finde ich ausgesprochen gut.

Falls Du noch Lust hast, dann lass uns mal über die Probleme sprechen, die Du erkennst,
wenn Du mit Bekannten und Freunden zusammen bist.

Deine Formulierung, in dem ich nicht so allein gelassen werde, halte ich für wenig brauchbar.
Das ist wieder eine Sichtweise, bei der Du davon sprichst, dass Du passiv bist und andere etwas mit Dir machen.

Kontakte zwischen Menschen laufen aber immer so, dass es überwiegend ein Geben und Nehmen ist.
Wenn Du Interesse daran hast, dann sollten wir uns mehr darüber unterhalten, wie Du erfolgreicher
mit anderen Menschen kommunizieren kannst. Und dadurch zu mehr Zufriedenheit gelangst.

03.04.2024 15:55 • #19


A


Hallo Zauberbienchen1,

x 4#20


Suuper
Ich denke die Beste Hilfe ist es mit Menschen zu sprechen die auch an Depression haben. Die verstehen von was du sprichst. Aussenstehende haben oft nicht den Blick dafür.
Eine Selbsthilfegruppe wäre schon mal ein erster Schritt. Im laufe der Zeit könnte sich eine neue Beziehung zu deiner Familie entwickeln. Eine die dich schützt. Wie sieht's mit einer Therapie aus?
Die Einsamkeit obwohl man gar nicht alleine ist kenne ich. Das Problem an der Depression ist, das sich diese negative Gefühlslage ständig wiederholt. Das können Aussenstehende kaum nachvollziehen und es überfordert sie einfach, so das sie das nicht mehr hören möchten. Glaub ich zumindest. Dann kommen Sätze wie, Reiss dich zusammen ist doch gar nicht so schlimm. Oder ähnliches. Ich denke jetzt bist du an dem Punkt deiner Entwicklung angekommen, an dem dein tiefes Ich, deine Psyche eine andere Familienbeziehung möchte und braucht. An dem Modell musst du nun basteln. Das muss sich aber entwickeln und dafür braucht es Zeit, viele Gespräche, über dich und deine Gefühle. Am besten wie gesagt in Entsprechenden Gruppen und eben Therapien.

04.04.2024 05:16 • x 4 #20

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