Hallo Charlotte,
ein erschütternder Bericht! Es tut mir unendlich leid.
Ich selbst hörte irgendwann - vor vielen Jahren - dass man EKT wieder anwendet. Jedenfalls glaube ich, dass man diese Therapieform eine Weile nicht mehr angewandt hat. Ich denke, jeder kennt Einer flog übers Kuckucksnest.
Kein Film hat mich derart geschockt! Wir mussten es uns in der Schule anschauen. Privat meide ich Gewaltfilme etc.
Ich recherchierte ein bisschen zum Thema damals. Es soll heute anders - gewissermaßen milder - sein.
Ich las von Leuten mit Gedächtnisproblemen.
Es gibt den - wie ich finde, sehr schönen - Film Veronika beschließt zu sterben. Es hat ein Happy-End... Dort kommen auch Elektroschocks vor. Ich habe mir den Film neulich nochmals angeschaut...
Was soll ich sagen, ich versuchte diese fast nur angedeuteten Episoden zu überspringen. Weil ich es für extreme Gewalt halte. Es grausam ist.
Du hast 13 Behandlungen bekommen? An einem Tag?
Mich macht es fassungslos und traurig. Depressionen können normal sein. Adäquate Reaktion auf Probleme. Jeder Mensch ist ab und zu tief deprimiert. Ich jedenfalls denke überwiegend, dass der Unterschied ein rein zeitlicher ist. Depressionen werden problematisch, schwierig auszuhalten, wenn sie nicht weg gehen, aufhören, besser werden.
Aber manchmal gibt es eben auch endlos lange Krisenzeiten. Und natürlich reagiert das Gehirn.
Aber was genau passiert - wir wissen es noch nicht und werden es vllt. nie herausfinden.
Elektroschocks anzuwenden, und zu hoffen, dass nur das, was Traurigkeit auslöst verschwindet, zerstört oder unmöglich gemacht wird... Was soll man dazu sagen?
Mein Leben ist seit einem Unfall auch schwierig geblieben. Immerhin habe ich den Uniabschluss noch geschafft. Aber anders als Du habe ich meine Eltern - beide starke Raucher - früh verloren. Schon im Studium...
Ich leide noch immer noch an Schmerzen, dank Folgeschäden sind sie zahlreich. Beruflich nutzte mir der Uniabschluss nie. Sozial bin ich - bis auf einen einzigen oberflächlichen Kontakt - völlig isoliert.
Wie könnte ich nicht depressiv sein? Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, es nicht zu sein. So einfach ist das.
Wir sind eine Leistungsgesellschaft. Jeder jagt dem maximalen Glück hinterher und versucht es zu erlegen.
Und ich habe anderen nichts zu bieten. Jedenfalls nicht das, was sie suchen. Denn sie suchen keine Freundschaft.
Dir scheint das Ganze in den 20ern passiert zu sein. Wie mir damals... Auch ich habe einen Schaden, den man bildlich nicht darstellen kann. Immerhin gibt es eine - den Ärzten unbekannte - schulmedizin. Behandlungsmethode. Ich fand sie nur zu spät - und rein zufällig.
Jedenfalls war der Schock damals riesig. Wenn man zusammenbricht kommt man ins Krankenhaus und man wird sich kümmern und ist geheilt. Diese Vorstellung hat man als junger, gesunder Mensch.
Und dann erlebt man, dass einem nicht geholfen wird, man von Ärzten teilw. beleidigt wird, als Fall für die Psychiatrie betitelt wird... Mit sterbenden Eltern... Mit BaföG, das auslief und ohne passende Diagnose nie verlängert worden wäre...
Diese 3 Min. Konsultationen bei Ärzten - die sich für die sozialen, beruflichen Folgen nicht interessieren und einen einfach nur los werden wollen. Man ist denen unangenehm - sonst nichts.
Ärzte, auch Psychiater, alle haben Mitgefühl für schwere Kindheiten, Unfälle, Krebs etc. Aber absolut keines für ärztliches Versagen...
Man ist als Patient versucht, alle Ärzte als einheitliche Gruppe zu sehen. Aber so ist es nicht. Chirurgen mögen meist keine Psychiater und umgekehrt. Nichtsdestotrotz - jeder Arzt ist in einer dominanten Position und Patienten haben zu gehorchen, alles zu glauben... Und schnell, es muss ja überall gehen. Andere Patienten warten schon...
So habe ich also in den 20ern meinen Glauben an die Fachkompetenz von Ärzten verloren und helfe mir im wesentlichen selbst. Dank Internet und mit Englisch bin ich gut gerüstet.
Deine Lage ist wirklich schwierig.
Spontan kam mir der Gedanke: Du kannst Dich weiterhin - immerhin - gut schriftlich ausdrücken. Ich denke, die Sprache ist Dir auch geblieben.
Wohnst Du immer noch bei den Eltern? Hast Du eine Lehre begonnen oder traust Du sie Dir auch nicht mehr zu?
Intellektuell oder psychisch oder wegen beidem?
Du erwähnst, dass Ärzte versuchen, die Ursachen in Deiner Kindheit zu sehen - niederträchtig natürlich...
Wie ist das Verhältnis zu den Eltern? Wenn die Kindheit schwierig war - hat es sich gebessert?
Du warst damals jung samt Gehirn. Ich wünsche Dir, dass das Gehirn sich weiter erholen kann und die Leistung sich verbessert.
Da Du so gut geschrieben hast, merkt man beim Lesen eigentlich nichts davon. Immerhin...
Es ist mega!, wirklich mega schwierig, so ein Desaster zu verarbeiten. Die Wut auf Ärzte dürfte grenzenlos sein...
Gut, dass Du Deine Geschichte geteilt hast. Gibt es vllt. Selbsthilfegruppen? Es würde Dich noch stärker machen.
Mir hast Du mit dem Beitrag auch geholfen. Ich war zwar nie in Versuchung - aber es verhindert sie perfekt.
Es gibt Nootropika. Substanzen, die die Leistungsfähigkeit des Gehirns steigern können sollen. Mit dem Stichwort könntest Du recherchieren. Sie dürften ungefährlich sein.
Ich wünsche Dir, dass es bergauf geht. Dass sich die Träume, die Du hast - zB Partnerschaft, Hobbys (Reisen? Sport?) erfüllen und Du froh bist oder wirst, am Leben zu sein. Es lohnt sich vielleicht schon, wenn Dir gelingt, einen richtig guten Freund (m/w) zu finden.
08.03.2023 09:08 •
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