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Ich bin geschieden, lebe mit meinem Kind allein.
Bis vor Kurzem war ich in einer neuen Beziehung mit einem Mann, der ebenfalls Vater einer gleichaltrigen Tochter ist.
Anfangs habe ich mich schwer getan, nach meiner Scheidung wieder neuen Mut zu fassen, habe mich hinter meiner Mutterrolle versteckt, wollte nicht, dass mein Kind noch einen Verlust erleiden muss und habe mich damals gesagt, ich involviere mein Kind nur, wenn ich sicher bin, dass es auch hält.
Ganz langsam haben wir uns angenähert, aber haben schnell gemerkt, dass es gut passt und die gleichen Erfahrungen uns zusammenschweissen. Es hat eine Weile gedauert, aber dann habe ich sehr viel Gefühl entwickelt, es fühlte sich an, als wäre man endlich angekommen. Auch ihm erging es so, wir fühlten uns wie Teenager, die Kinder verstanden sich ganz gut, und in den jeweiligen Familien passte es ebenfalls hervorragend. Gerade mein Kind fühlte sich pudelwohl.
Leider dauerte es nicht lang, und die Ex - mit der es bis dato sowieso immer wieder Probleme gab - machte es sich zur Aufgabe, ihn zerstören zu wollen. Es trudelten die ersten Anwaltsschreiben ein, sie zerrte meinen (Ex)Partner vor Gericht, wollte das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Tochter. Bis dato hatte er sein Kind im Wechselmodel betreut, mein Kind lebt bis auf 2 Wochenenden im Monat permanent bei mir.
In dieser Zeit veränderte er sich sehr. Er zog sich zurück, wurde verbittert, lang Nächtelang wach und grübelte, wollte ihr immer einen Schritt voraus sein, verlor den Glauben an Beziehungen und die Gesellschaft, fühlte sich ungerecht behandelt und suhlte sich in seiner Opferrolle. Er sagte alles fühle sich dumpf am, alles ist grau, er fühle nichts mehr, verlor das Interesse an S., lebte nur noch im Einzelkämpfermodus. Er redete nur über das eine Thema und ich versuchte, ihm so gut ich konnte zur Seite zu stehen. Versuchte zu vermittelt, was anfangs auch gut funktionierte - allerdings nur genau so lange, bis es eine Sache gab, mit der sie nicht einverstanden war, und der Kontakt daraufhin wieder abgebrochen wurde.
Er zog sich immer weiter zurück, ich nahm mich zurück und versuchte mich auf ihn und seine Lage einzustellen, bat ihn, sich Hilfe zu holen, da ich Angst hatte, dass er an diesem Konflikt zerbrechen würde.
Er suchte Hilfe bei einem Psychologen, was ihn noch mehr aufwühlte, richtig glücklich war er mit diesem wohl auch nicht.
Immer wieder hörte ich, dass ihm ein emotionales Burnout bescheinigt wurde, aber keine Depression, wie ich befürchtete.
Seine Gefühle wären weg, er hätte keinen Glauben mehr daran, dass Beziehungen tatsächlich ein sinnvolles Konstrukt sein könnten, sondern hatte Angst. Nie wieder wolle er von einer Frau so verletzt werden.
Ich stand weiter an seiner Seite, litt aber sehr unter der Situation, da ich permanent das Gefühl hatte, ich wäre eine Last und all die Probleme mit der Ex wären nicht, wenn es mich nicht gäbe. Er hatte seiner Tochter gegenüber immer ein schlechtes Gewissen, versuchte der perfekte Papa zu sein, jeder Aufenthalt wurde zum Highlight, alle Planungen drehten sich nur um das Kind. Ich fühlte mich wie das 5. Rad am Wagen. Kurz vor der Gerichtsverhandlung trudelte ein Gutachten ein, in dem die Tochter angab, traurig zu sein, wenn der Papa und ich uns küssten. Dass die Mama längst neu vergeben war und ein weiteres Kind erwartete, störte sie nicht, aber der Papa, dort ist alles problematisch. man muss dazu sagen, dass die Ex die Kleine ebenfalls permanent gegen mich und meinen Sohn aufhetzte, in dem sie mit der Angst der Tochter, ihren Vater zu verlieren spielte (Na was glaubst du, wo dein Papa ist, wenn du bei mir bist, der ist bei X, macht jetzt da auf Ersatzpapi, um dich kümmert er sich nicht. ). Damit traf sie natürlich voll ins Schwarze.
In den Augen der Tochter war sie immer die Verliererin, sie musste teilen, ihren Papa, ihre Grosseltern, ihre Cousins.
Mein Partner reagierte auf dieses Gutachten, in dem er mich einfach weniger küsste, es kam noch mehr Abstand zwischen uns rein, worunter ich sehr litt.
Sie verlor die Verhandlung, wurde zur Mediation verdonnert, die sie aber, nachdem mein (Ex)Partner einen weiteren Betreunungstag abgab, in der Hoffnung Ruhe zu haben, wieder abbrach.
Ruhe kam aber weiss Gott nicht hinein, sie stänkerte weiter nach allen Regeln der Kunst.
Die ganze Zeit über stand mein Partner unter enormen Druck, er lebte in einem Hamsterrad, was sich immer schneller drehte, Verpflichtungen, die immer mehr wurden, Nebenjobs, um den nun fällig werdenden Unterhalt finanzieren zu können, Stunden, die bis zum Erbrechen in der Woche geleistet wurden, in der die Tochter nicht bei ihm war um in der anderen Woche mehr Zeit für sie zu haben. Er grübelte weiter, war abwesend, schlief schlecht, überspielte jedoch vor anderen immer alles, machte auf Stimmungskanone. Nur ich wusste, wie es in ihm aussah und litt sehr unter der Situation, mitansehen zu müssen, wie er vor die Hunde geht.
Kurz darauf trennte er sich von mir, er könne nicht mehr. Er könne keine Beziehung führen.
Für mich brach eine Welt zusammen. Ich war am Boden zerstört.
Nach einer dreiwöchigen Pause näherten wir uns jedoch wieder an und kamen schliesslich wieder zusammen.
Leider setzte sich der Terror der Ex weiter fort.
Da das Vorhaben, das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu bekommen nicht funktioniert hatte, musste eine andere Taktik her - und das waren mal wieder wir, ich und mein Kind. Sie schürte den Hass gegen mein Kind, hetzte sie immer weiter auf, bis eines Tages der KO Satz kam, Papa, wenn X bei dir ist, möchte ich nicht mehr zu dir kommen.
Und wieder waren wir fortan bei sämtlichen Unternehmungen ausgeschlossen.
Dennoch hörte ich immer wieder, was er denn alles nicht für mich fühlen würde, und wie toll doch Freundschaft Plus sei, ich merkte die Abneigung gegenüber Frauen und Beziehungen, viele seiner Freunde erlebten ähnlich traumatische Dinge mit Frauen, sie wurden einfach ausgetauscht, vor die Tür gesetzt, es wurde verbittert um die Kinder gestritten.
Ich habe immer weiter gehofft, gekämpft, habe mir immer wieder gesagt, ich liebe ihn in dieser Phase einfach für uns beide, stehe an seiner Seite, bin für ihn da, stütze ihn.
Er hat weiter Mauern aufgebaut. Immer wieder viel erzählt, aber an mich an sich herangelassen hat er nie.
Im letzten Frühjahr hat er dann eine Art Lichtblick gehabt, gesagt dass er erkannt, hat, dass sich seine Ex nie ändern wird und er lediglich sein Leben selber in die Hand nehmen kann. Er wolle mich nie verlieren und endlich mit mir zusammenziehen.
Ich war gerührt, aber skeptisch, nicht sicher, wie lange diese Phase anhalten würde. hatte gehofft, dass sich nun auch am Verhalten endlich etwas ändern würde, wir uns mehr Paarzeit nehmen, die ich für so wichtig halte, aber die wir nie wirklich erleben konnten, weil es immer auf die Patchwork Situation und die Nebenjobs geschoben wurde.
Er wollte gerne so schnell wie möglich zusammenziehen, ich habe auf die Bremse getreten, weil ich nichts überstützen wollte.
Im Januar wurde es aber doch ernst, wir haben sein Haus umgebaut. Die Kinder haben voller Eifer bereits ihre neuen Zimmer gestrichen. in einem Winterurlaub, der eher durch krankheit geprägt war, standen plötzlich lappalienthemen im Mittelpunkt, die sich ändern müssten, damit ein Zusammeleben überhaupt umsetzbar wäre. Er zog sich an Kleinigkeiten hoch, reagierte mitunter respektlos. Ich bin der Meinung regeln festzulegen allein ist schwierig, weil das ganze ein Prozess ist, und sich einspielen muss. Das erfordert Rücksichtnahme auf allen Seiten, Kompromisse. Niemand hat gesagt, dass es leicht wird, aber es ist in meinen Augen alles machbar und muss sich einpendeln.
Doch ich habe gemerkt, wie er immer weiter unter Druck geriet, genervt war. Wieder in den Grübelmodus verfiel, nächtelang wachlag.
Und dann habe ich eines morgens eine Nachricht bekommen, dass ich helfen könne, wenn ich ihn aufgebe.
ich war geschockt, dass er alles hinschmeisst, gerade mit der Kinder, die beteiligt sind.
Er sagt er wäre unglücklich in seinem Hamsterrad, unglücklich mit seinem Leben. Er weinte viel. Er meinte er hätte erkannt, wie viel Leid er mir mit seiner fehlenden Emotionalität zufügen würde, und dass ich besser ohne ihn dran wäre. Es fühle sich falsch an, und geliebt hätte er mich sowieso nie. Er hätte immer versucht, dass die Gefühle wieder zurückkommen, und sämtliche Gefühle wären auch wieder da - eben nur nicht die für mich.
Ich bin am Boden zerstört. Ich habe ihn immer unterstützt, war immer für ihn da - und er lässt mich fallen.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Dauerstress mit seiner Ex ihm traumatisiert hat, er sämtliche negative Erfahrungen auf mich übertragen hat und das Thema noch lange nicht für ihn abgeschlossen ist, nicht so lange er diese Hassgefühle für sie hegt. Er hat sich erneut an einen Psychologen gewandt, der ihm wohl klar gemacht hat, dass es Schwachsinn wäre, dass die Fraue einen Kerl zum Psychologen schickt, nur weil die Liebe weg ist.
Für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich bin inzwischen ebenfalls am Ende, weine nur, fühe mich gedemütigt und verletzt über sein Verhalten. Und ich merke, wie sehr ich ihn nach wie vor liebe und ihn vermisse. Wie mein Kind darunter leidet.
Kennt jemand solch ein Verhalten? Gibt es irgendwann eine Chance, dass er wieder normal fühlen kann, oder werde ich immer die Frau sein, auf die all die Hassgefühle und Verbittertheit projeziert werden?